Textatelier
BLOG vom: 06.05.2013

Vom Geistesblitz getroffen: Zufälligkeit des Augenblicks

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Der Augenblick kann uns unverhofft wie ein Blitzschlag treffen: Ein Mann Mitte 40 erlitt einen Herzschlag, eine junge Velofahrerin geriet unter die Räder eines Camions, und in Bangladesh stürzte das Dhaka-Gebäude ein und forderte über 500 Todesopfer.
 
Schicksalsschläge treffen die Menschen wie aus heiterem Himmel. Überall und allezeit warten uns Gefahren auf. Gewisse Leute sind anfälliger als andere, stelle ich immer wieder fest. Sie sind vom Pech verfolgt. Wie kommt das? Wer kann diese Frage beantworten?
 
„Hals- und Beinbruch“ wünschen wir dem Skifahrer und glauben, ihn damit vor Unheil zu schützen. Niemand soll unter einer Leiter durchgehen. Ob das auch für die Himmelsleiter gilt? Jahrelang hing ein Sankt-Christophorus-Amulett an meinem Autoschlüssel. Im Portemonnaie nistet noch immer ein alter, abgegriffener „Lucky Penny“. Im Krieg werden sogar Kanonen gesegnet, wohl auf beiden gegnerischen Seiten. Viel Aberglaube wird heraufbeschworen, um Gefahren fernzuhalten.
 
Die Redensart „Am falschen Ort zur falschen Zeit“ erklärt rein gar nichts, wenn wir von einer Gefahr unverhofft erwischt werden. Mit zunehmendem Alter setzen wir uns weniger Risiken aus. Wir ergreifen Vorsichtsmassnahmen, im Wissen, dass sie die Unfallgefahr vermindern. Die meisten Unfälle geschehen zuhause. Kleinkinder sind am meisten gefährdet. Eine heisse Pfanne darf nie in der Griffnähe eines Kinds sein, desgleichen Medikamente, Feuerzeuge, Küchenmesser, Glas usw. Wie leicht ein Kochherd doch zum Brandherd werden kann! Ein Funke trifft ein Gasleck und löst eine Explosion aus.
*
Lassen wir von der Schwarzmalerei ab; denn es gibt auch gütige Zufälligkeiten des Augenblicks. Ein geteiltes Lachen genügt. Ein Lob stärkt uns. Eine jubilierende Amsel hat mich heute aus dem Schlaf geweckt. Beim Durchblättern von Victor Hugos „Post-scriptum de ma vie“ hat mich dieser Satz entzückt: „Tout coeur a sa perle“ (Jedes Herz hat seine Perle). Für solche Zufälligkeiten sollten wir empfänglich bleiben.
 
Warum manche Leute mehr Pech haben als andere, weiss ich nicht. Wenigstens haben wir eine geistige Handhabe, um gütige Zufälligkeiten zu orten und uns darüber zu freuen.
 
 
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