Textatelier
BLOG vom: 06.03.2012

Einkauftricks: Verführung, No-Name-Artikel, Kasseanstehen

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Es ist immer gut, wenn man beim Einkaufen gewisse Tipps und Tricks beachtet, denn sonst kommt man unweigerlich in die Mühlen der findigen Werbeleute und Geschäftsführer von Frisch- und Supermärkten. Da ich die meisten Einkäufe erledige, achte ich natürlich nicht immer auf die Tricks. Es kommt schon einmal vor, dass ich nach Sonderangeboten greife oder zuviel einkaufe. Aus diesem Grunde habe ich mir jetzt wieder einmal die Tipps und Tricks, die ich in meinem Buch „Richtig gut einkaufen“ (Die moderne Lebensmittelkunde für den Alltag) aus dem Verlag Textatelier.com, CH-5023 Biberstein AG/CH, in Erinnerung gerufen. Damit der Leser auch etwas davon hat, werde ich weiter unten die besten Tipps bekannt geben, zumal das Buch vergriffen ist – ausverkauft..
 
Warum ich jetzt gerade dieses Thema aufgreife, hat einen Grund. Als ich am 01.03.2012 in einem Frischmarkt zum Bezahlen ging, entdeckte ich an der 1. Kasse vor mir nur 2 Personen, die wenig Ware in ihren Einkaufswagen hatten. An der 2. Kasse standen ebenfalls 2 Leute, aber ihre Einkaufswagen waren prall mit Waren gefüllt. Da kam mir blitzartig die Idee, doch an der 1. Kasse anzustehen. Ich wollte ja rechtzeitig die eingekauften Produkte Paula überreichen, damit sie von den Nahrungsmitteln ein schmackhaftes Mittagsmahl zaubern konnte. Dann passierte das Folgende: Der 1. Kunde vor mir kramte aus seinem Geldbeutel einen 500-Euro-Schein heraus. Die Kassiererin wurde etwas blass, prüfte den Schein unter einer UV-Lampe auf Echtheit. Dann sagte sie: „Ich muss den Schein wechseln gehen.“ Sprach und verschwand aus meinen Augen hinter einer Türe. Das dauerte und dauerte, bis sie wiederkam und das Wechselgeld sehr umständlich dem Käufer überreichte. Die Dame vor mir meinte, sie würde sich nicht getrauen, mit einem so grossen Geldschein einkaufen zu gehen. In der Vergangenheit gab es ja schon Betrüger, die eine Kleinigkeit in Geschäften ohne UV-Kontrolle kauften und dann sich den Riesenschein wechseln liessen. Man wird deshalb unweigerlich schief angesehen, wenn man solche Scheine präsentiert. Persönlich würde ich auch nicht mit einem 500-Euro-Schein auftauchen, um zu bezahlen. Der grösste Schein, den ich einmal wechselte, war ein 200-Euro-Schein.
 
In der Zwischenzeit waren die Kunden an der 2. Kasse nach der Bezahlung schon längst aus meinem Blickfeld verschwunden. Darüber ärgerte ich mich ein wenig.
 
Werbefachleute und Verkaufsstrategen haben übrigens das Kasseanstehen unter die Lupe genommen. Sie kamen dahinter, dass man nie weiss, wo es schneller geht. Tatsächlich dauerte die Wartezeit in einer grossen Warteschlange vor der Kasse nur wenige Minuten länger. Die Zeit kommt einem eben lange vor. Das war auch an diesem Tag der Fall. Der ganze Wechselvorgang dauerte vielleicht 5 Minuten, für Anstehende wohl eine Ewigkeit.
 
Nun komme ich zu den Tipps und Tricks. Wer sie beachtet, kann Geld sparen, ein Gedrängel vermeiden und nicht auf Mogelpackungen hereinfallen.
 
Tipps und Tricks beim Einkaufen
O Nicht hungrig einkaufen gehen. Wer hungrig ist, kauft mehr als beabsichtigt (insbesondere Süssigkeiten).
O Die beste Einkaufszeit ist die von 9 bis 11 Uhr und von 14 bis 16 Uhr.
O Eine Einkaufsliste verwenden.
O Nicht zuviel Geld und keine EC-Karte mitnehmen. Kreditkarten verlocken zum vermehrten Einkaufen.
O Bei kleineren Einkäufen verwenden Sie nicht den Einkaufswagen, sondern den eigenen Korb. Ein grosser Wagen verführt zum Mehrkaufen.
O Sonderangebote mit den Waren in verschiedenen Geschäften vergleichen (eventuell Zeitungsanzeigen studieren). Es kann jedoch passieren, dass man draufzahlt. So fuhr beispielsweise ein Bekannter von mir, von Schopfheim D ausgehend, 30 km in eine andere Stadt, um ein Sonderangebot zu kaufen. Er beachtete jedoch nicht den Benzinverbrauch für die Autorfahrt. Zum Schluss kam der Einkauf teurer als wenn er das Produkt an seinem Wohnort gekauft hätte. Aber es gibt gnadenlose Schnäppchenjäger, die sich höllisch freuen, an günstige Waren gekommen zu sein.
O Preise der Grosspackungen mit den kleineren Packungen vergleichen. Oft sind grössere Packungen preisgünstiger. Aber Achtung vor Mogelpackungen!
O Nachfüllpackungen bevorzugen. Diese sind preisgünstiger als Originalpackungen (Beispiel: 250 g Espresso-Kaffeepulver in der Dose kosten 4,49 Euro, die Nachfüllpackung mit 2 × 250 g nur 6,59 Euro; Ersparnis: über 25 %).
O Waren in den unteren Regalen bevorzugen. Diese sind billiger als Waren in Augenhöhe.
O Preisvergleich mit Markenartikel und anderen Produkten (No-Name-Produkten) durchführen. Bei den Markenartikeln zahlen Sie die Werbung mit. Viele der No–Name–Produkte sind laut „Stiftung Warentest“ qualitativ gleichwertig. Laut einer neuen Umfrage greifen immer mehr Verbraucher zu namenlosen Handelsmarken. Auch sind die Discounter auf dem Vormarsch. In Deutschland haben die Billiganbieter bereits einen Marktanteil von 41 %.
O Verpackte Lebensmittel (Obst, Gemüse, Käse, Fleisch, Geflügel, Wurst) sind meistens teurer als unverpackte oder am Stück gekaufte Ware.
O Bevorzugen Sie frische Ware (Frischmarkt, Markt). Je frischer eine Ware ist, umso mehr Vitamine sind drin.
O Fallen Sie nicht auf verführerische Bezeichnungen herein. In der Regel ist es so, dass diese Produkte den Geldbeutel unnötig belasten.
O Vermeiden Sie Spontankäufe von Waren, die vor den Kassen aufgebaut sind. Bei quengelnden Kindern, die hier nach Süssigkeiten verlangen, sollte man hart bleiben oder die Kinder zuhause lassen.
O Bei Waren mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) stehen die älteren Packungen in der Regel vorne und die frischeren dahinter. Besonders schlaue Verkäufer drehen die Ware um. Deshalb immer das MHD kontrollieren.
O Augen auf an der Kühltruhe! Die Waren sollten bei einer Temperatur von –18 °C gelagert werden, oft zeigen sich Eiskristalle auf den Packungen. Dies deutet auf Kühlunterbrechungen oder zu hohe Temperaturen hin. Aus einem Stapel eine untere Packung wählen.
O Die Zutatenliste genau studieren. Waren bevorzugen, die wenig oder gar keine Zusatzstoffe enthalten.
O Augen auf beim Kauf von Kombiwaren! Beispiel: Weinglas plus Wein oder Käse mit Brett und Käsemesser. Diese Kombiangebote sind meistens überteuert.
O Vergleichen Sie die ausgezeichneten Waren an den Regalen mit den eingetippten an der Kasse. Oft ist es so, dass die Preiscodes noch nicht umgestellt wurden und Sie zu viel zahlen.
O Achten Sie auch auf die Hygiene. Es ist ja nicht gerade appetitlich, wenn die Verkäuferin die Wurst, den Käse oder die Brötchen mit den Fingern anlangt. In vielen Geschäften ist inzwischen das Tragen von Latex-Handschuhen oder das Benützen von Zangen (für Brötchen, Gebäckteile) Pflicht.
 
Noch eine Bemerkung zu den Sonder- und Kombiangeboten. Wer auf diese Produkte scharf ist, die er vielleicht nicht gebrauchen kann, sollte den Ausspruch von Thomas Jefferson, dem 3. Präsidenten der USA, denken, der einmal sagte: „Kaufe nie unnütze Sachen, weil sie billig sind.“
 
Literatur
Scholz, Heinz: „Richtig gut einkaufen“ (Die moderne Lebensmittelkunde für den Alltag), Verlag Textatelier.com GmbH, CH-5023 Biberstein 2005 (www.textatelier.com).
 
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