Textatelier
BLOG vom: 05.04.2014

Seltsame Löss-Löcher, Wildbienen und ein Wertholzplatz

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Jedes Jahr verschwindet in den Wäldern Baden-Württembergs Holz im Wert von 300 000 Euro. Nun will die Landesforstverwaltung den zunehmen Brennholz- und Bauholzklau mit GPS zu Leibe rücken. Das wurde mir bewusst, als wir während einer Wanderung an einem riesigen Waldholzplatz vorbei kamen.
 
Am 28.03.2014 unternahmen wie zu Viert („Kanu-Heinz", Toni, Klaus und ich) eine Nachmittagstour bei schönstem Frühlingswetter. Oberhalb von Schallbach (Landkreis Lörrach) am Waldspielplatz wanderten wir los. Gleich hinter dem Spielplatz sahen wir einen Traum von Frühling: einen „Teppich“ von Buschwindröschen in einem Buchenwäldchen. Begeistert zückte ich meine Kamera und hielt dieses schöne Bild fest. Dann wanderten wir zum Läufelberg (385 m ü. M.). Dort oben befindet sich ein kleines Kriegerdenkmal zur Erinnerung von Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Der Gedenkstein ist umrahmt von hohen Lebensbäumen.
 
Das Naturdenkmal Läufelberg befindet sich oberhalb von Fischingen und unweit von Egringen. Bereits 1974 hatte der Schwarzwaldverein Lörrach einen Antrag zur Unterschutzstellung gestellt. Diese erfolgte 1982. Im 1.6 Hektar grossen Gebiet gibt es wärmeliebende Pflanzengesellschaften und zahlreiche Insektenarten. Bis 1999 wurden 68 Wildbienenarten festgestellt. Es war Paul Westrich, der die Bienenfauna des Läufelbergs sehr gründlich untersucht hat.
 
Seltsame Löcher
Der Läufelberg besteht aus kalkreicher Molasse mit Lössüberlagerung. Bei einer früheren Wanderung liefen wir unterhalb des Läufelbergs an den hellen Molassewänden entlang. Schon damals entdeckte ich viele kleine Löcher in den Wänden. Wir rätselten, wer diese Löcher fabriziert haben könnte. Vielleicht kleine Tierchen? Erst jetzt beim Studium von Literatur erfuhr ich die Urheber. Es sind Nistplätze von Wildbienen. 3 typische Steilwand-Bewohner wurden ermittelt, nämlich Andrena agilissima, Lasioglossum limbellum (= Schmalbienen-Art) und Colletus daviesanus.
 
In Deutschland gibt es über 500 Wildbienenarten. Diese leben meist allein und unauffällig. Sie werden oft nicht wahrgenommen. Leider werden die Lebensräume dieser Wildbienen durch Monokulturen und Bodenversiegelungen immer mehr eingeschränkt. Dazu werden die Futterquellen durch Düngung und Pflanzengifte zerstört. Dazu Matthias Richter, Lörrach: „Inzwischen stehen in Baden Württemberg von 460 bekannten Arten 210 auf der Roten Liste und 36 weitere Arten stehen bereits kurz davor, in diese aufgenommen zu werden“
 
Durch ihre Bestäubungstätigkeit haben die Wildbienen einen grossen wirtschaftlichen Nutzen. Sie besiedeln nicht nur die erwähnten Molassewände, sondern auch morsches Holz, sandige Böden, Fugen von Mauern, Frassgänge von Holzbewohnern und andere Lebensräume.
 
„Bei den meisten Wildbienen legen die Weibchen ihre Nester in Nistgängen an, die sie durch Querwände aus feuchtem Lehm in einzelne Brutzellen unterteilen. In jede Kammer wird ein Futtervorrat aus Nektar und Pollen platziert. Pro Nistgang können so um die 5 Brutzellen angelegt werden. Da die Lebensdauer der Bienen meist nicht einmal 2 Monate beträgt, können die Weibchen in dieser Zeit maximal 20 bis 40 Brutzellen anlegen. Die Bienenlarven überwintern als Puppe in den Nistgängen, um im Frühjahr als fertig entwickelte Bienen zu schlüpfen“, so Matthias Richter in seinem Flyer „Eine Zukunft für Wildbienen“ (Flyer erhältlich unter: E-Mail: ma.j.richter@web.de).
 
Wir sollten den Wildbienen helfen, indem wir Nistmöglichkeiten (Installation von Nisthilfen im Garten oder in freiem Gelände) schaffen und für ausreichendes Futterangebot sorgen (Anlegen von Blumenbeeten, Verzicht auf Dünger und Pflanzengifte).
 
Nach diesem Exkurs ins Reich der Wildbienen konzentrieren wir uns wieder auf die Wanderung. Vom Läufelberg konnten wir unseren Blick in die herrliche Landschaft des Markgräflerlandes schweifen lassen. In der Ferne „grüssten“ uns der Blauen (1165 m ü. M.) und die Ortschaften Tannenkirch, Mappach und Egringen herüber.
 
Spitzenpreise für Holz
Dann ging’s weiter. Wir erreichten den Egringer Wald und kamen zum Wertholzplatz am „Wollbacher Strässle“. Dort lagern viele hochwertige Baumstämme aus den Holzeinschlägen in den zertifizierten Wäldern des Forstbezirks Kandern. Die besten Stämme werden im Herbst/Winter angeliefert und dann hier gelagert. Käufer können die Stämme begutachten und im November, Januar und März schriftlich ersteigern. Je nach Baumart werden Spitzenpreise bis zu 600 Euro für einen Kubikmeter Nadelholz (Lärche, Douglasie) und 1200 Euro für einen Kubikmeter Laubholz (vor allem Eiche) erzielt.
 
Wie auf einer Infotafel zu lesen ist, werden hier jährlich etwa 1200 Kubikmeter Holz verkauft.
 
Während ich die Stämme betrachtete, kam mir ein Bericht aus der „Badischen Zeitung“ über Holzdiebe und wie sich Forstbezirke vor diesen schützen wollen, in den Sinn. Es sind meist professionelle Diebe, die mit schwerem Gerät anfahren und dann Baumstämme klauen.
 
In Zukunft soll eine kleine weisse Box mit einem Sender vor Diebstahl schützen. Sobald der Sender bewegt wird, können die Positionsdaten via Satellit abgefragt werden. „Über eine Software können die Forstbezirke prüfen, ob es sich um einen geplanten Transport oder Diebstahl handelt“, betonte Georg Sonnenberger in der „BZ“. Ein Gerät kostet jedoch 500 Euro. Bundesweit sind einige solcher Geräte schon im Einsatz. Dank diesen ist es in Hessen und Bayern bereits gelungen, je einen Fall aufzuklären.
 
Wir verliessen den imposanten Wertholzplatz und marschierten auf einer freien Fläche wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt. Wie schon so oft, war auch diese etwas über 2-stündige Wanderung wieder ereignisreich. Wir genossen die Frühlingsluft, erfreuten uns an der schönen Landschaft und an den ersten Kirschblüten. Bald werden wir eine Kirschblütenwanderung oberhalb von Nieder- und Obereggenen durchführen. Darauf freuen wir uns schon.
 
Internet
www.mz-web.de („Mikrochip soll Holzdiebe abschrecken“). („Mikrochip soll Holzdiebe abschrecken“).
  
 
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