Wie gross ist die Heilwirkung der Esche bei Rheuma?
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
In meinem Blog vom 14.09.2016 („Esche: Tödliche Gefahr für den Weltenbaum“) wies ich darauf hin, dass die Esche (Fraxinus excelsior) auch eine Heilkraft hat. Wie mir Frank Hiepe, Apotheker von Zell im Wiesental, mitteilte, war die Esche früher gebräuchlicher und wird heute kaum mehr wegen der geringen Wirkung angewandt. Die Wirkung der Esche kann jedoch durch Kombination mit anderen Pflanzen gesteigert werden.
Da die Wirksamkeit nicht ausreichend wissenschaftlich belegt ist, wurde die Esche von der Kommission E negativ beurteilt. Aus Sicht der Erfahrungsheilkunde ist die negative Beurteilung nicht gerechtfertigt.“
Als „Fraxinus“ hat sie in der Homöopathie zur Behandlung von Gebärmuttererkrankungen und in Kombination mit anderen Heilpflanzen als stärkendes Mittel bei Frauenleiden noch eine gewisse Bedeutung.
In meinem Buch „A. Vogel – Aktiv gegen Rheuma“ erwähnte ich im Kapitel „Weitere Heilpflanzen bei rheumatischen Erkrankungen“ auch die Esche. Betrachten wir einmal die früheren und heutigen Anwendungen.
In der Antike empfahlen Ärzte Eschenlaub als Abführmittel und wassertreibendes Mittel bei Gicht, Rheuma und Wassersucht. Hildegard von Bingen beschrieb die Anwendung von Eschenblättern zur Zubereitung eines harntreibenden Tees.
Die Eschenrinde und die Blätter enthalten Fraxin (ein Glucosid), Gerbstoffe, Flavonoide, Bitterstoffe, Cumarine und Triterpene. Entsprechende Extrakte der Rinde oder Blätter zeigen einen schmerzstillenden, entzündungshemmenden, harnsäureausscheidenden, wassertreibenden und abführenden Effekt.
Der Blättertee oder die Tinktur wird bei Arthritis, Rheuma, Gicht, Neigung zu saurem Harn und Ödemen und äusserlich zur Behandlung von Wunden und Geschwüren empfohlen. In modernen Phytotherapeutika ist die Esche in Kombination mit anderen Pflanzen in Schmerz- und Rheumamitteln enthalten.
In Apotheken sind diese Medikamente (Salben, Cremes, Tinkturen), aber auch getrocknete Eschenblätter oder die geschnittene Rinde zu bekommen.
Teebereitung: 1,5 bis 5 g getrocknete Blätter werden mit einer Tasse heissem Wasser übergossen. Nach 10 Minuten wird abgeseiht. Bei Harnwegsbeschwerden ist auch die Kombination mit Hauhechelwurzel, Brennnessel- oder Birkenblätter von Nutzen.
Sammelzeit: Blätter werden im Juni gesammelt und ohne Stiel getrocknet. Rinde der Zweige sammelt man im April.
Anmerkungen: Die Rinde eignet sich nicht für einen Teeaufguss. In Apotheken gibt es alkoholische Auszüge der Rinde.
Wer unter einer Herzschwäche oder Nierenerkrankungen leidet, darf die Zubereitungen aus Blätter und Rinde nicht anwenden. Wegen fehlender Studien zur Unbedenklichkeit sollten Schwangere und Stillende sowie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren auf die Anwendung der Esche verzichten.
Weitere Heilwirkungen von Bäumen bei Rheuma
Birke: In der Volksmedizin galt der frische Saft als Schönheitsmittel und Kraftspender, der Tee als gutes Mittel bei Gicht und Nierensteinen. Die Birke zählt heute zu den besten wassertreibenden Mitteln (Diuretika), die wir kennen. Die Förderung der Harnausscheidung geht ohne Nierenreizung vonstatten. Tee, Tropfen, Dragees oder Press-Saft aus frischen Birkenblättern (von Schoenenberger) kommen innerlich zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden, für die Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengriess zur Anwendung.
Anmerkung: Keine Durchspülungstherapie bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit!
Pappel (Populus-Arten): Die Rinde und die Blätter der Silberpappel (Populus alba) und Zitterpappel (Populus tremula) enthalten wie die Weidenrinde als Hauptwirkstoff das Salicin. Dieses ist massgeblich an der entzündungshemmenden, krampflösenden und schmerzlindernden Wirkung beteiligt. Entsprechende Extrakte kommen in der Rheumatherapie in Kombinationspräparaten zum Einsatz.
Weide (Salix-Arten): Lange bevor das Salicin in der Weidenrinde entdeckt wurde, gehörten die Blätter und die Rinde zu den ältesten und beliebtesten Volksheilmitteln bei Rheumatismus und fieberhaften Erkrankungen. Präparate mit Weidenrindenextrakt sind effektiv bei chronischen rheumatischen Gelenkbeschwerden, denn das Salicin aus der Weide kann der Gruppe der COX 2-Hemmer zugerechnet werden. Dabei ist die Weidenrinde – im Gegensatz zu synthetischen Mitteln – ein komplexes Vielstoffgemisch, dessen Wirkung auf das Zusammenspiel mehrerer Inhaltsstoffe zurückzuführen ist. Weidenrindenextrakte kommen besonders bei chronischen Schmerzen der Gelenke und im Rücken zur Anwendung.
Anmerkung: Cyclooxygenase (COX-1, COX-2): Enzym, das die Umsetzung der Arachidonsäure zu Prostaglandin-Vorstufen ermöglicht. So hemmen beispielsweise die Wirkstoffe der Teufelskralle die Prostaglandin-Synthese. Dadurch werden Entzündungen reduziert oder verhindert.
Weihrauch (Olibanum): Die Wirkstoffe des Gummiharzes verschiedener Boswellia-Arten entfalten u.a. eine entzündungshemmende, schmerzstillende und antirheumatische Wirkung. Die Ergebnisse der mit dem Weihrauch-Trockenextrakt bei Rheumatoider Arthritis (chronischer Polyarthritis), Colitis ulcerosa, Morbus Crohn durchgeführten Studien scheinen vielversprechend.
Ein Heilkundiger sagte einmal, wenn Priester regelmässig den Weihrauch bei den Räucherungen in der Messe einatmen, bekämen sie kein Rheuma. Dies müsste man einmal näher untersuchen.
Das Weihrauchöl eignet sich auch für die Duftlampe oder zur Inhalation. Wie Bruno Vonarburg von Teufen bei Appenzell berichtet, ist der Weihrauchdampf besonders Menschen zu empfehlen, die unter verschleimten Bronchien leiden oder oft erkältet sind. Das Öl ist auch ein hervorragendes Massageöl bei Muskelschmerzen, Nackenverspannungen, Ischias, Hexenschuss, Arthritis, Juckreiz und Hauterkrankungen (20 Tropfen Öl in 100 ml Mandel- oder Olivenöl vermischen).
Internet
www.gesundheit.de
www.praxisvita.de/Esche
www.heilkraeuter.de
www.pfanzenfreunde.com
Literatur
Oesterle, Daniela: „Esche gegen Fieber & Gelenkbeschwerden“, www.netdoktor.de
Scholz, Heinz: „A. Vogel – Aktiv gegen Rheuma“, Verlag A. Vogel, Teufen. 2.Auflage 2006.
Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“, Ipa-Verlag, Vaihingen 2013.
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