BLOG vom: 17.10.2012
Besuch bei der Emil Egger AG: Logik der Transport-Logistik
Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
An den zunehmend verstopften Autobahnen sind Fahrzeuge vieler Typen schuld. Und wer immer, fluchend und ungeduldig auf den Fusspedalen strampelnd, in einem Stau steckengeblieben ist, vergisst gern, dass er selber Teil dieses Verkehrs ist. Der kleine PW-Fahrer verschwindet oft zwischen Lastwagenkolonnen, deren Aufschriften eine Ahnung davon vermitteln, was so alles auf dem Strassennetz herumgeschoben wird. So begegnet man oft den dunkelgrünen Transportern, auf denen „Stückgut + Logistik Emil Egger Härkingen“ (oder St. Gallen) steht. ƎTE ist das Logo dieses Logistik-Unternehmens (www.ete.ch), das auch schwierige, unhandliche Güter transportiert, mit Hilfe von Auto- bzw. Pneukranen mit starken Hebevorrichtungen moderner Bauart Kranarbeiten erledigt, das heisst tonnenschwere Güter versetzt, infolgedessen ganze Industrie-Umsiedelungen vornimmt und als Zwischenlager (Lager-Logistik) zur Verfügung steht. Zudem stehen auch Mobilbaukrane im Einsatz – bis zu 350 Tonnen könnten theoretisch fliegend verschoben werden, falls die Zwangsausladung Tragekapazität nicht reduzieren würde.
Als wir uns auf unserem Männerreisli unter Einbezug von Lastwagen-Unternehmern am Nachmittag des 04.10,2012 St. Gallen näherten, hatte Hanspeter Setz einen Einfall: „Wir könnten das das Egger-Unternehmen anschauen.“ Er zückte sein Mobile Phone, berührte dessen Oberfläche ein paar Mal und sprach dann gleich mit dem Geschäftsleiter Heini Egger, den er uns als „einen der besten, seriösesten Transportunternehmer“ beschrieben hatte. Und den Adjektiven wäre noch „beweglich“ beizufügen. Dem spontanen Besuch und einer Betriebsführung stand nichts im Wege. Und so steuerten wir das St. Galler Neudorf in der Autobahnnähe an, wo die Egger-Bauten, der Hauptsitz der Firma, umgeben von weiten Parkplatzflächen, unübersehbar sind.
Heini Egger, eine väterliche Gestalt in den besten Jahren des gereiften Mannes, kam mit festem Schritt auf uns zu, begrüsste uns wie alte, vertraute Bekannte und antwortete auf die Frage, wie die Geschäfte in diesen schwierigen Zeiten denn liefen: „Mer sönd no do“ (Wir sind noch hier, d. h.: Es gibt uns noch). Fürwahr. Das Unternehmen hat kürzlich einen als Lagerhalle und Werkstatt genutzten Neubau mit einem Volumen von über 100 000 m3 bezogen (Kostenpunkt: rund 30 Mio. CHF) – rund 80 Jahre nach der Gründung des Transportunternehmens durch Hans und Emil Egger (1931). Das St. Galler Familienunternehmen hat sich inzwischen Niederlassungen in Härkingen SO, Fribourg, Crissier VD, S. Antonino TI und St. Margrethen SG zugelegt und beschäftigt rund 320 Personen.
Interessant ist, dass schwere Güter oft nicht einfach im Kundenauftrag von A nach B verschoben werden müssen, sondern in vielen Fällen drängt sich auch eine Zwischenlagerung (Lager-Logistik) auf. Solche Aufträge können nun im neuen, die bestehenden Bauten ergänzenden 6- beziehungsweise 4-geschossigen Lagerhaus bei einer maximalen Ausnützung der Bodenfläche auf den verschiedenen Etagen einwandfrei abgewickelt werden. Alles in allem stehen am Standort St. Gallen nunmehr rund 30 000 m2 Lagerflächen zur Verfügung, 10 000 m2 mehr als bis anhin. Ganze Eisenbahnwagen-Skelette warten auf den Einbau ihres Innenlebens. Die Schwerguthalle ist mit einer 40-Tonnen-Krananlage ausgerüstet.
Hanspeter Setz erinnerte sich, er habe, bevor er sein eigenes Unternehmen verkaufte, oft mit der Firma Egger zusammengearbeitet, schwierige Transporte wie Langgut, Glas, Maschinen, für die sein Betrieb nicht eingerichtet war, an diese abgeschoben. Eine solche Zusammenarbeit ist gegebenenfalls auch dann für alle Seiten lohnend, wenn es gilt, Leerfahrten tunlichst auszumerzen. Zum Flottenmanagementsystem gehört die permanente Positionsbestimmung der Fahrzeuge, so dass kurzfristige Aufträge einbezogen werden können und unnötige Umwegkilometer vermieden werden. Und wenn immer Not am Transportbedarf ist und ein Fahrzeug mit Chauffeur fehlt, steigt Heini Egger auch einmal selber in den Lastwagenführersitz und führt den Auftrag, nötigenfalls auch in aller Herrgottsfrühe, aus. Das Übergwändli (Arbeitsbekleidung) hat er immer in seinem PW bei sich.
Selbstverständlich kann man bei Eggers auch mit Red-Bull- oder Kombucha-Büchsen und dergleichen umgehen. Sie werden gestapelt – 3 Paletten stehen aufeinander –, kommissioniert, verpackt und zum befohlenen Zeitpunkt an den gewünschten Ort geliefert. Offenbar verleiht die Red-Bull-Fülle auch dem Egger-Unternehmen Flüügel, woran die erwähnten Krane, Akrobaten der Lüfte, einen wesentlichen Anteil haben. Und das wird so weitergehen. Heini Eggers Söhne Michael und Markus (3. Generation) haben alle Ausbildungen gemacht, um die Firma erfolgreich weiterführen zu können.
Es hätte es mich nicht verwundert, wenn wir Besucher, die in der Logistik-Sprache eigentlich Stückgüter waren, von Hupstaplern, auf Rollenbändern und den in den Hallen montierten Laufkranen herumgeschoben worden wären. Doch tat uns die Wanderung aus eigener Kraft durch die manchmal kathedralenartig wirkenden Hallen nur gut. Auf eine Fahrt mit einem Lift, der etwa 200 Personen aufs Mal in der Vertikalen verschieben kann, brauchten wir gleichwohl nicht zu verzichten. Dabei ging es nicht um Beweglichkeit, sondern um die Bekanntschaft mit einem Aufzug, der übliche Dimensionen sprengt und dadurch für diese Firma typisch ist.
Und wenn ich das nächste Mal auf einer Autobahn zwischen Lastwagen eingeklemmt bin, werde ich logischerweise an die dahinter stehende Logistik denken, dieses Resultat einer mobil gemachten Neuzeit, die von Unruhe geprägt ist und ihren Veränderungswillen nicht mehr im Zaume halten kann. Falls einer unserer Leser wieder einmal einen Berg wie etwa den nahen Säntis versetzen möchte, würde ich empfehlen, vorher noch eine Offerte bei Eggers einzuholen.
ANHANG
Emil Egger hat eine ausgesprochen poetische Ader. Nach unserem Besuch in seinem Logistik-Neubau in St. Gallen sandte ihm der ehemalige, Logistik-erfahrene Transpörtler Hanspeter Setz, Dintikon AG, der das Treffen organisiert hatte, als kleine Anerkennung für die aufwendige Führung einige Flaschen mit Wein aus dem Château Clarke bei Listrac/Bordeaux zu, die der Empfänger in persönlicher Art selbstbewusst verdankte.
Die ältern Mannen in den HallenSchon wieder ein Paket erhaltenfür den Egger, ja, den „Alten“ein schöner Wein für den Genusszusammen auch mit einem Grussvon diesem Setz aus Dintikonden wir kennen, lange schonnur weil er mit den Kumpanenwollte sehen unsre Kranenaber auch den tiefen Kellerwo wir lagern etwas schnellerweil der Lift doch ziemlich starksogar bewegt ein grosser Clark’staunend sind die ältern Mannenrauf und runter, ohne Pannendurch die Hallen dann spaziertim Gänsemarsch, so zu viertstaunen, was man heute tutscheinbar brauche dies auch Mutfür uns gehört das halt zum Jobwenn man möchte sein ‒ so topdoch Ärger gibt es überallalle Tage, auf jeden Fallmit Behörden, mit Paragraphenmit Polizei, halt wegen Strafenwegen Stau und auch Verkehrweil man hat, manchmal zu schwerab und zu ist nichts bereitund dennoch halt der Kunde schreitdennoch muss es vorwärts gehendas Rad, das soll sich weiter drehenwir bleiben daher hart am Ballmit EMIL EGGER ‒ ein klarer Fall
Hinweis auf weitere Blogs mit Bezug zu Logistik-Aspekten
03.05.2011: Zur Pensionierung von Katastrophenhilfe-Chef Toni FrischHinweis auf weitere Blogs von Hess Walter
Verkehrsmedizinische Untersuchung für Alte: das Auto-Billett
Aargau: Leben im freiesten Kanton des glücklichsten Lands
Reaktionen auf Blogs (158): Nachwehen zur Blatter-Wahl 5
Auf US-Befehl skandalisierte Fifa. Medien spuren unverzüglich
Reaktionen auf Blogs (157): Duftendes aus dem Ideentopf
Schweiz: Plädoyer für eine selbstbewusste, mutige Politik
Markwalders Kasachstan: Im Dienste der Destabilisierung
Reaktionen auf Blogs (156): Von Günter Grass, vom Lesen
Ein neues Umweltdebakel in Sicht: Solarpanel-Sondermüll
Gerhard Ammann: Naturaufklärer und Auenschutz-Pionier
Ulrich Weber: der Erfinder der 1. Bundesrätin ist nicht mehr
Der Zickzack-Kurs des Weltgeschehens: Desorientierung
Chaos-Praxis: Im Labyrinth der Erkenntnis-Widersprüche
Die Wirkungen von Staatsbesuchen: Hollande in der Schweiz