Textatelier
BLOG vom: 20.04.2012

Wie wirksam ist der Frauenmantel bei Frauenkrankheiten?

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Nun wächst und gedeiht wieder der Frauenmantel (Alchemilla xanthochlora; Alchemilla vulgaris = Gemeiner Frauenmantel) in Vorgärten oder Kräutergärten. Er wächst auch nach harten Wintern wieder in voller Kraft heran. Dies beobachtete auch Walter Hess, der immer wieder erstaunt ist, wie robust die Pflanzen zwischen seinem kleinen Weiher und neben sowie auf einer rissigen Kalksteinplatte heranwachsen. Auch im Kräutergarten von Elsbeth Stoiber auf dem Albispass bewunderte ich, anlässlich eines Besuchs, ein grosses fast kreisrundes Beet mit Frauenmänteli. Auch im Vorgarten von meiner Nachbarin spriesst der Frauenmantel aus lockerer Erde hervor.
 
Wasserperlen auf den Blättern
Die Blätter zeigen eine Besonderheit. vor allem am Morgen sind glitzernde Wassertröpfchen an den Blatträndern zu sehen. Es handelt sich um Guttationsperlen. Unter Guttation versteht man die Abgabe von Wasser in flüssiger Form; dadurch wird der Transport von mineralischen (Mineralstoffe, insbesondere Natrium) und organischen Nährstoffen (Zucker) von der Wurzel aufrechterhalten. Bei der Anpflanzung bei meiner Nachbarin konnte ich sehr gut die Guttationsperlen, die aus den feinen Poren an den Blatträndern hervorquellen, beobachten. Manchmal vereinigen sich die Perlen zu einem grossen Tropfen. Ist dies der Fall, fliessen sie in die Mitte des jeweiligen Blatts. Beim Trocknen bleibt eine weisse Kruste auf der Blattoberfläche zurück.
 
Fälschlicherweise wurden die Guttationsperlen als Tautropfen bezeichnet. Alchemisten nannten diese Tropfen „himmlisches Wasser“. Sie verwendeten dieses Wasser für ihre Experimente.
 
Übrigens kann man die Guttation auch beim Schachtelhalm, Springkraut, bei der Erdbeere, Tomate, Kapuzinerkresse, bei Doldengewächsen und Korbblütlern beobachten.
 
Im Kanton St. Gallen rieben sich die Frauen Gesicht und Stirn mit den Blättern ab, angeblich um Sommersprossen zu entfernen. Dieser Glaube entwickelte sich wohl dadurch, dass der in den Blättern ansammelnden Wassertropfen als „Tau“ bezeichnet wurde, und dieser galt im Volk schon immer als Gesichtspflegemittel.
 
Das Frauenmantelkraut haben Frank Hiepe und Heinz Scholz im Heilpflanzenbuch „Arnika und Frauenwohl" beschrieben. Wie mir schon vor einigen Jahren Frank Hiepe erzählte, verlangte die holde Weiblichkeit bei Frauenbeschwerden immer wieder den Frauenmantel. Apotheker Hiepe verweigerte das Kraut für den Tee nicht. Er wies aber immer darauf hin, dass bislang vorwiegend Gerbstoffe im Frauen- und Silbermantel gefunden wurden, woraus die Indikation „Durchfall“ oder „Mundspülungen“ resultiert. „Der Frauenmantel ist ein typisches Beispiel für die von Paracelsus (Theophrastus Bombastus von Hohenheim) formulierte Signaturlehre“, teilte mir Frank Hiepe in einer E-Mail am 11.04.2012 mit. Etliche Anwendungen gehen auf volkstümliche, wissenschaftlich nicht gesicherte Vorstellungen zurück.
 
Die Pflanze steht in der Volksmedizin hoch im Kurs. Auf Heilpflanzenwanderungen höre ich immer wieder von der guten Wirkung der Pflanze bei Frauenleiden. Oft hat die Anwendung Tradition. Den Tee tranken schon die Urgrossmütter oder Grossmütter, wie mir Heilpflanzenfreunde versicherten. Kräuterpfarrer Johann Künzle aus Zizers GR/CH schrieb begeisternd: „Viele Frauenoperationen könnten bei frühzeitiger und kurmässiger Anwendung dieses Heilkrautes vermieden werden.“
 
Übrigens wird das Silbermänteli (Alchemilla alpina) ebenso in der Volksmedizin und Heilkunde verwendet.
 
Blick zurück: Sehr beliebt war die Pflanze bei den Germanen. Der Frauenmantel war der Frigga, der Naturgöttin, geweiht. Er wurde bei abnehmendem Mond gesammelt und zu Heilzwecken gebraucht. Hildegard von Bingen setzte die Pflanze gegen Geschwüre ein, und Paracelsus betrachtete sie als Wundheilmittel.
 
Anwendung und Inhaltsstoffe
Das Frauenmantelkraut (Blätter und Blüten) enthält 5 bis 8 % Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherisches Öl, Saponine, Spuren von Salicylsäure.
 
Innerliche Anwendung (Tee, Tinktur): Wechseljahrbeschwerden, starke Monatsblutungen, Durchfallerkrankungen, Magen- und Darmbeschwerden.
 
Bruno Vornarburg empfiehlt auch eine Trifloris-Essenz von Blüten und Blättern bei ähnlichen Beschwerden (auch u. a. bei Eierstockentzündungen, Zyklusunregelmässigkeiten, Ausfluss).
 
Der Schweizer Heilpflanzenfachmann hat die Wirkung der „energetisierten Heilpflanzen“ während über 5 Jahre an Patienten in seiner Naturheilpraxis in Teufen getestet. Bruno schrieb mir in einer E-Mail am 15.04.2012 dies: „Letztlich haben die Resultate zum Inhalt der Indikationsanzeige geführt. Vor allem aber durfte ich erkennen, dass durch das Triturationsverfahren und die Blütenessenz die Heilpflanzen viel stärker wirken, nicht nur im organotropen, sondern auch im psychotropen Bereich.“
 
Hinweis: Bei den erwähnten Indikationen immer einen Therapeuten konsultieren.
 
Äusserliche Anwendung (Tee): Eiternde Wunden, Halsschmerzen und Mundschleimhautentzündung (als Gurgelmittel), nässende Ekzeme.
 
Teebereitung: 2 Teelöffel getrocknetes Frauenmantelkraut mit 50  ml siedendem Wasser übergiessen, nach 10 bis 15 Minuten abseihen. 1 bis 3 Tassen Tee täglich trinken.
 
Teemischung zur Vorbeugung von Frauenkrankheiten: 30 g Frauenmantelkraut, 20 g Rosmarinblätter, 20 g Schafgarbenblüten, 20 g Kamillenblüten, 20 g Johanniskrautblüten und 5 g Taubnesselblüten. 1 Teelöffel dieser Mischung mit 150 ml siedendem Wasser übergiessen und nach 5 bis 10 Minuten abseihen. Nach den Mahlzeiten je 1 Tasse Tee trinken.
 
Internet
 
Literatur
Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“, Ipa-Verlag, Vaihingen/Enz 2002.
Vonarburg, Bruno: „Natürlich gesund mit Heilpflanzen“, AT Verlag, Aarau 1993.
Vonarburg, Bruno: „Energetisierte Heilpflanzen“, AT Verlag, Aarau 2010.
Wichtl, Max: „Teedrogen“, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1984.
 
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