Textatelier
BLOG vom: 17.03.2015

Badische Geschichten: Geklaute Gläser, gefährliche Zwiebel

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Beim Stöbern im meinem Archiv entdeckte ich einige interessante Geschichten, die das Leben schrieb. Es sind Begebenheiten aus Baden-Württemberg. So berichte ich in diesem Blog von angeblich geklauten Gläsern von „Novartis“, dann vom Wortsalat eines 2-Jährigen, von einer Empfehlung, wie man über den Rhein hüpft, von einer gefährlichen Zwiebel und von einer Nackten, die sich in ein fremdes Bett verirrte.
 
Alle Episoden, die ich selbst erlebt habe, mir erzählte wurden oder in der „Badischen Zeitung“ standen, entsprechen der Wahrheit. Es wird also nicht geflunkert oder etwas erfunden. Das Leben ist in der Tat oft seltsam, amüsant und nicht immer einfach. Es sind auch etliche neue Geschichten von 2013 und 2014 dabei. Mein Archiv wird also laufend erweitert. In diesem Blog konzentriere ich mich auf die amüsantere Seite des Lebens. Negative Ereignisse und Schicksalsschläge gibt es ja genug. Ein bisschen Fröhlichkeit schadet in unserer hektischen und kriegerischen Zeit nicht.
 
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830−1916) bezeichnete in ihren Aphorismen über das Leben den folgenden Spruch: „Wir werden vom Schicksal hart oder weich geklopft. Es kommt auf das Material an.“
 
Über den Rhein hüpfen
In geselliger Runde unterhielten sich einige Freunde angeregt über die verschiedenen Essensbräuche auf dieser Welt. Ein Weitgereister berichtete, in fernen Ländern würden Hunde-, Katzen-, Schlangen-, Känguru- und Straussenfleisch auf den Tisch kommen. Alles was kreucht und fleucht werde verspeist. „In Bad Säckingen gibt es ein Lokal, wo Känguru-Fleisch serviert wird“, sagte ein Gast aus der Schweiz und fuhr fort: „Nach dem Mahl brauchen die Schweizer und Deutsche keine Brücke mehr, sie können dann über den Rhein hüpfen.“ „Aber ohne Beutel“, warf ein Teilnehmer der Gesprächsrunde ein. Er meinte natürlich den Geldbeutel.
 
Dazu noch eine andere Geschichte über ein Känguru: Ein angeblich unterbezahlter Arbeitnehmer geht zum Chef und sagt: „Ich habe schon lange keine Gehaltserhöhung bekommen. Ich kann keine grossen Sprünge mehr machen!“ Antwortet der Chef spitzbübisch: „Ich habe Sie als Buchhalter angestellt und nicht als Känguru.“
 
Geklaute Gläser
Anlässlich der Fusionsfeier von Novartis mit Sandoz 1996 erhielt jeder Beschäftigte unter anderen Geschenken auch 6 Weingläser. Alle Gläser zeigten das Firmenlogo. Als eine Frau eines Tages eine Party feierte und die schönen Gläser mit Wein servierte, erblickte ein Gast das Logo und liess sich so vernehmen: „Haben Sie die Gläser geklaut?“ Die Frau war so geschockt, dass es ihr die Sprache verschlug. Aber bald klärte sich das Missverständnis auf. Der Gast entschuldigte sich und erzählte, er kenne eine Frau, die von jedem Hotelbesuch ein Andenken mitbringe. Sie habe schon eine grosse Sammlung aller möglichen Utensilien. Sicherlich war er der Meinung, die Gastgeberin sei auch eine diebische Elster.
 
Wortsalat eines 2-Jährigen
Als vor einigen Jahren die Medien berichteten, dass jedes 4. Kind einen Wortsalat produziere, also eine verzögerte Sprachentwicklung habe, wurde mir eine Begebenheit in einem Supermarkt wachgerufen. Als ein Vater mit seinem ungefähr 2-jährigen Buben an der Kasse stand, deutete der Kleine auf Süssigkeiten und murmelte undefiniertes Zeug vor sich her. Der Vater war darüber nicht so erfreut, er sagte: „Schwätz Dütsch, net Chinesisch!“ So wird man zu einer klareren Ausdrucksweise gezwungen.
 
Als ich diese Geschichte unserer Gemüsefrau erzählt hatte, wartete auch sie mit einer Episode auf. Ihre Enkelin, damals etwas über 2 Jahre alt, sagte zu ihr: „Oma, ich kann jetzt Englisch!“ Als die Oma sie aufforderte, sie solle doch einmal etwas auf Englisch sagen, antwortete die Pfiffige „Oma, das Englisch versteht ja sowieso niemand.“ Fürwahr: Ältere Leute blieben von der Anglisierungswelle verschont.
 
Hochdeutsche erkannt
Im Kindergarten von Schopfheim-Wiechs spielen die Kleinen oft ein lustiges Spiel: Eine Person der Gruppe geht hinaus. Dann versteckt sich ein Mädchen oder ein Junge unter einer Decke, worauf der vor der Tür stehende Kleine wieder hereingerufen wird. Er muss raten, wer unter der Decke ist. Durch Fragen an die Anwesenden oder durch Geräusche des Gesuchten (z. B. Miauen), muss er den Namen der Person herausfinden. Dank Hilfe aller Beteiligten findet man schon mal das Geschlecht heraus. Als alle guten Tipps nichts fruchteten, rief ein Vierjähriger: „Das ist eine Hochdeutsche!“ Nun war es für den Rater nicht mehr schwer, die richtige Person unter lauter Einheimischen herauszufinden.
 
Das Schild nicht gesehen
„Der hab ich es heute gezeigt, ich bin super gefahren“, dachte sich ein Fahrschüler. Aber die Fahrlehrerin wollte, dass er dieselbe Strecke nochmal absolviere. Willig folgte er den Anweisungen und fuhr dieselbe Strasse erneut ab und kehrte zur Fahrschule zurück. „Alles gut geklappt“, dachte sich der selbstbewusste Fahrer wiederum. Die Fahrlehrerin sagte nichts und meinte nur, er solle doch nochmals denselben Weg fahren. Nach der 3. Fahrt sagte die Frau: „Haben Sie das Stoppschild nicht gesehen?“
 
Nun der Fahrer, der mit seiner Fahrkunst zufrieden war, wurde bleich und antwortete, er habe nie ein solches Schild gesehen. Im Kreise der Prüflinge gestand er später, das Schild hätte er auch nach einer zehnmaligen Fahrt nicht gesehen. Offenbar liess in diesem Fall die Orientierung zu wünschen übrig.
 
Nackt im fremden Bett
Stellen Sie sich einmal dies vor. Sie kommen nach einer Party nach Hause und wollen sich zur Ruhe begeben. In Ihrem Bett entdecken Sie einen Nackten oder eine Nackte. Sie werden sich denken, das könne nicht wahr sein. Aber so ist es im August 2014 in Baden-Baden passiert. Eine 57-jährige betrunkene Frau ging in ein Haus, duschte sich und legte sich nackt ins Bett. Ihre Erklärung: Sie habe das Haus mit dem eines Bekannten verwechselt.
 
Und hier eine Geschichte, nicht aus Baden, sondern aus Schwaben:
 
Gefährliche Zwiebel
Die Heilpflanze des Jahres 2015, die Zwiebel, kann auch gefährlich werden. Nicht für die Augen, sondern auf ganz andere Weise. In Ostfildern, wie dpa am 16.09.2013 berichtete, kamen 24 Feuerwehrmänner und ein Rettungswagen zu einem Einsatz. Die klein geschnittenen Zwiebeln begannen in einer Tupperdose zu gären. Die entstandenen Gase sprengten den Deckel. Es gab einen Knall, der dem einer Verpuffung ähnelte. Die Bewohner wurden in Sicherheit gebracht. Eine Gasmessung war negativ. Bald wurde der beissende Geruch als Zwiebelduft identifiziert und dieser führte die Feuerwehrleute auf die richtige Fährte. Dann wurde das Haus gelüftet und alle Bewohner konnten wieder in ihre Wohnungen zurückkehren.
 
Dieser geruchsintensive Vorfall erinnerte mich an den Geruch von Knoblauch, der für einen Grossalarm in Mannheim sorgte. Als ein Mann eine mit zahlreichen Knoblauchzehen gespickte Spanferkelkeule auf dem Balkon grillte, stieg der Duft des Knoblauchs in die Nase eines Passanten. Er alarmierte die Feuerwehr wegen Gasgeruch. Diese rückte mit einem kompletten Löschzug an und wolle schon die Strasse absperren, als sich der Irrtum aufklärte. Die Feuerwehrleute entdeckten den Mann, der nach „altjugoslawischem“ Rezept sein Ferkel zubereitete.
 
Ich bin umgezogen
In einer Todesanzeige für einen Zolloberamtsrat a. D. war unter der Schlagzeile „Ich bin noch einmal umgezogen“ dies zu lesen: Meine neue Adresse lautet: Goethestrasse, Hauptfriedhof, 79618 Rheinfelden (Baden).
 
Dann wurde noch dies publik gemacht: „Über Ihren Besuch würde ich mich freuen.“
 
In einer anderen Todesanzeige wurde eine kuriose doppelt Berufsbezeichnung angegeben. Der Verstorbene war Schnapshändler und Busfahrer. Er hatte jedoch keine Promille im Blut als er starb.
 
Da kam mir eine Episode aus meiner Tätigkeit bei Ciba-Geigy in den Sinn. Ein Arbeitnehmer bemerkte, wenn er einmal stürbe, möchte er gerne auf dem Waldfriedhof in Bad Säckingen beerdigt werden. Aber mit den Füssen gegen das Tal, wegen der schönen Aussicht auf die Stadt und den Rhein.
 
Katze liebte die Diskothek
Eine Diskothek in Steinen (Landkreis Lörrach) bekam einen ungewöhnlichen Besuch. Eine Katze schlich sich in die Räume der Diskothek. Das war nicht ihr erster Besuch. Immer wieder tauchte der Vierbeiner auf. Liebte das Tier die Musik, oder war es von der Atmosphäre in diesem Haus so überwältigt? Alle Versuche, sie aus dem Haus zu treiben, waren vergebens. Schliesslich kam die Polizei, um die Katze in Gewahrsam zu nehmen. Inzwischen wurde der Besitzer ausfindig gemacht. Er war jedoch nicht zu Hause, deshalb wurde sie im Polizeirevier gebracht und versorgt. Erst am nächsten Tag kam der Besitzer und holte das musikbegeisterte Tier ab.
 
Verfahren und stark geniest
In Polizeiberichten gibt es immer wieder kuriose Begebenheiten. So fuhr ein Mann mit seinem Pkw auf eine Mauer. Er bekam während der Fahrt einen heftigen Niesanfall, so dass er das Steuer verriss und auf Abwege kam.
 
In einem anderen Fall vertraute eine 18-Jährige dem Navi. Sie fuhr und fuhr, wunderte sich, dass sie in einem Waldweg landete und mit dem Auto im Matsch stecken blieb. Zum Glück hatte sie ein Handy dabei. Polizeibeamte halfen ihr, das Auto wieder flott zu kriegen. Man lasse sich also nicht verführen bzw. verfahren.
 
Das Leben schreibt in der Tat ungewöhnliche und amüsante Geschichten. Sollten Sie eine solche kennen, bitte ich um Mitteilung. Herzlichen Dank.
 
 
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