BLOG vom: 17.04.2011
Kultur-Werbebanner auf der schweizerischen Briefpost
Autorin: Rita Lorenzetti, Zürich-Altstetten
Werbebanner gab es schon früher, als wir noch nicht mit dem Computer arbeiteten. Sie ergänzten den Datum- und Aufgabeortsstempel, der die Briefmarken maschinell entwertete. Als Werbungsträger für besondere Orte und Städte gaben sie den Briefen ein sehr persönliches Gepräge. Sie gefielen mir. Ich nahm viele ihrer Anregungen wahr und besuchte solche Orte. Enttäuscht wurde ich nie. Es handelte sich immer um Hinweise auf schweizerische Kultur.
Alle Beispiele wurden auch bebildert, nicht nur mit Worten dargestellt.
AARAU: Die Stadt der schönen GiebelKLOTEN: Das FlughafendorfSCHAFFHAUSEN: Schatzkammer zu AllerheiligenADELBODEN: Unerschöpfliches WandergebietWALD (ZH): Wander- und SkigebietZÜRICH: Die Stadt der schönen Geschäfte
Auf dem Stempel von Zürich warb das Grossmünster für unsere Stadt. Um ihre Türme kreisten Möwen. Briefe, die solche Motive auf sich trugen, erzählten etwas vom Absenderort.
Diese Bilder, von denen ich hier nur wenige Beispiele aufzählte, sind uns verloren gegangen. Wenn ich meine Briefe an meinem Wohnort in den gelben Briefkasten werfe, werden diese im gigantischen Briefzentrum Mülligen verarbeitet und mit dem immer gleichbleibenden Stempel versehen: Eine maschinelle Kalligraphie, die das Schweizerkreuz fasst, ergänzt von Ort, Datum und Verarbeitungszeit im gefassten Kreis. Korrekt, sauber, klar, nüchtern, aber langweilig. Ein Glück, dass es noch variantenreiche Sonderbriefmarken gibt.
Letzte Woche blitzte ein solches Werbebanner vor meinen inneren Augen auf, als ich von einer Freundin hörte, sie stelle gegenwärtig Batikarbeiten im Schloss Pratteln BL aus. Ich entschloss mich augenblicklich, ihre Ausstellung zu besuchen, weil ich diesen Ort doch schon seit Jahren einmal aufsuchen wollte. Ja, die Werbung auf einem Brief aus Pratteln befand sich seit mindestens 40 Jahren immer noch in der Warteschlaufe. Es hat sich vorher nicht ergeben, dahin zu reisen und wenn ich schon mit der Bahn über Pratteln nach Basel fuhr, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ein Schloss in einem von der Industrie dominierten Gebiet standesgemäss überleben kann.
Es war dann Liebe auf den ersten Blick, und wenn das Schloss reden könnte, hätte es vielleicht gesagt: Endlich bist du gekommen!
Es hat menschliche Masse. Seine Räume und auch sein Innenhof nehmen die Besuchenden beinahe familiär auf. Und die aktuelle, farbenfreudige Ausstellung strahlte auch aus.
Unter „Kultur Pratteln“ finden sich im Internet Hinweise auf weitere Ausstellungen. Die erwähnte dauert nur noch bis und mit Palmsonntag, 17.04.2011.
Interessant auch die Geschichte des Schlosses, die ich einem Prospekt des Hauses entnehme: Das Adelsgeschlecht der Herren von Eptingen erstellten das Weiherschloss sowie die Burg Madlen um das Jahr 1275.
Am 18. Oktober 1356 zerstörte das Basler Erdbeben dann beide erwähnte Bauten. Das Weiherschloss wurde wieder aufgebaut und ziert heute den alten Dorfkern von Pratteln. Beide mögen sich, ergänzen sich. Das Schloss ist während der Ausstellungen jeweils am Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt frei.
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