Textatelier
BLOG vom: 13.04.2015

Manieren (2): Ächtungen, Drohungen, gestern und heute

 
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Forscher und Ärzte, die sich früher für eine heilende Lebensordnung, gesunde Ernährung und für Heilkräuter und deren Anwendungen einsetzten, wurden gnadenlos geächtet, denunziert und bedroht. Autoren wurden aufgefordert, Schriften zurückzunehmen oder Passagen zu schwärzen. Es wurden Prozesse angestrebt, Artikel von denunzierten Autoren nicht mehr abgedruckt. Leider sind solche Vorfälle nicht passé. Auch in der heutigen Zeit werden immer mehr Fälle publik. Wer nicht im Mainstream mitschwimmt, kann hier sein blaues Wunder erleben. Andere Meinungen sind nicht gefragt. Von Toleranz keine Spur!
 
Betrachten wir zunächst einmal die Vorfälle aus vergangener Zeit.
 
Drohungen der Zuckerindustrie
Werner Kollath (1892−1970) schrieb in seinem wichtigen Buch „Grundlagen, Methoden und Ziele der Hygiene“ (1937) auch ein Ernährungskapitel. In diesem führte er auch die völlige Veränderung der Ernährungslage auf und plädierte für die naturgemässe Ernährung. Die Zucker- und Schokoladenindustrie wetterte gegen diese Art der Darstellung und verlangte unter Drohungen die Zurücknahme des ganzen Werks oder zumindest Schwärzungen der kritischen Seiten. Kollath lehnte jedoch ab. Später folgten Angriffe der Konservenindustrie, aber auch die pharmazeutische Industrie nahm eine feindselige Stellung ein. Zeitlebens war Kollath solchen Angriffen ausgesetzt. Die genannten Angreifer sprachen von nun an vom „Schädling Kollath“ (4,5). (1937) auch ein Ernährungskapitel. In diesem führte er auch die völlige Veränderung der Ernährungslage auf und plädierte für die naturgemässe Ernährung. Die Zucker- und Schokoladenindustrie wetterte gegen diese Art der Darstellung und verlangte unter Drohungen die Zurücknahme des ganzen Werks oder zumindest Schwärzungen der kritischen Seiten. Kollath lehnte jedoch ab. Später folgten Angriffe der Konservenindustrie, aber auch die pharmazeutische Industrie nahm eine feindselige Stellung ein. Zeitlebens war Kollath solchen Angriffen ausgesetzt. Die genannten Angreifer sprachen von nun an vom „Schädling Kollath“ (4,5).
 
Rufmörder unter uns Werner Kollath wurde in einem Artikel der Zeitschrift „Euromed“ als „Facharzt für Ratten“ bezeichnet. Auch in weiteren Publikationen wurde er diffamiert. So berichtete ein Dr. Paul Kühne im Berliner „Tagesspiegel“, dass die Ernährung fälschlich angeklagt wurde. Dr. Herbert Warning nahm Kollath in Schutz und veröffentlichte einen Aufsatz mit dem Titel „Rufmörder unter uns“. Der Herausgeber strengte einen Prozess an, der sich über 5 Jahre hinzog. Der Verlag verlor den Prozess. als bezeichnet. Auch in weiteren Publikationen wurde er diffamiert. So berichtete ein im Berliner „Tagesspiegel“, dass die Ernährung fälschlich angeklagt wurde. nahm Kollath in Schutz und veröffentlichte einen Aufsatz mit dem Titel . Der Herausgeber strengte einen Prozess an, der sich über 5 Jahre hinzog. Der Verlag verlor den Prozess.
 
Dazu Kollath: „Bei den Prozessverhandlungen wurde das von langer Hand vorbereitete, abgekartete Spiel durchsichtig, das bei diesem üblen Artikel Pate gestanden hatte. Es war ein Schachspiel, bei dem alle nur irgendwie brauchbaren Figuren eingesetzt worden waren, bei dem es aber leider nur Rösser und Bauern, aber keine Könige gab.“
 
Er wurde geächtet Maximilian Oskar Bircher-Benner (1867−1839) trug im Januar 1900 der Zürcher Ärztegesellschaft seine guten Erfahrungen mit der gesundheitsschaffenden Ernährung und der heilenden Lebensordnung vor. Er schlug den Ärzten vor, Kliniken, Labors und Praktiker einzuschalten, um seine Therapie zu überprüfen. Wie Ralph Bircher berichtet, erfolgte keine Ablehnung, sie war schlimmer. Es war eine „Exkommunikation aus der hohen Gemeinschaft der Wissenschaftler“. Der Präsident erhob sich und sagte kühl: „Herr Bircher hat die Grenzen der Wissenschaft verlassen.“ Er wurde also geächtet und konnte lange Zeit keine Publikationen in diversen Ärztezeitschriften bringen. Bircher-Benner liess sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, schliesslich sah er fast jeden Tag Heilerfolge bei seinen Patienten.
 
Verschwundene Restauflagen
Dr. Johann Georg Schnitzer wurde im Laufe der mehr als 4 Jahrzehnte, in denen er die Zahnheilkunde praktisch ausübte, immer wieder angegriffen, diffamiert und bis zur beinahe totalen Existenzvernichtung verfolgt, wobei auch nicht gesetzeskonforme Mittel eingesetzt wurden. Schnitzer: „Der Stoff würde nicht nur für einen Krimi, sondern für eine ganze Krimiserie ausreichen.“
 
Ein Buch über Bluthochdruck und ein Werk, wie man gesunde Zähne erreicht, wurden in den 80er-Jahren von einem recht bekannten Verlag gedruckt und vertrieben. Wenige Monate nach Erscheinen rief der Verlag bei Schnitzer an: Man habe Druck von der Bank bekommen, es sei zu viel Kapital im Bücherlager gebunden, man müsse etwa 100 Titel „verramschen“, darunter fielen auch seine beiden Bücher. Man bot ihm die Restauflagen zum Erwerb an. Als Schnitzer kurz darauf mitteilte, er nehme das Angebot an, waren die Restauflagen bereits weg – spurlos. Man war auch nicht bereit, ihm zu sagen, wer sie erworben hatte. Die Bücher tauchten danach nie mehr auf, auch nicht in jenen Angeboten, die gewöhnlich solche Restauflagen verbilligt verkaufen. Jedermann möge sich also seine eigenen Gedanken hierüber machen. Die mit Krankheiten verknüpften wirtschaftlichen Interessen sind eben gewaltig. Schnitzer dazu: „Es wäre die grösste Wirtschaftskatastrophe, die Europa treffen könnte, wenn plötzlich die allgemeine Gesundheit ausbräche.“
 
Die Rache der Nahrungsmittelfälscher
McCann , ehemaliger Gesundheitskommissar in New York, brachte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg etliche Nahrungsmittelfälscher vor Gericht. Diese wurden dann zu hohen Strafen verurteilt. Die Rache dieser Fälscher folgte auf dem Fuss. Als McCann nach den Prozessen in die Redaktion des „Globe“ kam – er war dort lange Jahre Mitarbeiter –, wurde ihm eröffnet, dass einige Lebensmittelfälscher das Magazin gekauft hätten und er als Mitarbeiter nicht mehr erwünscht sei. McCann meinte darauf lachend, er werde seinen Kampf eben in einem anderen Magazin fortführen. Dies tat er, aber auch hier bekam er die ganze Macht der Nahrungsmittelindustrie zu spüren. 14 Tage danach wurde das neue Magazin auch von diesen Betrügern aufgekauft. McCann schreibt resignierend: „Jetzt hat selbst das kleinste Magazin Angst, Artikel von mir anzunehmen.“ kam – er war dort lange Jahre Mitarbeiter –, wurde ihm eröffnet, dass einige Lebensmittelfälscher das Magazin gekauft hätten und er als Mitarbeiter nicht mehr erwünscht sei. McCann meinte darauf lachend, er werde seinen Kampf eben in einem anderen Magazin fortführen. Dies tat er, aber auch hier bekam er die ganze Macht der Nahrungsmittelindustrie zu spüren. 14 Tage danach wurde das neue Magazin auch von diesen Betrügern aufgekauft. McCann schreibt resignierend:
 
Johann Künzle wurde angefeindet
Vor 150 Jahren wurde der Wegbereiter der modernen Kräuterheilkunde und Vorreiter der Ganzheitsmedizin, Pfarrer Johann Künzle (1857–1945), in Hinterespen bei Heiligkreuz (Kanton St. Gallen) geboren. Johann war der Jüngste von 12 Kindern; leider verstarben 7 im kindlichen Alter.
 
Schon früh hatte er mit Anfeindungen seitens der Ärzteschaft zu kämpfen. Wohl deshalb, weil er unglaublichen Erfolg mit seinen Behandlungen hatte und deshalb als Konkurrent wahrgenommen wurde. So wurde zum Beispiel ein Junge mit einem kranken Daumen zu ihm gebracht. Der erste Arzt war mit seinem Latein am Ende, als der Daumen nicht heilte; ein anderer meinte, er müsse abgenommen werden. Künzle empfahl zuerst Heublumenumschläge, dann das Baden in einem Absud aus Meisterwurz. Seine Empfehlungen erwiesen sich als Volltreffer.
 
Künzle bekam auch zahlreiche Anzeigen von neidischen Leuten. Die Patienten gingen jedoch für ihn auf die Barrikaden. Später mussten die einstigen Kritiker dem Kräuterpfarrer Anerkennung zollen. Seine Praxis war so erfolgreich, dass sogar viele Adelige aus allen Herren Ländern bei ihm Rat suchten. Unter seinen Patienten waren auch der König von Serbien und der Maharadscha von Idore aus Indien.
 
Neue Fälle von schlechten Manieren
Man liest fast jeden Tag in der Presse über angebliche Skandale. So werden Leute falsch beschuldigt, denunziert und ruiniert, wie das folgende Beispiel beweist. Walter Hess hat viele Blogs über die Machenschaften der Presse verfasst, darunter den Fall über die niederträchtige Demontage eines Badener Stadtammanns. Hier ein Auszug aus seinem Blog (s. u. Hinweise auf weitere Blogs):
 
„Als Mitte August 2014 der Geri-Müller-Rummel medial (mit Unterstützung einer jüdischen Vereinigung) losgetreten wurde, war für mich sofort klar, dass ich mich an dieser Hatz nicht beteiligen würde. Zu fadenscheinig waren die georteten und breitgeschlagenen ,Skandale‘. Der Intimverkehr mit einer Chat-Freundin, die sich als dubiose, labile Gestalt herausgestellt hat und deren Privatsphäre im Gegensatz zu jener von Geri Müller merkwürdigerweise beachtet wird, betrifft die Öffentlichkeit nicht, geht diese (und mich) nichts an.“
 
Bei bevorstehenden Wahlen sind Wahlversprechungen, die sich später als Lügen erweisen, an der Tageordnung. Aber nicht nur das, die Gegner werden gnadenlos blossgestellt. Das zeugt von schlechten Manieren.
 
Dies beobachtet zur Zeit Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller aus London. In einem Blog vom 06.04.2015 („GB: Steuerfinten, hohle Wahlversprechen, Armeeausbau“) schrieb er zur bevorstehenden Wahl am 07.05. 2015 u. a. dies: „Alle Parteien sind untereinander zerstritten und schwärzen sich gegenseitig an. Kein Wunder, dass das Volk von den Politikern die Nase voll hat.“
 
Ein ganz neuer Fall wurde in „Spiegel Online“ (www.spiegel.de) vom 05.04.2015 publik. So wagte es eine Firma, die deftige Wurstspezialitäten herstellt, vegetarische Aufschnitte und Frikadellen auf den Markt zu bringen. Der Absatz boomt. 3 Monate nach Einführung sind 4 der 10 meistgekauften Produkte fleischfrei. Mit dem Erfolg kommt der Neid. Die Firma (Rügenwalder Mühle) wurde vom Handel, Branchenverband und Konkurrenten angefeindet. Das zeugt von schlechten Manieren. Ich bin überzeugt, dass Firmen, die jetzt Gift und Galle von sich geben, bald ähnliche Produkte auf den Markt bringen werden. Auf der anderen Seite hat die Fleischindustrie kaum Interesse an solchen vegetarischen Produkten.
 
Angriffe auf die Zeitschrift Reform-Rundschau
Als sich Dr. Jürgen Freiherr von Rosen in einem Artikel „Yin und Yang im täglichen Leben“ in der „Reform-Rundschau“ (11/2014) kritisch über die Homosexualität äusserte, gab es einen Shitstorm auf Facebook. Auch die Reformhaus eG wurde aktiv. Die Vorstände dieser eG distanzierten sich sofort „klar und eindeutig“ von den Äusserungen gegenüber Homosexuellen. Die Genossenschaft gab dann Empfehlungen heraus, weil sie befürchtete, das Zitat könnte sich schädigend auf Reformhäuser auswirken. Es wurde den Besitzern von Reformhäusern geraten, die Verteilung der Zeitschrift „umgehend einzustellen, um so weiteren Schaden von der Einkaufsstätte Reformhaus abzuwenden.“
 
Viele Inhaber bestellten daraufhin die Zeitschrift ab; auch Anzeigenkunden wurden durch diese Massnahmen „eingeschüchtert“ und wendeten sich ab.
 
Ich habe den Text von Dr. von Rosen gelesen und fand ihn gar nicht diskriminierend. Diese Meinung vertraten auch viele aus dem Leserkreis. In einem Vorstands-Newsletter der Reformhaus eG wurde von einem „esoterisch verbrämten Homo-Hass“ gesprochen.
 
Damit Sie sich ein Bild machen können, hier die Passage im Artikel:
 
Der Autor erwähnt Yin und Yang als Begriffspaar „männlich – weiblich“. „Beide gehören zusammen, sie ergänzen sich. Wenn heute auf die Homosexualität so grosser Wert gelegt wird und sogar Ehen zwischen Homosexuellen geschlossen werden, so ist das ein Verstoss gegen das universelle Gesetz von Yin und Yan bzw. Gesetz der Polarität".
 
Der Herausgeber hat den Beitrag mit dieser Passage veröffentlicht, da der Autor lediglich seine Ansicht zum Thema kundgetan hat. Das hat der Herausgeber respektiert und ihm dieses Recht auf die freie Äusserung seiner Meinung zugestanden.
 
Die Kampagne der Reformhaus eG ist eindeutig ein Verstoss gegen die Pressefreiheit.
 
Frank Höpping, der bewährte Herausgeber und Leiter der Redaktion, hat nun Insolvenz beantragt. Die Kampagne führte zu einem Auftragsverlust und zur Geschäftsaufgabe. Leidtragende sind auch Angestellte, die Layouterin, Autoren und die Druckerei.
 
Ich bin überzeugt, dass in dem geschilderten Fall ein Grund gesucht wurde, um eine lästige Konkurrenz (die RR unterscheidet sich mit sehr guten Artikeln von den übrigen bild- und werbeträchtigen Kundenzeitschriften) zu beseitigen.
 
Walter Hess, der den inkriminierten Text kritisch unter die Lupe nahm, kam zur Einsicht, dass der Autor nicht einfach seine persönliche Meinung von sich gab, sondern die Homosexualität im grösseren Zusammenhang auf der Grundlage der chinesischen Philosophie Yin und Yang darstellte. Sie basiert im Wesentlichen darauf, dass das Männliche dem Weiblichen gegenübersteht, eine vereinfachte Darstellung, die als Polarität wenig Spatium für Zwischentöne bietet. Hess: „Meines Erachtens besteht eine grosse Differenz, ob man etwas aus persönlicher Sicht oder aus einer besonderen philosophischen Betrachtungsweise heraus darstellt. In der Diskussion über den umstrittenen Inhalt des Reform-Rundschau-Artikels ist das nach meiner Feststellung leider übersehen worden.”
 
Cybermobbing liegt im Trend
Im Internet werden jetzt auch Erwachsene vermehrt Opfer, wie unter „Wirtschaft“ in der „Badischen Zeitung“ vom 01.04.2015 zu lesen war.
 
Es ist eine junge Form des Mobbings. Im Netz werden Gerüchte, peinliche Fotos oder Beleidigungen platziert. Das Karlsruher Bündnis gegen Cybermobbing hat herausgefunden, dass dies nicht nur die Arbeitswelt betrifft. 6000 Teilnehmer wurden befragt. Das Ergebnis war erschreckend. In jedem 2. Fall waren Vorgesetzte Täter oder Mittäter. „Neid und starre Hierarchien nannten die meisten Befragten als häufige Ursache beim Mobbing im Betrieb. Und nur die wenigsten Unternehmen haben Präventionsmassnahmen dagegen eingeleitet“, schrieb Korrespondent Wolfgang Mulke.
 
Die Betroffenen können sich gegen die Angriffe wehren. Anlaufstellen wären der Betriebsrat oder eine Beratungsstelle.
 
Infos gibt es im Internet unter
 
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