Textatelier
BLOG vom: 05.08.2016

Auf dem Sauschwänzleweg durchs Wutachtal

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 


Mächtige Eiche am Weg
 

Wie schon im Blog vom 02.08.2016 („Mit der Sauschwänzlebahn dampfend unterwegs“) erwähnt, wanderten wir nach der historischen Dampfzugfahrt vom Bahnhof Blumberg-Zollhaus ausgehend auf dem Sauschwänzleweg über Felder und Wiesen durch einen Teil der Wutachschlucht bis zur Haltestelle Lausheim-Blumegg. Es mussten nur geringe Höhen überwunden werden. Die gesamte 3,5-stündige Wanderstrecke betrug 10,5 bis 12 km (je nach Original- bzw. Alternativweg).

In der Nähe vom Bahnhof Blumberg-Zollhaus überquerten wir die Bahnlinie bis zur Strassenüberschreitung, gingen entlang eines Skulpturenwegs und am Nordportal des Buchbergtunnels vorbei. Auf einem kleinen Trampelpfad bis zum Feldweg unterhalb des Waldrandes kamen wir zu einem überdachten Infostand mit Hinweisen zum „Schwarzwälder Schinken“. Wir erfuhren, dass dieser Schinken aus dem besten Stück aus der Schweinekeule gewonnen wird. Sein Aroma, der Duft ist rauchig intensiv und macht ihn zu einem einzigartigen Geschmackserlebnis.
Die Schinkenproduktion wird schon seit 200 Jahren praktiziert. Persönlich bedauerte ich das Fehlen einer Verkostung. Wie hätten wir mit Genuss und Freude solchen Schinken verzehrt. Aber uns bleibt ja immer die Schlusseinkehr in einer Wirtschaft, die einen solchen Schinken anbietet.

So wurde früher Schinken konserviert
Auf einer bebilderten Tafel konnten wir uns über das europäische Kulturgut, dem Schwarzwälder Schinken, und besonders über die frühere Herstellung informieren. Hier der Text:
„Die Winter waren lang und streng im Hochschwarzwald und der trockengesalzene  Schinkenspeck diente als Nahrungsration. Salzen und Räuchern waren die einzige Möglichkeit, Fleisch haltbar zu machen. Aufgezogen und geschlachtet wurden die Schweine auf dem eigenen Hof. In der Küche wurden offene Feuer mit Reisig und Tannenhölzer angezündet. Der Rauch zog nicht durch einen Kamin, sondern ungelenkt in die Küche, wo unter dem russgeschwärzten Gebälk die Köstlichkeiten hingen und vom aufsteigenden Rauch konserviert wurden. So erhielt der Schwarzwälder Schinken nicht nur seine Haltbarkeit, sondern auch sein unverwechselbares Aroma. Erst später wurde die ‚schwarze Küche’ abgelöst von Räucheröfen und gemauerten Rauchkammern. Die Befeuerung mit heimischem Tannenholz wurde fortgesetzt.“

Wilde Möhre, Täler  und ein Rastplatz
In der Nähe des Infostandes lud eine Panoramaliege zum Verweilen ein. Aber wir hatten noch keine Lust nach der ersten kurzen Wegstrecke uns auszuruhen. Es ging weiter auf schmalen Wegen an blumenreichen Wiesen mit vielen Exemplaren der Wilden Möhre, der Hauhechel, des Wiesen-Bocksbarts, des Kreuzkrauts und der Nesselblättrigen Glockenblume vorbei. Wir wurden auf den waldfreien Zonen mit wunderschönen Ausblicken auf die weite Ebene des geologisch zum Jura der Schwäbischen Alb und deren Täler (Aitrachtal, Kommental, Mühlbachtal, Wutachtal) belohnt. Unser Blick reichte bis zum Schweizer Jura. Bei guter Fernsicht kann man hier sogar bis zu den Schweizer Alpen sehen. Leider war uns der Blick auf die Alpen an diesem Tag verwehrt.

Später suchten wir verzweifelt einen Rastplatz. Fanden aber keinen. Wir machten die erste Vesperpause auf einer kleinen Bank und auf liegenden Baumstämmen. Nach einer kurzen Rast gingen wir weiter und kamen bald zur Ottilienhöhe und kurz darauf zum schönen Rastplatz „Bühl“. Die hier befindliche Bielwasenhütte lädt mit Grillmöglichkeit zur Rast ein. Unsere 2. Rast war nur von kurzer Dauer.
Wir gingen weiter, dem Sauschwänzleweg entlang. Die Schilder „Schwarzwald Geniesserpfad“ und „Schluchtensteig“ waren ständige Wegbegleiter.

 


Wutachflühen
 

Wutachflühen und Wutachbrücke
Bald mussten wir uns entscheiden, den abschüssigen und beschwerlicheren Weg über die Wutachflühen oder den gut begehbaren und etwas längeren, alternativen Sauschwänzle-Weg zu nehmen. Bernd und Manfred entschieden sich für die Wutachflühen, während die anderen 5 Burschen  für den alternativen Weg waren. Als Treffpunkt wurde die Wutachbrücke, wo beide Wege wieder zusammentreffen, ausgemacht.

Die Wutachflühen sind steil aufragende Felstürme. Der Weg dorthin ist urwaldmässig. Die Wege sind schmal, wurzelig und steinig, wie wir später hörten.
Wir folgen der Beschilderung „Alternative Sauschwänzle-Weg“, gingen zunächst auf einem kurzen geteerten Wegstück bergab und folgten dann linker Hand den Weg zur Wutachbrücke. Nach einiger Zeit hörten wir schon das Rauschen der Wutach. Der flache und breite Weg führte uns innert 50 Minuten zur Wutachbrücke. Wir waren überrascht, dass unsere beiden Wanderfreunde einige Minuten später eintrafen, obwohl der Weg kürzer war. Sie berichteten, dass sie auf den Wutachflühen einen tollen Tiefblick hatten.

 


Wutachbrücke
 

Über diese 107,5 m lange und 28 m hohe Wutachbrücke fährt die Sauschwänzlebahn. Nun sahen wir die Brücke von unten. Auf den Pfeilern ruhen 3 parabelförmige Stahlfachwerkträger (Fischbauch-Bauart) mit einem Gesamtgewicht von 297 t.
Auf einer Infostafel konnten wir lesen, dass die Wutach in ihrem heutigen Bett „erst“ seit ca. 20 000 Jahren verläuft. Zuvor floss sie unter dem Namen „Feldberg-Donau“ vom Feldberg kommend 180 m höher durch die „Blumberger Pforte“ durch das heutige Aitrachtal in Richtung Osten zur Donau. Heute fliesst die Wutach zwischen Waldshut und Tiengen in den Rhein.

Bei der Wutachbrücke überquerten wir einen Steg und kamen in ein waldfreies Gebiet, das uns einen schönen Blick auf die Wutachflühen gestattete. Nun hatten wir zwar keinen Tiefblick, aber einen Höhenblick.

Von hier war es nicht mehr weit bis zu unserem Parkplatz in der Nähe des Haltepunktes Lausheim-Blumegg. Es war eine besonders schöne  und abenteuerliche Tour bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein.

Internet
www.schwarzwald-tourismus.info
www.sauschwaenzlebahn.de
www.schluchtensteig.de
www.schwarzwaldhof.de

 


*
*    *

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst