Textatelier
BLOG vom: 17.09.2010

Italienreise 1: Gestalterische Zypressen- und Pinien-Alleen

Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
 
Wer ein Land nach einer grösseren Zahl von Jahren wieder einmal besucht, findet oder erfindet es neu. Das mehr oder weniger gut bekannte Gebiet hat sich mehr oder weniger verändert, sicher aber auch der gereifte Besucher selber. Seine Wahrnehmung ist eine andere geworden. Und oft endet eine Reise auf der Suche nach verlorenen Paradiesen als Enttäuschung, weil man nicht fündig wird und die letzte Hoffnung stirbt. In Italien aber muss das nicht so sein, besonders in der Toskana mit ihren Zypressenflammen und Olivenbäumen; denn die auch von vielen Reben und Landgütern gezeichnete Landschaft ist relativ resistent gegen äussere Einflussfaktoren. Sie könnte von Malern des Quattrocento entworfen sein.
 
Bei unserer jüngsten Exkursion in die Toskana vom 05.09. bis zum 11.09.2010 sind mir die Aspekte rund um Wiederholungsreisen deutlich vor Augen geführt worden – und merkwürdigerweise vor allem die Sache mit meinem eigenen Empfinden. Letztmals reiste ich 1991 durch Nord- und Mittelitalien, eine selber zusammengebastelte ökologiekundliche Exkursion vor allem in die Po-Ebene und an die Adria mit Abstechern nach Ligurien, ins Piemont und in die Toskana; die Rückreise erfolgte damals durchs Südtirol.
 
Mein neuer, aktueller Eindruck aus der Toskana: Die Strassen haben sich vermehrt, sind gut unterhalten. Offenbar schenken auch die Maut-Gebühren auf 80 privatisierten, gebührenpflichtigen Autobahnen (etwa 6 Euro für 100 km mit PW) ein. Weil Italien eine Nation der Eigenheimbesitzer ist, gibt es kaum überproportionierte Wohnblöcke aus der Fertigfabrikation, sondern die Dörfer auf, an und unter den Hügeln mit den roten Rundziegeldächern sind zwar gewachsen, aber der Stil der Neubauten hat sich kaum verändert. Die ausgesprochen grobschollig umgepflügten Felder in der Ebene sind trostloser geworden; die Landschaft hat nach dem Zusammenbruch des Jahrhunderte alten toskanischen Agrarsystems der Mezzadria, der Halbpacht, erfahren, was eine maschinelle Bewirtschaftung bedeutet. Dies hat auch den Rebenanbau bis ins Brunello-Gebiet erfasst. Das traditionell reiche Gebiet ist sauberer geworden, indem überall verschiedenfarbige Abfallcontainer herumstehen, die sich einverleiben, was sonst irgendwo verloren wurde, kein Spur von den neapolitanischen Zuständen, die vor wenigen Monaten noch Schlagzeilen geboren haben. Und die aufgestellte, laute Art der Italiener ist erhalten geblieben; man schreit einander an, wenn man sich mag. Mich nimmt nur wunder, was man denn tut, wenn man sich nicht mag.
 
Die alten Bäume noch ...
Besonders angenehm berührte mich, dass die Landschaft, hat man die Lombardei einmal hinter sich gelassen und Umbrien und die Toskana erreicht, noch üppig mit Bäumen bestückt ist, vor allem natürlich mit den langlebigen, graugrünen Oliven- oder Ölbäumen (Olea europea), die mit zunehmendem Alter knorriger und schöner werden; wer das als Metapher mit Bezug aufs menschliche Leben verstehen will, darf das gern tun. Der Olivenanbau geht hier auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Die aus Nordamerika stammende Reblaus hat die seinerzeit noch viel ausgedehnteren Weinanbaugebiete dezimiert, worauf die Reben zum Teil durch Olivenbäume ersetzt wurden. Der Küche ist das daraus gewonnene Öl gut bekommen, besonders, weil die säurearmen „Extra-vergine“-Qualitäten die Speisen bekömmlich machen und fein parfümieren.
 
Auf den freundlicherweise nicht allzu hohen Feigenbäumen waren bei unserer Reise gerade die köstlichen Scheinfrüchte reif. Die Feigen verfärbten sich leicht ins Violette und stiessen sogar ein süsses Harz und einen milchähnlichen Saft aus, lebensfrische Delikatessen, die ich bei Cafaggio jeden Morgen zu einem neuen Start in den Tag mit allen Sinnen genossen habe.
 
Markant stehen die Zypressen und die Pinien mit dem gewaltigen Schirmen in der Landschaft, die vielerorts von ihnen geprägt wird. Immergrüne Steineichen (Quercus ilex) mit ihren ledrigen Blättern schlossen sich gelegentlich zu ganzen Wäldchen zusammen. Und viele Teile im Inneren der Toskana sind mit einem fast undurchdringlichen Gestrüpp versehen, das den Wildschweinen hervorragende Deckung garantiert, die aber dennoch oft den Jägern zum Opfer fallen, worauf man aus dem Studium der Speisekarten häufig schliessen kann.
 
Die Zypressenallee
Voller Begeisterung bin ich durch tunnelartige Alleen gefahren, die den Charakter von Strassen betonen und ganze Landschaftsbilder bestimmen. Bei uns in der Schweiz (Ausnahme: Wallis) mussten sie beim Anwachsen des Motorfahrzeugverkehrs einem fehlgeleiteten, eingeschränkten Verkehrssicherheitsdenken (Einengung des Strassenbereichs, Rutschgefahr wegen des Laubfalls, abbrechende Äste ...) weichen, als ob den Autofahrern gewisse Vorsichtsmassnahmen nicht zuzumuten wären. Verkehrssicherheit und Poesie schliessen sich vielerorts offensichtlich aus.
 
Die schönste, eindrücklichste Allee, die ich je gesehen habe, besteht aus 2 Reihen riesiger Zypressen auf einer Strecke von 4,962 km und befindet sich bei Bolgheri (Provinz Livorno), wo einst glanzvolle etruskische Geschichte geschrieben wurde: es ist die „Viale dei Cipressi“. Diese Zypressenallee ist im Gedicht „Davanti a San Guido“ von Giosuè Carducci (italienische und deutsche Fassung sind im Anhang wiedergegeben) besungen, der von 1838 bis 1848 in dieser Gegend lebte. Am einen Ende der Allee, einer Verbindungsstrasse zur Via Aurelia, führt ein Bogentor ins ziegelrote Burgstädtchen Bolgheri hinein, diesem ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Herrensitz der Grafen Gherardesca. Die Schatten spendende Allee bestand zuerst aus Pappeln, wie viele andere Alleen auch – Napoleon liess sie als Wegweiser pflanzen. Die Pappeln bei Bolgheri wurden bald einmal durch Zypressen, also markantere Bäume, ersetzt, aus denen die alten Römer einst Parfüms herstellten.
 
Säulenzypressen können selbst weitgehend ausgeräumte Landschaften kraftvoll gestalten, ob sie nun schnurgerade verlaufen oder gebogene Strassen begleiten. Ob wild herangewachsen oder nach geometrischen Ideen gepflanzt, empfinden wir die Symbolkraft der Bäume, die uns begleiten, die uns begleiten müssen, immer als wohltuend, weil wir ohne sie nicht auskommen. Sie beschenken, bereichern uns, und sie sind eine Lebensgrundlage auch für den Menschen, weshalb uns jedes Baumsterben denn auch besonders berührt.
 
Die Zypressenallee in der Toskana, die es zum Weltkulturerbe geschafft hat, ist davon ebenfalls bedroht, weil sich eine aggressive Pilzart eingenistet hat. Bereits 1991 musste ein Teil der rund 3000 Bäume, die bis 30 Meter hoch werden können, ausgewechselt werden. Sie waren keine Ausnahme; denn inzwischen ist angeblich rund die Hälfte der 4 Millionen Zypressen in der Toskana von dem Pilz befallen. Die tödliche Krankheit, die Zypressenkrebs genannt wird, beziehungsweise deren Verursacher, der Pilz Seiridium cardinale, wurde im Zweiten Weltkrieg durch Holzcontainer der US-Truppen eingeschleppt – wo immer sich amerikanische Truppen eingefunden haben, bleibt eine Spur von Verwüstung zurück, hier eine aussergewöhnliche Art von Kriegsschäden. Die kahl und struppig werdenden Baumriesen werden durch Baum-Neupflanzungen allmählich ersetzt, was der Geduld bedarf.
 
Etwa 30 Prozent der Bäume im Val D’Orcia sowie der Wälder um Siena vom Monte Oliveto Maggiore bis zum Chianti seien krank, war als Zitat von Giovanni Pacini, Verantwortlicher für Land- und Forstwirtschaft in der Provinz Siena, in der Zeitung „La Repubblica“ zu lesen. Auch in Griechenland wütet die Zypressenkrankheit. Es wird nun versucht, durch Klonung resistente Bäume heranzuzüchten, damit die Landschaftsbilder der Toskana und anderer Gebiete nicht verarmen. Gesunde Zypressen können im Normalfall lange Durstrecken ertragen und im Extremfall über tausend Jahre alt werden können, weil sie ausgesprochen langsam wachsen. Linné nannte die Mittelmeerzypresse denn auch Cupressus sempervirens, die immerlebende. Und möglicherweise verlängert sich sogar das Leben der Menschen, die ihren heilkräftigen Duft häufig einatmen dürfen.
 
Wer die Zypressenallee besucht, muss unter keinerlei Durst und Hunger leiden, denn gleich an ihrem unteren Ende neben der Allee ist die Osteria „San Guido“ (I-57022 Bolgheri) angesiedelt, wo grossartige Weine wie der berühmte Sassicaia anzutreffen sind. Wir haben dort festlich und zu einem anständigen Preis getafelt – von Meeresfrüchten über breite Nudeln an einer Sauce aus frischen Tomaten bis zu einem erstaunlich saftigen Kaninchenbraten, zweifelsfrei hausgemachten, olivenöligen Pommes-Chips und Curry-Huhn.
 
Kleinere Alleen findet man im Land Italien immer wieder – sie markieren die Zugänge zu feudalen Landsitzen ebenso wie Reichtum und Macht. Zu einer besonders eindrücklichen Pinienallee chauffierten uns Ursula und Fernand Rausser. Die Baumreihen, die einen regelrechten Tunnel, der sich dem Hügel anschmiegt, geschaffen haben, sind etwa 12 km von Venturina entfernt zu finden; nach Suvereto muss man dem Wegweiser Larderello folgen. Ich ersetzte das Fotografieren zum Teil durch das Auflesen der wunderschön geschnitzten, mehr als faustgrossen Zapfen, von denen jeder einzelne ein Kunstwerk ist.
 
„Bäume Träume Lebensräume“
Unsere Toskana-Reise erfolgte dank einer Einladung von Fernand und Ursula Rausser-von Allmen, die in ihrem Wegwarte Verlag, Bolligen BE, das Buch „Bäume Träume Lebensräume“ herausgegeben haben. Der berühmte Fotograf und Verlagsinhaber Fernand („Sepp“) Rausser präsentiert darin seine schönsten Baum-Aufnahmen, darunter mehrere Bilder aus der Toskana, wo das liebenswürdige Ehepaar ein wie aus der Landschaft herausgewachsenes Ferienhaus besitzt, eine nach allen Regeln traditioneller toskanischer Baukunst restaurierte Casa colnica mit Rundbögen und Rechtecken, gemauert aus örtlichen Bruchsteinen und mit einem Rundziegeldach versehen. Das Haus ist in eine weiche, hügelige Baumlandschaft (vorwiegend Oliven) hineinkomponiert. Süssmandelbäume, eine Bittermandel, Oleander, Feigen- und Granatapfelbäume, ein riesiger Rosmarinbusch usf. umgeben das Haus, in dessen Nähe Wildschweinspuren und Jagdpatronen anzutreffen sind – Sepp ist kein Jäger, sondern befasst sich lieber mit Gedanken grosser Geister. Alte, knorrige Olivenbäume wachsen aus dem Naturplatten-Boden, auf dem eine Siesta oder eine Lesestunde im Schatten zum Genuss wird. Der Blick reicht in die Olivenhaine unter Campiglia Marittima und gegen den Golf von Follonica.
 
Zur erwähnten Buch-Neuerscheinung durfte ich den Text schreiben, eine wunderschöne publizistische Aufgabe. Und ich habe das fertige Werk erstmals nach unserer Ankunft in der Toskana zu Gesicht bekommen und mich über die gelungene Aufmachung, den sorgfältigen Druck und die liebevolle Ausstattung gefreut, bis hin zum Buchbinderband, das die Farben der Titelblatt-Aufnahme (grün und gelb) aufnimmt.
 
Das war ein gelungener Einstieg in mir unbekannte, faszinierende Toscana-Nischen, über die noch einiges zu erzählen sein wird: Kulturelle Äusserungen, Erdwärme-Nutzung, Gastronomie, Ligurisches Meer usf. – über traumhafte, baumbestandene Lebensräume von unverwechselbarem Charakter. Die Paradiese – sie gibt es noch. Und wunderschön bebilderte Bücher, in denen sie festgehalten sind, ebenfalls.
 
Buchhinweis
Hess, Walter (Text), und Rausser, Fernand (Bilder): „Bäume Träume Lebensräume“ (Ein Beitrag zum Internationalen Jahr der Wälder 2011), Wegwarte Verlag, Bolligen BE 2010. ISBN 978-3-9523235-4-0.
 
Weitere Hinweise
Wegwarte Verlag GmbH
Reckholtern 11
CH-3065 Bolligen
Telefon: +41 31 921 28 63
Mobile: +41 79 300 83 35
Fax: +41 31 921 41 92
E-Mail: wegwarte@solnet.ch
 
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Anhang
Das Gedicht von Giosuè Carducci
Davanti a San Guido
I cipressi che a Bólgheri alti e schietti
Van da San Guido in duplice filar,
Quasi in corsa giganti giovinetti
Mi balzarono incontro e mi guardar.

Mi riconobbero, e - ben torni omai! -
Bisbigliaron vèr me co 'l capo chino
- Perché non scendi? perché non ristai?
Fresca è la sera e a te noto il cammino.

Oh sièditi alle nostre ombre odorate
Ove soffia dal mare il maestrale:
Ira non ti serbiam de le sassate
Tue d'una volta: oh, non facean già male!

Nidi portiamo ancor di rusignoli:
Deh perché fuggi rapido così?
Le passere la sera intreccian voli
A noi d'intorno ancora. Oh resta qui!-

-Bei cipressetti, cipressetti miei,
Fedeli amici d'un tempo migliore,
Oh di che cuor con voi mi resterei -
Guardando io rispondeva - oh di che cuore!

Ma, cipressetti miei, lasciatem'ire:
Or non è più quel tempo e quell'età.
Se voi sapeste! ... via, non fo per dire,
Ma oggi sono una celebrità.

E so legger di greco e di latino,
E scrivo e scrivo, e ho molte altre virtù;
Non son più, cipressetti, un birichino,
E sassi in specie non ne tiro più.

E massime a le piante. - Un mormorio
Pe' dubitanti vertici ondeggiò,
E il dì cadente con un ghigno pio
Tra i verdi cupi roseo brillò.

Intesi allora che i cipressi e il sole
Una gentil pietade avean di me,
E presto il mormorio si fe' parole:
Ben lo sappiamo: un pover uomo tu se'.

Ben lo sappiamo, e il vento ce lo disse
Che rapisce de gli uomini i sospir,
Come dentro al tuo petto eterne risse
Ardon che tu né sai né puoi lenir.

A le querce ed a noi qui puoi contare
L'umana tua tristezza e il vostro duol;
Vedi come pacato e azzurro è il mare,
Come ridente a lui discende il sol!

E come questo occaso è pien di voli,
Com'è allegro de' passeri il garrire!
A notte canteranno i rusignoli:
Rimanti, e i rei fantasmi oh non seguire;

I rei fantasmi che da' fondi neri
De i cuor vostri battuti dal pensier
Guizzan come da i vostri cimiteri
Putride fiamme innanzi al passegger.

Rimanti; e noi, dimani, a mezzo il giorno,
Che de le grandi querce a l'ombra stan
Ammusando i cavalli e intorno intorno
Tutto è silenzio ne l'ardente pian,

Ti canteremo noi cipressi i cori
Che vanno eterni fra la terra e il cielo:
Da quegli olmi le ninfe usciran fuori
Te ventilando co 'l lor bianco velo;

E Pan l'eterno che su l'erme alture
A quell'ora e ne i pian solingo va
Il dissidio, o mortal, de le tue cure
Ne la diva armonia sommergerà.

Ed io - Lontano, oltre Appennin, m'aspetta
La Tittì - rispondea -; lasciatem'ire.
È la Tittì come una passeretta,
Ma non ha penne per il suo vestire.

E mangia altro che bacche di cipresso;
Né io sono per anche un manzoniano
Che tiri quattro paghe per il lesso.
Addio, cipressi! addio, dolce mio piano!

Che vuoi che diciam dunque al cimitero
Dove la nonna tua sepolta sta? -
E fuggìano, e pareano un corteo nero
Che brontolando in fretta in fretta va.

Di cima al poggio allor, dal cimitero,
Giù de' cipressi per la verde via,
Alta, solenne, vestita di nero
Parvemi riveder nonna Lucia:

La signora Lucia, da la cui bocca,
Tra l'ondeggiar de i candidi capelli,
La favella toscana, ch'è sì sciocca
Nel manzonismo de gli stenterelli,

Canora discendea, co 'l mesto accento
De la Versilia che nel cuor mi sta,
Come da un sirventese del trecento,
Piena di forza e di soavità.

O nonna, o nonna! Deh com'era bella
Quand'ero bimbo! Ditemela ancor,
Ditela a quest'uom savio la novella
Di lei che cerca il suo perduto amor!

Sette paia di scarpe ho consumate
Di tutto ferro per te ritrovare:
Sette verghe di ferro ho logorate
Per appoggiarmi nel fatale andare:

Sette fiasche di lacrime ho colmate,
Sette lunghi anni, di lacrime amare:
Tu dormi a le mie grida disperate,
E il gallo canta, e non ti vuoi svegliare.

Deh come bella, o nonna, e come vera
È la novella ancor! Proprio così.
E quello che cercai mattina e sera
Tanti e tanti anni in vano, è forse qui,

Sotto questi cipressi, ove non spero,
Ove non penso di posarmi più:
Forse, nonna, è nel vostro cimitero
Tra quegli altri cipressi ermo là su.

Ansimando fuggìa la vaporiera
Mentr'io così piangeva entro il mio cuore;
E di polledri una leggiadra schiera
Annitrendo correa lieta al rumore.

Ma un asin bigio, rosicchiando un cardo
Rosso e turchino, non si scomodò:
Tutto quel chiasso ei non degnò d'un guardo
E a brucar serio e lento seguitò.
*
Eine Übersetzung (Quelle: http://gutenberg.spiegel.de)
 
 
Vor San Guido
Von Bolgheri die beiden Reihn Zypressen,
Die grad und stattlich nach San Guido gehn,
Wie junge Riesen, die im Lauf sich messen,
So eilten sie heran, nach mir zu sehn.
 
Sie kannten mich und flüsterten mir leise
Kopfnickend zu: – Oh, bist du wieder da?
Warum nicht bleiben? Unterbrich die Reise;
Kühl wirds zur Nacht, die Strasse kennst du ja.
 
Oh, halte Rast in unserm würzgen Schatten,
Wo der Nordwest dich trifft von hoher See;
Steinwürfe, die uns einst getroffen hatten,
Verzeihn wir gern, sie taten auch nicht weh.
 
Noch immer baun ihr Nest die Nachtigallen
In unsern Zweigen. Warum fliehst du doch?
Und abends flattern Spatzen nach Gefallen
Um uns herum; oh, so verweile noch! –
 
Zypresslein, o Zypresslein, meine lieben
Getreun aus jener Zeit so schön und fern,
Wie gerne war ich noch bei euch geblieben, –
Sprach ich, nach ihnen schauend, – oh, wie gern!
 
Ach, ihr Zypresslein, lasst mich weiter wandern:
Die Zeiten und die Jugend sind dahin!
Ja wüsstet ihrs! – Nicht prahl ich vor den andern –
Dass ich heut ganz berühmt geworden bin!
 
Latein und Griechisch les ich nach Belieben
Und schreibe, und viel andres kann ich auch;
Zypresslein, bin kein Schlingel mehr geblieben,
Und Steine werfen ist nicht mehr mein Brauch;
 
Zumal nach Bäumen. – Wie im Zweifel schienen
Die Wipfel flüsternd hin und her zu gehn,
Und spöttisch lächelnd hat aus dunkelm Grünen
Das rosge Abendlicht hervorgesehn.
 
Dass liebevolles Mitleid nun gewaltet
Bei Sonne und Zypressen, spürt ich dann;
Bald hat zum Wort das Säuseln sich gestaltet:
– Wir wissen wohl, du bist ein armer Mann.
 
Wir wissen wohl, der Wind ists, der es brachte,
– Trägt er uns doch der Menschen Seufzer zu, –
Wie immer neuer Streit in dir erwachte,
Und bringst trotz aller Müh ihn nicht zur Ruh.
 
Uns und den alten Eichen hier vertraue
Dein Menschenleid und was dir Kummer bringt,
Oh, sieh das Meer, das friedevolle blaue,
Darin die Sonne lächelnd niedersinkt!
 
Hör, wie heut Abend Vogellieder schallen,
Der Spatzen Zwitschern, lustiges Getön,
Und später singen dir die Nachtigallen;
O bleib und heisse die Gespenster gehn!
 
Gespenster, die aus Herzenstiefen steigen,
Wenn es beklommen und gedankenschwer,
Und jenen Flämmchen auf dem Friedhof gleichen,
Die vor dem Wandrer flackern hin und her.
 
O bleib; und morgen, wenn zur Mittagsstunde
Die Pferde schnaufen in des Schattens Hut,
Dort an den grossen Eichen, in der Runde
Die Ebne schweigt in heisser Sommerglut:
 
Dann singen wir Zypressen dir die Reigen,
Die ewig zwischen Erd und Himmel gehn,
Und Nymphen werden aus den Ulmen steigen,
Und dir mit weissen Schleiern Kühlung wehn.
 
Der ewge Pan, der dann so einsam schreitet
Durch die Gefilde, übern Bergeshang,
Löst auf, o Sterblicher, was in dir streitet,
Bis es in solcher Harmonie verklang. –
 
Und ich: – Weit hinterm Apennin erwartet
Klein Titti mich, drum lasst, es ist mir leid;
Titti ist wohl den Spätzlein gleich geartet,
Die Federn aber fehlen ihr zum Kleid.
 
Ja, wenn sie lebte von Zypressenbeeren,
Und ichs so wie die Manzonianer wüsst,
Die vom Verdienste vierfach sich ernähren;
Zypressen, teure Flur, seid mir gegrüsst! –
 
Was sollen wir dem Friedhof denn bestellen,
Wo dein Grossmütterlein im Grabe weilt? –
Sie schienen nun ein schwarz Gefolg, im schnellen
Vorschreiten, welches murmelnd weiter eilt.
 
Vom Hügel, wo der Kirchhof sich verbreitet,
Unter Zypressen dort auf grünem Pfad,
Schien mirs, als ob, sonntäglich schwarz gekleidet,
Sich mir Grossmütterlein Lucia naht.
 
Wie hörte man aus Frau Lucias Munde,
Mit ihrem weichgelockten weissen Haar,
Toscansche Rede, die im Narrenbunde
Der Manzonianer stets so wässrig war!
 
Volltönend kams, mit den schwermütgen Klängen
Aus der Versilia, die mein Herz bewahrt,
Als lauschte man den Troubadourgesängen,
So reich an Kraft und doch von süsser Art.
 
Grossmutter, oh, die schönen Kindertage!
Oh, einmal noch erzähl dem ernsten Mann
Von jener, die den Liebsten sucht, o sage
Noch einmal, wie sie ihn nicht finden kann! –
 
Auf sieben Paar Eisenschuhn bin ich gegangen,
Als ich dich suchte, die ich abgenützt,
Verbraucht hab ich von Eisen sieben Stangen,
Auf die ich mich bei schwerem Weg gestützt.
 
Und sieben Flaschen füllte ich mit Tränen,
Mit bittern Tränen, sieben Jahre her.
Du schläfst bei meinem Rufen, meinem Stöhnen,
Es kräht der Hahn, und du erwachst nicht mehr! –
 
Grossmutter, o wie schön ist sie noch immer,
Deine Geschichte, grad wie du erzählt,
Und was ich früh und spät gesucht und nimmer
Gefunden, was mich manches Jahr gequält, –
 
Vielleicht ists hier, wo Ruhe noch zu haben
Ich nicht mehr hoffe, mag am Wege sein;
Vielleicht, Grossmutter, ists mit dir begraben,
Einsam dort oben, im Zypressenhain!
 
Wie eilig weiter die Maschine keuchte,
Und ich im tiefsten Herzen traurig war,
Kam da von Füllen wiehernd eine leichte,
Durch das Geräusch herangelockte Schar.
 
Ein grauer Esel nur liess sich nicht stören,
Der ruhig an blauroter Distel frass,
Er sah nicht auf, schien keinen Lärm zu hören,
Und ernst und langsam nagte er fürbass.
 
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