Textatelier
BLOG vom: 21.09.2016

Das nicht! Po-et(h)ische Lebensphilosophie

Autor: Richard Gerd Bernardy,
Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Deutschland

 

Was ich nicht verstehe, will ich nicht verstehen
ich will keine einsamen Wege gehen
in allzu tiefe Bewusstseinssphären
Kunst und Poetik dennoch verehren.

Was ich nicht wissen muss, ich muss es nicht wissen
alles wissen zu wollen, ist einfach dumm
ich werde dabei bestimmt nichts vermissen
und bleibe bei seichtem Gerede oft stumm.

Was ich nicht hören will, widerstrebt mir zu hören
will meine Sinne mit Lärm nicht verstören
will mich in schöne Konzerte versenken
die mir Genuss und Freude schenken.

Was ich nicht lesen will, das will ich nicht lesen
es widerspricht meinem ganzen Wesen
mich mit Schund voll zu saugen
schadet mir und meinen Augen.

Was ich nicht fühlen will, das will ich nicht fühlen
will nicht in Schmerzen und Trauer wühlen
ich schlage das Tor zu meinem Herzen zu
ich will meinen Frieden und meine Ruh'.

Was ich nicht esse und trinke, will ich nicht zu mir nehmen
dafür brauche ich mich ganz und gar nicht zu schämen
die ganze Völlerei und den alkoholischen Rausch
verachte ich in Bogen und Bausch.

Was ich nicht tun will, das will ich nicht tun
es ist für mich nur selten opportun
zu machen, was man von mir verlangt
auch wenn man mit mir deshalb zankt.

Was ich nicht sagen möchte, das möchte ich nicht sagen,
ich will Geschwätz nicht in die Welt hinaus tragen.
Ich halte lieber meinen Mund
und bleibe dabei länger gesund.

Was ich nicht erleben will, ist ewig zu leben
sollen doch andere danach streben
dazu bin ich ganz und gar nicht bereit
es darf und kann kommen, mein Ende der Zeit.

Was ich nicht soll, ist zu allem 'ja' zu sagen
mit Konformismus kann man mich jagen
sollen sie doch allen hinten 'reinkriechen
sie werden den Gestank sehr rasch riechen.

Was ich nicht darf, ist lebenslang zu versauern
ich würde es nachher bitter bedauern
ich treibe das, was ich am liebsten mag
sowohl in der Nacht als auch am Tag.

Was ich nicht mag, ist immer zu hetzen
mich mit allen und jeden vernetzen
ich will weg von der Eile
und hin zu gemächlicher Weile.

Was ich nicht führe, ist ein langweiliges Dasein
meine Nase stecke ich hier und dort hinein
will immer neue Erfahrungen suchen und finden
und an nichts mich für alle Zeiten binden.

Was ich nicht werde, ist immer zu Hause bleiben
ich lasse mich lieber durch die Weltteile treiben
will interessante Dinge erleben
schauen und nach Erkenntnissen streben.

Was ich nicht bin, will ich auch nicht sein
denn das wäre nur Trug und Schein
es wäre nicht ich, wäre nicht wahr
das ist mir schon sehr lange allzu klar.

Was ich nicht kann, ist gute Reime zu schreiben
es sollte besser ganz unterbleiben
ich könnte etwas ganz anderes pflegen
müsste mich auf die faule Haut nur legen!

Was ich nicht vermeide, ist mich zu entschuldigen,
bei allen treuen Lesern und auch den Geduldigen
mein herzliches Dankeschön sagen
ich werde Sie nicht länger plagen!

 


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