Quecksilber (1): Grenzwert in Fisch soll erhöht werden!
Dem Verbraucher wird das wenig gefallen. Die EU-Kommission hat vor, die Grenzwerte für das giftige Schwermetall Quecksilber (Hg) zu erhöhen. Warum dies? Bisher lag der Grenzwert für Fische und Fischwaren bei 1 mg Quecksilber pro kg. Da jetzt höhere Werte in diesen Produkten festgestellt wurden, wären nur 50 % der Fisch-Waren verkehrsfähig. Bei Erhöhung des Grenzwertes auf 2 mg/kg könnten nur 14,5 % nicht verkauft werden.
Da kleinere Fische weniger belastet sind, plant die EU-Kommission, die Grenzwerte von 0,5 mg auf 0,1 mg pro kg Fisch zu senken.
„Foodwatch“ (www.foodwatch.org/de) fordert eindringlich, dass die Heraufsetzung von Grenzwerten auf keinen Fall erfolgen soll.
„Statt an den Quecksilber-Grenzwerten herumzutricksen, muss die EU-Kommission dafür sorgen, dass die Freisetzung von Quecksilber in die Natur schnellstmöglich systematisch verringert wird. Der Einsatz von schwermetallhaltigen Pestiziden muss verboten und der Quecksilberausstoss durch die Verbrennung von Kohle zur Energiegewinnung konsequent beendet werden. Je schneller, desto besser für alle.“
Ich bin auch dieser Meinung. Foodwatch hat am 16.09.2015 eine Aktion in den Niederlanden und in Deutschland gestartet. Mittels E-Mail können Verbraucher sich ablehnend zu der geplanten Grenzwerterhöhung äussern.
Wie kommt Quecksilber in die Umwelt?
Durch vulkanische Aktivitäten, Waldbrände und Ausgasungen aus der Erdkruste, dem Meer und aus Flüssen und Gletschern werden jährlich Tausende Tonnen Quecksilber freigesetzt. Die vom Menschen verursachten Kontaminationen (Verbrennung von Heizöl, Kohle und Müll, Verhüttung, industrieller Verbrauch) belaufen sich auf 6000 bis 10 000 Tonnen. Quecksilber wird auch als Bestandteil von Agrochemikalien in Böden und Gewässern freigesetzt.
Früher ging man in den verschiedensten Ländern relativ sorglos mit quecksilberhaltigen Agrochemikalien um. In den 50-er Jahren kam es zu Massenvergiftungen im Irak, in Pakistan und in Guatemala. Die Vergiftungen wurden auf den Verzehr von mit quecksilberhaltigen Beizmitteln behandeltem Saatgut zurückgeführt.
Vergiftungen traten auch nach dem Genuss von Schweinefleisch – die Schweine waren mit gebeiztem Saatgut gefüttert worden − in den USA auf. Zum Glück wurden bald darauf die quecksilberhaltigen Verbindungen zur Saatgutbehandlung verboten.
Quecksilber in Nahrungsmitteln
Der höchste Quecksilbergehalt ist in bestimmten Wildpilzen und Fischarten anzutreffen.
Der Quecksilber-Gehalt in Wildpilzen ist vom Gehalt des Metalls im Boden abhängig. Zu beachten ist jedoch, dass manche Pilze Quecksilber anreichern und zwar um das Vier- bis Fünffache der Bodenkonzentration.
Mit Schadstoffen wenig belastete Fische sind Hering, Schellfisch, küstenferne Arten (Rotbarsch), Tiefseefisch, junger Fisch, Teichfische.
Mit Schadstoffen mehr belastete Fische sind Raubfische, die am Ende der Nahrungskette stehen, wie Schwert- und Thunfische, Haifische (auch aus dem Dornhai gewonnene „Schillerlocken“ gehören dazu), Buttermakrele, Aal, Steinbeisser, Heilbutt, Hecht, Seeteufel.
Ein Grossteil des Quecksilbers ist in Fischen als Methylquecksilber an schwefelhaltige Aminosäuren im Eiweiss gebunden.
100-fach giftiger als Quecksilber ist das Methylquecksilber. Das ionische Quecksilber in Quecksilbersalzen (Hg¨) aus Industrieabfall wird von Mikroorganismen in metallisches Quecksilber (Hg) oder zu Methylquecksilber überführt. Diese Verbindung wird von Fischen konzentriert und gelangt direkt durch Fischverzehr in den menschlichen und tierischen Organismus oder indirekt über Schlachttiere (Fütterung mit Fischmehl) in den menschlichen Körper.
Ein Zell- und Nervengift
Quecksilber ist ein Zell- und Nervengift, das in Leber, Nieren, Milz und Gehirn gespeichert und langsam wieder ausgeschieden wird.
Eine chronische Vergiftung äussert sich so: Die ersten Anzeichen sind Unruhe, Mundschleimhautentzündung, Nervosität, Kopf- und Gliederschmerzen, Schlaflosigkeit, schlechte Merkfähigkeit, Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Zittern der Augenlider, der Finger und der Zunge. Später zeigen sich ein schwärzlicher Quecksilbersaum am Zahnfleischrand, Zahnfleischentzündung mit Zahnausfall, Ohrspeicheldrüsenschwellung, Hör- und Sprachstörungen.
Achtung! Bei Verdacht einer Vergiftung sollte man sofort einen Arzt verständigen oder sich mit einer Vergiftungszentrale in Verbindung setzen.
Fische sind nichts für Schwangere
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit in Bonn gab Verbrauchertipps für Schwangere und Stillende heraus. Diese sollten keinesfalls Raubfische, sondern auf solche mit geringen Gehalten an Quecksilber zurückgreifen.
„Schwangere und Stillende bzw. deren Föten und Neugeborene gelten als besondere Risikogruppe gegenüber toxischen Wirkungen von Quecksilber“, so das Bundesministerium.
Scholz, Heinz: „Mineralstoffe und Spurenelemente“, Trias-/Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1996.
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