Textatelier
BLOG vom: 21.04.2013

Boston-Anschläge: Resultate der Überwachungen im Eimer

Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
 
Das will gar nicht so richtig zum wichtigtuerischen US-Gehabe gehören: die panische Angst, einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen. An hausgemachte, interne Schiessereien hat man sich in jenem Land gewöhnt; etwa 30 000 Menschen sterben in den USA pro Jahr durch Schusswaffen. Damit das so bleiben kann, hat der Senat am 18.04.2013 eine Verschärfung des Waffenrechts abgelehnt. Rund 4 Monate vorher hatte ein junger Mann in einer Grundschule in Newtown 20 Kinder und 6 Erwachsene erschossen. Eines der Beispiele.
 
Unzimperlich sind die Amerikaner auch, wenn sie mit eigenen Terroranschlägen, die sie „Krieg“ (War) nennen, um das zivile Recht auszuhebeln, in fremden Ländern serienweise Massaker anrichten. So starben laut der der Studie „Living Under Drones“ zwischen Juni 2004 und September 2012 allein in Pakistan zwischen 2562 und 3325 Menschen durch US-Drohnenangriffe (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Drohnenangriffe_in_Pakistan). Die Zahl der Zivilisten unter den Toten benennt die Studie mit 474 bis 881, darunter 176 Kinder. Auch im Jemen sprengen die unbemannten US-Hightechwaffen Menschen in die Luft; alle diese tödlichen Angriffe waren vom Friedensnobelpreisträger Barack Obama abgesegnet.
 
Die Zählmethodik
Mit den landesüblichen Verdrehungskünsten wird die Zahl der durch die unter US-Kommando getöteten Zivilisten klein gehalten. Nach Angaben der „New York Times“ (29.05.2012) besteht der schmutzige Trick beim Zählen der Todesopfer darin, dass alle Männer im wehrfähigen Alter, die sich zufällig im Gebiet des vom Pentagon nach Lust und Laune ausgesuchten Angriffraums befinden, als Kämpfer und nicht als Zivilisten katalogisiert werden. In den Medienmitteilungen sprechen die aus dem Hinterhalt operierenden Gutmenschen praktisch ausschliesslich von getöteten Terroristen. Der Al-Jazeera-Journalist Noor Behram, der sich nach Drohnenmassakern in Nord- und Süd-Waziristan (Pakistan) umschaute und über 600 Leichen gesehen hat, schätzt, dass auf 1 getöteten Attentäter etwa 15 getötete Zivilisten kommen. Beileidstelegramme aus aller Welt werden in solchen Fällen nicht versandt.
 
Einseitige Empfindlichkeiten
Ganz anders ist es natürlich, wenn durch einen Terroranschlag wie jenem vom 11.09.2001 in New York fast gleich viele US-Menschen wie bei den US-Drohnenangriffen in Pakistan umkommen oder durch 2 Anschläge 3 Personen am Zieleinlauf des Boston-Marathons („Patriots’ Run“) getötet und 170 Unschuldige körperlich verstümmelt oder leichter verletzt werden. Ob in Pakistan, Afghanistan, einem anderen der US-Kriegsschauplätze oder in den USA selber – das sind immer höchst bedauerliche Vorgänge, weil es ja hauptsächlich Unschuldige trifft. Jedes Verharmlosen wäre ungebührlich. Nur: Es gibt unterschiedliche Arten von Toten: Amerikaner haben eine um Grössenordnungen höhere Bedeutung, einen viel grösseren Wert, als etwa ein bescheidener unbedeutender Familienvater in Afghanistan, eine Mutter in Pakistan und ihre Kinder. Sie kann man vergessen ... Nobodies.
 
Eine brutale Härte zeigen die USA bei ihren mörderischen Angriffen, die oft auf einem verlogenem Vorwand fussen, oder bei ihren grausamen, brutalen Foltermethoden, von welchen eine überparteilichen US-Kommission in ihrem am 16.04.2013 veröffentlichten Bericht sprach (Leitung durch die republikanische Kongress-Abgeordnete Asa Hutchinson und den ehemaligen demokratischen Abgeordneten James Jones). Pickelhart und nur auf eigene Vorteile bedacht sind sie auch bei Wirtschaftssanktionen, mit denen ganze Völker ins Elend getrieben werden, wenn sie die amerikanischen Bedingungen nicht akzeptieren. Diese harte Haltung, wenn es um Zerstörungen irgendwelcher Art ausserhalb der USA geht, verwandelt sich zur ausgesprochenen Schwäche, wenn die eigenen Empfindlichkeiten betroffen sind. Das Austeilen und das Einstecken sind 2 verschiedene Paar Schuhe. Das nationale Selbstbewusstsein wanderte am Patriots’ Day, dem Tag zur Feier nationalen Stärke und Widerstandskraft, der Explosionen in Boston wegen sofort in den Eimer.
 
Dienstleistung für Terroristen
Zum gleichen Effekt trug ein an Obama adressierter Brief bei, der das tödliche Pflanzengift Rizin enthielt und abgefangen wurde, bevor er den Adressaten erreicht hatte und von diesem verschluckt wurde (Rizin wirkt erst nach dem Verschlucken in kleinsten Mengen tödlich). Auch der republikanische Senator Richard Shelby aus Alabama und sein demokratischer Kollege Carl Levin aus Michigan waren Adressaten von Postsendungen, die möglicherweise das gefährliche Gift enthielten. Von der Ober-Peinlichkeit, dass ausgerechnet die US-Bundespolizei FBI, welche die Rizin-Absender sucht, auf ihrer Internetseite das Rezept für die Rizin-Isolation bzw. -herstellung verschlüsselt, aber knackbar verbreitet hatte, wagten die eingebetteten Medien kaum zu berichten.
 
Manchmal scheint es, als ob die USA alles tun würden, um den Terrorismus zu fördern, um dann unter den Mottos Gerechtigkeit, Polizeistaatlichkeit und ausgebaute Schnüffelpraxis vor dem globalen Publikum ihre Grossshow abziehen und unter anderem von der Niederschlagung des Hungerstreiks in Guantánamo ablenken zu können. Dort werden Menschenrechte seit Jahren mit Füssen getreten.
 
Die amerikanische Bevölkerung, die aus sehr vielen liebenswerten Menschen besteht, kann einem leidtun. Die offizielle Politik der eigennützigen, aggressiven Einmischungen und Erpressungen in Verbindung mit dem Aufspielen als Schutz- und Führungsmacht hat überall auf der Welt zu einem Hass auf alles US-Amerikanische geführt, so dass sich die Leute aus den USA immer weniger frei bewegen können – und sogar einzelne Banken wagen es nicht mehr, mit Institutionen aus diesem zerfallenden Land mit seiner exzessiv ausgebauten Klageindustrie Geschäfte zu betreiben. Ständige Provokationen fördern auch den Terrorismus.
 
Widerliches Kommunikationstheater
Das amerikanische Volk lebt in einer ständigen Angst, die schon bei relativ geringfügigen Anlässen zur Panik wird. CNN gibt bei derartigen Vorkommnissen den Tarif durch, und die übrigen Medien wissen sofort, was zu tun ist.
 
Kaum waren die 2 Dampfkochtöpfe in den Abfallkübeln in Boston explodiert, verbreiteten die willfährigen Publizisten ihre Breaking-Neuigkeiten (Eilmeldungen von grösster Priorität), Auftakt zu einem aufgeblasenen, widerlichen Kommunikationstheater. Ständig repetierte Bilder mit erschöpften Läufern und rauchenden Eimern lähmten die Stimmung systematisch. Der US-Präsident und Drohnen-Liebhaber Obama trat höchstpersönlich vor die mediale Weltöffentlichkeit, unterstrich dadurch die Bedeutung des Terror-Anlasses und kündigte an, man werde die Täter schon fangen und bestrafen.
 
Ein Gedenkgottestdienst für die Opfer mit Obamas Beteiligung hatte einen neuen Aufmerksamkeitsschub gebracht. In der Heilig-Kreuz-Kathedrale in Boston wurde applaudiert, als Obama sagte, dass der Boston-Marathon nächstes Jahr stattfinden werde („Ihr werdet wieder rennen!“). Die Vereinigten Staaten würden sich vom Terror nicht unterkriegen lassen. „Wir werden genesen, und wir werden wiederaufbauen.“ Der Geist der offenen Gesellschaft werde weiter bestehen. Man weiss inzwischen, was man sich darunter vorzustellen hat.
 
Am 19.04.2013 wurde die nächste Schreckensmeldung verbreitet: An der „Elite“-Universität in Massachusetts (Massachusetts Institute of Technology (MIT) war ein Polizist erschossen worden. Der Tatort liegt in der Nähe von Boston. Ein „mutmasslicher Bombenattentäter“ starb an seinen Verletzungen; er soll von „extrem vielen Kugeln getroffen“ worden sein. Die Polizei brauchte einen Erfolg, durchkämmte die Gegend. In Boston sollte die Bevölkerung am Freitag ihre Häuser nicht verlassen; die Polizei suchte in einem grossen Rayon jedes Haus ab. Jeglicher Verkehr wurde untersagt. Ein Livekrimi nach dem Geschmack der Hollywood-Geschädigten.
 
2 in den USA lebende Männer aus Tschetschenien, welche die Bostoner Bomben gebastelt und gelegt haben sollen, sind inzwischen im polizeilichen Kugelhagel gestorben oder schwer verwundet: Der 26-jährige Tamerlan Zarnajew wurde durchsiebt, der 2. mutmassliche Täter, der 19-jährige Dschochar Zarnajew, aufgrund eines Hinweises aus der Bevölkerung aus dem Versteck in einem Boot gefischt und durch mehrere Schüsse schwer verletzt. Die Menschen im Bostoner Vorort Watertown jubelten nach dieser Festnahme wie nach einem gewonnenen Footballspiel und schrien „USA! USA!“ in den Pulverdampf. Die Aufarbeitung konnte beginnen.
 
Fast lauter Profiteure
Das ganze aufgeblasene Drama kam den Terroristen sehr zupass, denn es bewies ihnen einmal mehr, wie die ganze, zentral gesteuerte Welt mit recht einfachen Mitteln in Unruhe, Angst, Schrecken und Panik versetzt werden kann. Solch eine Hysterie nützt anderseits dem weiteren Ausbau des globalen Überwachungsstaats USA – und so gibt es denn lauter Profiteure, abgesehen von den unschuldigen Opfern, die im dümmsten Moment am falschen Ort standen.
*
Auf dieser desinformierten Erde sind die Proportionen im Müll des Häppchenjournalismus verloren gegangen – eine Magazinitis, die sich nur noch auf ausgewählte und aufgebauschte Fakten bezieht und Wesentliches kaum noch vom Unwesentlichen trennt.
 
Es wird so getan, als ob der Terror mit terroristischen Massnahmen ausgerottet werden könnte. Als ob man mit der Jagd auf einzelne Stubenfliegen die ganze Fliegenheerscharen ausradieren könnte. Das ist eine Illusion, eine Vorspiegelung falscher Tatsachen, die ein Leser von „Die Presse“ aus Wien mit Bezug auf die Bostoner Abfallkübel, die plötzlich Nägel und andere Metallteile um sich schossen, in einer dialektnahen Twittersprache so auf den Punkt gebracht hat: „Ach, da schau her, hat das ganze Überwachen doch nichts geholfen.“
 
Hat nicht. Was zu erwarten war. Die Medien und ihre Nutzer dürfen sich auf die nächsten Live-Events freuen. Melodramen mit traurigem Ende.
 
 
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