Textatelier
BLOG vom: 07.08.2012

Kurioses: Erotik von der Kanzel und Lachverbot in Mumbai

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Wie schon in der Vergangenheit, gibt es auch in unserer Zeit die kuriosesten Dinge aus aller Welt zu lesen, zu hören und zu sehen. Dabei muss man sich oft wundern, wie sich bestimmte Zeitgenossen – wohl nicht immer die Krone der Schöpfung – verhalten. Hier einige Beispiele:
 
Bieterschlacht um einen Toast
Es ist immer gut, wenn man bei einem bestimmten Anlass herzhaft in einen Toast beisst, den Rest aufhebt und später an den Meistbietenden verkauft. Voraussetzung ist jedoch, dass man berühmt und berüchtigt ist. So geschehen in England: Prinz Charles war der Beisser. Am Morgen seiner Hochzeit mit Prinzessin Diana hatte er wohl keine Lust, den angebissenen Toast ganz zu vertilgen. Nun wurde dieses 30 Jahre alte Stück Weissbrot bei einer Auktion für 230 Pfund an einen Käufer des Vereinigten Königreichs versteigert. Und wer lieferte den Toast? Es war die 83 Jahre alte Rosemarie Smith, deren Tochter damals als Dienstmädchen bei den Royals ihr Brot verdiente. Sie räumte am 29.07.1981 das Frühstücktablett von Charles ab und nahm den Toast als Souvenir mit (Quelle: dpa vom 20.07.2012; Auktionshaus Charles Hanson Auctioneers im englischen Derby).
 
Es gab aber noch ganz andere Versteigerungen. So entdeckte ein gläubiger Mensch auf seinem Käsesandwich das Antlitz der Jungfrau Maria. Dieses Sandwich wurde dann bei Ebay für 28 000 Dollar verkauft. Walter Hess kommentierte mir in einer E-Mail vom 20.07.2012 dazu: „Auswüchse des Personenkults als Verblödungsindiz.“
 
Richard Gerd Bernardy meinte, ob wir nicht mit einem Haar des heiligen Franziskus oder mit einem kleinen Knochen des heiligen Ignatius aufwarten können. Wir nicht, aber andere. Bei eBay gibt es solche Angebote (z. B. eine Reliquie aus dem Vatikan für etwas über 800 Euro). Wer so eine Reliquie kauft, bekommt sogar eine Echtheitsgarantie. Bernardy wörtlich: „Die Toast-Reliquie von Prince Charles ist gar nichts dagegen, oder?“
 
Es ist unglaublich, was alles angeboten und auch verkauft wird. Viele Menschen sind überzeugt, sie hätten etwas Besonderes in ihr Heim geholt.
 
Erotik von der Kanzel
Ein Wiesbadener Pfarrer kam kürzlich auf eine glorreiche Idee, wie man Jugendliche wieder in die Kirche locken könnte. Er kündigte für Sonntag, den 05.08.2012, einen erotischen Gottesdienst an. Sex und Erotik wurden bisher von der Kirche vernachlässigt, wie der Pfarrer betonte. „Ich möchte erreichen, dass die Menschen erleben: Die Kirche ist nicht sexualfeindlich, nicht leibfeindlich.“ Er fügte bei, dass unsere menschliche Sexualität gottgegeben sei und dass wir sie ausleben sollten. Der lustbetonende Pfarrherr kündigte auch an, dass er die Vulgärsprache der Jugendlichen von der Kanzel verkünden würde. Er werde dann positive Worte den vulgären Ausdrücke gegenüberstellen. Auch werde er Bibelstellen zur Erotik zu Gehör bringen.
 
Der Pfarrer hat dann die Predigt gehalten, aber er hielt sich mit den Vulgärausdrücken merkwürdigerweise zurück. Vielleicht wurde er von einer höheren Instanz zurückgepfiffen. Die Vulgärsprache hat in der Kirche gewiss nichts zu suchen.
 
Zudem: Die Auslebung der Sexualität ist bestimmten Personen ohnehin verboten ...
(Quelle: epd/dpa, „Badische Zeitung“ vom 04.08.2012).
 
Lachverbot in Mumbai
Ein indischer Lach-Yoga-Club in Mumbai, der jeden Morgen ab 7 Uhr seine Mitglieder zum gemeinschaftlichen Lachen in einem dicht besiedelten Gebiet animiert, hatte eines Tages nichts mehr zu lachen. Ein Bewohner, der neben dem Treffpunkt des Lach-Clubs wohnt, beschwerte sich wegen des störenden Lärms. Für ihn und seine Familie sei das laute Lachen „eine geistige Qual, eine Plage und ein öffentliches Ärgernis“. Diese Äusserung wurde in der Zeitung „Press Trust of India“ publik gemacht.
 
Laut Gerichtsurteil wurde nun dem Sheetal Talao-Lach-Club verboten, laut zu lachen. Nun wird heimlich gelacht und zwar ganz leise am Sheetal-Talao-Teich.
 
Richard Gerd Bernardy, der als Deutschlehrer in Mumbai tätig war, meinte zu dieser unsinnigen Entscheidung: „Dass das Klagewesen aus nichtigen Gründen (10 Minuten lachen am Tag stören, ist das nicht lächerlich?) und der Einfluss von Gerichtsurteilen auch in Indien grösser wird, ist für mich ein Hinweis, dass sich Indien in Richtung der westlichen Kultur entwickelt.“
 
Damit hat er Recht. Bei uns gibt es bisher keine Klagen über das Lachen. Den meisten ist das Lachen sowieso schon vergangen oder sie gehen in den Keller. Dazu eine Bemerkung von „Ernst“ in einer Leserzuschrift vom 12.07.2012 (www.20min.ch): „Ich persönlich lache nur an hohen Feiertagen oder, falls wirklich notwendig, im Keller. Dann aber auch nur mit vorgehaltener Hand!“ Es könnte sich ein Nachbar mokieren und meinen, da sei ein Irrer im Keller.
 
„Ohhm“ schrieb: „Erstaunlich wie viele Yoga-Varianten es inzwischen gibt. Fehlt eigentlich nur noch das Furz-Yoga. Dem gestressten Verdauungstrakt eines jeden westlichen Managers würde es bestimmt zu mehr Gelassenheit verhelfen.“
 
Ein anderer Leser ist der Meinung, wie traurig die Welt heutzutage ist, wenn man nicht mal mehr lachen darf.
 
Bei uns haben sich schon viele Leute über das oft ausufernde Glockenläuten oder das Schlagen der vollen Stunde von Kirchtürmen in der Nacht beschwert.
 
Urlauber, so wurde schon vor einiger Zeit berichtet, beschwerten sich im Allgäu über das Kuhglockengeläute in den frühen Morgenstunden. Die Urlauber wurden in ihrer morgendlichen Nachtruhe und am Schönheitsschlaf gestört. Auch fand wahrscheinlich kein Sex statt, weil immer jemand dazwischen bimmelte oder eine Kuh vor Hunger brüllte.
 
Darüber sollte man nicht lachen
Laut einer Emnid-Umfrage für „Reader´s Digest“ (2012-04) sollte man keine Witze über Religion machen. Dies behaupteten 61 % der Menschen in Deutschland; 58 % sind gegen Ausländer-Witze, 57 % sind gegen Witze über Homosexuelle, 50 % sind der Meinung, man dürfe über Ostdeutsche nicht witzeln (47 % möchten nicht über Westdeutsche, 44% nicht über Frauen, 41 % nicht über Männer witzeln). Nur 18 % sind der Meinung, Witze dürfe man über alles machen. Bei dieser repräsentativen Umfrage machten 1002 Teilnehmer mit.
 
Persönlich meine ich, dass gerade die Witze über bestimmte Randgruppen der Gesellschaft oder Berufsgruppen oder über die Religion am besten zünden. Da wird am meisten gelacht.
 
In der Vergangenheit und auch heute noch kursieren ja viele Beamten-, Blondinen-, Ostfriesen-, Schwaben-Witze, aber auch Trabbi-Witze oder Witziges über Autofahrer. Jüdische Witze wurden oder werden nur mit gebremster Lautstärke unter Freunden erzählt. Heute stehen Banker und Politiker im Zuge der Weltwirtschaftskrise im Fokus der Witze. Kaum zu glauben: Es gibt auch Witze über das Internet (s. www.witzbold.de).
 
Hier ein Papst-Witz, der in der „Badischen Zeitung“  anlässlich des „Weltlachtags 2012“  publiziert wurde (siehe Blog vom 06.05.2012 : „Zum Weltlachtag 2012: Wer richtig lacht, der bleibt gesund“).
 
Papst-Witz: Der Papst und ein Rabbi gehen zusammen essen. Der Papst bestellt einen saftigen Schweinebraten und sagt zum Rabbi: „Wann werdet ihr nur endlich so tolerant sein und auch dieses Essen mit uns geniessen?“ Da lächelt der Rabbiner und erwidert: „Auf Eurer Hochzeit, Exzellenz!“
 
Blondinen-Witz: Eine Blondine erzählt ihrer Freundin, dass sie beim Schwangerschaftstest gewesen sei. Die Freundin, die ebenfalls blond ist, fragt ganz unschuldig: „Welche Fragen wurden Dir gestellt?“
 
Juden, Schwule u. a.: „Witzbold“ (www.witzbold.com) übermittelte diesen etwas gewagten, nicht ganz stubenreinen Witz, vielleicht als Beispiel dafür, dass in dieser Branche manchmal der gute Geschmack, über den man ja auch streiten könnte, gelegentlich übertreten wird ... Wir wagen es trotzdem, damit auch die Sportfreunde auf ihre Rechnung kommen – und weil ja offenbar neuerdings auch die Erotik rund um die Kanzel erlaubt ist:
 
„Wie setzt sich die ideale Fussballmannschaft zusammen?
 
Ganz einfach: Im Sturm kommen Juden, denn die dürfen nicht verfolgt werden. Ins Mittelfeld kommen Schwarze, Chinesen und Araber, denn die machen das Spiel bunt. In die Verteidigung kommen Schwule, denn die sorgen für Druck von hinten. Und ins Tor kommt eine 50-jährige Nonne, denn die hat schon seit 30 Jahren keinen mehr reingelassen.“
*
Die meisten Betroffenen haben jedoch Humor. Aber nicht alle. Man muss vorsichtig ausloten, ob man in Gegenwart eines Verulkten einen auf ihn passenden Witz erzählen darf.
 
Urteilen Sie selbst. Wir sind über jede Zuschrift erfreut.
 
 
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