Textatelier
BLOG vom: 29.06.2011

Clemens Fabrizio (90): Autobiograf und glücklicher Sammler

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
„Gewidmet in dankbarer Erinnerung den 2 Frauen, die mein Leben viele Jahre in ausserordentlicher Weise beeinflusst und mitgestaltet haben: Meiner lieben und mutigen Mama Cecilia aus Montenero und meiner lieben und verständnisvollen Ehefrau Anna aus Schopfheim.“
(Widmung in dem Buch „Zwischen zwei Stühlen" von Clemens Fabrizio)
*
Man kann man nur staunen, wenn betagte Menschen noch voller Tatendrang sind und schier Unglaubliches vollbringen. Einen solchen Zeitgenossen kenne ich seit einiger Zeit. Es ist Clemens Fabrizio, der im April 2011 den 90. Geburtstag feiern konnte. Er ist nicht nur „Sammler aus Freude und Leidenschaft“, sondern auch Autor einiger Bücher. Zu seinem Geburtstag brachte er seine Autobiografie „Zwischen zwei Stühlen“ heraus. Wie er mir erzählte, schrieb er 4 Jahre an diesem Werk. Ohne seinen Computer hätte er die Autobiografie nicht vollenden können. Erst mit 84 Jahren machte er sich mit der Bedienung eines Computers vertraut, und mit 89 Jahren schrieb er seine 1. E-Mail.
 
Prof. Gerold Blümle, der das Vorwort zum Buch geschrieben hat, animierte Fabrizio, doch einmal seine Lebensgeschichte niederzuschreiben. Er hatte schon immer wieder von seinem bewegten Leben gehört. Das tat Fabrizio dann auch.
 
Während der Vernissage in der Sparkasse Schopfheim-Zell D sagte Blümle: „Das Buch ist ein äusserst lesenswertes Zeitdokument.“ Im Vorwort schrieb Blümle: „Es wäre zu wünschen, wenn nicht nur die ältere Generation Freude an diesem Werk hätte, sondern auch jüngere Leser ihre heutigen Erlebnisse und Erfahrungen anhand dieses Textes verarbeiten und neu gewichten würden.“
 
Das 192 Seiten umfassende Buch – es hat 110 Kapitel und 97 Schwarz-Weiss-Fotografien – ist flüssig und spannend geschrieben, man kann gar nicht mehr zu lesen aufhören. Für mich faszinierend waren die Ereignisse während des 2. Weltkriegs sowie den Jahren vor und nach dem Krieg. Alle Fakten und Ereignisse entsprechen den Tatsachen, wie Fabrizio betonte. Er hat sogar noch bestimmte negative Erlebnisse mit Kriegsteilnehmern abgeschwächt.
 
Fabrizio hat ein phänomenales Gedächtnis. Das kam ihm bei der Aufzeichnung seiner Autobiografie zugute. Schon in jüngeren Jahren, als er mit der Organisation der Leichtathletik in Baden zutun hatte, wusste er sämtliche deutsche und italienische Rekorde aus dem Kopf. Und noch etwas war wichtig: Er bewahrte viele Dokumente, Zeitungsausschnitte und allerlei Gegenstände auf. Dazu kamen akribische Kalendernotizen ab 1947 mit seinen Reisen, die er privat, mit dem Leichtathletikverband oder mit seinem Kegelclub. den er am 10.11.1961 aus der Taufe hob – in in Kürze ist die 50-Jahrfeier in Schopfheim D.
 
Aus seinem bewegten Leben
Fabrizio wurde als Sohn italienischer Einwanderer, die aus dem Abruzzendorf Montenero stammten, am 18.04.1921 in Mulhouse, Elsass, geboren. In der Geburtsurkunde steht: Clément Robert Rinaldo. Mit 10 Jahren siedelte die Familie nach Lörrach D um. Er besuchte in Lörrach die Hebelschule und später die Fridolinschule in Lörrach-Stetten. Er kannte kein einziges deutsches Wort, er konnte nur Elsässisch reden (in Mulhouse lernte er in 1,5 Jahren Französisch schreiben und lesen). Seine Deutschkenntnisse verbesserten sich zunehmend. In der 6. Klasse war er schon Klassenbester in deutscher Sprachlehre, im Rechtschreiben und anderen Schulfächern. „Ich glaube nicht, dass ich fleissiger war als meine Schulkameraden, aber ich begriff sehr schnell, und was ich dann im Kopf hatte, blieb drin. Das ist keine Angabe, aber Tatsache“, so Fabrizio. Weitere Lebensdaten sind in dem Werk ausführlich dargestellt. Ich beschränke mich auf die folgenden:
 
Mit 13 Jahren begann seine leichtathletische Laufbahn, als er die Sportler Thomas Neuberth und Herbert Wagner kontaktierte. Es entwickelte sich eine Leidenschaft zu dieser Sportart, die er nicht für möglich gehalten hätte. Er nahm an zahlreichen Wettbewerben teil, organisierte nach dem Zweiten Weltkrieg die ersten internationalen Sportfeste. Er fungierte auch als Dolmetscher. Spitzensportler der damaligen Zeit zählten zu seinen Freunden (zum Beispiel der Europameister Heinz Fütterer). Er schaffte es bis zum Ehrenmitglied des Badischen Leichtathletikverbands. Kein Wunder, dass der rührige Fabrizio viele Auszeichnungen, 40 an der Zahl, erhielt. 1997 bekam er aus der Hand des damaligen Landrats, Alois Rübsamen, das Bundesverdienstkreuz am Bande für seine unermüdlichen ehrenamtlichen Tätigkeiten.
 
Übrigens war Fabrizio 22 Jahre bei der Sparkasse Schopfheim (heute Sparkasse Schopfheim-Zell) als Hauptkassierer, Zweigstellenleiter und die letzten 4 Jahre als Innenrevisor tätig.
 
Der Jubilar, der schon über 60 Jahre in Schopfheim lebt, charakterisierte sich während der Vernissage so: „Französisch von Geburt, italienisch immer noch im Herzen.“
 
Weitere wichtige Daten: 1949 heiratete er die Schopfheimerin Anna Trefzer, die 2003 starb. Aus der Ehe gingen 2 Töchter hervor.
 
Übrigens nahm der Jubilar 1975 die Deutsche Staatsangehörigkeit an, damit seine Tochter Claudia als Lehrerin den Beamtenstatus erlangen konnte. Er musste damals die hohe Summe von 5043 DM berappen, um den Deutschen Pass zu bekommen. Dies ist unverständlich, zumal seine Frau und die beiden Kinder in Schopfheim geboren waren und er auch in Deutscher Uniform Kriegsdienst geleistet hatte.
 
Sammler und Autor
Der Sammler und Autor Fabrizio hat sich mit vielen Ausstellungen und Publikationen einen Namen geschaffen. Er sammelte Briefmarken, Inflations- und Notgeld, Münzen, Lieder-, Sport- und Olympia-Bücher, Ansichtskarten, Liedkarten, Spiel- und Musik-Dosen, alte Grammophone und über 500 Schellack-Platten ab 1900.
 
Wie er mir während eines Besuchs erzählte, hatte er vor einigen Jahren noch 35 000 Ansichtskarten von 1888‒1940 in 150 Alben. Einen Teil seiner Sammlung hat er schon verkauft und teils verschenkt. Mit den jetzt noch vorhandenen über 30  000 hat er noch immer genug.
 
Vielbeachtet waren seine beiden Liederbücher „Sing ein Lied!“ und „Melodien auf Liedkarten“. Nach der Herausgabe dieser Werke hörte er keineswegs mit dem Sammeln auf, sondern begann, Glocken aus Porzellan, Glas und Metall sowie Clowns zu sammeln.
 
Eine grosse Beachtung fand auch sein Bildband „Links und rechts der Wiese“, das von 1989 bis 2001 4 Auflagen mit insgesamt 5200 Exemplaren hatte. Das Buch ist nur noch im Antiquariat erhältlich.
 
Im Folgenden sind einige markante Ereignisse aus seinem neusten Buch aufgeführt.
 
Sechsmal strafversetzt
Fabrizio beschrieb in seiner Autobiografie ausführlich seine Kriegserlebnisse. „Ich habe in 3½ Jahren freiwilligen Kriegsdienst geleistet – wie kann man so blöd sein, wird man heute sagen, 1½ Jahre beim italienischen und 2 Jahre beim deutschen Heer (…)“ Nach der italienischen Kapitulation am 08.09.1943 konnten sich die italienischen Soldaten entscheiden, auf eigene Faust zu versuchen, in die Heimat zu kommen oder für die Deutschen freiwillig am Krieg teilzunehmen (als Kampfwilliger mit Dienst an der Waffe oder als Hilfswilliger, sozusagen als Arbeiter, Munition schleppen, Erdarbeiten verrichten etc.).
 
Beim deutschen Heer wurde er 6 Mal strafversetzt, weil er mit diesen oder jenen Dingen nicht einverstanden war und dies auch lautstark kundtat.
 
So übernahm ein österreichischer Wachtmeister (die Österreicher waren seit 1938 deutsche Staatsbürger) die Küche. Er störte sich daran, dass die deutschen Soldaten 2 Schöpflöffel vom Eintopf ins Kochgeschirr bekamen und die Italiener nur einen. „Mir gefror das Blut in den Adern vor lauter Wut. Ich war schon etwas jähzornig in meiner Jugend, aber solche Ungerechtigkeiten konnte ich schon gar nicht vertragen. Das war schon der Gipfel, dass wir Italiener – freiwillig bei der deutsche Kampftruppe – nun auch nur die halbe Essensration bekommen sollten.“ Er nahm dem österreichischen Koch den Schöpflöffel aus der Hand und anschliessend bekamen auch die Italiener einen weiteren Schlag Eintopf ins Essgeschirr.
 
Nach diesem Vorfall wurde er strafversetzt. Weil schon auf dem Schreibtisch des „Spiess“ ein Urlaubsgesuch von ihm vorlag, durfte er den Urlaub antreten. „Da sollte ich mich erholen und etwas abkühlen, meinte der,Spiess’, der Haupt-Wachtmeister!“
 
Er kam immer sehr gut mit seinen Landsleuten aus, weniger mit den Deutschen, die ihn immer als „Itaker“ bezeichneten. Ab und zu kam es zu Boxeinlagen mit den Widersachern. Er sass, wie Fabrizio betonte, immer zwischen 2 Stühlen, zwischen Deutschland und Italien. Eines Tages musste er – in seiner Eigenschaft als Sonderführer und Dolmetscher − mit einer Gruppe Italiener (aus Kalabrien, Sizilien, Südtirol und aus dem Trentino) auf deutsche Kommissart exerzieren. Er führte seine Gruppe über einen Hügel, der nicht von der Stellung einzusehen war. Die „Kampfwilligen“ holten Karten heraus und begannen mit dem Spielen, scopa und tressette. (Die deutschen Landser spielten in ihrer Freizeit Skat oder Schach). Als Vorgesetzter der Truppe lag Fabrizio auf der Lauer. Näherte sich ein Deutscher dem Drillplatz, jagte er die Ruhenden auf und brüllte italienische Kommandi in die Gegend: „Avanti, dietro front, no, due usw.“ Fabrizio konnte sich vor Lachen kaum zurückhalten, als eines Tages sein Batteriechef sagte, er möge doch nicht so streng mit seinen Landsleuten umgehen. Alles war Theater!
 
Einmal sollte er im Partisanengebiet mit einem Muli Wasser holen, weil sich andere weigerten. Auch unser Clemente wollte nicht. Die Folge war, dass er wieder strafversetzt wurde. Er musste 3 Stunden auf Schusters Rappen zur 5. Batterie wechseln. Kalamaki wie bist du schön ...
 
Während einer Flaggenhissung und nach den letzten Worten des Deutschlandlieds kratzte sich ein kleiner Napolitano am Kopf. Der Wachtmeister schnauzte ihn an und wollte wissen, warum er sich dort gekratzt habe. Der Angesprochene sagte ganz laut, dass es alle hören konnten: „Ich kann mich doch nicht am Arsch kratzen, wenn mir beisst am Kopf.“ Alle mussten herzhaft lachen, und der Wachmeister und die versammelten Offiziere lachten mit.
 
Auch Fabrizio war ein Schelm. Eines Tages war er als Putzer eines Wieners Wachtmeisters im Dienst. Die „heimgeholten“ Österreicher mochten die Italiener gar nicht. Fabrizio musste Schuhe putzen, Kaffee aus der Küche holen und das Bett in seiner Bude machen. Am 3. Arbeitstag geschah dies: Bevor er den Kaffee einfüllte, machte er mit einem Nagel ein Loch in die Kanne. Dann marschierte er mit der 8 Liter fassenden und tropfenden Kanne zum „Herrn“. „Der ganze Wohnwagen war überschwemmt von schwarzem Bohnenkaffee. Ich rannte herbei und konnte ihm scheinheilig weismachen, dass dies in der Küche passiert sein müsse.“ Dies war natürliche eine Notlüge. Aber die Scherze gingen weiter. Der Wiener trug als Einziger in der Batterie ein paar knallrote Stiefel. Fabrizio wollte etwas ändern, da dies nicht der Vorschrift entsprach (der Batteriechef hatte seltsamerweise nichts einzuwenden). Er malte die schönen Stiefel mit schwarzer Schuhwichse an und polierte diese blitzblank. Fabrizio wurde dann vom Wiener Wachtmeister als Schwein und Saboteur bezeichnet. Darauf folgte eine weitere Strafversetzung, „da so etwas bei der grossdeutschen Wehrmacht nicht passieren durfte.“
 
Als „kleiner Italiener“ konnte sich Fabrizio mehr erlauben als ein deutscher Soldat. Kaum ein Deutscher wäre sechsmal strafversetzt worden.
 
Ende Dezember 1943 erhielt Fabrizio eine schmale, viereckige Holzkiste mit der Aufschrift „Vorsicht, nicht stürzen, Führerbild.“ Das Paket mit einer grossen Linzertorte und Zuckerbrötli hatte seine schlaue Mutter abgeschickt. Sie war überzeugt, dass jeder Soldat bei der deutschen Feldpost das „ Führerbild“ vorsichtig behandeln würde. Die Torte kam unversehrt von Lörrach über München, Belgrad in Piräus bei Athen an.
 
Lili Marleen
Während seiner Dienstzeit bei der deutsch-italienischen Flak-Abteilung in Griechenland und auch später bei der Deutschen Wehrmacht freute er sich schon am Morgen auf den Abend. Dort hörten die Soldaten über den Äther (Soldatensender Belgrad) die melancholische Stimme von Lale Anderson, die das ergreifende Lied „Lili Marleen“ („Vor der Kaserne, vor dem grossen Tor …“) sang. Das war ganz im Sinne der Soldaten. Bei manchem flossen die Tränen. Das Lied ertönte in etlichen Sprachen, auch von den Sendern der Alliierten. Für die Truppen der Amerikaner sang die unvergessliche Marlene Dietrich das sentimentale Lied in einer englischen Fassung. Das Lied handelt von Sehnsucht, Abschied, Trennung und einer ungewissen Heimkehr nach dem Krieg.
 
In der Nachkriegszeit sang Fabrizio das Lied manchmal zusammen mit seiner Frau an Abenden, um 22 Uhr, wie früher.
 
Während der Vernissage stimmte auf besonderen Wunsch des liebenswürdigen Jubilars der Solist Hans-Georg Ebner das berühmte Lied „Lili Marleen“ an. Da gab es sicherlich auch feuchte Augen.
 
Schreckliche Erlebnisse
Auf dem Rückzug aus Griechenland kam eine 60-köpfige Gruppe (58 Deutsche und 2 Italiener) nach einem langen Marsch in den Kosovo. Überall waren Partisanen auf ihren Fersen. Es wurden Brücken gesprengt und Telefonmasten umgeknickt. Es waren deutsche Pioniere, die nach den flüchtenden deutschen Truppen diese Zerstörungen unternahmen, um den Vormarsch der Partisanen und Russen zu verzögern. In der Nähe von Skopje kamen sie in ein Dorf, wo alles verkohlt war und die Dorfbewohner aufgehängt waren. Manche Soldaten, die ein solches Grauen erblicken, hatten Tränen in den Augen. Vor dem Dorf wurde am Vortag eine Gruppe deutscher Soldaten, die vor Fabrizios Truppe marschierten, von Partisanen überfallen. Dabei kam ein Offizier ums Leben. Die Einheit suchte dann 50 Bewohner des Dorfes aus und hängte sie auf. Diese Wahnsinnstat ereignete sich ein halbes Jahr vor Kriegsende.
 
Nach dem Krieg beim Marsch in die Gefangenschaft ging das Grauen weiter. Beim Marsch nach Zagreb (früher Agram) gab es viele Tote. Fabrizio: „Die jugoslawischen Begleitmannschaften waren Teufel in Menschengestalt. Da gibt es nichts zu verschönern. Wenn ein armer deutscher Gefangener austreten musste und nicht fertig war mit seinem Bedürfnis, bis die letzte Wachtruppe da war, dann wurde er erschossen, nicht einfach so, er bekam einen Genickschuss und blieb liegen.“
 
60 deutsche Landser wurden auf diesem Marsch erschossen! Fabrizio dazu: „Wie unsinnig ist doch unsere so ,zivilisierte’ Welt! Warum mussten diese armen Kerle sterben, jetzt wo der Krieg doch schon vorbei war? In allen Armeen der Welt gab es solche gewissenlose Verbrecher!“ Sie gibt es leider auch heute, und nicht alle Kriegsverbrecher werden bestraft. Aus Kriegen haben Menschen nichts gelernt.
 
Ein Glückskind
Fabrizio war und ist ein Glückkind. Er konnte am 7. Juli 1945 von Bjelovar in Kroatien aus der Gefangenschaft bei einer Tito-Einheit fliehen und erreichte nach einer abenteuerlichen Flucht durch Jugoslawien und Österreich in 18 Tagen wohlbehalten seine Heimatstadt Lörrach.
 
In seiner Autobiografie beschreibt er auch einen Vorfall während des Kriegs: Eines Tages wurde er in einer Flakstellung beim Flugplatz Kalamaki (unweit von Athen) von einem 8,8-cm-Geschütz zur 20-mm-Flak abkommandiert. Durch einen Neuzugang war beim Geschütz „Anton“ ein Mann zu viel. Der Geschützführer, der Italiener nicht leiden konnte, kommandierte Fabrizio zu einem 20-mm-Geschütz ab. Das war sein Glück. Am darauffolgenden Tag erhielt das Geschütz, an dem er am Tag zuvor noch Dienst gemacht hatte, einen Volltreffer durch eine amerikanische 500-kg-Bombe. Alle 8 Soldaten kamen ums Leben. Das nahmen ihm einige „Kameraden“ übel, dass ausgerechnet ein „Itaker“ mit dem Leben davon kam.
 
Seine 2200 Gramm schweren Kommisstiefel (Gewicht ohne Nägel!) trugen ihn etwa 3500 km weit quer durch den Balkan und bis nach Lörrach. Diese Stiefel hat er heute noch als Andenken! Seine guten Wanderschuhe bringen es auf knapp 1000 Gramm.
 
Trotz seines hohen Alters ist er „glücklich und dankbar für jeden neuen Tag, den ich erleben darf.“ Von Einsamkeit keine Spur. Er macht noch kleine Wanderungen, schätzt den alle 14 Tage stattfindenden Kegelabend mit seinen Kegelbrüdern, die 10 bis 20 Jahre jünger sind als er, spielt jeden Mittwoch Skat. Bevor er schlafen geht, löst er Rätsel, in letzter Zeit meist das japanische Sudoku.
 
In seiner Autobiografie sind 2 Sprüche abgedruckt, die ich hier wiedergebe: 
„Im Altertum steht schon geschrieben, dass jung stirbt, wen die Götter lieben,
womit sie nicht gleich jeden hassen, den sie noch länger leben lassen.“
(Zenon von Elea/Hellas 490−430 v. u. Z.)
 
Es gilt zu erkennen,
dass die einzige
Belohnung des Lebens
darin beschlossen liegt,
es tapfer gelebt
und tapfer die Aufgaben
erfüllt zu haben,
die es einem jeden stellt.“
(Emile Zola, 02.04.1840)*
Für mich persönlich ist dieses Buch mit den zurückliegenden Ereignissen ein Geschichts- und Erlebnisbuch, das seinesgleichen sucht. Hier wird nichts beschönigt und dazugedichtet. Der Autor schildert alles so, wie er es auch erlebt hat.
 
Die Leser sind mit diesem Werk sehr zufrieden. Eine Leserin, die ihn anrief, sagte, sie habe Tränen in den Augen bekommen, während sie das Buch las. Sie hat sich wohl an eigene Erlebnisse vor und nach dem schrecklichen Krieg erinnert. Man muss dem Autor dankbar sein, dass er seine Erlebnisse niedergeschrieben hat.
 
Das Schlusswort möchte ich Prof. Gerold Blümle überlassen, der im Vorwort des Werks von Fabrizio schrieb: „Es sollten die immer älter werdenden Zeitzeugen der so vielfältigen und wechselvollen Ereignisse des 20. Jahrhunderts von ihren Erlebnissen erzählen, wobei die Berichte mit technischen Mitteln aufgezeichnet wurden. Zugleich erfuhren die Tagebücher zunehmende Aufmerksamkeit, und so wurde 1998 auch in Emmendingen das Tagebucharchiv für Deutschland gegründet.“
 
Literatur
Fabrizio, Clemens: „Zwischen zwei Stühlen“, Druckerei Ühlin, Eigenverlag, Schopfheim 2011 (ISBN: 978.3.932738.51.7). Das Buch ist beim Autor für 13,90 Euro zu beziehen, plus 1,10 Porto.
Adresse: Clemens Fabrizio, Hegnestrassse 10, D-79650 Schopfheim, Tel. +49 7622/1044.
 
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