BLOG vom: 27.10.2012
Reaktionen auf Blogs (126): Kritik an grenzenlos Weisem
Präsentation der Leserpost: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
Eine Reaktion auf das Blog vom 21.07.2012: Sommer-Stau: Verkehrspsychologen grasen überm Hag fiel nicht gerade schmeichelhaft aus: Diplom-Psychologe Michael Haeser, Verkehrstherapeut und Sportpsychologe aus Duisburg D (E-Mail: info@haeser.de), machte aus seinem Herzen keine Mördergrube und schrieb uns:
„Ein Blogger, der wahllos Sätze aus Interviews herausgreift, sie kritiklos liest und nach Belieben interpretiert, daraus dann grenzenlose Weisheiten über Fremdthemen wie MPU (von der Sie bestimmt gar keine Ahnung haben), Geschlechtsverkehr und allgemeine Eheprobleme ableitet, ist mindestens so gefährlich, wie z. B. ein unaufgeklärter Westeuropäer, der behauptet, alle Iraner seien Fundamentalisten (oder weitere Beispiele für inhaltslose Vorurteile).
Wäre ja mal nett, wenn Sie die Kirche im Dorf lassen und sich gelegentlich des Konjunktivs bedienen.
Ansonsten sehr freundlich, dass Sie für mich Werbung machen, denn: Auch schlechtes Marketing ist Marketing.
Viel Erfolg noch. Mit freundlichen Grüssen
Michael Haeser“
So weit die Zuschrift, die ich nur dahingehend erläutern möchte, dass es sich bei der erwähnten MPU um die Medizinisch-Psychologische Untersuchung, ein Begriff aus dem deutschen Verkehrsrecht, handelt.
Wenn solche Reaktionen im Textatelier.com eintreffen, läuten eher die Freuden- als die Alarmglocken. Und es ist ja Herrn Haeser zugutezuhalten, dass er sich um einen versöhnlich klingenden Briefausklang bemüht hat. Unser Blogger Richard Gerd Bernardy, der das Stau-Blog verbrochen hatte, befleissigte sich ebenfalls um eine von Anstand getragene Tonlage, ohne allerdings der Debatte auszuweichen:
Die Antwort
Sehr geehrter Herr Haeser,
vielen Dank für Ihre Reaktion auf mein Blog!
Richtig, ich habe Sätze aus Interviews „herausgegriffen“, habe sie allerdings nicht kritiklos, sondern sehr kritisch interpretiert, natürlich nach meinem „Belieben“, was mein gutes Recht ist.
Was sind „grenzenlose Weisheiten“? Solche, die Sie und Ihre Berufskollegen so veröffentlichen, nachzulesen in der Zeitung oder im Blog, oder meine Ausführungen dazu? Dieser Begriff fällt doch eher auf Sie selbst zurück!
Auch Sie als Psychologe können aufgrund des Blogs nicht beurteilen, wovon ich „Ahnung habe“ und wovon nicht! Jedenfalls habe ich nur dargestellt, welche Aufgabengebiete zu Ihrem Berufsfeld gehören.
Wenn Sie das Navi (Navigationsgerät) mit einer Ehefrau vergleichen, die mit einer Karte fuchtelt, kann ich nur die Schlüsse daraus ziehen, die ich im Blog geäussert habe! Ob aus dem Zusammenhang herausgerissen oder nicht, dieser Satz aus Ihrem Artikel steht nicht „im Konjunktiv“, sondern dort steht: „... ist wie früher ...“!
Wieso eine Meinung über in meinen Augen unwissenschaftliche Äusserungen von Personen aus Ihrem Berufsstand „gefährlich“ sein soll, ist mir ein Rätsel. Ist es nicht eher umgekehrt: Gefährden solche Sätze nicht geradezu Ansehen und Ruf und fördern Vorurteile gegenüber Ihrem Berufsstand?
Meine Ausführungen zeigten ganz einfach, dass man nicht alles für wahr halten sollte, was so geschrieben wird! Ich sehe Kritik eher als Ausdruck von „gesundem Menschenverstand“ an, den der Leser/die Leserin immer walten lassen sollte, denn als „Vorurteil“!
„Die Kirche im Dorf lassen“ bedeutet, nicht zu übertreiben. Ist das nicht ein Stilmittel, ich meine „zu übertreiben“, das Sie beim Beispiel der Ehefrau und das der Autor Carl Otto Windecker in dem im Blog erwähnten Auszug aus dem Artikel „Sex und Verkehrssicherheit“ aus „DIE ZEIT“ einsetzen? Das verführt einfach dazu, es gleich zu tun!
Gern geschehen, wenn ich mit meinem Blog für Sie und Ihren Berufsstand etwas „Marketing“ machen konnte! Vielleicht bietet sich ja bei einem kommenden Artikel an, etwas ausführlicher darauf einzugehen und nicht nur mit dem Zitieren eines einzigen Satzes von Ihnen! ;-)
Auch ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit!
Freundliche Grüsse
Richard Gerd Bernardy
Schreiben nach Lust und Laune
Der Ton macht die Musik, auch beim Schreiben. Doch wie verhindert man Misstöne? Um beim Bild zu bleiben: Laut dem französischen Philosophen René Descartes hat die Musik das Ziel, zu gefallen und verschiedene Leidenschaften in uns zu wecken. Dabei kommt kein Musikant um die Einhaltung bestimmter Regeln herum. Auch ein Schriftstück hat ähnliche Missionen – es soll gut zu lesen sein, gefallen, vor allem in stilistischen Fragen, und wenn es Leidenschaften weckt ... wohlan! Nun haben aber die missglückten Rechtschreibreformen um die Jahrtausendwende unter anderem eine Flut widersprüchlicher und unsinniger Regulierungen hervorgebracht, aus denen man sich frei bedienen kann. Das mag gewisse Vorteile haben. Im Blog vom 04.10.2012 („Entweder-Oder-Positionen: Ungeliebte Rechtschreibreform“) hat Richard Gerd Bernardy Einblick ins Chaos gegeben.
Ursula Rausser (E-Mail: wegwarte@solnet.ch) wies aus guten Gründen auf aktuelle Auswüchse der neuen Schreibefreiheit hin:
„Noch schlimmer als die Regeln der neuen Schreibweise (es ist wenigstens geregelt, und ich kenne längst nicht alle) erachte ich diejenigen Schreiber, die sich um keinerlei Regeln kümmern und im von mir sog. (= so genannten oder sogenannten?) ,E-Mail-Stil’ schreiben. Hier gibt es praktisch keine Regeln. Alles wird z. B. klein geschrieben, Satzzeichen existieren nicht mehr, die Sätze sind nicht vollständig, halbbatziger Telegrammstil. Schreibschwächen können bestens verborgen werden, weil es halt der kurzgefasste ,E-Mail-Stil’ ist.
Der Leser sollte nicht grundlos Zeit verlieren mit dem Bemühen ums Verständnis von langen Sätzen und nichtssagenden Satzzeichen (der Schreiber auch nicht). Diese Kritik will nicht heissen, dass ich kein Fan von E-Mails bin. Ich finde einfach, auch diese Texte könnten einigermassen ordentlich durch die Welt schwirren.
Ursula Rausser
Und wie das geht, zeigte Ursula Rausser nach einem unsanften Erwachen mit ihrer Reaktion auf Richard Gerd Bernardys Hymne an die Astern vom 16.10.2012: Herbst-Astern: das Scheiden und der Gruss „Ruhe sanft“.
Sie schrieb in ordentlichem Deutsch:
Ich will mit einem beschaulichen Blog meinen Tag beginnen und lande bei einem besoffenen Bierbrauer mit Holzwolle und einer Aster im Bauch. Jedenfalls bin ich jetzt wach.
Zu den Astern: Nach dem ersten Frost, wenn die Geranien ins Warme wollen (oder auf den Kompost müssen), freue ich mich auf Astern, Kürbisse und einen farbigen Herbst. Genau heute ist dieser Tag: Die Autoscheiben sind zum ersten Mal wieder gefroren. Danach kommt mit dem Winter auch eine gartenfreie Zeit, was beinahe so schön ist, wie im Frühjahr wieder ein neues Gartenjahr zu beginnen.
Ursula Rausser
Halen-Kritik
Ja, der Garten ist eine Plage, eine Erholung, ein Ärgernis, eine Freude. Der Garten, auf den Balkon beschränkt oder im grösseren Stil ums Haus herum, ist Bestandteil unseres Lebensraums. Bei Le Corbusier, der nachstehend gleich zum Zuge kommen wird, setzt sich der Garten unter dem auf Stützpfeilern (Pilotis) – ein Geschenk des Betons – schwebenden Haus fort und erobert auch das Dach. Ein Baum scheint beim Eingang ins Haus einzudringen. Der Garten ist mit der Wohnung oder dem Wohnhaus mehr oder weniger verschmolzen. Die Moden ändern sich – beim Garten sind die Änderungen weniger schwierig als bei den Immobilien.
Was passiert, wenn ein Haus oder eine Überbauung in die Jahre kommen? Damit habe ich mich im Blog Halen: Wie lebt es sich in der gealterten Architektur-Ikone? vom 14.09.2012 befasst. Die berühmte Wohnsiedlung in Herrenschwanden nahe bei der Stadt Bern ist ein Beispiel für verdichtetes Wohnen aus dem angelaufenen Eisen- bzw. Sichtbeton-Zeitalter (1960er- und 1970er-Jahre), das gerade bei technisch anspruchsvollen Bauwerken wie Brücken, Hallenbauten und anderen Anlagen, bei denen weite Strecken zu überspannen sind, oder eben Stützpfeilern neue Möglichkeiten eröffnete.
Es gibt Quellen, welche die Stahlbeton-Erfindung auf den Gärtner Joseph Monier ins Jahr 1850 zurück verlegen, der Blumenkästen und Schalen durch die Einlage von Drahtgeflecht in den schnell härtenden Beton unzerbrechlich machte. Auch in der Architektur konnten die dem Massivbau aus Steinen gesetzten Grenzen wesentlich (schon fast beliebig) erweitert werden; Hochhäuser konnten höher hinaus wachsen. So errichtete Anatole de Baudot 1894/97 in Paris die Kirche St. Jean-de-Montmartre als im Stil einer vereinfachten Betongotik. Und Auguste Perret liess 1903 in Paris ein Wohnhaus erstellen, in dem er die Vorteile der Skelettkonstruktion aus Stahlbeton (geringe Dimensionen der Stützen und eine grössere Freiheit bei der Raumeinteilung) nutzte.
Der Beton wurde im 20. Jahrhundert zum Aushängeschild des modernen Bauens und erfasste auch den Wohnungsbau. Nach einem Unterbruch in der „Gartenstadt“-Bewegung wurden Siedlungen nach städtebaulichen Gesichtspunkten durchkomponiert, wobei trotz der Typisierung, von den aufkommenden Fertigelementen beflügelt, angestrebt wurde, den Bewohnern eine gewisse Individualität zu gönnen. Mies von der Rohe gelang es, bei seiner Modell-Siedlung Weissenhof in Stuttgart unterschiedliche Einzelbauten zu einem stimmigen Ensemble zusammenzufügen. Nachher kehrte die Verhäuselung zurück, Ausdruck des Bedürfnisses nach Freiraum um seine kleine Wohnmaschine herum, ohne die neue Architektur zu verdrängen, die sich vor allem des Mietwohnungsbaus bemächtigte.
Die 1958 bis 1962 erbaute Siedlung Halen war also keine Pionierleistung betonbauerischen Tuns, hat es aber doch zum angesehenen, unter Schutz gestellten Baudenkmal gebracht, bei dem nun allerdings Baumängel zutage traten, die nicht unbedingt zu verzeihen sind. In meinem Blog habe ich solche angesprochen (zu wenig Beton über Armierungseisen, kein ausreichenden Dämmung bergseits). Doch laut einer Zuschrift von Irene Günther (E-Mail: ireneguenther@gmail.com) hätte meine Kritik prägnanter ausfallen müssen, wahrscheinlich, auch was die Ästhetik anbelangt:
Lieber Herr Hess,
Ich habe vorhin Ihre Beschreibung der „weltberühmten“ Siedlung Halen gelesen. Ich kenne diese Scheusslichkeit nur aus Bildern im Internet. Angesichts dieser Bilder kommt mir Ihre Beschreibung geradezu schmeichelhaft vor. Ich möchte Ihnen zu Le Corbusiers verderblichem Einfluss den Artikel von Dalrymple „Architektur: Le Corbusiers Bauten – schlimmer als Bombenkrieg“ (Internet) empfehlen (http://www.welt.de/kultur/article13608576/Le-Corbusiers-Bauten-schlimmer-als-Bombenkrieg.html).
Falls Sie diese Arbeit schon kennen, entschuldigen Sie bitte: Ich wollte Sie nicht belehren. Trotz allem habe ich Ihren Eintrag gern gelesen: Als Katzenliebhaberin (wir haben auch eine Waldkatze), freue ich mich natürlich über Ihr Verständnis für den Geschmack des offenbar klugen Lenny.
Mit freundlichen Grüssen
Irene Günther
Die Antwort
Wer uns schreibt, hat eine Antwort verdient. Hier ist sie:
Liebe Frau Günther,
wahrscheinlich haben Sie Recht: Meine Beschreibung von Halen ist nicht drastisch genug ausgefallen ... und dies aus dem einfachen Grund, weil ich dort als Gast war, in 2 private Wohnungen eindringen durfte und dort zufriedene Bewohner antraf. Ich wollte die netten, gastfreundlichen Leute vor einer vielleicht allzu leichtfertig hingeworfenen Kritik verschonen. Ein kompetentes Urteil kann nur jener abgeben, der längere Zeit darin gewohnt hat. Denn vieles behalten die Mauern für sich; sie offenbaren es dem flüchtigen Besucher nicht.
Und auch die speziellen Sozialgefühle stellen sich erst mit der Zeit ein. Dass die Autoren des A4-Katzenplakätchens bei der Tankstelle beteuern mussten, sie würden den aus der Not geborenen Aufruf bis Ende Monat ganz sicher wieder entfernen, mag ein Hinweis aufs zwischenmenschliche Klima sein. Ich wage nicht daran zu denken, was passieren könnte, wenn ein ausgesprochener Knoblauchliebhaber kocht. Das passt nicht so recht zur Methodik, zur geregelten Regelmässigkeit, die immerhin auf die Symmetrie zu verzichten wagt.
Dennoch habe ich ehrlich festgehalten, was ich empfand: In dieser Siedlung möchte ich nicht leben (am Beispiel des Mitgefühls für die entlaufene Katze Lenny dargestellt). Nach der Besichtigung am „Tag des Denkmals 2012“ hätte es noch Kuchen und Tee gegeben; doch zog auch ich weg, wollte in dieser abweisenden Betonstadt nicht länger als unbedingt nötig verweilen. Der umgebende, lichte Wald mit seinen Spazierwegen behagte mir besser.
Bisher habe ich noch keinen einzigen vergleichbar kritischen Bericht über den Baupfusch Halen gelesen, der nun denkmalpflegerisch vergoldet wird, weil er immerhin neue Ideen für die von den Betroffenen leicht modifizierbare Käfighaltung von Menschen liefert.
Die von Ihnen erwähnte Philippika über Le Corbusiers verheerenden Einfluss aus „Die Welt“ vom 16.10.2011 habe ich im Internet gefunden, gelesen und selber schon festgestellt, dass Stahlbeton nicht altert, sondern verkommt; aber man kann ja auch das als schön, als Ausdruck für den Lauf der Zeit, empfinden. Das ist jedermann unbenommen.
Mit der Lego-Architektur für die Menschen des Maschinenzeitalters habe auch ich meine liebe Mühe, allerdings oft auch mit dem Architekturgerümpel barocker Prägung (Le Corbusier: „antiquierter Krempel“) aus früheren Jahrhunderten und den ewigen Hymen ans antike Griechenland; allüberall mussten noch ein paar Säulen hingeknallt werden.
Ronchamp habe ich vor wenigen Jahren besucht; diese Kirche hat hohe Qualitäten, und man würde dahinter eigentlich nicht Le Corbusier vermuten. Sie ist jedenfalls nicht typisch für sein Schaffen, von dem man sagt, er habe die Form und den Geist unserer Zeit mit den wohnlichen Seiten seiner Betonkonstruktionen geprägt (auf Halen hatte er ja auch einen wesentlichen Einfluss).
Wie das riesige Corbusier-Haus in Berlin, mit dessen Bau 1957 begonnen wurde, werden solche Experimente am Ende zur Sehenswürdigkeit, wohl auch wegen des Bemühens, das bürgerliche Konzept, in einzelnen Zimmern zu leben, zu durchbrechen. Die Wohnung wird zur gestaltbaren, individuell zuschneidbaren Hülle, die allerdings meistens an den beengenden Raumverhältnissen ihr vorzeitiges Ende findet.
Selbst auf die Möblierung wurde das Baukastensystem übertragen, wie zum Beispiel auf die USM-Haller-Möbel, die der Solothurner Fritz Haller 1963 im Auftrag der Metallbaufirma Ulrich Schärer AG, Münsingen BE, erfunden hat (Haller ist am 15.10.2012, 88-jährig gestorben). Sein zusammengschraubtes, wandelbares Stahlrohr-Modul-System gilt als angewandte Kunst und feiert seither Welterfolge.
Vielleicht sollte man heute wieder mehr über äussere und innere Architektur diskutieren – im Interesse angenehmerer Wohnlandschaften.
Mit herzlichen Grüssen und Wünschen
Walter Hess
Musik und Ruhe
Emil Baschnonga hat sich im Blog vom 03.10.2012 mit dem ungestörten Musikgenuss befasst („Allerlei Geräusche: Wer nicht hören will, muss fühlen“) und ist damit bei seinem Blogger-Kollegen Richard Gerd Bernardy (E-Mail: g.richard.b@gmail.com) auf offene Ohren gestossen:
Lieber Herr Baschnonga!
Mit diesem Blog sprechen Sie mir aus der Seele! Obwohl Liebhaber klassischer Musik, höre ich sie man liebsten nur dann, wenn ich dabei nichts anderes tun will, nicht lesen, schreiben, essen. Bei diesen Tätigkeiten bevorzuge ich Ruhe.
In Indien musste ich jede Nacht mit Ohropax schlafen; Sie dürften die Wachspfropfen kennen. Nächtliche Ruhe gab es in der Stadt nicht. In 4 Monaten habe ich 2 grosse Schachteln voll davon verbraucht.
Wir leben in einer lärmbesessenen Umwelt. Mich nervt es einfach, wenn ich im Wartezimmer beim Zahnarzt sitze und Schlagermusik aus dem Radio anhören muss, ob ich will oder nicht. In Läden, wo laute Musik läuft, gehe ich nicht hinein, auch wenn es dort etwas gibt, was mich interessiert.
Ich lebe am Ende einer Sackgasse neben einem Wäldchen und nahe an Feldern. Die Geräusche vom Spielplatz und nahegelegenen Kindergarten stören mich nicht. Oft ist es sehr schön ruhig, so wie ich das liebe!
Richard Gerd Bernardy
Überlebensgefühl neben Leichen
Darf man beim Anblick eines verstorbenen Menschen das Gefühl haben, man habe ihn überlebt, ein gewisses Überlegenheitsgefühl? Die delikate Frage hat Richard Gerd Bernardy in seinem Blog vom 05.10.2012 („Ansichtssachen: Leichen, Mumien und der Blick darauf“) gestellt: Ist das zynisch?
Ursula Rausser (E-Mail: wegwarte@solnet.ch) antwortete so:
Zu Ihrer Frage im letzten Satz nach Zynismus: Nein, ich finde, es ist nicht Zynismus. Angesichts eines Toten das gute Gefühl haben zu dürfen, noch zu leben. Dies ist einerseits normal, anderseits kommt bei mir auch dieser Gedanke: der hat es hinter sich, ich habe es noch vor mir. Irgendwann muss auch ich da durch - wie und wann wohl? Dieses Gefühl hat dann eher nicht nur positive Aspekte.
Ursula Rausser
Tiere anständig behandeln
Und noch einer heiklen Frage wandte sich die lebenserfahrene Frau Rausser aufgrund meines Blogs über den Besuch eines Fleischverarbeitungsbetriebs (Blog vom 19.10.2012: Micarna: Wo es um Tiere, das Fleisch und die Würste geht) zu:
Es ist vielleicht doch besser, Ihr wart nicht in den Schlachträumen. Es ist so einfacher zu glauben, was einem erzählt wird. Es wird sicher vieles schöngeredet. Leider lebe auch ich nicht vegetarisch und werde es wohl auch nie ganz schaffen. Auch, weil es doch recht gute Alternativen zu den Grossbetrieben und vor allem zu Fleischprodukten aus dem Ausland gibt. Z. B. Fleisch von http://www.natur-konkret.ch/pages/de/natur-konkret.php (reinzuschauen lohnt sich!). Hier gibt es Rindfleisch von Hochlandrindern aus dem Tessin und von Wollschweinen. Sie können sogar Besitzer eines Tieres werden und einige Jahre Fleisch von seinen Nachkommen essen. Die Qualität ist ausserordentlich gut, es lohnt sich!
*
Soweit diese Zuschrift. Für mich ist wohl das Beste, was man tun kann, sich ständig im Kleinen und Grossem für das Tierwohl einzusetzen, denn ein umfassender Vegetarismus, den sich Einzelne leisten können und dürfen, ist eine Illusion und nicht praktikabel; er würde allein schon am ökologischen Kreislaufdenken scheitern.
Ich habe in den letzten wenigen Jahrzehnten feststellen können, dass die Behandlung von Schlachttieren wesentliche Verbesserungen erfahren durfte – in Bezug auf die (Freiland-)Haltung und die Schlachtung. Der Migros-Konzern hat beispielsweise schon vor rund 10 Jahren mit einer artgerechteren Kälberfütterung begonnen (Milch und Raufutter), desorientierte, an weisses Kalbfleisch gewöhnte Konsumenten hin oder her, und auch die schonenderen Behandlungen im Schlachthaus sind umgesetzt worden. Wer bei der heutigen Sensibilisierung der Bevölkerung in Tierschutzfragen nicht mitmachen würde, hätte kaum noch Marktchancen. Und wenn das alles auch aus einem inneren Bedürfnis der leitendenden Verantwortlichen geschieht: umso besser.
Gegen weitere tierfreundliche Gesten hat niemand etwas einzuwenden. Sie helfen allen.
Hinweis auf die bisher erschienenen „Reaktionen auf Blogs“
12.08.2011: Reaktionen auf Blogs (111): Suchaktionen nach dem Verstehen
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