Pfälzerwald (5): Wölfe, zutrauliche Rehe und freche Ziegen
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Wanderorganisator Toni von Lörrach war schon einmal mit Verwandten im Wild- und Wanderpark bei Silz. Er war so begeistert, dass er uns einen Besuch anlässlich unserer Wanderwoche im Pfälzerwald nahe legte. Wir waren einverstanden, zumal wir damit nicht nur viele Tiere, sondern auch eine Wanderung in diesem 100 Hektar grossen Tierpark verbinden konnten. 400 Tiere sind hier zu Hause.
Nach Entrichtung des Eintrittsgeldes von 6,50 Euro (Rentner, sonst 7 Euro) und Kauf von Wildfutter passierten wir den Eingang und erlebten die erste „tierische Begegnung“. Es waren freche junge Ziegen, die jedes Rascheln mit dem Futterkarton uns ihre Aufdringlichkeit zeigten, fast ansprangen und gierig das ausgestreute Spezialfutter naschten. Ich war jedoch mit dem Fotografieren beschäftigt. Als ich meine Kamera aus der Wanderjacke herausholen wollte, kam schon eine neugierige Ziege heran und sprang mich fast an. Sie erwartete wohl Wildfutter. Pech gehabt! Dafür wurden 2 andere Wanderfreunde verfolgt, die Futter hatten.
Körpersprache der Wölfe
Wir gingen an Arealen mit Schafen, Minipferden, Wisenten und Pferden vorbei und strebten dem Wolfsgehege zu. Dann ging es auf eine Aussichtsplattform, die sich am Rande des Geheges befand. Von hier oben konnten wir das Wolfsrudel eingehend beobachten und fotografieren. Auf ausgetretenen Pfaden liefen etliche Wölfe herum, andere legten sich hin. Der Leitwolf stupste einmal ein aufdringliches Tier an, dann war Ruhe.
Auf einer Infotafel konnten wir etwas über die Körpersprache der Wölfe lesen. Bei der Wolfsfütterung um 11 Uhr lässt sich die Rangordnung besonders gut beobachten. Leider waren wir zu früh dran, so dass wir diese Fütterung nicht miterleben konnten. Im Fernsehen sah ich kürzlich eine Fütterung in einem anderen Park. Der Leitwolf imponierte mit seiner erhobenen Rute, er durfte zuerst fressen.
Wer zu den höheren Rängen gehört, zeigt eine waagrechte Rute an, und die zu den rangniedrigen Rudelmitgliedern zeigt deutlich seine Unterwürfigkeit mit einer hängenden Rute. Unter den Wölfen gibt es ab und zu auch einen „Prügelknaben“, er zeigt dann eine „eingeklemmte“ Rute. „Vielleicht hat er versucht, sich gegen den Leitwolf zu stellen und den Kampf verloren. Vielleicht ist er schwach oder er hat einfach nur Pech. Dennoch wird er vom Rudel mitversorgt“, war auf der Infotafel auf der Plattform zu lesen.
Unser Weg führte uns an einem eingezäunten Bereich mit 2 Polarfüchsen vorbei, dann folgte das Rotwild- und Damwild Freigehege. 2 Rehe waren so zutraulich, dass sie das Futter aus der Hand frassen.
Beim Rotwild gibt es ein weibliches Leittier (120 kg). Die männlichen Tiere (250 kg) tragen oft ein imposantes Geweih. Dieses dient als Imponierorgan und als Waffe. Wildschweine mit ihren Frischlingen sahen wir von einer erhöhten Aussichtsplattform aus. Die weibliche Bache und ihre Frischlinge waren immer am herumschnüffeln und auf Nahrungssuche, während der mächtige Keiler faul herumlag. Er gönnte sich wohl eine Ruhepause.
Auch Pilzfreunde kamen im Park auf ihre Kosten. Aber nicht durch das Pilzesuchen in den Waldgebieten des Parks, sondern durch 3 Tafeln mit Infos und Fotos zu Speise- und Giftpilzen. An einem Baum sah ich imposante Baumpilze, die wie in einer Traube an der Baumrinde angewachsen waren.
Am Schluss unserer Wanderung kamen wir noch am Mufflongehege vorbei. Hier verfütterte Claus seine letzten Reste an Futter. Als sie das Rascheln von Futter im Karton hörten, kamen alle herangestürmt und frassen die ausgestreuten Körner.
Das Mufflon ist übrigens das einzige Wildschaf Europas. Die Mufflons waren ursprünglich auf Korsika und Sardinien beheimatet.
Als wir am Schluss eine kurze Rast auf einer Bank machten, kamen die gefrässigen Ziegen heran, sprangen auf den Tisch neben der Bank und beschnüffelten die Rucksäcke und so manche Köpfe. Sie wollten fressen, aber leider hatten wir schon vorher alles verfüttert.
Übrigens bietet der Park für Kinder einige Vergnügungen. So einen Streichelzoo, Abenteuerspielplatz mit der Riesenrutsche. Es können auch Kindergeburtstage gefeiert werden, auf Wunsch mit Programm und pädagogischer Betreuung. Für Schulen gibt es eine Wildparkschule. Es ist ein besonderes Umweltbildungsangebot in der Natur für Schulen, Jugendgruppen und Kindertagesstätten.
Anmerkung: Es gibt eine kurze Runde von 45 bis 60 Minuten. Wir wählten die lange Runde mit 90 bis 120 Minuten.
Einzelpreise: Erwachsene/Rentner (7 €, 6,50 €), Kinder ab 3 Jahre 3 €, Ab 6 bis 16 Jahre 4,50 €, Familientageskarte 17,50 €. Angeboten werden auch Gruppenpreise ab 20 Personen.
Fazit unserer Wanderwoche
Die Wanderwoche im Pfälzerwald brachte uns unvergessliche Eindrücke. Leider konnten wir nur einen Teil dieser schönen Gegend mit den vielen Wanderwegen, Burgen und Städten erkunden. Wir werden wohl in 2 Jahren wieder in den Pfälzerwald reisen. Unser Dank gilt unserem Wanderführer Toni von Lörrach, der die Wanderungen super ausgearbeitet und uns sicher durch die Gegend gefahren hat.
Internet
www.wildpark.silz.de
E-Mail: info@wildpark-silz.de
*
* *
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Blutreizker, Steinpilz und ein Riesenpilz
Foto-Blog: Pilze, Tollkirsche und ein Mäuschen
Blütenpracht: Inkalilie, Sonnenbraut, Akanthus
Weidbuchen sind bizarre Schönheiten
Kurioses und Witziges von der Fussball-EM
Faszination von Fotos bei Regen
Maiglöckchen: Wunderschön, aber giftig für Mensch und Tier
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse