Textatelier
BLOG vom: 12.09.2014

Das Recht darauf, weltpolitisch nicht informiert zu sein

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Westdeutschland: Eine Antwort auf: Zuflucht zur Labsal im Schaukelstuhl abseits der Hektik“ von Emil Baschnonga
 
 
Gibt es ein Recht darauf, sich nicht täglich über das Weltgeschehen zu informieren? Wobei ich beim Begriff „Weltgeschehen“ alle Ereignisse meine, nicht nur diejenigen, die weit entfernt irgendwo passieren, sondern auch diejenigen in der unmittelbaren Umgebung.
 
Ich bejahe dieses Recht. Was versäume ich denn, wenn ich mich nicht informiere? Pessimisten könnten zustimmend einwenden, am Ende stehe ohnehin der Bericht auf den sich nahenden Weltuntergang, hervorgerufen durch eine von Menschen gemachte oder in der Natur sich ereignende Katastrophe.
 
Abwenden kann ich die Geschehnisse nicht, und wenn mich ihre Folgen hinraffen, helfen alle Informationen nicht mehr.
 
In diesen Tagen höre ich oft von älteren Menschen, dass sie sich Sorgen machen, es könnte wieder einen Krieg geben. Sie ängstigten sich, und Erinnerungen an Nächte im Luftschutzbunker aus Kinderzeiten werden wachgerufen.
 
Das komme davon, betone ich, wenn man zu viele Nachrichten konsumiere! Und ich rate dazu, diese zu ignorieren, abzuschalten, nicht wahrzunehmen.
 
Dann könne man nicht mehr mitreden, wird mir gesagt. Das bedeute doch, am Leben teilzunehmen.
 
Woher man denn so genau wisse, ob das alles so stimme, was die Medien uns glauben lassen wollen, frage ich, und ernte einen ratlosen Gesichtsausdruck.
 
„Du meinst, das alles sei erfunden?“, kommt als Frage zurück.
 
„Vielleicht nicht alles, aber oft sind das keine Tatsachen, sondern Meinungen“, antworte ich, und stelle die Frage: „Wollt ihr euch euren Seelenfrieden bewahren?“
 
Ich erhalte ein Nicken zurück.
 
„Es wäre einen Versuch wert“, behaupte ich. „Vermeidet es für eine Woche, Zeitungen zu lesen und Nachrichten zu hören oder im Fernsehen zu sehen! Nach dieser Woche sehen wir uns wieder.“
 
Die Woche verging. Es gab in den Nachrichten sich täglich widersprechende und dauernde Berichte zu den Krisenherden auf dieser Welt, zu den politischen Kräften und den Ränkespielen der Machthaber. Es wurden Befürchtungen zur Entwicklung der Wirtschaft und zum Niedergang des Lebensstandards geäussert. Bekannte Persönlichkeiten kamen vor Gericht, verloren alles oder starben.
 
Nach einer Woche besuche ich die älteren Menschen wieder. Ich sehe sie lachen, höre, wie sie sich gegenseitig lustige Dinge aus ihrer Kindheit erzählen. Sie geniessen das Leben in vollen Zügen.
 
„Euch geht es, wie ich sehe, gut!“, sage ich und füge bei „Vermisst ihr denn nichts?“ „Nö“, sagen sie, „was gehen uns die täglichen negativen Nachrichten an! Nichts! Wir wollen sie nicht mehr hören.“
 
„Habt ihr nicht das Gefühl, etwas zu versäumen?“ bohre ich nach. „Wir haben das Gefühl bekommen, in den letzten Jahren etwas versäumt zu haben!“
 
„Was denn?“, frage ich erstaunt.
 
„Wir haben versäumt, daran zu denken, nein, nicht nur daran zu denken, sondern danach zu leben, wie schön es sein kann, das Leben!“, kommt als Antwort zurück.
 
Sie nehmen meinen erstaunten Gesichtsausdruck wahr.
 
„Wir wissen jetzt: Für die Medien sind schlechte Nachrichten gute Nachrichten, und gute Nachrichten sind schlecht fürs Geschäft. Deshalb wollen wir nichts mehr davon wissen!“
 
„Und ihr habt nicht das Gefühl ...?“
 
„Wir sehen wieder optimistisch in die Zukunft!“ sagen sie fröhlich. „Das Leben ist schön, und wir lassen es uns nicht mehr vermiesen!“
 
„Und das funktioniert wie bei den bekannten 3 Affen: ‚nichts sehen, nichts hören, nichts wissen'“, erwidere ich skeptisch.
 
„Nicht ganz“, wird mir gesagt. „Einer oder eine aus unserer Gruppe wird auserwählt, um einmal in der Woche, zum Beispiel am Freitag, sich die Tagesschau anzusehen und eine Zeitung zu lesen. Dann erzählt diese Person, ob es gute Nachrichten gegeben hat oder nicht. Nur die guten wollen wir hören.“
 
„Und was sind gute Nachrichten?“, frage ich nach.
 
„Bei positiven Entwicklungen in den Krisengebieten, ob die Renten erhöht werden, solche eben!“
 
„Und das ist ein Grund, sich zu freuen und zu feiern! - Wir danken dir für den guten Rat! Und darauf trinken wir!“
 
 
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