Textatelier
BLOG vom: 22.11.2012

Folgen der Energiewende: Strompreise steigen und steigen

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
„Stromkunden müssen weitere Aufschläge hinnehmen.“  Diese Schlagzeile wurde von Spiegel-Online (www.spiegel.de) am 18.11.2012 publiziert. Auch die Versorger in Südbaden erhöhen zum Jahreswechsel die Strompreise um durchschnittlich 10 %. Schon vor längerer Zeit war ich überzeugt, dass die Kosten der Energiewende dem Verbraucher aufgebürdet würden. Die Stromerzeuger werden sich hüten, etwas von ihren dicken Gewinnen abzugeben. Wie ich hörte, kaufen jetzt schon Anbieter Strom aus dem Ausland günstig ein. Aus diesem Grunde sind die Erhöhungen nicht überall gleich.
 
Nun wollte ich einmal herausfinden, was den Strompreis in die Höhe treibt und sammelte entsprechende Informationen:
 
EEG-Umlage: Die Vergütung für die erneuerbaren Energien wird von den Verbrauchern finanziert. Im Januar steigt diese von 3,6 bis 5,3 Cent pro Kilowattstunde.
 
KWK-Umlage: Förderung von Strom aus Kraft-Wärme-Koppelung. Umlagesteigerung von 0,002 Cent auf 0,126 Cent pro Kilowattstunde.
 
Entlastung der Industrie: Firmen, die viel Strom verbrauchen, werden entlastet. Die Umlage beträgt 0,329 Cent pro Kilowattstunde.
 
Offshore-Haftung: Um den Ausbau der Windkraft auf See voranzutreiben, wurde eine neue Umlage erfunden. Sie beträgt 0,25 Cent pro Kilowattstunde.
 
Zu den Umlagen kommt noch die Mehrwertsteuer von 19 % hinzu. Der Staat verdient also kräftig mit. Dies erachte ich als einen unmöglichen Zustand. Das gilt auch für die bestehenden Umlagen, da diese vollständig von den Verbrauchern bezahlt werden müssen.
 
Und hier eine gute Nachricht (aber nur für die Industrie, die angeblich wettbewerbsfähig bleiben möchte): Industriefirmen mit einem hohen Stromverbrauch werden von Umlagen entlastet.
 
Jochen Flosbarth, Präsident des Umweltbundesamts (www.umweltbundesamt.de), erklärte in einem Interview des Deutschlandfunks am 02.11.2012: „Um die Verbraucher zu entlasten, sollten tatsächlich nur die Betriebe Sonderkonditionen erhalten, die im internationalen Wettbewerb stehen.“ Das war ein vernünftiger Vorschlag.
 
Am 16.11.2012 wurde eine herrliche Karikatur von Stuttmann in der „Badischen Zeitung“ zu diesem Thema publiziert. Eine Frau fummelt an den Knöpfen eines Herdes herum, der Hausherr dreht die Heizung voll auf. Da sagte der Mann: „Alle Fenster auf! Heizung auf Höchststufe, alle Elektrogeräte einschalten, alle Lampen an. Als Grossverbraucher können wir uns dann von der Ökoumlage befreien lassen!“
 
Das ist witzig, aber leider eine kostspielige Idee, da die Stromkosten vom Verbraucher getragen werden.
 
Ich bin überzeugt, dass es zusammen mit dem Atomausstieg in Zukunft noch mehr Erhöhungen geben wird. Die grossmäuligen Politiker haben während des medialen Fukushima-Rummels im Schnellschuss den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen, obwohl alternative Energiequellen noch unzulänglich auf Effizienz und Umweltverträglichkeit geprüft wurden. Die Politiker beruhigten die Verbraucher, indem sie die Prognose erfanden, die Kosten für Strom würden nicht steigen. Aber diese werden selbstverständlich steigen, auch die Kosten für Öl und Gas. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
 
Energiediät für die Küche
Nun wird von Politikern und Stromanbietern verkündet, die Verbraucher sollten doch mehr Strom einsparen. Dadurch würden die Erhöhungen leicht wettgemacht. Das funktioniert nicht immer. In der Vergangenheit sparten wir im Haushalt etwa 10 % Strom – und was geschah noch vor der Energiewende? Die Strompreise wurden um den etwa demselben Prozentsatz erhöht. Die Anbieter hätten ja weniger Umsatz gemacht, wenn alle an diese Einsparmöglichkeiten genutzt hätten.
 
Mein Stromanbieter, der Energiedienst in Rheinfelden, liefert uns Naturenergie (20 % erneuerbare Energien und 80 % sonstige erneuerbare Energien). In der Kundenzeitschrift „NaturKunde“ 2012-03 las ich von einer „Energiediät für die Küche“. Betrachten wir diese Tricks und einfachen Regeln zum Stromsparen näher. Es sind Folgende (mit Kommentaren von mir):
 
Besser kühlen: Ein moderner Kühlschrank spart gegenüber einem alten 73 Euro im Jahr. Wer jedoch einen alten Kühlschrank hat, so wie wir, müsste für einen neuen Kühlschrank A+ etwa 500 Euro berappen. Für einen A+++ wären etwa 1000 Euro fällig. Wir warten noch, bis der Alte (damit ist nicht der Autor gemeint) den Geist aufgibt.
 
Tür zu beim Backofen: Vorheizen kostet Energie, deshalb soll man darauf verzichten. Der Umluftbackofen bringt dasselbe Ergebnis (Einsparung: 25 %). Backofentür immer geschlossen halten. Ich sehe schon mal bei geöffneter Tür nach, ob der Kuchen schon durchgebacken ist.
 
Kaffeevollautomat: Ein moderner Kaffeevollautomat spart gegenüber einem alten Gerät bis zu 23 Euro Stromkosten pro Jahr.
 
Mikrowelle bevorzugen: Wer die Mikrowelle nicht mag, spart keinen Strom. Gegenüber einer Erhitzung im Herd wird bei der Mikrowelle bis zu 50 % Strom gespart. Aber wer mag schon Gerichte aus dem Mikrowellenofen essen?
 
Eierkocher: Ein Glück, dass wir einen Eierkocher haben. Gegenüber der Wassererhitzung auf dem Herd sparen wir damit die Hälfte des Stroms.
 
Sparsam spülen: Das Spülen von Hand spart natürlich gegenüber einer Spülmaschine Geld. Wir haben schon lange eine Spülmaschine. Mit einem modernen Gerät spart man etwa für 50 Euro Strom pro Jahr. Fast alle Spülmaschinen lassen sich an die Warmwasserleitung anschliessen. Das spart auch Energie, besonders dann, wenn die Warmwasser-Bereitung über eine Solarthermieanlage oder Wärmepumpe funktioniert. Aber wer hat schon eine solche Einrichtung! Wir lassen das kalte Wasser erhitzen.
 
Tropfender Wasserhahn: Jeder Tropfen zählt. Wer schlechte Dichtungen hat, braucht sich nicht zu wundern, wenn kaltes oder warmes Wasser den Abfluss hinunter rinnt. So ist eine Einsparung der Wasser- und Abwasserkosten unmöglich. Schadhafte Dichtungen sind unbedingt zu ersetzen!
 
Die perfekte Platte: Kochplatten aus Guss besitzen eine hohe Speicherkapazität. Sie heizen also länger nach. Das Induktionskochfeld, das wir besitzen, hat den Vorteil, dass es die Speisen schneller erhitzt. Es spart jedoch nicht viel Strom. Eine (Erd-)Gasflamme erwärmt den Topf sofort, die Hitze lässt sich präzise regeln; Gerichte vom Feuer schmecken wesentlich besser.
 
Der letzte Tipp: Dieser Tipp ist wohl für Unkundige in der Küche gedacht. Man solle die Grösse des Kochtopfs immer auch passend zur Kochstelle wählen. Den Topfdeckel solle man nicht unnötig anheben, um zu schauen, wie das Kochgut aussieht. Wir verwenden ab und zu einen Glasdeckel.
 
Weitere Energiespartipps
In meinem Blog vom 21.03.2007 („Energie: Sogar die Queen lässt nachts das Licht brennen“) gab ich noch weitere Energiespartipps im Haushalt zum Besten. Es sind Folgende: Wärmedämmung, energiesparende Heizungen, die umstrittenen Energiesparlampen, LEDs, kluger Gerätekauf. So verbraucht ein Kühlschrank mit der Energieeffizienzklasse A+ etwa 25 % weniger und eine Kühlgerät der Energieeffizienzklasse A++ 50  %weniger Strom als ein Gerät der Energieeffizienzklasse A. Nun kaufen Sie mal die besseren, aber viel teureren Geräte! Aber einen Trost gibt es: Nach vielleicht 10 Jahren hat man die Mehrkosten wieder draus.
 
Bei der Reinigung der Wäsche sollte die Waschtemperatur gesenkt werden (oft reichen 60 °C und weniger aus; das bringt etwa 30 % Energieeinsparung gegenüber 95 °C). Bei der Heizung kann man eine Menge Geld sparen. So bringt eine Absenkung der Wohntemperatur um 1 °C bis zu 6 % weniger Heizkosten.
 
Viele Freunde des Computers und der Unterhaltungselektronik staunten, als sie dies hörten: Die Geräte sind auch dann Stromräuber, wenn sie ausgeschaltet sind. Auch muss man sich über moderne Geräte nur so wundern. Sie besitzen keinen Ausschalter mehr und ziehen Strom aus der Steckdose, so lange, wie sie sich an der Dose angeschlossen sind. Die modernen Geräte brauchen zwar weniger Strom, aber der Verbrauch summiert sich über das Jahr. Die Leerlaufverluste sind laut www.umweltdaten.de so gewaltig, dass einem schwindlig wird. Allein in Deutschland verursachen Leerlaufverluste Kosten von etwa 4 Milliarden Euro im Jahr. Pro Jahr kann man pro Haushalt 50 bis 90 Euro an Strom sparen.
 
Man sollte zudem auf die Geräte achten, die unbemerkt „nebenher“ laufen und Energie vergeuden. Genannt seien nicht nur Computer und Fernsehgeräte, sondern auch Drucker, Scanner, Telefonanlagen, Videorekorder, DVD-Spieler, Ladegeräte, Stereoanlagen, Warmwasserspeicher, Satellitenempfänger, Steckernetzteile, Anrufbeantworter, Dimmer mit Fernbedienung, Umspanner für Halogenlampen, Klingeltrafos und Heizungsumwälzpumpen.
 
Es ist möglich, eine effektive Energieeinsparung und bessere Energieausnutzung zu erzielen. Wie das Umweltbundesamt schon vor Jahren betonte, ist dies der Schlüssel für eine umweltfreundlichere Zukunft. Wer die Energiespartipps beherzigt, tut nicht nur etwas für die Umwelt, sondern kann eine Menge Geld sparen (www.geldsparen.de). Die Praxis folgt nicht immer den Idealvorstellungen.
 
Hinweis auf weitere Blogs zum Thema Energiesparen
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