Textatelier
BLOG vom: 25.05.2012

Gleichschaltung im Gange: Via Weltkrisen zur US-Allmacht

Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
 
„Der ziellose Mensch erleidet sein Schicksal,
der zielbewusste gestaltet es.“
Immanuel Kant
 
Das globalisierte kapitalistische System siecht seit langem auf der Intensivstation vor sich hin. Von Hektik getrieben, rasen die Politiker von Krisensitzung zu Krisensitzung, begleitet von der gleichen Kopflosigkeit, die zu der schwer angeschlagenen Finanzwelt geführt hat. Ausser Spesen kommt nichts heraus. Die G8, ein willkürlicher Zusammenschluss von 8 führenden Industrienationen, welche die Welt ins Debakel führen (daher der Name), haben sich dieser Tage wieder in der Laurel Cabin im ländlichen Camp David, 100 km nördlich von Washington, um den abgehalfterten US-Präsidenten Barack Obama geschart, mit einander freundlich geplaudert und keinen Ausgang aus der Schuldenfalle gefunden. Ein Plattitüden-Communiqué als Wohlfühlpapier für alle kam auf den Informationsmarkt, das einzige Resultat des Treffens. Die vor allem fussballbegeisterten Damen und Herren, die im Camp ihre unnütze Sitzung wegen des Champions-League-Finals unterbrachen, wollen einen Sparkurs herbeiführen und rufen gleichzeitig zum Geldausgeben auf, was für den Staat auch Geld drucken oder per Tastendruck produzieren heisst. Es ist, als ob ein Vater seinem wegen der Handy-Rechnungen verschuldeten Zwölfjährigen sagen würde, du musst jetzt mehr sparen und auch mehr Geld ausgeben. Der Konjunkturpolitik und der Steigerung der Produktivität zuliebe. Dafür erstreckte ich dir den Zeitraum für die Rückzahlung deiner Schulden, zu denen allerdings noch steigende Zinsen kommen. Man versucht, 2 Systeme zu etablieren, die einander ausschliessen. Das Scheitern ist in diesem Programm eingeschlossen.
 
Vor dem Crack-up-Boom
Das ist im Moment der Konsens der überschuldeten Schuldenmacher, die auf Crash-Kurs sind, der über eine Hyperinflation führen wird. Denn wenn die Menschen trotz all der Desinformationen über zensierte, unterdrückende und aufbauschende, von den grossen Agenturen gesteuerte Medien noch einen letzten Rest von eigenem Beurteilungsvermögen bewahrt haben sollten, werden sie das Vertrauen ins nicht mehr hinterlegte Papier- oder Virtualitätsgeld verlieren und die vom österreichischen Ökonom Ludwig von Mises vorausgesehene Katastrophenhausse (in der Globalsprache: Crack-up-Boom) auslösen. Man befreit sich vom Geld, das immer wertloser wird, deckt sich mit Sachwerten ein, und die Preise steigen explosionsartig. Die Folgen sind Teuerung und Verarmung.
 
Die alten Theorien noch ...
Dass ein solches Handeln desaströse Auswirkungen zeitigt, hätte man mindestens seit dem britischen Ökonomen David Ricardo (1772‒1823) wissen können, der sich für eine Begrenzung der Basisgeldmenge einsetzte und am Ende des 18. Jahrhunderts in der berühmten Bullion-Kontroverse darlegte, dass ein uneinlösliches Papiergeld (also ein reines Papiergeld) unweigerlich zur Preisinflation führen muss und keine gesamtwirtschaftlichen Vorteile bringt. Die Lehre, die den Banken verbot, ungedeckte Noten zu emittieren, erhielt in England 1844 im sogenannten Peel’s Act (auch „Bank Charter Act“ oder im Deutschen „Peelsche Bankakte“ genannt) Gesetzeskraft, hielt aber nur bis 1914 schlecht und recht. Auch Vorschriften über die Reservehaltung von Finanzen waren eingeschlossen. Heute werden Banknoten teilweise durch Schecks und Anleihen wie Eurobonds (Euro-Anleihen) ersetzt, ohne dass die Probleme damit zu lösen wären – sie werden bloss noch zusätzlich verschleiert. Zudem werden die Zinslasten vergrössert, aber die Schulden werden durch das junge Gemeinschaftsinstrument breiter verteilt, wodurch Sparbemühungen verringert werden. Das Elend wird grenzenlos. Je vernetzter im Sinne einer festen Zusammenbindung die Systeme sind, desto grösser ist das kollektive Leiden in den Seilschaften. Stürzt einer ab, reisst er die anderen in den Höllenschlund.
 
Die Schweiz möchte dabei nicht abseits stehen und hat sich durch einen Nationalbank-Entscheid entschlossen, den wertvollen Schweizer Franken an den maroden Euro anzubinden. Seither verschleudert sie ungezählte Milliarden durch unlimitierte Euro-Stützungskäufe durch die Nationalbank und übernimmt damit seit der Philipp-Hildebrand-Ära ebenso unlimitiert Schulden aus dem Euroraum. Oswald Grübel dazu in „Der Sonntag“ vom 20.05.2012: „Wir reden hier über mehrere tausend Milliarden. Ich glaube nicht, dass die relative Grösse unserer Volkswirtschaft das ohne erheblichen Schaden verkraften kann.“ Ende Zitat. Als ob es nicht schon genügend Aktionen zur Beschädigung der Schweiz als Insel der Glückseligen gäbe, legen auch die Schweizer bei der Demontage ihres Landes kräftig Hand an. Bei dem Entscheid, den Franken zu schwächen, schaute man nur auf die Exporte, nicht aber auf die Importe, die frankenmässig stärker ins Gewicht fallen. Der grösste Teil des Volks hielt das für gut, weil ihm gesagt wurde, es sei gut. Und wer gegen die Massenmeinung antritt, erntet Verachtung und Verurteilung.
 
Von Prinzipien zur unbegrenzten Hemmungslosigkeit
Die Finanzpolitik hat alle Erkenntnisse grosser Ökonomen und auch alle Hemmungen überwunden, bewährte marktwirtschaftliche Prinzipien zu Schrott erklärt und betreibt nur noch teure Beatmungsgeräte in Intensivstationen, um noch etwas Zeit zu schinden, möglichst bis zur Abwahl oder zum Rücktritt. Dann wünscht man den Nachfolgern viel Glück beim Herausziehen des Karrens aus dem Dreck.
 
Selbst die Erkenntnis des amerikanischen Volkswirtschaftlers ungarisch-jüdischer Abstammung, Milton Friedman (1912‒2006), gilt nichts mehr, was bei dieser Herkunft ja schon etwas heissen will. In seiner Geldtheorie vertrat er die These, dass sich der Prozentsatz der Geldmengenänderung an der langfristigen Wachstumsrate des realen Sozialprodukts orientieren müsse, um ein Höchstmass an Geldwertstabilität und Wirtschaftswachstum zu erreichen. Nobelpreis hin oder her: die Geldmengenänderung hat sich von allem Bremsen losgesagt und ist in astronomische Höhen hinaufgeschossen, seinerzeit gefördert vom bejubelten FED-Boss zwischen 1987 bis 2006, Alan Greenspan. Er wurde von der Finanzwelt und den verbandelten Medien wie das 8. Weltwunder gefeiert, weil er alle Notenpressen auf Hochtouren laufen liess. Aus den Noten ist nun die Not entstanden.
 
Der Keynesianismus
Man ist wieder ein Stück weit auf den britischen Volkswirtschaftler und Diplomaten John Maynard Keynes (1883‒1946) zurückgefallen, der in seinem 1936 erschienenen Hauptwerk „Die allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ die Auffassung verkündete, dass die Wirtschaft der Steuerung bedürfe und sie bei Bedarf durch vermehrte Staatsausgaben zu beleben sei, wobei er allerdings nur Investitionen und nicht den Konsum im Auge hatte. Diesem Keynesianismus wurde so exzessiv nachgelebt, dass viele Länder jetzt an ihren Schulden ersticken. Ein typisches Vorzeigebeispiel ist Griechenland, wo das Debakel gerade jetzt noch durch einen Banken-Run und eine Massenkapitalflucht aufgebläht wird.
 
Die in Szene gesetzte Krise
Der fehlkonstruierte Euroraum, wo sich noch grössere Schuldenlöcher auftaten, wird durch solche Mitglieder insgesamt in die Tiefe gerissen. Und die amerikanischen Ratingagenturen verpassen keine Gelegenheit, um durch Herabstufungen Europa weiter zu schwächen, noch beschleunigt zu ruinieren, auf dass das besonders marode Amerika in einer etwas besseren Gesellschaft sei und seine weltbeherrschende Stellung behalten kann, trotz der Billionen-Verschuldung, Resultat der Kriegstreiberei, Schlendrian und Wirtschaftsstützung. GM und Chrysler haben nur überlebt, weil ihnen der Staat alle Schulden abgenommen hat.
 
Der US-Banker David Rockefeller sagte vor einigen Jahren: „Wir befinden uns am Anfang einer globalen Umwälzung. Alles, was uns noch fehlt, ist eine weltweite Krise, bevor die Nationen die Neue Weltordnung akzeptieren.“ Die New World Order (Pax Americana) bedeutet die Herrschaft der USA über die ganze Welt – als verblödetes Disneyland, dessen hirnlose, Coca saufende und Hamburger fressende Mickymäuse einfach zu führen sind. Die Förderung von Krisen, eine US-Seuche mit den selbstbegonnenen und geschürten Kriegen (siehe „Arabischer Frühling“), den Immobilien und Finanzblasen, der weltweiten Einmischung und der Aufhebung der Persönlichkeitssphäre beweist Rockefellers Äusserung.
 
Auf Wahlen statt auf hochwertige Arbeit ausgerichtet
Die von den US-Machenschaften betroffenen Länder – und das sind alle übrigen – versagen, abgesehen von ein paar lobenswerten Schurkenstaaten. Die Politik wurde in jüngster Zeit zunehmend zu einem Jekami (Jeder kann mitmachen) für Menschen ohne Fachwissen. Sie brauchen nur das Gefühl für die medial fehlgesteuerten Erwartungen des Volks, die es im Hinblick auf die Wiederwahl als Schnellschüsse zu erfüllen gilt. Das Wichtigste ist die Wiederwahl.
 
Wenn ganze Systeme wie die ausgerechnet am US-Dollar hängende Finanzarchitektur auf falschen Voraussetzungen fusst, die Lotterbude mit jedem Entscheid noch zusätzlich destabilisiert und dann von ein paar Polit-Showmastern zuschanden geritten wird, ist das die Globalisierungspraxis. Vor dem entsprechenden Grauen kann niemand mehr die Augen verschliessen. Nach dem G8-Muster befassen sich irgendwelche Interessenklubs (wer hat die G8 denn eigentlich ernannt?) mit dem Geschick, das alle Menschen und ihren Lebensraum betrifft.
 
Bevor weiterer Totalschaden angerichtet wird, sollten einige Denker die Systeme hinterfragen und sich frei äussern dürfen. Und die Politiker an den Schaltstellen müsste man mit offenen TV-Sport-Kanälen vor weiteren Dummheiten abhalten. In Camp Davis ist noch Platz für schädliche Politiker vorhanden.
 
Buchhinweis
Hess, Walter, und Rausser, Fernand: „Kontrapunkte zur Einheitswelt. Wie man sich vor der Globalisierung retten kann“,  Verlag Textatelier.com GmbH, CH-5023 Biberstein 2005. ISBN 3-9523015-0-7.
 
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