Textatelier
BLOG vom: 20.12.2010

Feigenkaktus-Früchte: Energiespender und Radikalfänger

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Wie schon kurz in meinem Blog „Muntermacher: Alternativen zu Energydrinks, Kaffee und Tee“ von 12.12.2010 erwähnt, eignen sich die saftigen und süssen Beerenfrüchte des Feigenkaktus (Opuntia ficus indica) auch sehr gut zur Leistungssteigerung, Besserung des Allgemeinzustandes und in Erholungsphasen. Darüber berichte ich später ausführlich.
 
Der Feigenkaktus gehört zur Familie der Kakteengewächse und zur Gattung der Opuntien (Opuntia). Charakteristisch für diese Pflanze sind die fleischigen, ohrenförmigen Sprosse bzw. Stammsegmente (Kladodien). Aus diesem Grund wird der Feigenkaktus auch Glieder- oder Ohrenkaktus genannt. Diese Sprosse betreiben Photosynthese und speichern Wasser. Auf diesen Kladodien wachsen die gelben, orangen, roten oder violetten Früchte (Kaktusfeigen) heran. Im Frühjahr schmücken grosse gelbe Blüten den Kaktus. Die Ernte der Früchte erfolgt jeweils ab Juli.
 
Eine alte Kulturpflanze
Der Feigenkaktus ist eine der ältesten Kulturpflanzen Mittel- und Südamerikas. Besonders für die Tolteken, die vom 10. bis zum 12. Jahrhundert im Hochland von Mexiko ansässig waren, hatte der Feigenkaktus eine grosse Bedeutung in der Ernährung. Die Azteken, die zwischen dem 14. und dem frühen 16. Jahrhundert existierten, schätzten die Opuntie und bauten sie in der Nähe ihrer Behausungen an. Die stachelige Kakteenart lieferte ihnen auch in Trockenzeiten ein Grundnahrungsmittel, bevor das Getreide eingeführt wurde.
 
Auch heute hat die Opuntie eine Bedeutung in der mexikanischen Küche. Die Mexikaner verzehren die Früchte entweder frisch oder bereiten daraus eine Marmelade für ihre Maisfladen zu, eine hochviskose, bonbonähnliche Zubereitung („Melcocha“). Durch Zugabe von Rosinen, Nüssen und Pinienkerne entsteht ein „Kaktusfeigenkäse“ („Queso de tuna“). Aber damit noch nicht genug: Die Mexikaner stellen ein alkoholisches Getränk aus Kaktusfeigenpulpe und Kaktusfeigensaft her. Durch Fermentation in Holzfässern entsteht dann die „Colonche“.
 
Auch die Stammsegmente werden verzehrt, entweder als Beilage (ähnlich wie grüne Bohnen), als Essiggemüse oder als Chutneys. Die Stammsegmente werden geschält, in Streifen oder Würfel geschnitten und gekocht.
 
Der Kaktus wächst besonders gut in den Trockengebieten der Subtropen und Tropen, aber auch in den Ländern des Mittelmeergebietes. Der Kaktus verwildert leicht und bildet mit seiner bis zu 6 m hohen Wuchshöhe ein schier undurchdringliches Dickicht. In Australien, Südafrika, Indien und auf Hawaii galt der Kaktus als „Unkraut“ und wurde regelrecht zu einer Landplage.
 
Auf Sizilien, in Griechenland und in Spanien wird der Kaktus kultiviert und dient auch als Einzäunung für Gärten und landwirtschaftliche Flächen. Dies konnte ich immer wieder bei meinen Reisen in den Mittelmeerländern beobachten. In den erwähnten Ländern wird der Kaktus als Nahrungsmittel und Futterpflanze geschätzt. Auf Sizilien erreichte der Feigenkaktus schon im 18. Jahrhundert nach Wein und Olive die drittwichtigste Stellung in der Landwirtschaft.
 
Auf Sizilien und Kreta sah ich Strassenhändler, die die feigen- bis birnengrossen Früchte anboten. Bei einigen Früchten hatten die Händler schon die stachelige Kakteenhaut abgezogen. Die Touristen waren froh darüber, denn wer einmal eine Kaktusfeige stibitzt hatte, der kam unweigerlich mit den in Büscheln angeordneten Glochiden, die feine Widerhaken haben, in Berührung. Wenn sich diese in die Haut bohren, rufen sie Entzündungen hervor. Bei den Früchten, die in den Handel kommen, wurden die Glochiden mit Bürsten entfernt.
 
Das Innere der Frucht mit den essbaren Kernen schmeckt süss-säuerlich. Man kann die Kaktusfeige in Form von Marmelade oder als Likör Bajtra geniessen. Als ich 1968 zum ersten Mal nach Mallorca in den Urlaub fuhr, gab es jeden Tag nur eine einzige Marmelade, nämlich diejenige aus den Früchten des Feigenkaktus. Sie war für uns Mitteleuropäer wegen ihres melonenähnlichen Geschmacks gewöhnungsbedürftig.
 
In manchen Gegenden wird zur Linderung von Prostata- und Blasenbeschwerden ein Tee aus den Kaktusblüten getrunken.
 
Bei uns werden die Kaktusfeigen roh verzehrt, dem Obstsalat oder einem grünen Salat beigefügt. Die Feige wird geschält, die Enden werden abgeschnitten und der Länge nach halbiert. Mit Hilfe eines Messer und einer Gabel wird dann das Fruchtfleisch mit den Kernen genussvoll verspeist. Das Fruchtfleisch ist locker und hat einen angenehm süssen und leicht säuerlichen Geschmack und wirkt sehr erfrischend. Es ist ein exzellenter Durstlöscher.
 
Seit kurzem gibt es auch den naturreinen Fruchtsaft Kaktusfeige von Schoenenberger. Dieser Bio-Saft, der ohne Konservierungsstoffe schonend haltbar gemacht wurde, steht uns das ganze Jahr zur Verfügung.
 
Betalainfarbstoffe und Prolin
Im Fruchtfleisch der Kaktusfeige sind sehr interessante und wirksame Inhaltsstoffe vergesellschaftet. Die wichtigsten sind die Betalainfarbstoffe. Dabei wird die gelbe bis orangefarbene Färbung durch die Betaxanthine und die rote bis violette Färbung durch Betacyane verursacht. Es handelt sich um wasserlösliche Farbstoffe, die, im Gegensatz zu den Anthocyanen, nur in wenigen Pflanzen vorkommen. Die genannten Verbindungen sind antioxidative Schutzstoffe mit Radikalfänger-Eigenschaften. Diese Stoffe schützen Zellen und Organe. Sie verhindern frühzeitige Alterungsprozesse. Ein Grossteil der sogenannten Zivilisationskrankheiten ist auf die Einwirkung von freien Radikalen zurückzuführen. Freie Radikale entstehen im Organismus durch Entzündungen, Gifte, Schwermetalle und Radioaktivität.
 
Beachtenswert ist der Gehalt an freien essentiellen und bedingt essentielle Aminosäuren. Besonders reichlich ist Prolin enthalten. Diese Aminosäure ist wichtig für die Bildung von Kollagen, das für den Aufbau des Bindegewebes und Knorpels von Bedeutung ist. Weitere Inhaltsstoffe sind Schleimstoffe, Fruchtsäuren, Ballaststoffe, Vitamin C, Glukose, Fructose und die Mineralstoffe Kalium, Kalzium und Magnesium.
 
Die Früchte des Feigenkaktus bestehen aus 40 % Schale, 55 % Fruchtfleisch und 5 % Samen.
 
Für mehr Energie und Leistungsstärke
Die Ernährungsmedizinische Wirkungen haben Forscher des Lehrstuhles Lebensmittel pflanzlicher Herkunft der Universität Hohenheim unter die Lupe genommen. Die Inhaltsstoffe wirken positiv auf den menschlichen Organismus. Der Feigenkaktus hat nicht nur antioxidative, sondern auch anticancerogene, antivirale, antidiabetische, cholesterinsenkende und entzündungshemmende Eigenschaften. „Leider ist aus den meisten Studien nicht ersichtlich, ob für die Herstellung der getesteten Extrakte Kladodien und/oder Früchte verwendet wurden“, bemängelten die Wissenschaftler der Universität Hohenheim.
 
Betrachten wir einmal die Verwendungsmöglichkeiten des Kaktusfeigensaftes näher.
 
Frische Energie für Jedermann: Als ich vor kurzem einen ehemaligen Arbeitskollegen traf und dieser über eine zunehmende Müdigkeit und Energielosigkeit klagte, empfahl ich ihm den Fruchtsaft Kaktusfeige von Schoenenberger. Dieser befolgte meinen Rat, und heute fühlt er sich schon besser, wie er betonte. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig Aktive profitieren von dem Energietrunk.
 
Vorbeugung und Hilfe für Kranke und Rekonvaleszente: Wie schon erwähnt, fungieren gewisse Bestandteile der Kaktusfeige als Radikalfänger. Die freien Radikale stehen ja im Verdacht, viele Krankheiten auszulösen. Deshalb ist es wichtig, dass man Stoffe aufnimmt, die vor freien Radikalen schützen. Interessant ist die Beobachtung, dass ein Extrakt aus Kaktusfeigen sogar vor verschiedene Krebsarten schützen und das Wachstum von bereits bestehenden Tumoren reduzieren kann. Hier sollten weitere Studien durchgeführt werden.
 
Den Kaktusfeigensaft kann man mit ruhigem Gewissen auch Kranken und Rekonvaleszenten empfehlen. Die Patienten fühlen sich nach Operationen oder nach einer Chemotherapie so schwach, dass ihnen der Saft aus der Kaktusfeige sehr hilfreich sein kann.
 
Auch Gestresste profitieren: Die Stresseinflüsse und ihre schädigenden Wirkungen auf den Organismus werden durch Mangel an bestimmten Stoffen verstärkt. Unter vermehrten Stress und unter einem Mangel an Magnesium erhöhen sich drastisch Herzinfarktrisiko, Herzrhythmusstörungen und Blutdruck. Auch Magengeschwüre werden durch den schädlichen Stress („Distress“) begünstigt. Der Kaktusfeigensaft kann hier durch seine gut verwertbaren Mineralstoffe und anderen Bestandteile ausgleichend wirken.
 
Steigerung der Leistung beim Sportler: Auch ein Langlaufsportler, der mit zunehmendem Alter nicht mehr so leistungsfähig ist, nimmt jetzt diesen Saft ein. Wie mir Dr. Thilo Hassler, Wissenschaftlicher Leiter des Pflanzensaftwerks Schoenenberger in Magstadt, in einer E-Mail am 08.12.2010 mitteilte, erhielt er schon von einigen Freizeitsportlern positive Rückmeldungen. Der Saft ist in der Tat ein gesunder natürlicher Energydrink, der nicht pappsüss, alkoholhaltig und nicht mit einigen künstlichen Zusätzen versehen ist. In einem solchen Saft sind alle Stoffe der Kaktusfeige in einem harmonischen Verhältnis vorhanden.
 
Die im Saft enthaltenden Zuckerarten werden nämlich im Organismus leicht verwertet und sorgen für einen Energieschub. Auch der Magnesium- und Kaliumgehalt im Saft trägt zur Leistungssteigerung bei, zumal etliche Sportler unter einem Mangel an Magnesium und Kalium leiden. Manche Sportler nehmen oft eine abrupte Reduktion des Körpergewichtes vor, um in eine vorteilhaftere Gewichtsklasse zu kommen. Zur Gewichtsreduktion werden nicht nur Diäten, sondern auch stark wasserausscheidende Medikamente verwendet. Es treten dann Mineralstoffverluste auf. Bei einem Magnesiummangel kommt es unweigerlich zu Muskelkrämpfen, die dann zum Abbruch des Wettkampfes oder Trainings führen.
 
Hilfreich bei einem „Kater“
Wer am Abend ausgiebig dem Alkohol zugesprochen hat, der wird berauscht ins Bett fallen und am nächsten Morgen mit einem „Kater“ oder „Katzenjammer“ (Hangover) aufwachen. Bereits 2004 publizierten US-Forscher in einer doppelblinden placebokontrollierten Studie den Effekt von Kaktusfeigenextrakt auf den durch Alkohol verursachten Kater. Placebo und der entsprechende Extrakt wurden 5 Stunden vor dem Alkoholkonsum (1,75 g Alkohol pro Kilogramm Körpergewicht) 2 Probandengruppen verabreicht. Am nächsten Morgen wurden die Symptome registriert. 3 von 9 Symptomen, Brechreiz/Übelkeit, Mundtrockenheit und Appetitlosigkeit, wurden bei Gabe von Kaktusfeigenextrakt signifikant reduziert. Alle Konsumenten, die die Kaktusfeigenzubereitung aufnahmen, hatten weniger unter einem „Kater“ zu leiden.
 
Abschliessend möchte ich Dr. Thilo Hassler, Wissenschaftlicher Leiter beim Pflanzensaftwerk Schoenenberger in Magstadt, zitieren:„Der naturreine Bio-Kaktusfeigensaft kann aufgrund seiner wertvollen Inhaltsstoffe insbesondere bei hohem Stressaufkommen oder in Phasen der Rekonvaleszenz und bei sportlicher Aktivität zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit hilfreich sein.“
 
Auch Prof. Dr. Reinhold Carle von der Universität Hohenheim wies auf die erwähnten Wirkungen hin. Er betonte noch, dass das Kaktusfeigengetränk „auch zum reinen Fruchtgenuss als `flüssiges Obst` bestens geeignet ist“.
 
Internet
 
Literatur
Goldscheider, Stefanie: „Feigenkaktus und Kaktusfeige“, www.biothemen.de.
Herbach, Kirsten M.; Mosshammer, Markus R.; Stintzing, Florian C., Carle, Reinhold; „Die Opuntie – mehr als eine stachlige Zimmerpflanze“, Ernährung im Focus 7-01/2007.
Wiese, Jeff; McPherson, Steve u. a.: „Effect of Opuntia ficus indica on Symptoms of the Alcohol Hangover“, Arch. Intern. Med/Vol. 164, June 28, 2004.
 
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