BLOG vom: 09.10.2014
Tintenfischpilz: Eine Rarität mit „Monsterkraken“ entdeckt
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Anfang Oktober 2013 sah ich in der „Badischen Zeitung“ ein Foto, das ein schönes Exemplar eines Tintenfischpilzes auf einer Wiese in der Nähe von Marzell zeigte. Das Foto von Achim Schaller wurde mit folgendem Text vorgestellt: „In Marzell sind keine Monsterkraken aus dem All gelandet. Es sind Tintenfischpilze, die in Neuseeland und Australien beheimatet sind und vor 100 Jahren erstmals in Europa, in den Vogesen, entdeckt wurden.“
Da ich einen solchen Pilz auf unseren Exkursionen noch nie gesehen hatte, nahm ich Kontakt mit dem Fotografen auf, um selbst ein Foto machen zu können. In einer E-Mail vom 19.10.2013 teilte mir Achim Schaller mit, dass die Pilze alle weg seien, da diese nur eine kurze Lebenszeit hätten. Er sandte mir sogar eine Koordinatendatei für Google-Earth mit dem Standort der Pilze. Die Pilze standen auf einer Pferdeweide. Da diese mit einem Elektrozaun gesichert sei, solle ich aufpassen. Da die Pilze schon vergammelt waren, wollte ich doch nicht hinfahren.
Nun kam überraschend eine E-Mail am 30.09.2014. Achim Schaller fand zwar keine Pilze auf der erwähnten Pferdeweide, aber auf einer Böschung hinter seinem Wohnhaus „Schallerhof“ in Marzell.
Am nächsten Tag, also am 01.10.2014, fuhr ich nach Marzell (Gemeinde Malsburg-Marzell, Landkreis Lörrach), um die seltenen Exemplare abzulichten. Kaum war ich an Ort und Stelle, erblickte ich schon einige Exemplare dieses faszinierenden Pilzes mit seiner intensiv roten Farbe. Auf der Oberseite der Arme war die oliv-schwärzliche, netzartige Gleba (Fruchtmasse) zu sehen. Der Pilz verströmte einen Aasgeruch aus. Dieser Geruch lockt Fliegen und andere Insekten und Mistkäfer an, die dann die Sporen über ihren Kot verbreiten. Die Verbreitung wird eingeschränkt, besonders dann, wenn Schnecken am Pilz naschen, bevor die Sporen gereift sind.
Der Pilz erhielt deshalb diesen ungewöhnlichen Namen, weil er mit seiner Form an die Fangarme eines Tintenfisches erinnert. Der Pilz wächst aus einer Art Hühnerei (Hexenei genannt) heraus und entwickelt mehrere etwa 10 cm lange Arme, die sich auseinander biegen.
Es ist ein auffälliger Pilz. Mir ist es schleierhaft, dass wir diesen bei unseren Wanderungen nicht entdeckt hatten. Auch unser Pilzfreund Bernd von Rheinfelden hat diesen noch nie gesehen. Wahrscheinlich wurde ich durch das Foto von Herrn Schaller getäuscht. Auf dem Bild waren die Fangarme gross abgebildet (der Fotograf verwendete ein Weitwinkelobjektiv), so dass ich immer nach „riesigen“ Fangarmen Ausschau hielt.
Der Pilz gehört zur Familie der Stinkmorchelverwandten (Phallaceae), zur Gattung der Gitterlinge (Clathrus) und zur Art Tintenfischpilz (Clathrus archeri). Der Exot ist nicht giftig, aber für den Verzehr ungeeignet.
1913 in den Vogesen aufgetaucht
Die Verbreitung dieses Pilzes ist abenteuerlich. Der Tintenfischpilz ist in Australien, Tasmanien, Neuseeland und den Malaysischen Inseln heimisch. Es wird vermutet, dass er auch in China, Süd- und Ostafrika heimisch ist. Der Pilz wurde mit Woll- und Militärtransporten nach Europa eingeschleppt. 1913 wurde er erstmals in den Vogesen bei La Petite-Raon gesichtet, 1934 bei Karlsruhe und 1942 im Kanton Aargau (Schweiz). Er gedeiht heute in vielen Ländern Europas. Laut Wikipedia wird gemutmasst, dass Vögel, die sporentragende Insekten gefressen hatten, an der Verbreitung massgeblich beteiligt waren.
Anhang
Der Fotokünstler Achim Schaller
Auf seiner Homepage
http://macrosphaere.blogspot.de/
sind fantastische Fotos zu sehen. Er ist ein wahrer Fotokünstler. Besonders beeindruckend sind die Bilder „Mond Halos“, „Cats and dogs“, „Mond bei Venus“ und Naturfotos. Der „Mond bei Venus“ wurde vom Hochblauen (1165 m ü. NN) aus gemacht. Eine spektakuläre Aufnahme gelang dem Marzeller, als er ein Flugzeug, das an der Venussichel vorbeiflog, mit einem 300 mm Tele fotografierte.
sind fantastische Fotos zu sehen. Er ist ein wahrer Fotokünstler. Besonders beeindruckend sind die Bilder „Mond Halos“, „Cats and dogs“, „Mond bei Venus“ und Naturfotos. Der „Mond bei Venus“ wurde vom Hochblauen (1165 m ü. NN) aus gemacht. Eine spektakuläre Aufnahme gelang dem Marzeller, als er ein Flugzeug, das an der Venussichel vorbeiflog, mit einem 300 mm Tele fotografierte.
Sehr schön ist auch der Kalender „Rund um den Hochblauen“ 2014.
In seinem Blog-Archiv (ab 2009) sind fantastische Fotos zu sehen.
Internet
Hinweis auf weitere Pilz-Blogs
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Im Nebel auf dem Spürnasenpfad in Todtmoos
Schloss Beuggen und seine Baumveteranen
Blutreizker, Steinpilz und ein Riesenpilz
Foto-Blog: Pilze, Tollkirsche und ein Mäuschen
Blütenpracht: Inkalilie, Sonnenbraut, Akanthus
Weidbuchen sind bizarre Schönheiten
Kurioses und Witziges von der Fussball-EM
Faszination von Fotos bei Regen
Maiglöckchen: Wunderschön, aber giftig für Mensch und Tier
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein