Das FODMAP-Konzept – leichte Küche bei Reizdarm
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Die Betroffenen, die unter einem Reizdarm-Syndrom (RDS) leiden, klagen über immer wiederkehrende Bauchbeschwerden mit Schmerzen, Blähungen, Veränderung des Stuhlverhaltens (nicht selten Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall) und der Stuhlbeschaffenheit (wässrig-breiiger oder zu harter Stuhl). Das Allgemeinbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen sind stark beeinträchtigt.
Die Ursachen des Reizdarm-Syndroms sind noch nicht vollständig geklärt. Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zentral dabei ist eine erhöhte Empfindlichkeit für Signale aus dem Darm, Veranlagung und Umweltfaktoren. Dazu gehört auch die Ernährung als möglicher Faktor beim RDS. Auslöser von Beschwerden sind oft Milchprodukte, Weizen, Hülsenfrüchte, Bier, Wein, bestimmte Fleischsorten, Kohl, Zwiebeln, scharfe Gewürze, fettreiche Speisen und Geräuchertes. Wie Dr. med. Nora Brunner-Schaub, Fachärztin für Gastroenterologie und Innere Medizin, im Begleitwort schreibt, können bei der Symptomentstehung bestimmte Zuckerarten, die sogenannten FODMAPs eine Rolle spielen. Oft wurde Patienten einfach nur geraten, das zu essen, was sie vertragen. Diese Empfehlung war wenig hilfreich, da immer mehr Lebensmittel weggelassen wurden. Ein Gewichtsverlust und ein Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen waren oft die Folge. Es gab auch kein spezielles Ernährungsbuch mit Rezepten für Patienten mit einem Reizdarm-Syndrom.
Seit wenigen Jahren gibt es eine wissenschaftlich geprüfte Ernährungstherapie bei Reizdarm-Syndrom, das sogenannte FODMAP-Konzept. Es ist die englische Abkürzung für „Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides, Monosaccharides And Polyols“ (= Fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole). Gemeint sind hier rasch vergärbare und wasseranziehende Zuckerarten, die durch Gas- und Wasseransammlung im Darm zu Dehnungen führen und somit die Beschwerden auslösen. Bei dem FODMAP-Konzept wird die Menge dieser Zuckerarten reduziert (Eliminationsphase), dann werden einzelne FODMAPs wieder zugeführt (Toleranzphase). Es ist nicht so, dass diese Zuckerarten schlecht oder ungesund sind. „Mit einer individuellen Toleranz angepassten, FODMAP-reduzierten Ernährung können Betroffene aber ihre Beschwerden vermindern. Ist die Mahlzeitenzusammensetzung ausgewogen, lässt sie sich auch längerfristig anwenden,“ ist in der Einleitung zu lesen.
Die Ernährungstherapie wurde in Australien entwickelt und zeigte bei 75 % der RSD-Betroffenen sehr gute Resultate.
Das jetzt im AT-Verlag erschienene Buch „Das FODMAP-Konzept – leichte Küche bei Reizdarm“ von Carine Buhmann und Caroline Kiss ist nicht nur ein Kochbuch mit 170 Rezepten, sondern auch ein praktischer Ratgeber für alle Reizdarm-Betroffenen. Wer sich nach diesem Konzept richtet, kann beschwerdearm damit leben. Allerdings ist eine Begleitung durch eine auf FODMAP-spezialisierte Ernährungsfachperson zu Beginn der Umstellung und beim Wechsel in die Toleranzfindungsphase wichtig.
Das Buch erläutert einfach und verständlich die Ursachen und Beschwerden und erklärt, wie man trotzdem genussvoll und ausgewogen essen kann. Das sehr schön ausgestattete Buch mit Fotos von Claudia Albisser Hund bringt leichte Rezepte für Frühstücksideen, Essen für unterwegs, unkomplizierte Alltagsgerichte, raffinierte Menüs und köstliche Desserts. Wie wir selbst feststellen konnten sind die Gerichte leicht herzustellen. Sie eignen sich nämlich auch gut für Familienmitglieder, die kein RDS haben. Wir probierten beispielsweise den Kartoffel-Gemüsekuchen, Mais-Triangel und gefüllte Pouletröllchen mit Babykartoffeln und Cherrytomaten aus. Auf jeden Fall waren die Verkoster aus dem Familienkreis sehr zufrieden. Einige Nachspeisenrezepte sind schon vorgemerkt.
Fazit: Der Leser bekommt viele nützliche Hinweise für die praktische Umsetzung, Wochenmenüvorschläge und hilfreiche Lebensmitteltabellen. Das Werk ist ein unentbehrlicher Ratgeber für alle Reizdarm-Betroffenen und ein wichtiges Handbuch für Ernährungsfachpersonen und Diätköche.
Das Buch dürfte sehr beachtet werden, weil es im deutschsprachigen Raum kein vergleichbares und vor allem brauchbares Kochbuch zum Thema Reizdarm gibt.
Die Betroffenen werden einen wirklich grossen Nutzen haben.
Anhang: Aus dem Inhalt
Reizdarm-Syndrom
- Krankheitsbild, Beschwerden, Diagnose, Ursachen, Therapie
- Das „Bauchhirn“
- Die Verdauung und die Mikrobiota (Darmflora)
- Das FODMAP-Konzept einfach erklärt
- Die FODMAPs im Detail
- Die Eliminationsphase
- Die Toleranzfindungsphase
- Die Langzeiternährung
- Erfahrungsberichte – Häufige Fragen und Antworten
- Praktische Tipps und Tricks für die Umsetzung
Rezeptteil
- Frühstücksideen: Schwungvoller Auftakt am Morgen
- Take from Home: Leichte Mahlzeiten für unterwegs
- Einfach gemütlich: Unkompliziert für jeden Tag
- Nicht alltäglich: Raffiniertes zum Geniessen
- Süss-fruchtig und ofenfrisch: Desserts, Kuchen und Gebäck
- 2-Wochenmenüpläne vegetarisch und mit Fleisch/Fisch
- Nützliche Lebensmitteltabellen
- Hilfreiche Adressen
Internet
www.carinebuhmann.ch
www.fodmap-konzept.ch (Versand des Buches in der Schweiz über die Autorin)
www.at-verlag.ch
Literatur
Buhmann, Carine; Kiss, Caroline: „Das FODMAP-Konzept, leichte Küche bei Reizdarm“, ein praktischer Ratgeber mit 170 Rezepten, AT Verlag, Aarau und München 2016. ISBN: 978-3-03800.909.2
CHF 35,90; 29,95 Euro.
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