Textatelier
BLOG vom: 08.10.2011

Folter, Hass – nichts fürs Kino: Extraordinary rendition

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
In meiner alten Ausgabe des „Webster’s Collegiate Dictionary“ steht das Wort „rendition“ in keinen Zusammenhang mit „extraordinary rendition“. Dieser Euphemismus bezeichnet „ausserordentliche Folterung“ von terrorverdächtigten Häftlingen und stammt, wie viele andere, worunter „water-boarding“, aus den USA. Hinter diesem Ausdruck verbirgt sich die Lynchjustiz amerikanischer Willkür, mit britischer Unterstützung auf der „axis of evil“ („Achse des Bösen“, von Präsident George W. Bush im Jahr 2002 geprägt).
 
Angebliche Terroristen wurden und werden wohl noch immer aufgegriffen und in Guantánamo Bay und anderen Kerkern, vorwiegend im Nahen Osten und Nordafrika, in krasser Missachtung des Menschenrechts grässlich gefoltert, bis ihnen ein wertloses Geständnis abgewürgt wird. Die USA/UK Allianz ermöglichte und förderte solch einen eklatanten Rechtsmissbrauch. Das alles hat keine nennenswerte Empörung in gesitteten und zivilisierten Ländern ausgelöst. Selbst „Amnesty International“ ist dagegen machtlos.
 
Am Samstag, 01.10.2011, hat es BBC 2 gewagt, den Film „Extraordinary rendition“ zu zeigen, natürlich immer um Mitternacht, wenn wenige Zuschauer geneigt sind, ein solch deprimierendes Werk anzusehen. Dokumentarisch verkleidet und sehr realistisch inszeniert und gespielt, wurde dieser Film zuerst im August 2007 in Lugano (TI, Schweiz) und anschliessend in Edinburg (Schottland) uraufgeführt. Ab 2008 war er als DVD zu haben. Noch immer bleibt dieser Film dem Kinopublikum vorenthalten. Blutrünstige US-Filme haben eindeutig den Vorrang im Fernsehen und Kino.
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Zaafir Ahmada lebte als Muslim mit seiner katholischen Frau in London und unterrichtete an einer Universität. Demokratie war sein Lehrfach. Als Gastdozent trat er auch verschiedentlich in Ägypten und Pakistan auf.
 
Eines Tages wurde er von Geheimagenten auf der Strasse abgefangen, betäubt und entführt. Zaafir erwachte, in einer elenden Kerkerzelle angekettet, in einem arabisch-sprechenden Land. Er wurde gefragt, mit wem er verkehre, und ob er engere politische Verbindungen mit Studenten pflege, und wie sie heissen. Zaafir beteuerte immer wieder umsonst, dass er kein Terrorist sei und verweigerte hartnäckig jede Auskunft. Wie konnte er anders, er, der keiner Terroristengruppe angehörte? Die Verhöre wurden nach und nach mit Folterungen verschärft, bis er als ein menschliches Wrack ein wertloses Schuldbekenntnis unterschrieb. Damit war der Fall Zaafir Ahmada für den amerikanische Verhörer erledigt, der sich freute, wieder nach Washington heimkehren zu können. Zaafir wurde in London freigelassen, doch sein Leben war verpfuscht. Er konnte sich von seinem Trauma nicht lösen. Die britischen Instanzen wollten von ihm nichts wissen. Gleiches widerfuhr einem anderen gefolterten britischen Heimkehrer aus Guatánamo Bay namens Bynam Mohamed.
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Schon vor dem 9/11-Terroranschlag in New York haben US-Präsidenten Menschenrechte missachtet. Präsident Barack Obama hat sich zu ihnen gesellt. Trotz seines Wahlversprechens besteht Guatánamo Bay weiterhin. Der Gipfel der Unverschämtheit ist erreicht, wenn auch Obama als Menschenrechtler auftritt – als Vertreter der „Demokratie des Rechtsmissbrauchs“ … In letzter Zeit äussert er sich diesbezüglich etwas zaghafter, besonders China gegenüber. Nationale Interessen gehen vor.
 
Warum wurden die Terroristen des 9/11-Attentats nicht auf dem rechtsgültigen Weg von der Justiz verfolgt und angeklagt? Stattdessen verwickelten sich die USA und ihre Trabanten in einen Krieg in Afghanistan, der Tausende von Zivilisten das Leben gekostet hat und heute als verloren abgeschrieben werden muss.
 
Obamas Techtelmechtel bis vor Kurzem mit Muammar al-Gaddafi in Libyen, ebenfalls ein Land, in dem verdächtigte Terroristen gefoltert wurden, ist beendet. Vorrangige Erdöl-Interessen bestimmten diesen Gesinnungswandel. Die Amerikaner und Briten (statt die Chinesen) wollen sich jetzt dort nach der Revolution mit den neuen Machthabern anbiedern und das Öl abzapfen.
 
Das Wort Demokratie verdient keinen einzigen Stern auf der US-Fahne. Die Schwarzen können von ihren Erfahrungen bis auf heutigen Tag ein Lied singen. Inzwischen droht Obama mitsamt Israel, Palästinas Gesuch um staatsrechtliche Anerkennungen des Landes innerhalb den Vereinigten Nationen zu boykottieren.
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Es scheint, dass kollektiv mehr und mehr auf westlicher Seite der gesamte Islam als Religion des Terrors verschrien wird. Damit wird unterschwellig viel Hass angefacht, der sich leicht in neuen Terrorakten manifestiert könnte.
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PS. Inzwischen gewinnt der Islam laufend neue Anhänger und soll 2011 als Weltreligion die 1. Stelle, mit 2,8 Milliarden erreicht haben, gefolgt von 2,3 Mia. Christen (die Schätzungen variieren allerdings enorm).
 
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