Textatelier
BLOG vom: 20.12.2015

Gedanken über die Institution ‚Ehe’

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Deutschland

Lara ist glücklich, seit vielen Jahren wieder einmal.

Sie ist verheiratet, aber seit die Tochter geboren wurde, rührt er sie nicht mehr an. Keine Umarmung, keine Zärtlichkeit, kein Sex. Die Tochter ist jetzt 8 Jahre alt. Seit 8 Jahren leben sie nebeneinander her.

Es ist ihre Wohnung, sie hat ihm schon mehrmals gesagt, er soll ausziehen. Er weigert sich, die Tochter, die ihren Vater mag, würde darunter leiden. Lara hat ihm das Schlafzimmer überlassen und schläft auf einer Bettcouch im Wohnzimmer.

Sie sehnt sich nach Zärtlichkeit. Ihre ganze Liebe widmet sie ihrer Tochter. Sie stellt sich mit ihr auf eine Stufe, verwöhnt sie, umarmt sie, lacht mit ihr.

Aber wenn das Mädchen in der Schule ist, fühlt sie die Leere. Müdigkeit kriecht in ihr hoch. Viele Jahre geht das so.

Die Situation ist ihr auf die Leber geschlagen. Die Leber ist das Schlüsselorgan für Gefühle. Sie bekommt eine schwere Hepatitis.

Sie schiebt das auf ihre Überlastung in ihrer Arbeit. Der Chef verlangt mehr von ihr, als sie leisten kann. Dauernd muss sie Überstunden machen. Sie geht zum Arzt, der sie krank schreibt und sie ins Bett schickt.

Ihren Mann interessiert das nicht. Sie geht an die frische Luft und sieht, wie er mit einer anderen Frau in ein Haus geht. Er macht ihr eine Szene, will, dass er auszieht. Er bleibt.

Dann fasst sie einen Entschluss. Sie kündigt ihren Job und sucht sich einen anderen. Sie erhält ein Angebot, akzeptiert, obwohl sie dann viel weniger verdient.

Sie lernt einen Mann kennen. Er ist verheiratet. Seine Familie wohnt im Ausland. In der Fremde fühlt er sich allein. Er verliebt sich in Lara. Nächtelang senden sie sich Botschaften über das Handy. Sie verbringt ein Wochenende mit ihm. Dann sagt er ihr, dass er zurück nach Hause geht, sein Job hier sei getan. Sie entdeckt auf seinem Handy eine Liebesbotschaft an seine Frau, kurz nach dem er Lara wieder einmal gesagt hat, wie sehr er verliebt in sie sei. Lara macht ihm eine Szene und beendet die Beziehung.

Zur Einarbeitung in den neuen Job muss sie für eine Woche ins Ausland. Sie kann in einem Apartment wohnen, das der Firma gehört. Der neue Chef gefällt ihr, ihm gefällt sie auch. Auch er ist verheiratet. Er führt sie aus, geht mit ihr essen, gesteht ihr, dass er sie mag.

Dann fährt sie wieder nach Hause. Auch mit ihm tauscht sie stundenlang Botschaften aus. Sie arbeitet mit einem Kollegen zusammen, der ihr Komplimente macht. Auch dieser Mann umwirbt sie.

Sie hat Geburtstag. In dieser Woche besucht ihr Chef die ausländische Filiale.
Lara erlebt Glücksgefühle, wie sie sie seit vielen Jahren nicht mehr hatte.
Sie wird begehrt, zum ersten Mal wieder nach so langer Zeit, und sogar von mehreren Männern. Sie fühlt sich als Frau.

Seit langem schläft sie wieder richtig. Ihre Laune ist auf einem Höhepunkt, sie ist fröhlich.

Ihrem Mann ist das nicht verborgen geblieben. Auf einmal bemüht er sich wieder um sie. Er kauft ihr ein teures Geschenk.

Sie weiss nicht, was sie tun soll, sie wünscht sich, so soll es bleiben. Kein ‚aber’,
so soll es bleiben!

Lara ist glücklich, seit vielen Jahren wieder einmal. Sie will und kann sich nicht für einen einzigen Mann entscheiden. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Oder nicht?

*

Die Friseurin redet gern mit ihren Kundinnen, auch über intime Dinge. Schliesslich sind die Frauen, denen sie schon seit Jahren die Haare herrichtet, inzwischen mehr als gute Bekannte. Sie sieht in ihnen Vertraute.

An diesem Tag erzählt sie, dass sie ihr Haus verkaufen will. Sie will sich eine Wohnung nehmen. Sie will sich von ihrem Mann scheiden lassen.

Es ist ihr zweiter Mann, nicht der Vater ihrer Kinder. Die mögen ihn nicht, denn
der Stiefvater denke nur an sich.

Seit vielen Jahren habe er seine Frau nicht mehr angerührt. Jetzt sei sie es leid. Sie müsse auch an sich denken.

Kaum war es ausgesprochen, hätte er eine andere Frau gefunden.

Die Friseurin findet, es sei eine richtige Entscheidung, einen Schlussstrich zu ziehen!

*

Die Kundin berichtet von ihrer Ehe. Auch ihr Mann rühre sie seit Jahren nicht mehr an. Er liesse sich nicht einmal von ihr verführen. Voller Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Sex sei sie einmal, als er gerade im Badezimmer war, zu ihm unter die Dusche gestiegen. Keine Reaktion von ihm, nichts, auch nicht bei dem bestimmten Körperteil!

Dabei sei er sonst gesellig, humorvoll, umgänglich. Sie liebt ihn, trotz allem. Verlassen wolle sie ihn nicht. So wichtig sei ihr der Sex auch nicht!

*

Ich frage mich, was das ist, die Ehe. The Huffington Post zitiert 14 Tweets, die in weniger als 140 Buchstaben „perfekt zusammenfassen, was es bedeutet, verheiratet zu sein.“

Hier sind ein paar originelle Meinungen:

„Ehe bedeutet im Prinzip zwei Menschen, die immer sagen: ‚Ist mir egal, was willst du machen?’“

„Die Ehe, nachdem man Kinder bekommen hat, ist vor allem ein ‚Wer-ist-müder-Wettbewerb’.“

„Ehe ist einfach. Es geht eigentlich nur um die Entscheidung, was man im Fernsehen angucken will.“

„Ehe ist eigentlich einfach, bis ans Lebensende zusammen essen und ‚Ratgeber Haus- und Garten’ im Fernsehen angucken.  

Können Sie mir sagen, warum immer noch geheiratet wird?

 

Quelle:
http://www.huffingtonpost.de/2015/05/03/einzeiler-ehe-wirklich-bedeutet_n_7198324.html

 


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