Textatelier
BLOG vom: 27.01.2015

Die Heilpflanze 2015: Die Zwiebel hilft gegen manches Übel

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
 
„Knoblauch und Zwiebel vertreiben alles Übel“, lautet ein alter Spruch, und Paracelsus sagte: „Die Zwiebel ist so viel wert wie eine ganze Apotheke.“
 
„Für mich ist die Zwiebel reines Dynamit; sobald ich eine gegessen habe, haue ich ab wie eine Bombe“, sagte einmal ein Champion der „Tour de France“ zu Maurice Mességué. Der Sportler war von der kraftspendenden Knolle so begeistert, dass er vor jeder Ertappe eine grosse, rohe Zwiebel verspeiste. Auch ein Boxer brachte überzeugend vor, Zwiebeln würden ihn erst richtig in Schwung bringen. Französische Bauern wussten schon lange vorher die kräftige Wirkung zu nützen. Sie assen vor schwerer Feldarbeit eine grosse Zwiebel mit einem Kanten Brot. Die Arbeit wurde dann angeblich besser verkraftet.
 
Natürlich sind einige der eingangs erwähnten Aussagen etwas übertrieben, aber sie zeigen auch, welch hohen Stellenwert diese Pflanze in der Volksmedizin und sogar bei Sportlern hatte und heute noch hat. Wenn man auch nicht alle Wirkungen bestätigen konnte, bleibt doch eine Menge übrig, wie neuere Forschungen beweisen.
 
Bei dieser Thematik kam mir ein Rätsel aus Kindertagen in den Sinn. Damals wurde gefragt: „Was hat 7 Häute und beisst die Leute?“ Wir wurden aufgeklärt und kannten dann die Merkmale der Zwiebel. Sie ist vielhäutig und scharf. Schon manche Köche haben mit ihr beim Zwiebelschneiden Tränen vergossen. Für den Tränenfluss ist ein zu den Lauchölen gehörender flüchtiger Stoff (Thiopropanol-S-oxid) verantwortlich. Dieser entsteht beim Schneiden der Knolle durch enzymatische Umwandlung des Alliins.
 
Nun komme ich zur Auszeichnung der Knolle: Regelmässig kürt der NHV Theophrastus von München die Heilpflanze des Jahres. Er ist ein Verein zur Förderung der naturgemässen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus. In diesem Jahr wurde die Zwiebel (Allium cepa) zur Heilpflanze des Jahres ausgewählt.
 
Die Zwiebel ist eine medizinische Mahlzeit und ein kulinarisches Multitalent. Sie kann fast allen Speisen zugefügt werden, z. B. Fleisch- und Fischgerichten, Suppen, Saucen, Salaten, Wurst, Brot (Zwiebelbrot), Sauerkonserven, Gemüse, Eintöpfe, Eierspeisen, Pilze, Brühen, Quark.
 
Die Zwiebel hat auch eine nicht zu unterschätzende medizinische Bedeutung, wie wir sehen werden.
 
Bakterien und Pilze mögen keine Zwiebel
Die Zwiebel hat verschiedene Inhaltstoffe zu bieten wie schwefelhaltige Verbindungen (Thiosulfonate), Flavonoide (Quercetin), Adenosin, organische Säuren, Glukokinine, Enzyme, Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe (z. B. 175 mg Kalium/100 g). Die Zwiebel ist eine Pflanze mit kräftiger Desinfektions- und Phytonzidwirkung. Phytonzide entfalten eine bakterien-, pilz- und protozoenabtötende Wirkung.
 
Die Zwiebel wirkt appetitanregend und verdauungsfördernd. Verantwortlich für diesen Effekt sind die schwefelhaltigen Inhaltsstoffe, welche die Magentätigkeit anregen.
 
Die Inhaltsstoffe der Zwiebel können jedoch noch mehr. Sie setzen die Thrombose-Gefahr herab, senken erhöhte Blutfettwerte, wirken abschwellend auf Schleimhäute, machen Spul- und Madenwürmern den Garaus und steigern die Harnausscheidung.
 
Die Inhaltstoffe wirken auch antiasthmatisch und entzündungshemmend. Wie unter www.nhv-theophrastus.de nachzulesen ist, existieren etliche Studien, die eine antitumorale Wirkung belegen.
 
Die Zwiebel entfaltet auch eine beruhigende Wirkung bei Husten und Bronchitis. Sie wirkt abschwellend auf Schleimhäute. Sehr gut bewährt hat sich der Zwiebelsirup bei Erkältungskrankheiten. Diesen Sirup servierte unsere Mutter gerne bei Erkältungskrankheiten. Er schmeckte uns nicht so gut, aber er half.
 
Homöopathisch ist die Zwiebel bei stark fliessendem Schnupfen wirksam.
 
In den folgenden Kapiteln sind einige Rezepte aufgeführt.
 
Zwiebelsirup und Zwiebel-Kur
Herstellung von Zwiebelsirup: 200 g in Scheiben geschnittene Zwiebeln mit 200 g Honig zu einem dickflüssigen Sirup einkochen. Bei Erkältungskrankheiten stündlich einen Teelöffel voll einnehmen.
 
Zwiebelsaft: Der Presssaft wirkt sehr gut bei Appetitmangel, zur Vorbeugung altersbedingter Gefässveränderungen.
 
Der Zwiebelsaft findet auch eine äusserliche Anwendung. Einreibungen helfen bei Furunkeln, Abszessen, Frostbeulen, Hühneraugen, Insektenstichen, Warzen und sogar bei Haarausfall. Schon Hippokrates (460–370 v. u. Z.) empfahl dies: „Gegen das Ausfallen der Haare sollte man die Stellen mit einer Zwiebel reiben.“
 
Wer eine natürliche Braunfärbung der Haare möchte, kann ja einmal einen Versuch mit einer Zwiebelschalen-Abkochung wagen. Es ist jedoch ein mehrmaliges Einmassieren nötig.
 
Zwiebel-Kur (in Milch gekocht oder roh verzehrt) eignet sich zum Austreiben von Spul- und Madenwürmern. Sebastian Kneipp verordnete eine Zwiebel-Milch-Abkochung bei Magendrücken und Bauchschmerzen und eine Honig-Zwiebel-Abkochung bei Harnverhaltung.
 
Zwiebel-Umschlag: ein bewährtes Hausmittel bei Migräne. Bei Harnverhaltung wird ein Zwiebel-Umschlag auf die Nierengegend gelegt. Untersuchungen ergaben, dass durch diese Massnahme eine Steigerung der Harnausscheidung um 25 % erreicht wurde.
 
Brühe gegen Pflanzenkrankheiten
Friedrich Schmidtke hat ein probates Mittel bei Echtem Mehltau, Stachelbeermehltau, Rosenrost, Braunfäule an Tomaten und im Mai/Juni gegen die Möhrenfliege. Schmidtke empfahl eine Brühe und einen Tee.
 
Zubereitung von Brühe: 50 bis 100 g braune Zwiebelschalen mit 10 Liter heissem Wasser übergiessen. Unverdünnt anwenden. Bei Befall (5 Tage nach Ansatz) einmal anwenden. Es wird die ganze Pflanze besprüht.
 
Zubereitung von Tee: Wie unter Herstellung der Brühe beschrieben. Vorbeugend bei Befall anwenden. Es wird die ganze Pflanze oder der Strauch besprüht.
 
Zwiebeln ohne Tränen
Legen Sie die Zwiebel vor dem Aufschneiden 1 Stunde in den Kühlschrank! Schälen Sie sie unter kaltem Wasser! Schneiden Sie das untere Ende der Zwiebel zuletzt auf. Manche sagen, das Zukneifen der Nasenlöcher helfe auch.
 
Kleines Fazit
Wie wir gesehen haben, wurde die Zwiebel zu Recht als die Heilpflanze des Jahres 2015 gekürt. Die hoch geschätzte Zwiebel ist in der Tat eine medizinische Mahlzeit. Kein Wunder, dass der Pro-Kopf-Verbrauch der Knolle in Deutschland mit 8 kg zu Buche schlägt. Sie wird nicht nur gerne gefuttert, sondern auch auf Grund ihres heilenden Effekts sehr geschätzt.
 
PS:
Die Arzneipflanze des Jahres 2015 wird in einem nächsten Blog vorgestellt.
 
 
Internet
 
Literatur
Hofmann, Barbara: „Der Anbau der ‚Lilien mit Würze’“, „Natürlich“, 02/1990.
Mességué, Maurice: „Die Natur hat immer recht“, Ullstein Sachbuch, Frankfurt 1982.
Schmidtke, Friedrich: „Gesunde Pflanzen durch Jauche und Brühen“ (Gärtnern ohne Gift), Franckh-Kosmos Verlags GmbH, Stuttgart 1990.
Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“, Ipa-Verlag, Vaihingen 2013.
Scholz, Heinz: „Zwiebel gegenmanches Übel“, „Natürlich“, 02/1990.
 
Hinweis auf Heilpflanzen-Blogs von Heinz Scholz
 
Hinweis auf einen „Glanzpunkte-Artikel“
 
Hinweis auf weitere Blogs mit Zwiebel-Bezug
18.08.2005: Londoner Post: Zwiebel-Männer, Schriftsteller, Musiker
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Blütenpracht: Inkalilie, Sonnenbraut, Akanthus
Weidbuchen sind bizarre Schönheiten
Kurioses und Witziges von der Fussball-EM
Faszination von Fotos bei Regen
Maiglöckchen: Wunderschön, aber giftig für Mensch und Tier
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück