BLOG vom: 23.12.2010
Blitzbesuch im mondänen, dampfenden Leukerbad bei -7 °C
Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
Ganz aufgeregt erschien Eva am 13.12.2010 in meinem Wintergartenbüro. Meine angetraute Ehehälfte hatte soeben festgestellt, dass ihr Tageskarten-Abo der SBB am 17.12.2010 ablaufen wird, und inzwischen seien noch 5 ganztägige Fahrten mit der Bahn und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln zu erledigen, ansonsten sie verfallen würden. Und unter diesem Druck entschieden wir uns spontan zu einem zweitägigen Ausflug nach Leukerbad zuhinterst im Walliser Dalatal, um bei dieser Kälte (rund 7 °C unter Null) im Freien im heissen Wasser zu baden. Wir hatten es noch nie dort hinauf, auf rund 1400 Höhenmeter, geschafft. Doch der Name des traditionellen Kur- und Badeorts Leukerbad (französisch: Loèche-les-Bains) war mir natürlich bekannt – nicht nur weil Leukerbad die erste Schweizer Gemeinde war, die in Konkurs geriet, sondern auch, weil schon die alten Römer hier waren – eigentlich waren sie ja überall. Sie kamen beim Übergang über den Gemmipass, der als Saumweg das Wallis mit dem Berner Oberland verbindet, im Rahmen ihrer Expansionsgelüste nach Norden dort vorbei.
Mit Hilfe des Büros „Leukerbad Tourismus“ buchte ich ein Doppelzimmer im Hotel „Römerhof“ für 170.55 CHF für die Nacht auf den 15.12.2010 (inkl. Frühstück), nicht nur des Namens, sondern auch der zentralen Lage wegen – ganz in der Nähe des Busbahnhofs, des Dorfzentrums und des Burgerbads.
Die Anreise
Wir reisten tags darauf via Aarau und Bern durch den Lötschberg-Basistunnel nach Visp und Leuk, wo bereits ein Bus der Verkehrsbetriebe Leuk–Leukerbad und Umgebung wartete. Die Leuk-Leukerbad-Bahn, die als schmalspurige Zahnradbahnstrecke zwischen 1915 und 1967 in Betrieb war, gibt es nicht mehr; das Trassee ist abgebrochen. Der Omnibus brachte uns in gut einer halben Stunde, nach herrlichen Blicken auf die Walliser Talebene mit den Bergkulissen und vorbei an schroffen Felswänden und besiedelten Hängen (Dorf Albinen), über die rund 18 km lange Strasse nach Leukerbad, hinein in den gedeckten Busbahnhof mit dem Automatiktor.
Ein eindrücklicher Kurort
Schon bei der Ankunft hier wurde die opulente Kur- und Badeort-Infrastruktur offensichtlich. Unter dem damaligen Gemeindepräsidium von Otto G. Loretan gab es gewaltige Anstrengungen, anderen Heilbädern die Stirn zu bieten, die rund 20 einheimischen Thermalquellen besser in Wert zu setzen und eindrückliche Prachtbauten in die noch wesentlich prächtigere Gebirgswelt zu stellen.
Zu Beginn der 1980er-Jahre begann eine enorme Planungs- und Bautätigkeit. Das alte Burgerbad wurde ausgebaut, die Sportarena errichtet, die prunkvolle Alpentherme sowie das luxuriöse Rathaus und das Parkhaus erstellt. Auch ein grosses Schulhaus mit Doppelturnhalle und einer Verbindungsgalerie wurden am rechten Ufer der Dala aus dem Boden gestampft, zweifellos etwas viel aufs Mal. 1998 hatte sich zusätzlich zu den umliegenden Bergen wie das Daubenhorn, die Plattenhörner (nicht: Pleitehörner), dem Rinderhorn, Majinghorn und dem Törrenthorn auch gerade noch ein Schuldenberg von 346 Mio. CHF aufgebaut, was pro Einwohner etwa 200 000 CHF ausmachte (heute zählt die Gemeinde rund 1600 Einwohner). Die massive Verschuldung der Gemeinde führte dazu, dass sie unter die Zwangsverwaltung des Kantons Wallis gestellt wurde. Welche Rolle die Banken, ohne die es ja wohl nicht ging, im Rahmen der Schuldenwirtschaft spielten, ist mir schleierhaft.
Gemeindepräsident Loretan, der ein Notariat und Advokaturbüro betrieb und bis 1999 CVP-Nationalrat war, schaltete und waltete wie ein Monarch – er wurde mit guten Gründen „Bäder-König“ genannt . Er sprach selbständig Kredite, teilweise ohne demokratische und gesetzlich vorgegebene Abläufe zu berücksichtigen, und hielt manches unter dem Deckel, weshalb das Debakel erst spät ans Licht kam – das war 1996. Bilanzen erwiesen sich bei genauerem Hinsehen als gefälscht, und eine von Loretan beantragte Steuersenkung vermittelte das beruhigende Gefühl, die Gemeinde schwimme nicht nur im Thermalwasser, sondern auch im Geld. Loretan war in Leukerbad beliebt, weil er so viel bewegte, und die meisten Einwohner standen hinter ihm. Am bitteren Ende wurde Loretan 2004 zu einer fünfjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Undank ist der Welt Lohn ... Seine Werke aber blieben auf freiem Fuss, und vielleicht wird ihm die Nachwelt gnädiger gestimmt sein.
Ich habe in einem Restaurant im aufliegenden, aufmüpfigen „Walliser Boten“ vom 15.12.2010 eine Nachbetrachtung über das Ergebnis der Ersatzwahlen des Vizepräsidenten der Gemeinde Leukerbad vom 12.12.2010 gelesen, der Gemeinderat (Gemeindepräsident ist Raoul Loretan, Demokratische Partei) sei zerstritten und habe in den letzten Jahren nichts bewegt („Am Gemeinderat wird kein gutes Haar gelassen“); der Leistungsausweis der Gemeindebehörde sei „äusserst bescheiden“. Bewegung ist dort oben also offensichtlich gefragt, was Loretans Engagement auch im Rückblick teilweise erklärt. Wahrscheinlich hatte die aktuelle Behörde mit dem Schuldenabbauen genügend zu tun, und aus leeren Kassen wächst kaum Bewegung heraus.
Zum Vize gewählt wurde übrigens Christian Grichting (CVP); er ersetzt den zurückgetretenen Renato Jullier (SVP).
Wiederbelebtes Dorf mit den vielen Bädern
Uns aber sollte die dramatische Vorgeschichte dieses berühmt-berüchtigten Badekurorts nicht weiter kümmern. An den mondänen Badeanlagen rund um den alten Dorfteil – ein ehemaliges, heute romantisch anmutendes Bergbauerdorf mit viel verwittertem Holz, den mäusesicheren Speichern und dem währschaften Walliser Gepräge – störte uns nichts. Im Gegenteil: Es gefiel uns hier. Der Tourismus hielt sich in Grenzen, zumal die Festtage erst bevorstanden. Viele Gaststätten vermeldeten Betriebsferien. Ein Getränkehändler lud in der engen Kirchgasse Druckflaschen mit Bier ab, dem zu erwartenden Ansturm vorbeugend. In der katholischen Pfarrkirche Maria Hilfe der Christen, die im 18. Jahrhundert neu erbaut wurde und mit einem augenfälligen Vorzeichen aus Tuffstein versehen ist, überlagert ein Hochaltar aus dem Rokoko mit ekstatischen Figuren ein farbiges Glasfenster. Daraus entsteht ein verwirrliches Vexierbild. Auf der Empore sang sich eine helle, klare Frauenstimme im Hinblick auf die Festtage ein.
Ich begab mich ins Tourismusbüro im neuen Rathaus, dessen Hauptfassade mit den oben abgerundeten Fenstern an einen Badetempel von extravaganter Eleganz erinnert, und erfreute mich an einer untadeligen Bedienung, die mir schon bei der Reservation aufgefallen war. Dort kaufte ich das Buch „Leukerbad. Thermen, Themen und Tourismus“ von Stephan Andereggen. Ein Erscheinungsdatum ist nicht angegeben; das Werk stammt aber offensichtlich aus der Zeit des grossen Baubooms. Darin ist ein Gespräch mit dem damals amtierenden Gemeinde- und Burgerpräsidenten Otto G. Loretan publiziert. Bei seinem Amtsantritt (1981), so sagte er, „besass der Schweizerische Bankverein (heute UBS) 60 % der Aktien der Hotel- und Bädergesellschaft. Deren Hotelbetriebe waren noch zu meiner Schulzeit die besten am Orte; doch dann wurden sie immer schlechter unterhalten. Es wurde weniger investiert. Böse Zungen sagen, dass es sich um ein ,Management by holidays’ durch altgediente Generaldirektoren oder Alt-Bundesräte handelte, die in Leukerbad nicht mehr viel mehr als Ferien machten und an Weihnachten und Neujahr einen bösen Brief schrieben.“ Diese unhaltbaren Zustände wollte Loretan beenden, schlug den „Abkauf“ der Aktien mit der Absicht vor, Leukerbads grösste Quelle, die St. Lorenz-Quelle, in den Besitz der Einheimischen zu überführen, was gelang. Nun war ein Bremsklotz beseitigt, und Loretan trieb die Entwicklung Leukerbads bis an die Grenzen seines quantitativen Wachstum weiter – die Grenzen waren eher durch die Berge und die Lawinenzonen, über denen ausgedehnte Verbauungen angebracht sind, als durch die Finanzen gegeben. Die Schulden liessen sich offenbar beliebig vermehren – inzwischen ist das übermässige Schuldenmachen in der amerikanisierten Welt an der Tagesordnung und bis zum nächsten Blasenplatzen wieder in höchstem Ansehen. Aus heutiger Sicht hatten die Zustände in Leukerbad somit etwas geradezu Pionierhaftes.
Wir checkten in unserem einfachen Hotel „Römerhof“ an der Rathausstrasse 16 bei Marie-Madeleine Bayer-Loretan innerhalb einer familiären Atmosphäre ein, wurden wie alte Bekannte willkommen geheissen. Prospekt-Motto: „Eintreten und wohlfühlen – der Alltag bleibt draussen.“ Eine wohlgenährte Tigerkatze schlummerte auf der Couche neben der Rezeption und beäugte uns wohlwollend. Das hauseigene Restaurant war gerade geschlossen, in Reinigung und Renovation begriffen.
Weil wir mit dem Mittagessen nicht viel Zeit verlieren wollten, kehrten wir in der angenehm warmen, seit 35 Jahren bestehenden Pizzeria Choucas ein, setzten uns an ein Tischchen hinter einer grossen Glasscheibe mit Blick auf die neuen Schulanlagen. Eva bestellte eine Pizza, die von ihr gelobt wurde – nur der Teig sei in der Mitte eine Spur zu wenig gebacken, stellte sie fest. Weil das Restaurant mit der Balkendiele ein mediterranes Flair hat, liess ich mich hier oben in der winterlichen Alpenwelt zu Tagliatelle Frutti di Mare (21.50 CHF) hinreissen, zumal mein Bedarf an Walliser Fleisch und Raclette ohnehin gedeckt war. Ich bezahlte meinen geografischen Missgriff damit, dass die Miesmuscheln leicht nach Karton schmeckten; aber der Rest war gut. Der ältere, dienstfertige Kellner brachte uns eine ausgesprochen scharfe, gepfefferte Olivenölsauce und eine grössere Menge geriebenen Käse. Ich ertränkte die Nudeln mit der an Schärfe kaum zu überbietenden Sauce und genoss das Gericht mit Blick an Felswände statt aufs Mittelmeer. Der vollmundige Johannisberger hatte keine Chance, dazu zu bestehen, diente aber der teilweisen Neutralisation der Auswirkung „brennender“ Gewürze, welche die Geschmackspapillen bis an den Rand des Erträglichen herausforderte. Die Wirkung war nachhaltig: Noch beim abendlichen Wasserlösen wurde ich an dieses scharfe Essen erinnert; ich hatte das Gefühl, dass alle meine Harnleiter zerfetzt seien; sie hatten aber nachweislich keinen Schaden genommen, so dass ich hier keine Krankengeschichte auftischen kann.
Im Burgerbad
Ungeachtet aller Theorien, ob es sinnvoll sei, gleich nach dem Essen ins Wasser zu steigen, steuerten wir auf der leicht vereisten Strasse schnurstracks dem Burgerbad zu, buchten zeitlich unlimitierte Tageseintritte. Wir erhielten aus zwischensaisonalen Gründen 25 % Ermässigung und bezahlten für 2 Personen total CHF 40.60 (ein normaler Tageseintritt kostet 27 CHF, wobei der Wellness- und Fitnesssektor sowie Sauna nicht eingeschlossen sind). Überhaupt wurden wir in diesem gastfreundlichen Leukerbad in pekuniären Belangen nirgends „abgerissen“; niemals hatten wir das Gefühl, unseren Tribut ans Schuldendebakel beisteuern zu müssen ... ganz im Gegenteil. Die Preise schienen uns durchwegs moderat zu sein.
Wir zogen uns im Burgerbad um, duschten und begaben uns gleich ins mittlere Badebecken, also ins Vitalbad im Freien, mit dem schätzungsweise rund 40 Grad warmen Kalziumsulfat-Wasser mit seinem leicht erhöhten Gehalt an Natrium, Strontium, Eisen und Fluoriden. Pro Liter sind 1800 bis 2000 Milligramm gelöste feste Stoffe darin. Das mit 47 °C austretende Wasser (300 Minutenliter) der hier zuständigen Quelle namens „Rossguillu“ (Rossquelle) muss allerdings etwas gekühlt werden. Die wärmste Leukerbader Quelle beim Hotel „Maison Blanche“ bietet 51 °C., eine stattliche Leistung.
Leukerbad wird täglich mit etwa 3 Millionen Liter Heilwasser aus den zahlreichen Thermalquellen verwöhnt. Die Reise des Heilwassers und seine Anreicherung beginnt im Gebiet zwischen dem Majing- und Torrenthorn auf 2300 bis 3000 Höhenmetern beim Wysssee und Schwarzsee. Die von Schnee nachgezeichneten, steilen Felswände des Daubenhornmassivs mit den vielen Gipfeln, die nicht einmal alle einen Namen haben, waren von der nachmittäglichen, sich langsam senkenden Sonne in ein wunderbares Licht getaucht, was wir besonders vom obersten, etwas kühleren Schwimmbecken des Sportbads aus erleben konnten. Die Schneezonen an den Gebirgsflanken, vor denen der Wind gelegentlich einen weissen Nebel aufwirbelte, bestanden aus einer undefinierbaren Mischung aus Weiss, Zitronengelb, Orange und Ocker. Die kalte Luft kühlte unsere Köpfe, und der Rest, vom Hals an abwärts, bewegte sich im wohlig warmen Wasser, das durch steil stehende, 3,5 km lange Kluftsysteme bis 500 Meter unter den Meeresspiegel ins Gebirge eingedrungen war, mit Mineralien aus dem Schiefer-, Basalt- und Sandgestein gesättigt und aufgeheizt wurde und in erwärmter Form ausgerechnet nach Leukerbad aufgestiegen war. Länger als 40 Jahre hatte seine unterirdische Reise, bei der es vielleicht auch die kristallinen Gesteine des Aarmassivs berührte, gedauert.
Wir besuchten ein Becken nach dem anderen, hielten uns bei Schwallduschen und Massagedüsen auf, immer darauf bedacht, empfindliche Zonen wie Gelenke, Hals, Bauchbereich, Wirbelsäule und Schienbeine davon zu verschonen. Beim Wechsel vom Vitalbecken zur Dampfhöhle war der Fussweg über vereisende Gummimatten mit nassem Körper bei -7 °C zu bewältigen. Solche Verschiebungen boten einen Saunaeffekt, besonders wenn man diesen Weg durch einen Abstecher über eine warme und kalte Kneipp’sche Wassertretanlage noch verlängerte. Besonders eindrücklich war das Erlebnis, wenn man anschliessend gleich in die etwa 43 °C heisse Dampfgrotte stieg, in welche naturbelassenes Thermalwasser aus einer aus der Diele austretenden Röhre, die als Dusche benützt werden kann, in einem dicken Strahl fliesst. Als ich ins kniehohe Heisswasser trat, hatte ich an den Unterschenkeln das Gefühl, ein Akupunkteur steche gleichzeitig 1000 Nadeln in die Haut und ich werde gegart. Das Absitzen ins heisse Wasser brauchte etliche Überwindung, wie auch das nachfolgende Eintauchen ins Becken mit dem eisigen Wasser nebenan. Nur etwa 2 Minuten lang soll man sich in der Hitze aufhalten und den Akt höchsten 3 Mal wiederholen, liest man am Grotteneingang, wo man die Brille auf einem kleinen Holzgestell deponieren kann. Da ich aber keine Uhr bei mir hatte, mag es auch etwas länger gedauert haben.
Das Burgerbad ist weitläufig und die interne Orientierung manchmal schwierig. Wahrscheinlich wurde die Klarheit der Abläufe innerhalb der Anlage der beschwingten Architektur geopfert. Vom architektonischen Standpunkt aus imposant ist das riesige Hallenbad (25 × 11 Meter), welches dieser grössten Alpentherme als deren wesentlichem Bestandteil alle Ehre macht. Wie eine Kathedrale für Wasserlebewesen verjüngt sich die Halle, getragen von getreppten Stahlträgern, nach oben. Warmes Rot und Ziegelrot kontrastieren mit dem Blau des Beckens. Auf einer mehrfach abgewinkelten Galerie befinden sich die Fitnessstudios.
Eigentlich hatten wir geplant, am 2. Tag die luxuriösere Lindner Alpentherme aufzusuchen. Sie hat zwar auch ein Freibad; doch im Wesentlichen spielt sich der Badebetrieb in den heiligen Badehallen ab. Uns war vor allem daran gelegen, noch möglichst viel Tages- und Sonnenlicht einzufangen, weshalb wir uns noch einmal für das Burgerbad entschieden. Um 11 Uhr fand im Hallenbad gerade eine 20 Minuten dauernde Wassergymnastik zu alten Schlagern wie Christ Roberts „Du kannst nicht immer 17 sein“ statt – übrigens kann man auch nicht immer 70 sein, wie ich aus eigener Erfahrung seit 3,5 Jahren weiss. Aber noch bewegten wir zusammen mit einem guten Dutzend anderer Badegäste mit Sinn für die Erhaltung von Bewegungsfunktionen unsere Gliedmassen ganz ordentlich unter der Anleitung eines gut gelaunten, gereiften Vorturners. In beschwingtem Schritt war er angetrabt, hatte kein Gramm Fett zu viel. Auf dem Rücken seines Leibchens stand „Security“. Wir waren also in kompetenter Obhut.
Nach getaner Gymnastikleistung – daheim werde ich jeweils morgens um 9 Uhr morgens zum Gymnastikprogramm von Bayern 3 (Tele-Gym) verknurrt – wechselten wir wieder ins Freibad. Die Sonne errang gerade den Sieg über das nahe Hotel „Viktoria“ und durchbrach die aus dem Thermalwasser aufsteigenden Dampfschwaden, in deren Schutz sich verliebte Paare küssten. An einem Balkon des Hotels Mattenhof mit der Aufschrift Macelleria (Metzgerei) baumelte ein Kletterklaus mit goldener Gürtelschnalle im leichten Mittagswind, US-inspirierter Kitsch, womit nicht der Wind gemeint ist.
Noch einmal genoss ich die verzuckerten Felsenkulissen mit den vereinzelten Baumsilhouetten, die alles überragende Monumentalarchitektur, die keine Defizite hinterliess.
Noch bei Tageslicht brachte uns ein grosser Bus durch eine bizarre, schroffe Schneelandschaft und vorbei an Eiszapfen-Versammlungen, die aus dem brüchigen, schieferartigen Gestein traten. Ich bedauerte, Leuk mit dem Bischofsschloss und dem fünfeckigen Rathaus und den gegenüber liegenden Pfynwald links liegen lassen zu müssen. Und als wir etwas später, nach der Bahnfahrt nach Visp, mit Vollgas in den 34,6 km langen Lötschberg-Basistunnel zwischen Raron VS und Frutigen BE gezogen wurden, war es mit dem alpinen Licht und der badeherrlichen Beschaulichkeit definitiv vorbei. Daheim hatte ich das Blogatelier zu füttern.
Die Entspannung der Muskeln bei einer verbesserten Dehnbarkeit des Bindegewebes durch die Wärmewirkungen des Wassers äusserte sich in einer gewissen Abgeschlagenheit, Schlaffheit. Der vorübergehend ausgesperrte Alltag mit seinen unspezifisch ganz anders gearteten Reizwirkungen schwamm wieder obenauf.
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