Textatelier
BLOG vom: 20.04.2014

Ostern und das Gelbe vom Ei. Von Land- und Weicheiern

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Westdeutschland
 
Eine Ostern ohne Eier wäre wie Weihnachten ohne Tannenbaum! Das eine wie das andere verbinden wir mit den christlichen Festen. Beides hat ursprünglich aber nichts mit der reinen Lehre zu tun.
 
Im Mittelalter wurden bereits Bäume geschmückt: der Maibaum oder der Baum zum Richtfest, wenn der Rohbau eines Hauses errichtet war. Darüber, wie der Tannenbaum zum Weihnachtsfest kam, existieren verschiedene Geschichten. Im Mithras-Kult ehrten die alten Römer die Göttin mit dem Schmücken eines Baums. Tannenzweige sollten böse Geister abwehren. Angeblich stellten die Kelten zu ihrem Julfest am 22.12. immergrüne Pflanzen als Symbol für die Gesundheit auf. Weiterhin kann man lesen, dass der 24.12. früher das Fest von Adam und Eva war, die bekanntlich mit einem Apfel- oder dem Lebensbaum zu tun hatten. In die Wohnungen kam der Weihnachtsbaum erst etwa ab dem 19. Jahrhundert.
 
Auch das Ei als Frühform des Lebens hat seit Jahrhunderten eine kultische Bedeutung. Ob die Germanen wirklich eine Fruchtbarkeitsgöttin mit Namen Ostara hatten, ist nicht sicher und eine Überlegung von Jakob Grimm. Der Hase als Symbol der Fruchtbarkeit ist auch noch nicht so alt, er hat als Vorläufer den Kuckuck in der Schweiz, den Fuchs in Thüringen oder den Hahn in Böhmen.
 
Das Ovarium ist spätlateinisch und bedeutet laut dem Duden das Ei. In der Medizin und in der Zoologie bezeichnet es den Eierstock, in der Botanik den Fruchtknoten.
 
Bei Ostereiern haben wir es in der Regel mit Hühnereiern zu tun, obwohl es viele Eierleger gibt und die Grösse der Eier enorm variieren. Schokoladen- und Zuckereier sind eher künstliche Ableger davon.
 
Menschen, die Eier von angeblich glücklichen Hühnern bevorzugen, kaufen diese oft auf dem Land oder achten darauf, dass sie von dort kommen. Vorstellbar ist es, dass Landeier Landeier kaufen oder verkaufen, denn die so benannten Personen stammen aus ländlichen Gebieten und fallen auf, weil sie sich unbeholfen und ungeschickt in der Stadt benehmen.
 
Wenn sie ihre Eier nicht an den Mann oder die Frau bringen, gelten sie auch noch als Windeier, denn so werden umgangssprachlich Versager oder Nieten genannt. Der Begriff bezeichnet in der Medizin ein unbefruchtetes Ei ohne Schale, nur durch die Haut zusammengehalten. Eine andere Bezeichnung ist Weichei, auch sie ist nicht schmeichelhaft für denjenigen, der so benannt wird.
 
Diese Windeier oder Weicheier benannten Personen müssen möglicherweise damit rechnen, als Missfallensausdruck mit faulen Eiern beworfen zu werden, die dann übrig bleiben, wenn diese nicht verzehrt oder verkauft werden. Es könnte aber auch sein, dass sie aus Mitleidserwägungen wie rohe Eier behandelt, also wegen ihres Missgeschicks bedauert werden.
 
Diese Lösungen sind aber auch nicht das Ei des Kolumbus. Vielleicht hilft es, wenn die Landeier aussehen wie aus dem Ei gepellt und sich bewegen, als wenn sie wie auf Eiern gehen und nicht als vom Lande stammend angesehen werden!
 
Und wenn das nicht das Gelbe vom Ei ist? Das Ei will nicht klüger sein als die Henne!
 
Es bleibt nur noch übrig, aus den Eiern leckere Gerichte zu zaubern: Eierstich, Eiersalate, Spiegeleier, Rühreier, Omeletts, Senfeier, Eierpfannkuchen, Eier im Glas, Soleier, Eierragouts, Eierfrikassee, Eiersalate und Eier mit Speck. Übrigens: Eierlikör ist auch nicht zu verachten!
 
Dann kann das Osterfest kommen – und nicht vergessen, vorher den Osterhasen zu spielen und für die Kleinen noch ein paar gekochte Eier zu verstecken, hübsch angemalt natürlich!
 
Frohe Ostern!
 
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