BLOG vom: 22.02.2012
Ehe-Geschichten: Trennungsmuseum, Tellerflug und Irrtum
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Am Valentinstag, dem 14.02.2012, wurde in der „Badischen Zeitung“ das 300 Quadratmeter grosse Zagreber „Museum der zerbrochenen Beziehungen“ („Museum of Broken Relationship“) vorgestellt. Die Schlagzeile lautete: „Zuflucht für Valentins-Muffel“. Verschmähte, Gehörnte und unglücklich Verliebte stellten dem Museum, das vor 1 ½ Jahren eröffnet wurde, die Ausstellungsstücke zur Verfügung.
„Jede Liebe lässt etwas zurück“, sagte Museumsleiter Drazen Grubisic. Das Museum ist sehr erfolgreich. 2011 gewann das Museum den prestigeträchtigen Kenneth Hudson Award des Europäischen Museumsforums. Das Trennungsmuseum ist besonders bei ausländischen Touristen sehr beliebt. Die jungen Paare werden nachdenklich, wenn sie das Museum besuchen, sie bekämen gezeigt, wie schnell eine Beziehung in die Brüche gehen kann. Kein Wunder, dass bei uns in Deutschland jede 3. Ehe geschieden wird.
Essbarer Stringtanga, Papp-Brüste
Betrachten wir einmal die Relikte verlorener Lieben näher: Da gibt es beispielsweise ein Hochzeitskleid aus einer deutsch-griechisch-japanischen Hochzeit, Kitsch-Hündchen, Kitsch-Bärchen mit der Aufschrift „I love you“ auf einem roten Herz, eine Axt und verblasste Hochzeitsfotos. Der Besucher wird mittels Text über die Bedeutung der Gegenstände informiert. So zertrümmerte eine Berlinerin mit der ausgestellten Axt die Möbel ihrer Freundin, als diese sie wegen einer anderen Frau verlassen hatte.
Im Internet sind diverse Gegenstände zu sehen. So befindet sich in der Ausstellung auch eine Teigschüssel. Eine Ehefrau musste immer eine Teigkugel für Brot in der Schüssel formen, dann wurde der Mann erregt. Nach 3 Jahren war Schluss mit diesem Prozedere und auch Schluss mit der Erregung, denn es kam zur Trennung. Ausgestellt ist auch ein demolierter Gartenzwerg. Eine Frau bewarf damit das neue Auto ihres untreuen Ehemanns.
Im Museum gibt es eine Ecke, in der es um Sex geht. So kann der erstaunte Besucher beispielsweise einen essbaren Stringtanga von einer Schweizerin aus Winterthur erblicken (diesen hat sie nie getragen. Nach 4 Jahren war Schluss. „Er betrog mich mit einer Kollegin und entledigte sich meiner per E-Mail“), ferner plüschige Handschellen und grosse Latex-Brüste zum Umschnallen. Diese falschen Brüste sollte die Frau, eine Serbin, beim Sex tragen. Ihr Kommentar: „Die falschen Brüste, natürlich grosser als meine, machten ihn an. Ich war enttäuscht – und verliess ihn für immer.“
Ausgestellt ist auch eine Intim-Lotion, die als Scheibenreiniger benutzt wurde. Zu besichtigen ist auch ein mit Trennungs-Tränen gefüllter Flakon. Auf einem Erläuterungstext sinnierte ein verlassenen Liebhaber: „Sie ist gegangen, nur ihre Schuhe sind geblieben.“
Es gibt traurige und komische Geschichten. Besonders berührend schildert eine Frau aus Maribor, Slowenien, wie sie anlässlich eines Aufenthalts in Venedig sehr verliebt war und von ihrem Mann ein Glaspferd aus einer Werkstätte von der Insel Murano bekam. Dieses Pferd entdeckte sie viele Jahre später in einer Schachtel in einem Schrank, erinnerte sich an die schöne Zeit und schenkte es dem Museum. Die Frau schrieb ergreifend, aber auch hoffnungsvoll: „20 Jahre später. Ich bin geschieden. Seine Liebe ist verschwunden wie der Wind (…). Ich sage mir: Weine nicht! Morgen ist ein neuer Tag.“
Verlassen wir das ungewöhnliche Museum und wenden uns einigen Anekdoten aus meinem Archiv zu.
Anekdoten aus dem Standesamt
Unglaublich, was so auf einem Standesamt alles passiert. Es gibt nämlich Menschen, die nicht wissen, was sie wollen. So ist es auch bei Trauungen. Manche bekommen „kalte Füsse“, erscheinen nicht, der Standesbeamte wartet verzweifelt. So geschehen im Freiburger Standesamt. Ein Paar brauchte vier Anläufe, denn konnte der Beamte zur Tat schreiten.
Eine Frau bestellte binnen weniger Wochen 3 Mal das Aufgebot, immer mit anderen Männern. Mit dem Letzten konnte sie sich endlich zu einem gemeinsamen „Ja“ durchringen.
Einmal erschien ein Paar, das sich mit vergoldeten Handschellen aneinandergekettet hatte (Quelle: „Badische Zeitung“, 18.01.1997).
Bei dieser Gelegenheit erinnere ich mich an einen Film, den ich vor vielen Jahren sah. Da konnte sich das Brautpaar nicht einigen. Zweimal wurde von den Beiden ein „Nein“ gehaucht. Beim dritten Mal wollte sich das Paar für ein „Ja“ entscheiden. Aber diesmal wollte der Pfarrer nicht. Nach langem Hin und Her (die Väter des Brautpaares setzten den Pfarrer unter Druck) ging die Trauung in der Kirche doch noch über die Bühne.
Sie hatte die Schnauze voll
Das „hallo“-Team hatte bei der Lörracher Regiomesse im Jahre 1997 eine Überraschung parat. Besucher konnten bei dieser Regiozeitung aus Südbaden kostenlos eine Anzeige aufgeben. Auch eine etwas verärgerte, resolute Dame wollte den Service in Anspruch nehmen. „Bitte geben Sie folgende Anzeige auf: ,Schnauze voll! Suche neuen Mann!’“
Dann folgte die Telefonnummer. Der Verkaufschef meinte, wenn die Frau diese Anzeige will, dann drucken wir sie auch. Die Frau war nämlich höchst erzürnt über ihren Angetrauten, der es mit der Pünktlichkeit nicht ernst nahm, ausserdem hatte er die Eintrittskarten für die Messe vergessen.
Kurze Zeit später erschien die Resolute wieder und meinte, die Anzeige solle doch nicht veröffentlicht werden. Aus den inzwischen Hunderten von Anzeigen wurde nun versucht, die besagte wieder herauszufischen. Schliesslich gelang es. Warum der Rückzug? Nun, die Frau hatte sich inzwischen wieder mit ihrem Gemahl bei einem Gläschen Schampus versöhnt (Quelle: „hallo!“, 03.05.1997).
Fataler Irrtum
Eine Ehefrau wollte einmal selbständig entscheiden und kaufte sich ein neues Auto. Der Mann wusste dies nicht. Als er jedoch mit der Kauflust seiner Frau konfrontiert wurde, flippte er aus. Wutentbrannt rannte er mit einer Axt in der Hand auf die Strasse und begann auf das unschuldige Auto einzuschlagen. Dummerweise erwischte er im Dunkeln jedoch das falsche Auto. Als die Frau ihn auf dem Irrtum aufmerksam machte, wurde er noch wütender und ging auf sie los. Inzwischen kam auch die Besitzerin des zertrümmerten Autos hinzu und half der Ehefrau tatkräftig, den Rasenden abzuwehren. Schliesslich wurde der Wütende von der Polizei gebändigt und abgeführt. Er durfte dann im Gefängnis die Nacht verbringen und hatte Gelegenheit über seinen fatalen Irrtum nachzudenken (Quelle: „Badische Zeitung“, 29.10.1997).
Da wird eine Frau zur Furie
Es gibt Männer, die an allem etwas auszusetzen haben. Besonders beliebt scheint sich die Unzufriedenheit beim Essen zu entladen. Das Essen schmeckt entweder zu fad oder ist versalzen oder verkocht. Wenn sich diese Meckerei des Öfteren wiederholt, ist es durchaus möglich, dass der Nörgler seine Frau oder Freundin von einer ganz anderen Seite kennenlernt. Dann wird schon einmal eine Schüssel Spaghetti über den Kopf des Unzufriedenen entleert oder ein Getränk in sein Gesicht geschüttet. Es gab zwar danach einen Waffenstillstand, aber der wurde laufend gebrochen. Es kam vor, dass so mancher Teller an die Wand gedonnert wurde. Dies geschah vor vielen Jahren in meinem Bekanntenkreis. Es wurde gesagt, die Frau habe zuviel Temperament und der Mann wohl kein Faible für die Kochkunst seiner Angetrauten. Vielleicht wurde er von seiner Mutter mit Speisen zu sehr verwöhnt. Später trennten sich die Temperamentvolle und der Unzufriedene.
Ich würde Sie vergiften
Ein Mann streitet sich mit einer Nachbarin. Die Frau: „Wenn Sie mein Mann wären, würde ich Ihnen Gift in die Suppe tun.“
Der Mann überlegte kurz und meinte cool: „Und, wenn Sie meine Gattin wären, dann würde ich diese auslöffeln.“
Anmerkung: Ein ähnlicher Prolog hat sich zwischen einer Labor-Abgeordneten und Winston Churchill abgespielt.
Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London, hat in seinem Blog vom 14.02.2012 („Wehe, wem die Ehe nicht gebührt: Wege zur Erkenntnis“) dies geschrieben: „Es macht sich schlecht, aus seiner Ehe zu plaudern, ausser über erheiternde Anekdoten oder an sich banale Alltagsgeschehnisse. Der Grundsatz gilt: Vor anderen Leuten, selbst innerhalb der Familie, allfällig Mängel des Gatten oder der Gattin gefälligst verbergen. Sonst kommt es zum Erdbeben im Haushalt.“
Leider halten sich nicht alle daran. Ich kenne Leute, die einem ganz intime Dinge aus der Ehe erzählten oder im Beisein von anderen den Ehepartner herunterputzten, wie man so sagt. Es ist immer gut, wenn man Privates bzw. Intimes nicht ausplaudert. Wir halten uns daran.
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