BLOG vom: 01.09.2014
Die niederträchtige Demontage des Badener Stadtammanns
Autor: Walter Hess, Publizist (Textatelier.com), Biberstein AG/CH
Als Mitte August 2014 der Geri-Müller-Rummel medial losgetreten wurde, war für mich sofort klar, dass ich mich an dieser Hatz nicht beteiligen würde. Zu fadenscheinig waren die georteten und breitgeschlagenen „Skandale“. Der Intimverkehr mit einer Chat-Freundin, die sich als dubiose, labile Gestalt herausgestellt hat und deren Privatsphäre im Gegensatz zu jener von Geri Müller merkwürdigerweise beachtet wird, betrifft die Öffentlichkeit nicht, geht diese (und mich) nichts an.
Wenn im Rahmen dieser Beziehung Selfies in einer geheiligten Amtsstube im Badener Rathaus heraus entstanden sind, wären diese nur von öffentlichem Belang, wenn Herr Müller in seiner Funktion als Badener Stadtammann darob seine Amtsgeschäfte vernachlässigt hätte, was ihm selbst die politischen Feinde nicht unterschieben konnten. Ein Politiker in diesen Sphären zählt wohl keine Arbeitsstunden, leistet Abend-, Nacht- und Sonntagsarbeit. Wenn dann im Büro auch einmal eine private Aktivität abgewickelt wird, ist dies eine kleine Kompensation für die Dauerpräsenz. Ich selber habe als „Natürlich“-Leiter die meisten Ferien für berufliche Reisen eingesetzt, Abende und Sonntage mit Fachstudien verbracht, und wenn da einer gekommen wäre, um mich zu massregeln, weil ich im Redaktionsbüro einmal einen privaten Brief in die Tastatur gehackt habe, wäre er von mir hochkant zur Bürotür hinauskatapultiert worden.
Die unerlaubten Sympathien für Palästina
Den privaten Teil der Pseudoaffäre Müller kann man also getrost abhaken. Zurück bleiben Feindschaften, die zum Ziel haben, einen politisch Andersdenkenden vom Sockel zu stossen.
Das andere Denken: Würde man sich als Schweizer an die verbriefte Neutralität halten, käme man zum Schluss, dass sich Geri Müller mit den von ihm unterhaltenen Kontakten zu ausländischen Politikern vorbildlich verhalten hat. Im Gegensatz zu den Mainstreamregenten (und den mit ihnen verbandelten Medien) versteht er unter dieser Neutralität nicht einfach eine läppische Unterwerfung unter die US-Befehle mit der dort üblichen, wechselnden Auffassung von Gut und Böse. Müller übernimmt nicht einfach das Mitläufertum bei den eingeschüchterten europäischen Vasallen, die ihr gesamtes Selbstbewusstsein im Weissen Haus in Washington abgegeben haben. Er sprach als Mitglied der aussenpolitischen Kommission des Nationalrats, die er 2007 bis 2009 präsidierte, unter anderen auch mit geächteten Regenten, um sich ein Bild aus erster Hand machen zu können, und er entwickelte – oh Schreck! – eine gewisse Sympathie zu Palästina, das von den Israeli immer wieder auf illegale Weise seines Lands (auch in Ostjerusalem) beraubt und ständig attackiert worden ist. Diese Nachbarn Israels wurden an den Rand des Aushungerns getrieben, und ihnen wurden selbst Medikamentenzufuhren verweigert. Rund 250 Siedlungen müssen sie auf illegal annektiertem Land erdulden; das Urteil des Internationalen Gerichtshofs blieb unbeachtet. Verstösse gegen das Völkerrecht blieben ungeahndet, und der Westen drückt alle Augen zu, richtet seine Verachtung gegen Palästina.
Der Landraub geht weiter. Wie am 31.08.2014 bekannt wurde, hat die israelische Militärverwaltung im israelisch besetzten Westjordanland 400 Hektar Land westlich von Bethlehem zum „Staatsland“ erklärt. Dadurch werden neue Spannungen mit den Palästinensern aufgebaut. Darum schert sich Israel keinen Deut. Palästina wieder niedergehalten. Olivenhaine wurden von Juden schon vor Jahren zerstört, um Palästina auch die wirtschaftliche Existenzgrundlage zu entziehen. Es gäbe somit hinreichend Gründe, um nicht mehr mit israelischen Politikern zu sprechen; doch in der hohen Politik ist Gleichbehandlung ein Fremdwort. Feinde und Freunde werden nach Belieben auf- und abgebaut, je nach dem momentanen eigenen Nutzen. Wer sich gegen das Unrecht einsetzt, erhält die Quittung.
Politik der Vermittlung
Gerhard Hermann Müller Behrens, wie er mit vollem Namen heisst, gehört angeblich zum linken Flügel der Grünen („Team Baden“, ursprünglich „Team 67“, benannt nach dem Gründungsjahr). Seine bisherige Politik folgte nicht einfach sozialistischen oder grün-roten Zielvorgaben. Wenn ich seine öffentlichen Auftritte und die Medienberichte, die über ihn erschienen sind, richtig interpretiere, geht es ihm als Gegner all der sinnlosen und verheerenden Kriege, die auf dieser Erde im Interesse von Machtzugewinn, Rohstoffbeschaffungen und zur Ankurbelung einer gigantischen Rüstungsindustrie ständig angezettelt werden, vielmehr darum, Brücken der Verständigung zu bauen und zerstörerische, todbringende Auseinandersetzungen in den Ansätzen zu verhindern, soweit das ihm möglich ist. Ein Idealist, von denen es nicht genug geben kann. Mit seinen beschränkten Möglichkeiten tut er, was er kann.
Ich darf das schreiben, ohne in Verdacht zu kommen, Herrn Müller einen Liebes- oder Freundschaftsdienst erweisen zu wollen. Ich habe mit ihm noch nie persönlich gesprochen. Ich weiss von ihm nur das, was man allgemein über Politiker weiss, die einem als beachtenswert auffallen. Und bei dieser distanzierten Beobachtungstätigkeit habe ich etwelche Sympathien zu diesem eigenwilligen Politiker entwickelt, weil bei ihm das banale Links-Rechts-Schema versagt. Ich spürte seine Weitsicht. welche über den Stadtrand von Baden und über den Nationalratssaal in Bern hinaus reicht. Er wagte es, unkonventionelle, nicht im Kleinstbürgerlichen verhaftete Meinungen von sich zu geben, die ich häufig teilte, auch was die Palästinenser anbelangt, die, wie dargelegt, seit Jahrzehnten grausam darunter zu leiden haben, dass sich ihr Nachbarstaat Israel ungestraft auch über Uno-Konventionen hinwegsetzen durfte und darf und der meint, dass ihm der Holocaust-Bonus, der immer wieder ausgespielt wird, gestatte, sich über alle Menschenrechte hinwegzusetzen. Das Verhalten eines Volks, das selber so viel Leid erfahren musste, ist mir unbegreiflich. Redlicherweise muss man dagegen protestieren.
Im Fokus der israelischen Kultusgemeinde
Wie es das Schicksal so wollte, kam das Verhängnis für Geri Müller ausgerechnet aus der jüdischen Einflusssphäre, die sich nicht geografisch eingrenzen lässt. Seine Chatpartnerin hat angeblich jüdische Wurzeln, wie ich aus den Nachrichten eines Fernseh-Lokalsenders erfuhr. Ob das Müller zu Beginn dieser Bekanntschaft wusste, bleibe dahingestellt. Immerhin wurde dazu verbreitet, Müller habe sich von der Dame langsam zurückgezogen, als ihm detaillierter bekannt wurde, mit wem er sich da eingelassen hatte; diese Anmerkung bezieht sich auf die wahrscheinlich divergierenden Gesinnungen. Der subtile Rückzug Müllers habe dann zu Selbstmorddrohungen und zum ganzen erpresserischen Psychotheater geführt, das über den exponierten Politiker Müller hereinbrach.
Zu all dem Elend begannen 2 jüdische Müller-Feinde, bekannte Badener Persönlichkeiten, damit, die Sexföteli zu verbreiten, d. h. an Redaktionen weiterzuleiten, Aufnahmenschnellschüsse, die ihnen nur von der Müller-Freundin im Bernischen zugespielt worden sein konnten. Man könnte nun darüber spekulieren, ob Müller in eine Falle getappt sei, oder ob sich das hinterhältige Dreckspiel rund um die Verbreitung der Selfies wegen personeller Verflechtungen der Selfie-Empfängerin und der Selfie-Verbreiter ergab, weil man schliesslich dem gleichen Volk angehört, verbunden durch Religion und Kultur.
Die Art und Weise, wie aus dem Dunkeln gegen Müller vorgegangen wurde, ist perfid, schäbig und kommt einer Förderungsmassnahme des Antisemitismus gleich (gegen den aufgrund jüdischer Forderungen der Bundesrat vorgehen soll). Im politischen Alltag sollte in einem (meinungs-)freien Land wie der Schweiz mit offenen Waffen gekämpft werden, wie es die israelitische Kultusgemeinde Baden Anfang 2013 getan hat, eine durchaus legitime Aktion innerhalb des Üblichen. Damals wurde Müller als Stadtammann von Baden dennoch mit kleinem Stimmenvorsprung ins Amt gewählt.
Die jüdische Kultusgemeinde unter dem Präsidium von Josef Bollag sah sich während des Wahlkampfs wegen Müllers Kontakten zu islamistischen Gruppen in Gefahr, weil dann Baden laut ihrer Befürchtungen zu einem Anziehungspunkt für Islamisten und Antisemiten werden könnte, wovon ich bis heute allerdings nichts gehört habe. Diesmal aber operierte Josef Bollag aus dem Versteckten heraus, um den Amtsinhaber Müller zu Fall zu bringen.
Mediales Gerigate
Als ehemaliger Zeitungsmann interessiere ich mich selbstredend für das mediale Verhalten sehr, das im Rahmen von „Gerigate“ (verunglücktes Twitter-Kürzel mit Anspielung auf die US-Watergate-Affäre mit den Missbräuchen von Regierungsvollmachten) die dominante Grösse ist. Sobald in den Redaktionsgrossraumbüros ruchbar wurde, dass gewisse Voraussetzungen gegeben sind, um auf ein jüdisches Lokal-Komplott zu schliessen, bildete sich die Intensiv-Berichterstattung schlagartig zurück; denn wer wagt es schon, sich im fein gesponnenen jüdischen Netz zu verfangen! Obschon ich kein Israel-Hasser bin, sondern diesen Staat und das Judentum im Allgemeinen bloss genauso kritisch oder lobend darzustellen wage, wie ich das mit jedem anderen Land tue – die Schweiz, die mir lieb und wert ist, eingeschlossen –, kann ich mir das leisten. Ich nütze nach den überlieferten journalistischen Grundsätzen einfach meine Freiheit und Unabhängigkeit, die mir das Pensionistenleben bietet, im Interesse dessen, was ich unter einer ehrlichen Aufklärung verstehe.
Wenn ich im Licht der bisher bekannt gewordenen, noch immer nicht hundertprozentig gesicherten und wohl erst teilweise vorliegenden Fakten die Erstveröffentlichung der Selfie-Zirkulation überdenke, komme ich zum Schluss, dass diese Publikation besser unterlassen worden wäre, besonders auch im Interesse der Glaubwürdigkeit der „Schweiz am Sonntag“, die hier aufklärerische Pionierdienste leistete. Chefredaktor Patrik Müller, dessen Familienname und Wohnort mit jenem des Stadtammanns übereinstimmen, ist ein guter Journalist, der auch einmal eine persönliche Meinung zu verbreiten wagt. Doch in Bezug auf die Intrigen rund um Geri Müller erlag er dem publizistischen Primeur-Drang und –Zwang: Die Sonntagspresse sieht sich im Rahmen des Konkurrenzkampfs verpflichtet, wöchentlich mindestens eine Meldung aufzutischen, die über das angestammte Publikum hinaus Verbreitung findet. Das traf dann den Stadtammann Müller existenzbedrohend – und hoffentlich nicht existenzvernichtend. Seine Rehabilitation durch die Zeitung wäre ein Gebot des Anstands.
Der angeschossene Politiker, der die mögliche Vermischung von Privatem und Öffentlichem zu wenig in Rechnung gestellt hatte, fiel über die Staatsaffäre, die sogar im Ausland hämisch zelebriert wurde, aus allen Wolken. Daraus ergab sich eine Überreaktion. Er lud 2 Tage nach der Erstpublikation zu einer Medienorientierung nach Zürich ein, gestand sein Verhalten hinsichtlich des Nacktselfie-Austauschs, und entschuldigte sich nach allen Seiten. Bei den futterhungrigen Medien kam dies zwar gut an, doch wer sich entschuldigt, beschuldigt sich. Und mit dieser Schuld war es ja nicht so weit her.
In den Strampelhosen Müllers steckend, hätte ich verkündet, die Privatangelegenheiten gingen die Medien und damit die Öffentlichkeit nichts an. Und die Medien sollten gefälligst einmal in sich gehen und darüber recherchierten, wie sehr sie sich von den jüdischen Organisationen und ihren Kampftruppen instrumentalisieren lassen. Denn genau hier liegt das herausragende Problem im Zusammenhang mit den Gerigate-Geschehnissen, die aller Wahrscheinlichkeit kein isoliertes Vorkommnis sind. Die jüdische Bevölkerung darf ihren Einfluss geltend machen, aber bitte in transparenter Form. Das Strippenziehen aus Hinterhalten heraus müsste wenigstens von den Medien unterbunden oder transparent gemacht werden. Die Absicht, die hinter solchen Enthüllungen steckt, müsste gründlich abgeklärt werden. Das ist in der Gerigate-Anfangsphase zweifellos nicht geschehen, sondern der jüdische Einfluss wurde erst offensichtlich, als dies im weiteren Verlauf der Enthüllungen der Publikationsvorgeschichte nicht mehr zu vermeiden war.
Beitrag zur Medienhistorie
Der „Fall Geri Müller“, zur Kombination „Sex and Crime“ emporgehievt, illustriert ein trübes Kapitel Mediengeschichte, wie es in dieser Wucht erst die heutige Zeit mit den erweiterten kommunikationstechnologischen Möglichkeiten schreiben kann. Bezeichnend war, dass die meisten Zeitungsmacher in der Anfangsphase bei den Fernsehdiskussionen erklärten, sie hätten das vorliegende Material über den Selfie-Verkehr ebenfalls publiziert, was mich erschüttert hat.
Das mediale Eigenverhalten wäre genau eines der fundamentalen Themen für die Medien, doch gefährden solche selbstkritsche Darstellungen das Image, befürchten die Macher, und zudem versprechen kommentierte Recherchen mit Tiefgang keine schnelle Auflage. Das Dilemma besteht: Auf dünnem Eis aufgestellte Zerrbilder tun dies schon gar nicht.
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