Textatelier
BLOG vom: 19.02.2014

Reaktionen auf Blogs (141): Masseneinwanderung, Heimweh

Zusammenstellung der Blog-Reaktionen: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
 
Die Schweizer Volksabstimmung über die Masseneinwanderungsinitiative (MEI) vom 09.02.2014, die angenommen wurde, hat dem Blogatelier eine Fülle von Zuschriften beschert. Wir haben uns prägnant für diese Initiative eingesetzt, weil die Schweiz die Möglichkeit zurückerhalten muss, ihre Zuwanderung wieder selber in die Hand zu nehmen. Ausländer, die bei uns sind und in den allermeisten Fällen positiv zu unserer Wirtschaft und Gesellschaft beitragen, sind davon ja nicht betroffen, und die Initiative bedeutet keinen Zuwanderungsstopp, sondern die Ankunft von Arbeitskräften und ihrer Familie soll auf unsere Bedürfnisse abgestimmt werden. Die Initiative der SVP (Schweizerische Volkspartei) ist diesbezüglich flexibel, nennt keine fixen Zahlen.
 
Doch eine Demokratie lebt von der Meinungsvielfalt. Und deshalb bin ich darüber erfreut, dass sich meine liebe Freundin Ursula Rausser (E-Mail: wegwarte@solnet.ch) gegen meine Schreiberei ausgesprochen hat. Sie bezog sich auf meinen Abstimmungskommentar: Ja zur Einwanderungsbeschränkung: Initiative angenommen vom 09.02.2014:
 
Bei einem so knappen Ergebnis ist es wohl kaum gerechtfertigt, zu sagen, die Regierung (Bundesrat) regiere am Volk vorbei. Vielleicht an der Hälfte. Ich bin froh, dass sich wenigstens knapp 50 % des Volkes bewusst sind, in welch privilegierter Welt wir leben und dass dies nicht selbstverständlich und eine Ausnahme ist. Die meisten von uns hatten einfach Glück, auf diesem Fleck der Erde geboren zu werden. Über dieses Abstimmungsergebnis sollten wir nicht stolz sein. Ich schäme mich dafür.
 
Ursula Rausser
 
Meine Antwort:
 
Liebe Ursula,
 
manchmal verdiene ich einen Tiefschlag – auf jeden Fall ertrage ich ihn! Mir liegt einfach viel an einer selbstbestimmten Schweiz. Der Bundesrat zeigt sich überall unterwürfig. Es ist schon erstaunlich, dass bei all dem Trommelfeuer und den Weltuntergangsszenarien das Volk ja zur MEI sagte. Knapp oder nicht knapp: Ein Ja ist ein Ja.
 
Im Gegensatz zu Dir freue mich über den Entscheid, und ich bin stolz darauf. Aus ausländischen Bevölkerungen kommt viel Bewunderung (nicht von der hohen Politik, welche die Demokratie lieber nicht hätte).
 
Du siehst: ich bin unbelehrbar.
 
Walter
 
Reaktion aus Norddeutschland
Und hier ist gleich eine Reaktion aus dem hohen Norden. Aus Viersen D schrieb unser Blogger Richard Gerd Bernardy (E-Mail: gerri.be-vie@web.de):
 
Mich ärgert das Meinungsbild, das nach der Abstimmung in der Schweiz durch die deutschen Medien verbreitet wird. Da ist von „Abschottung“ die Rede, SPD-Politiker wie der schleswig-holsteinische Ralf Stegner (SPD) sprechen gar von „Verblödung der Schweizer“, u. a.
 
Vielen unserer Politiker in Deutschland ist eine Direktabstimmung ein Dorn im Auge. Das könnte Schule machen und die Macht unserer Volksvertreter einschränken. Eine objektive Meinung zu den Geschehnissen habe ich in den wichtigsten Medien bisher noch nicht hören oder lesen können. Zum Beispiel wäre es sinnvoll, die Bedenken der Schweizer Bevölkerung verständlich zu machen, indem man den Prozentsatz der in der Schweiz lebenden Ausländer auf Deutschland übertragen würde. In Deutschland würde diese Abstimmung noch viel eindeutiger sein, hätten wir prozentual gesehen auch so viele Zuwanderer, momentan sind es weniger als die Hälfte!
 
Heute, am 11.02.2014, wird die Abstimmung in der Zeitung „Rheinische Post“ weiterbehandelt. Auf der Titelseite mit der Überschrift „Empörung über Schweizer Votum zur Abschottung“ und im Kommentar mit der Drohung „Das Schweizer Votum (...) muss Konsequenzen haben... Man kann nicht die Grenzen dichtmachen und gleichzeitig vom freien Warenverkehr profitieren... Die EU muss der Schweiz deutlich demonstrieren...“. Auf der Politikseite ist eine Fotomontage „Käseglocke - die Schweiz isoliert sich“, auf der Berge mit einer Schweizer Fahne unter einer Käseglocke abgebildet sind. Dann kommt noch der Artikel: „Vorbehalte vor allem gegen Deutsche“, in der berichtet wird, ein deutscher Handwerker sei in Zürich „aus seiner letzten Stelle herausgemobbt“ worden, „weil er ein Deutscher ist“.
 
Eine Ehrenrettung für die Zeitung ist der Abdruck eines Gesprächs mit Roger Köppel, Chefredakteur der „Weltwoche“, der genau das sagte, was ich in meinem Kommentar ebenfalls geschrieben habe: Bezogen auf die Einwohnerzahl in Deutschland müsste Deutschland ‒ vergleichbar mit der Schweiz ‒ jährlich eine Einwanderungsquote von 850 000 Leute verkraften: „Wenn es in Deutschland die Möglichkeit zur Abstimmung gäbe, fiele die mindestens so deutlich aus wie in der Schweiz!“
 
Wie man sieht: Vornehmlich Meinungsmache ‒ vergleichbar mit der Kampagne gegen Indien, das ein Land sei, in dem nur vergewaltigt werde!
 
Das Schlimme an der Sache: Es setzt sich in dem unkritischen Leser und Konsumenten der Medien im Kopf fest!
 
Viele Grüsse
Richard 
 
Raum- und Stadtplaner: Jetzt wisst ihr, wo zu verdichten ist
Die Abstimmungsresultate möchte Alex Schneider zur Planungsgrundlage umfunktionieren:
 
Die Abstimmungsresultate zur Masseneinwanderungsinitiative zeigen, in welchen Kantonen, Städten und Gemeinden eine hohe Zuwanderung weiterhin erwünscht ist und in welchen nicht. Zum Glück haben jene Städte und Gemeinden die Initiative abgelehnt, in denen es raum- und städteplanerisch Sinn macht, die Siedlung zu verdichten. Das sind vor allem die grossen Städte Genf, Lausanne, Basel und Zürich. Eine Win-Win-Situation. Allez hopp!
 
Freundliche Grüsse
Alex Schneider
Haselrainstrasse 21
CH- 5024 Küttigen
 
Ein Kompliment für Rita Lorenzetti
Rita Lorenzetti publizierte am 04.11.2013 das Munch-Blog „Gedanken zu Schrei, Schrei der Natur und zum Geschrei“. Dafür erhielt sie von Danièle Siebenhaar (E-Mail: chamaelo@bluewin.ch) ein grosses und verdientes Kompliment:
 
liebe rita,

ich bin immer wieder von deinem literarischen beiträgen fasziniert. innert sekunden nimmst du einem den ärmel rein, und man fühlt sich sofort mit deiner gedankenwelt verbunden, so auch mit den munch-bildern. ich hoffe sehr, dass ich die ausstellung noch bis zum 12.1. sehen kann. sie steht schon lange auf dem programm.
 
Danièle Siebenhaar
 
Zugriffe aufs Textatelier.com aus den USA
Heinz Scholz in Schopfheim D (E-Mail: heinz-scholz@online.de) hatte sich nach den Zugriffzahlen erkundigt, wie sie der Provider Cyon fürs Textatelier.com registriert hat, und Heinz war überwältigt (im Januar 2014 waren es 424 008 Zugriffe). Er schrieb:
 
Lieber Walter,
es ist schon erstaunlich, dass im Dezember 2013 total 23 432 Zugriffe allein aus den USA kamen. Wahrscheinlich sind etliche der dortigen Bewohner langsam auf den Trichter gekommen, was Qualität heisst oder bedeutet. Das Textatelier.com liefert ja sehr viele Themen-Blogs und befriedigt damit hohe Ansprüche.
 
Hier noch meine Anmerkungen zum Blog Zurück zur Schreibmaschine, um Datenfischern zu entgehen vom 06.01.2014:
 
Ins Schreibmaschinenalter möchte ich mich nicht mehr zurücksehen. Früher war es mit viel Mühen verbunden, Texte fehlerfrei und sauber aufs Papier zu bringen. Oft wurden Korrekturbänder eingesetzt. Oder man musste nochmals die oder jene Seite neu schreiben. Die Texte wurden dann per Post an die Redaktionen gesandt. Literaturanforderungen bei Institutionen oder Firmen dauerten sehr lange, bis eine Antwort kam. Ich schätze die schnelle Übertragung von Texten und Fotos per Internet.
 
Herzliche Grüsse
Heinz
 
Vorsicht beim Blinzeln!
Heinz Scholz empfahl im Blog vom 22.12.2012 Recherchen (3): Wenn die Augen trocken statt feucht sind
das Blinzeln. Durch den Lidschlag wird der Tränenfilm gleichmässig auf der Oberfläche des Augapfels verteilt. Ursula Riedel von Aichach D bemerkte dazu dies:
 
„Ich habe das Blog über trockene Augen gelesen. Das Blinzeln habe ich mit 3 Freundinnen in einem Café gleich ausprobiert. Das Blinzeln kam nicht so gut an, weil in dem Café auch Männer sassen, die das falsch gedeutet haben. Als wir Tränen lachten, war die Trockenheit in den Augen wie weggeblasen."
 
Ursula Riedel
 
Sterben lernen
Aus anderem Grund können die Augen feucht werden, wenn es ums Sterben geht. Davon handelt der Film, den ich am 07.01.2014 beschrieben habe: Film „The Bucket List“: Die Wochen vor der Löffel-Abgabe.
 
Dazu meldete sich Richard Gerd Bernardy zum Wort (E-Mail: g.richard.b@gmail.com):
 
Das Eingangszitat des Buchs von Marc Ritter und Tom Ising „Das Allerletzte - Was Sie schon immer über den Tod wissen wollten“, Riemann Verlag, 2013, lautet:
 
„Um glücklich zu sterben, muss man Leben lernen.
Um glücklich zu leben, muss man Sterben lernen.“
(Philippe Duplessis-Mornay, geb. 1549, gest. 1623).
 
So sehe ich das auch! Also: lernen wir - lebenslang!
 
Richard
 
Buchenholzasche als Zahnpasta
Auch das Sauberhalten der Zähne muss gelernt sein:
 
Guten Morgen Herr Hess,
 
ich bin im Internet auf Ihren Artikel „Buchenholzasche als Zahnpasta
gestossen, wozu ich eine Frage hätte:
 
Wie kann ich mir aus Buchenholzasche eine Zahnpasta herstellen, bzw. wie putze ich meine Zähne mit Buchenholzasche.
 
Für einen Tipp Ihrerseits wäre ich sehr dankbar!
 
Grüsse aus dem sonnigen Schwäbisch Gmünd in Deutschland
 
Andre Böhringer (E-Mail: faifandre@gmx.de)
 
Antwort
Sehr geehrter Herr Böhringer,
 
Buchenholzasche ist im Handel kaum erhältlich. Doch kennen Sie vielleicht jemanden mit einem Cheminée, der für Sie einmal reines, unbehandeltes Buchenholz verbrennt. Dann dürften Sie auf Monate hinaus eingedeckt sein. Sonst können Sie vielleicht zu einer Feuerstelle im Wald gehen und Buchenholz verbrennen.
 
 
 
Mit den besten Wünschen und vielem Dank für die Beachtung unseres Schaffens
 
Walter Hess
 
Schweizer Spezialität: Heimweh
Richard Gerd Bernardy schrieb am 23.01.2014 ein Blog, dessen Inhalt selbst uns Schweizer überraschte: Schweizer Krankheit besteht aus Nostalgie und Heimweh..
 
Mein Bruder Rolf, eine Schweizer, der seit bald einmal 50 Jahren in Asien lebt und somit allen Grund für die Ausbildung von Heimweh hätte, reagierte stattdessen mit einem gelungenen Witz:
 
Ein Deutscher verbringt Sommerferien in einem kleinen Dorf in der Nähe von Appenzell. Eines Tages geht er zu einem Coiffeur, um sich rasieren zu lassen. Der etwas bäuerliche Coiffeur setzt das Messer an – ein altes, schlecht geschliffenes Instrument. Ziemlich herb – wie dort üblich – fängt er an, den Touristen zu rasieren. Dem kommen vor Schmerzen schnell die Tränen. Der Coiffeur sieht dies und sagt teilnahmsvoll: „Gäll, häsch gwöss Häweh!“ (Nicht wahr, Du hast gewiss Heimweh).
 
Dass das aber eine Schweizer Krankheit sein soll, wusste ich nicht!
 
Beste Grüsse
Rolf.
 
Ist es eine Schweizer Krankheit? Der deutsche Dichter Heinrich Heine (1797‒1856) kannte diesen Schmerz der Sesshaften auch und schuf ein herzzerreissendes Gedicht, das beweist, dass auch Deutschland ein Heimwehland ist: 
Nachtgedanken
Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schliessen,
Und meine heissen Tränen fliessen.

Die Jahre kommen und vergehn!
Seit ich die Mutter nicht gesehn
Zwölf Jahre sind schon hingegangen,
Es wächst mein Sehnen und Verlangen.

Mein Sehnen und verlangen wächst.
Die alte Frau hat mich behext,
Ich denke immer an die alte,
Die alte Frau, die Gott erhalte!

Die alte Frau hat mich so lieb,
Und in den Briefen, die sie schrieb,
Seh' ich wie ihre Hand gezittert,
Wie tief das Mutterherz erschüttert.

Die Mutter liegt mir stets im Sinn,
Zwölf lange Jahre flossen hin,
Zwölf lange Jahre sind verflossen,
Seit ich sie nicht an's Herz geschlossen.

Deutschland hat ewigen Bestand,
Es ist ein kerngesundes Land,
Mit seinen Eichen seinen Linden,
Werd' ich es immer wiederfinden.

Nach Deutschland lechzt' ich nicht so sehr,
Wenn nicht die Mutter dorten wär';
Das Vaterland wird nie verderben,
Jedoch die alte Frau kann sterben.

Seit ich das Land verlassen hab',
So viele sanken dort in's Grab,
Die ich geliebt - wenn ich sie zähle,
So will verbluten meine Seele.

Und zählen muss ich - mit der Zahl
Schwillt immer höher meine Qual,
Mir ist als wälzten sich die Leichen
Auf meine Brust - Gottlob! sie weichen!

Gottlob durch meine Fenster bricht
Französisch heit'res Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.
 
Soweit der grosse Heine. In diesem Sinne wünschen wir allen Nutzern und Lesern ein elegantes Weglächeln von Sorgen, falls sie nicht auf zufriedenstellende Art gelöst werden können, was vorzuziehen wäre.
 
 
Hinweis auf die bisher erschienenen Reaktionen auf Blogs
 
 
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