BLOG vom: 16.06.2011
Brandenburg D: Das alt-preussische Herz- und Prachtstück
Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
Preussen. Der geografische Begriff geht auf die Pruzzen (Prussen) zurück, ein heidnisches, naturreligiöses und entsprechend sympathisches Ostseevolk, welches das Gebiet zwischen den Flüssen Weichsel und Memel im nordöstlichen Teil von Mitteleuropa bewohnte. Nach den damaligen kirchlichen Vorgaben musste das Heidentum respektive die baltische Mythologie im 12. Jahrhundert durch christliche Kreuzzüge überwunden werden, auch im Hinblick auf die materiellen Güter, die es dabei zu gewinnen gab. Immer im Dienste des Seelenheils, das von Wohlstand für die Heilsbringer durchaus unterlegt sein darf.
Das preussische Kerngebiet
Die schwer zu umgrenzende Gebiet Preussen wuchs in einem Jahrhunderte dauernden Prozess aus vielen Territorien zu einem einheitlichen, ausufernden Staat zusammen. Sein Kerngebiet befand sich zwischen Oder und Elbe mit Berlin als Zentrum. Und dieses wiederum wurde als die Mark Brandenburg bezeichnet, die 1701 in Preussen aufging. Was hier an Kulturgütern (Architektur, Gartenkunst, Malerei und Plastik) entstanden ist, übertrifft jedes Vorstellungsvermögen. Noch bekannter als die künstlerischen Leistungen waren in anderen Ländern das preussische, von Drill und Todesverachtung geprägte Kriegshandwerk, mit dem jede Form von Weichheit überwunden wurde.
Jeder Staat, der sich bereichern und seine Macht ausweiten will, propagiert jene Eigenschaften, die ihm nützlich sind. Selbst die Schweizer Armee, weniger auf Eroberungen denn eine kraftvolle Landesverteidigung ausgerichtet, übernahm die preussischen Methoden vor allem unter dem umstrittenen General Ulrich Wille (1848‒1925) im 1. Weltkrieg, was als „Soldatenschinderei“ empfunden wurde, der Armee aber doch etwas mehr Bedeutung verleih. Inzwischen trat, unterlegt von der Bequemlichkeit des modernen Lebens, die Verweichlichung querbeet ihren Siegeszug an; immer mehr junge Leute sind dienstuntauglich, und Krieger alter (Rekruten-)Schule braucht es ohnehin nicht mehr, sondern ein computergesteuertes Abwehr- und Zerstörungsarsenal mit Waffen tragenden Drohnen als Paradestücke. Moderne Kriege machen kaum noch einen Unterschied zwischen Militaristen und Zivilisten. Vor allem gehört die Zerstörung von Lebensgrundlagen im isolierten Feindesgebiet zur umfassenden Schwächung des Gegners nach dem von Israel z. B. in Palästina vorgezeigten Musterbeispiel.
So wie der Untergang des Deutsch-römischen Reichs (1806), mit dem die antike Tradition der Römer im christlichen Sinne in Deutschland fortgesetzt werden sollte, und die Provinzeinteilung Preussens 1815 der politischen Existenz der Mark Brandenburg ein vorläufiges Ende bereiteten, wurde am 25.02.1947 auch das formelle Ende des Staats Preussen besiegelt. Durch das Kontrollratsgesetz der Alliierten ruhte er fortan auf dem Trümmerhaufen der Geschichte. Während des 2. Weltkriegs waren in Preussen unermessliche Schäden angerichtet worden, einschliesslich der Zerstörung des Stadtschlosses in Ost-Berlin, das als „Symbol des preussischen Feudalismus“ 1950 noch vollständig gesprengt wurde, und jenes von Potsdam, die beide als Glanzleistungen preussischer Architektur empfunden wurden. Dass in Kriegen bis auf den heutigen Tag – vor allem auch in den USA eingefädelten Angriffskriegen in aller Welt – mit Vorliebe die grandiosen Kulturleistungen der Menschheit zerbombt und niedergebrannt werden, kann nur die Folge eines Kulturneids von Völkern sein, die nichts Ebenbürtiges hervorbrachten und deren Talente vor allem bei Aktionen der Zerstörung zur vollen Blüte gelangen. Als Musterbeispiel für diese Feststellung diene hier die Nationalbibliothek von Bagdad (Irak), die am 13.04.2003, gleich zu Beginn des 3. Golfkriegs, zum Teil ein Opfer der Flammen und geplündert wurde. Dabei wurden jahrhundertealte Manuskripte und andere historische Dokumente aus der Zeit des Osmanischen Reichs vernichtet; die Brandstifter operierten aus dem Hinterhalt.
Die Restbestände der Bauwerke aus der preussischen Zeit sind immer noch stattlich, insbesondere in Potsdam. Auch während der DDR-Zeit gab es denkmalpflegerische Bemühungen zur Erhaltung der unersetzlichen Kostbarkeiten, und nach 1989 wurden sie verstärkt fortgesetzt. Königliche Schlösser, die den Namen verdienen, wurden von Fremdnutzungen befreit und restauriert (Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Caputh); Landschlösser, Gutshäuser und Dorfkirchen hatten 2. Priorität – es ist schliesslich unmöglich, alles aufs Mal zu reparieren.
Mark Brandenburg
Das Land Brandenburg, das als „Mark“ (Grenzgebiet) einst die Keimzelle Preussens war und heute die deutsche Hauptstadt Berlin umrahmt, grenzt im Osten an Polen, im Süden an Sachsen, im Westen an Sachsen-Anhalt sowie Niedersachsen und im Norden an Mecklenburg-Vorpommern. Der Brandenburger Regierungssitz befindet sich in Potsdam und gibt sich alle Mühe, sich gegen das dominante, nahe Berlin zu behaupten. Das Gebiet kannte ich nur aus Büchern, Zeitschriften-Reportagen und vielleicht aus der einen odereiner Fernsehsendung, und ich bin meilenweit davon entfernt, ein Brandenburg-Experte zu sein. Mein Wissen ist rudimentär, stammt vorwiegende aus 2. Hand. So habe ich als begeisterter Leser von Wanderliteratur als Reisevorbereitung das Reclam-Büchlein „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ gelesen, worin ein Teil des erfreulich detailreichen Berichts des deutschen Schriftstellers Theodor Fontane (1819‒1898) wiedergegeben ist und in dem ein Satz steht, dessen Bedeutung ich bei meinen zahlreichen Reisen in fremde Länder selber erkannt habe: „Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen.“
Das Buch ist laut dem Autor „ein Buntes, Mannigfaches, das ich zusammengestellt habe: Landschaftliches und Historische, Sitten- und Charakterschilderung“. Fontane bekundet Sinn auch für das Unscheinbare: „Der Reisende in der Mark muss sich (...) mit einer feineren Art von Natur- und Landschaftssinn ausgerüstet fühlen. Es gibt gröbliche Augen, die gleich einen Gletscher oder Meeressturm verlangen, um befriedigt zu sein. Diese mögen zu Hause bleiben.“ Und der gründlich recherchierende und beobachtende Schriftsteller wies auch darauf hin, wie wichtig es ist, die Geschichte eines Lands zu kennen, das man bereisen will. Auf solch einem stabilen Unterbau erschliesst Fontane das an sich streckenweise öde Gebiet als Natur- und Kulturlandschaft von besonderem Reiz.
Ein erster Eindruck
Am 26.05.2011 habe ich einen kleinen Teil dieser Landschaft erstmals gesehen, als wir in einem Reisebus vom Flughafen Berlin Tegel vorerst auf der A11, die wir bei Angermünde verlassen haben, nordostwärts nach Schwedt/Oder an der polnischen Grenze transportiert wurden. Die sanften Bodenformen der Landschaft stammen weitgehend aus der Saale- und Weichseleiszeit, in der das skandinavische Inlandeis bis nach Norddeutschland ausgewandert war. Gesteinsschutt wurde zu Moränenwällen aufgehäuft, die auf rund 200 Meter ansteigen und einen südlichen und nördlichen Landrücken bilden; mit unseren Schweizer Augen erkennen wir so etwas allerdings fast als Ebene. Immerhin sind die Unebenheiten, Welligkeiten so markant, dass es in Brandenburg mehr rund 3000 Seen gibt, wenn man auch die kleinsten dazu rechnet. Alle Seen zusammen machen 3 Prozent der Landfläche aus. Sie breiten sich meist neben Mooren aus, soweit sie die Urbarmachung überlebt haben. Viele Stromtäler beleben die Landschaft zusätzlich, so die in West-Ost-Richtung verlaufenden Urstromtäler Eberswald, Berlin und Luckenwalde-Baruth. Eine bekanntesNiederungsgebiet ist der Oderbruch, ursprünglich eine grossartige Überschwemmungsfläche, die ab 1735 entwässert und kanalisiert wurde, eine grossräumige Zerstörung einer Naturlandschaft, wie es damals allgemein üblich war, auch in der Schweiz.
Zu dieser Trockenlegung gehört auch die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstrasse (HFW), mit welcher der Ablauf der Alten Oder beschleunigt wurde. Der Kanal entstand 1906-1926. An ihm liegen in Schwedt die riesige Recycling-Papierfabrik Leipa (siehe Blog vom 01.06.2011: Leipa in Schwedt/Oder D: Die Weisswäsche des Bedruckten), die nicht nur auf gewaltige Energiemengen, sondern auch auf Wasser angewiesen ist, das sie dem Kanal in einer gereinigten Form zurückgibt, und weitere Papierverarbeitungsbetriebe.
Die Wälder an den Strassen, die wir befahren haben, sind oft Monokulturen; Alleen sieht man häufig. Die Waldgebiete waren zur DDR-Zeit beliebte Jagdreviere der DDR-Parteibonzen, wie es halt im sozialistischen Bereich so ging. Auf den oberen Rängen gilt das Gleichheitsgebot nicht mehr, woraus auch zu erklären ist, dass am Fussvolk vorbei politisiert wurde.
Brandenburger Naturfreunde versuchen, mit Baum- und Heckenpflanzungen, dem Artenreichtum und dem Zurück zur Naturnähe etwas nachzuhelfen. Es gibt sogar einen „Verein zur Förderung gebietsheimischer Gehölze“. Zu den Holzgewächsen gehören etwa Feldahorn, Hartriegel, Hasel, Weissdorn, Besenginster, Pfaffenhütchen, Faulbaum, Wildapfel, Wildbirne. Traubenkirsche, Schlehe, Weiden- und Ulmenarten usf.
In den Wäldern Brandenburgs fanden ab Januar 1945 heftige Schlachten mit der Roten Armee statt, die bis an die Oder vorgedrungen war – der so genannte Endkampf. Dabei wurden verschiedene Städte zerstört – Schwedt/Oder zu etwa 84 %, und das Land Brandenburg (Gau Kurmark) war ab dem 07.05.1945 vollständig besetzt. Brandenburg hatte im letzten Weltkrieg etwa 550 000 Todesopfer zu beklagen. In der 2. Jahreshälfte 1945 wurde Ostbrandenburg an der Oder-Neisse-Grenze von Deutschland abgetrennt und unter die polnische Verwaltung gestellt; die brandenburgische Bevölkerung wurde vertrieben. 1949 wurde Brandenburg zu einem Land der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die Bundesrepublik Deutschland anerkannte die Oder-Neisse-Grenze als Westgrenze Polens am 12.09.1990.
Der Nationalpark im Grenzgebiet
Vom Dach der Papierfabrik Leipa in Schwedt aus konnte ich einen Teil des Nationalparks Unteres Odertal, einer von 14 Nationalparken in Deutschland, zwischen der HWF und der Oder überblicken (www.unteres-odertal.de), der 10 300 Hektar (ha) gross ist. Der auf der polnischen Seite anschliessende Landschaftsschutzpark Zehden (Cedynski Park Krajobrazowy) hat eine Kernfläche von 30 000 ha, und die Kernfläche des ebenfalls anschliessenden Landschaftsschutzparks Unteres Odertal (Park Krajobrazowy Dolina Dolnej Odry) beträgt 6000 ha. Die Natur überdeckt die Kriegswunden.
In diesen weiten, auch hier leicht hügeligen Räumen bleiben 1727 Pflanzenarten und 2955 Tierarten weitgehend sich selbst überlassen. Das Naturgebiet im untersten Teil und im Mündungsgebiet der Oder – dem letzten ursprünglichen Flussmündungsgebiet Europas übrigens – umfasst Au- und Riedwiesen, Altwasserarme und Auenwälder, denen man in Deutschland Auwälder sagt. Ein Schwarzstorch, der gerade über uns hinwegflog, war ein Indiz für die reichhaltige Vogelwelt, die hier 120 Arten umfassen soll, darunter Seeadler und die raren Seggenrohrsänger.
Der Schutz dieses Gebiets begann 1995. Wegen der Andersartigkeit der Wasserregulierung im polnischen und deutschen Teil entwickelte sich der Naturpark unterschiedlich, ein Beitrag zur Vielfalt. Ein trotz Deichbau und Flussbegradigung in den Jahren 1906 bis 1928 nach holländischem Vorbild errichtetes Poldersystem bestimmt vor allem im Winterhalbjahr den Wasserstand der Oder und das Geschehen in der Aue; die Polder können bis 130 Mio. m3 Wasser zwischenlagern. Mit geführten Kanutouren kann man das Innere der Nationalparklandschaft erkunden.
Schwedt
Die Kraft, die aus den Ruinen neues Leben hervortreibt, ist bewundernswert, gerade in Schwedt im Landkreis Uckermark, von dem ich einen flüchtigen Eindruck erhalten habe, ist das exemplarisch zu erleben. Schwedt liegt 80 km nordöstlich von Berlin.
Deutsche Siedler hatten den Ort an der Strasse von Berlin nach Stettin (Szczecin, Polen) wahrscheinlich im 13. Jahrhundert gegründet. 1670 richteten die Markgrafen Brandenburg-Schwedt in der Stadt ihren Sitz ein und bauten sie zu einer barocken Residenz aus.
Schwedt, auf einer Talsandinsel angelegt, ist mit seinen 34 197 Einwohnern (2010) die grösste Stadt der Landschaft Uckermark, die einst von slawischen Ukranen bewohnt war und ein Teil des Bundeslands Brandenburg ist. Ab Beginn des 19. Jahrhunderts war die Uckermark das grösste zusammenhängende Tabakanbaugebiet mit einer Fläche von 4000 Hektaren. Dieser Tabakanbau hat heute kaum noch Bedeutung, ist aber immerhin im Tabakmuseum in einer dreigeschossigen Tabakscheune im Ortsteil Vierraden verewigt.
Die Stadt Schwedt gilt mit ihren 10 Ortsteilen wieder als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum, nachdem hier die Wehrmacht einen Brückenkopf gebildet hatte, der 1945 zusammen mit dem grössten Teil der Stadt von der Roten Armee zerstört worden ist. Nur wenige Gebäude wie die Stadtmühle und Teile der Stadtmauer überlebten den Granatenhagel. Das Schloss wurde komplett niedergewalzt. Die für die Hugenotten errichtete Französische Kirche (1777) wurde wiederhergestellt.
Petrochemie und Papierindustrie
Bereits zu den DDR-Zeiten wiederholte Schwedt die Karriere als wichtiger Standort der Petrochemie sowie der PCK Raffinerie GmbH, eine der grössten Raffinerien Deutschlands, und der noch vor dieser angesiedelten Papierindustrie wie die Leipa, die ich einen Tag lang besuchen konnte. Sie liegt an der HFW, wurde 1992 privatisiert und wird ständig dem Stand der Technik angepasst. Hier entstehen hochwertige Papiere ausschliesslich aus Altpapier nach den neuesten Erkenntnissen ökologischer Betriebsführung. Ein eigenes Kraftwerk, das weitgehend mit Altstoffen betrieben wird, verringert die Abhängigkeit von Rohöl aus dem ostsibirischen Raum (und aus dem Rostocker Ölhafen), das in einer Pipeline namens „Freundschaft“ in die Industriezone von Schwedt geführt wird.
Weitere Papierfabriken in Schwedt sind die UPM GmbH: Die Firma Haindl GmbH (Augsburg) nahm 1993 eine moderne Produktionslinie für hochwertiges Zeitungsdruckpapier in Betrieb – gleich neben der Leipa. Die UPM produziert heute etwa 280 000 Tonnen Zeitungsdruckpapier pro Jahr – ebenfalls zu 100 % aus Altpapier.
Im Weiteren ist die Brandenburger Tapeten Schwedt GmbH tätig, die als eigenständiges Unternehmen Tief- und Prägedrucktapeten produziert. Die Verwendung natürlicher Rohstoffe im Papier und Farbaufdruck ergeben einen Materialaufbau, welcher ohne Umweltbelastung biologisch restlos abbaubar ist. Und endlich ist noch die Hartmann Schwedt GmbH zu nennen, die seit 1991 eine neue Produktionsanlage für Fasergussstoffe betreibt. Ebenfalls aus Altpapier werden Verpackungseinheiten – vorwiegend für Eier – hergestellt und bedruckt.
Zwischen 1960 und 1989 stieg die Einwohnerzahl Schwedts von 6000 auf 52 000 und bildete sich nach der deutschen Wende wieder zurück, was Gelegenheit gab, einen Plattenbau nach dem anderen abzureissen. Und selbst die Lindenallee, über die wir am 26.05.2011 zum Turm-Hotel mit Brauerei fuhren, erinnert nur noch im Entferntesten an die Plattenbau-Zeiten. Aber die umweltbewusst geführte Papierindustrie floriert und zeigt, dass ein Nebeneinander von Industrie und Natur möglich ist.
Industrieabhängige Stadt
Auch die Stadt Schwedt bemüht sich in dieser Richtung, wie ich einer Dokumentation entnommen habe, die mir zusammen mit einem freundlichen Brief von Bürgermeister Jürgen Polzehl (SPD) aufgrund meiner E-Mail-Bitte unverzüglich zugestellt wurde.
Einem Prospekt „Schwedt/Oder in Zahlen“ (2010) konnte ich entnehmen, dass sich die Einwohner nur zu 9,6 % zur evangelischen und zu 3,0 % zur römisch-katholischen Religion bekennen und 87,4 % eine andere oder keine Religion haben. Politisch dominiert die SPD (13 Sitze der 36-köpfige Stadtverordnetenversammlung), gefolgt von „Die Linke“ (8 Sitze), CDU (5), FDP (3), 50Plus (2), Bürgerinitiative für Schwedt (2), Grüne (1), Unabhängige Bürgergemeinschaft (1) und Bunte Liste (1). Die Arbeitslosenquote liegt bei 16,6 %, und es gab 2010 total 58 562 Übernachtungen, für 2011 habe ich mit 1 Übernachtung die Zahl gesteigert.
*
Trübe Erinnerungen werden im Nordosten Deutschlands überwunden, jene, die etwa im Volks- und Kinderlied, das man Maikäferlied nennt, auf die gereimte Kurzform gebracht wurden: „Pommernland ist abgebrannt“. (Pommern setzt sich aus dem westlich der Oder gelegenen Vorpommern und dem sich östlich dieses Flusses ausbreitenden Hinterpommern zusammen. Durch den Westfälischen Frieden [1648] kam Hinterpommern an Brandenburg.) Eine Strophe des Lieds lautet:
„Maikäfer flieg!
Der Vater ist im Krieg,
Die Mutter ist im Pommerland,
Und Pommerland ist abgebrannt.
Maikäfer flieg!“
Es ist ein Wiegenlied und 1781 wurde von Johann Friedrich Reichardt komponiert. Wer das Glück hatte, aus der Wiege herauszuwachsen und die Kriege zu überleben, fühlt sich offenbar motiviert, zu neuen Ufern aufzubrechen. So dass ich mir erlaube, dem Maikäferlied eine aktuelle Friedensfassung aus meiner eigenen Produktion gegenüberzustellen – ein kleines Dankeschön an die liebenswürdigen Brandenburger, die mich bei meinen Informationssammlungen tatkräftig unterstützt haben:
„Maikäfer saus!
Der Vater lebt zu Haus,von Muttern liebvoll angeschaut,denn Pommerland ist aufgebaut,Maikäfer saus!“
Quellen
Badstübner, Ernst: „Brandenburg. Das Land um Berlin – Kunst und Geschichte zwischen Elbe und Oder“, DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2010.
Fontane, Theodor: „Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Eine Auswahl“, Verlag Philipp Reclam jun., Stuttgart 2006. Nr. 18140.
Wurlitzer, Bernd: „Brandenburg. Potsdam. Havelland. Spreewald“, ADAC-Reiseführer.
„Schwedt/Oder. Grusskarte mit Video-DVD“. Herausgeber: Tourismusverein Nationalpark Unteres Odertal e. V., Vierradener Strasse 34, D-16303 Schwedt/Oder. Video-Design-Studio Tilo Schönherr, D-15890 Eisenhüttenstadt.
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