Textatelier
BLOG vom: 11.04.2017

Tier des Jahres 2017: Niedliche kleine Haselmaus

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 


Haselmaus
 

„Das ist aber eine niedliche Maus mit grossen Knopfaugen“, hörte ich kürzlich von einer 10-jährigen Schülerin, die ganz neugierig ein Foto der Haselmaus betrachtete. Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) ist jedoch keine Maus, sondern ein nachtaktives Nagetier aus der Familie der Bilche. Sie werden auch Schlafmäuse genannt. Zu den Bilchen gehören auch Siebenschläfer, Gartenschläfer und Baumschläfer.

Die Deutsche Wildtier Stiftung und die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild haben sich für die Haselmaus als das Tier des Jahres 2017 entschieden. Dadurch will man auf die Probleme der Haselmaus hinweisen. Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung begründete dies so: „Der Nager ist bereits in mehreren Bundesländern gefährdet und in Sachsen-Anhalt sogar vom Aussterben bedroht.“

Das kleine Tier ist etwa Daumengross und wiegt 15 bis 35 Gramm. Auffällig sind die  grossen schwarzen Knopfaugen. Die Haselmaus hat ein orangebraunes Fell mit einem weissen Fleck an Kehle und Brust. Im Gegensatz zur Maus hat die Haselmaus einen 6 cm buschigen Schwanz. Dieser dient der Haselmaus zum Balancieren, wenn
sie sich von Zweig zu Zweig hangelt. Sie klettert gerne in dichtem Brombeergestrüpp, Hecken und Feldgehölze herum. Als ich kürzlich einen schönen Hasennussstrauch an einem Waldrand sah, dachte ich mir, hier könnte die Haselmaus herumturnen. Selbst habe ich das Tier noch nie gesehen. Wie der Naturschutzbund Deutschland e.V. berichtet, bauen die Tiere ab und zu Kugelnestern in der Grösse einer Faust aus Zweigen, Gras und Blättern, die sie in etwa 2 m Höhe im Geäst verankern. Manche haben keine Lust zum Nestbau, sie ziehen dann in Baumhöhlen oder Vogelnistkästen ein.

Reichhaltige Speisekarte
Die Haselmaus sieht man selten, da sie erst bei Dunkelheit aktiv wird. Sie futtert nach dem Winterschlaf, der Ende März beendet wird, Knospen, Blüten und Samen. Im Sommer wird ihr Mahl durch Früchte und Beeren bereichert. Sie frisst aber auch Insekten, Schnecken und Würmer. Im Herbst füllt sie ihren Magen mit Haselnüssen, Eicheln, Bucheckern und Kastanien. Ihre Lieblingsspeise ist die fettreiche Haselnuss. Und Fett brauchen die Tierchen, um sich für den Winterschlaf viel Speck anzufressen.
Die Tiere nagen ein kreisrundes Loch in die Haselnuss. Nussschalen mit diesen Frassspuren weisen sicher auf die Anwesenheit von Haselmäusen hin.

Winterschlaf und Feinde
Während des Winterschlafes senkt sich die Körpertemperatur auf nur knapp über Null Grad Celsius.  Die  Herzschlagrate verlangsamt sich auf ein Zehntel. Alle 5 Minuten macht sie einen Atemzug.
Nach dem Winterschlaf werden die Haselmäuse aktiv. Sie paaren sich. Das Weibchen bringt  Wochen später 2 bis 7 Junge zur Welt. In nahrungsreichen Jahren kann das Weibchen einen weiteren Wurf im Sommer haben.

Der Mininager hat auch einige Feinde wie den Fuchs, Marderartige, Eulen und Wildkatzen. Auch Wildschweine finden in den Nestern in der Laubschicht am Boden die dort überwinternden Haselmäuse.

 


Haselmaus
 

Haselmaus ist gefährdet
Wie NABU betont, ist die Haselmaus gefährdet. Infolge des Verschwindens von Hecken, Waldsäumen und Unterwuchs verliert die Haselmaus ihre Nahrungs- und Lebensräume. 
Der Naturschutzbund: „Die Haselmaus ist eine streng geschützte Art. In ganz Deutschland steht sie auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.“
NABU hat gezielt Schutzmassnahmen ergriffen. So wurden Sträucher gepflanzt und Haselmaus-Kästen aufgehängt.

Anhang: Das Tier des Jahres (Wahl)
„Seit 1992 wählt die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild das Tier des Jahres. Bei der Auswahl spielt die Gefährdung eines Tieres, wie auch die Bedrohung von Lebensräumen eine wesentliche Rolle. Seit November 2016 ist die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild Teil der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild wurde 1949 von dem vielfach ausgezeichneten Naturschützer und Umweltpolitiker Dr. Wolfgang Burhenne gegründet. ‚Weltweit hat der Natur- und Artenschutz dem heute hochbetagten Dr. Burhenne viel zu verdanken – wir sind stolz, seine Arbeit zum Tier des Jahres fortzusetzten’, sagte Hilmar Freiherr von Münchhausen.“

Fotos: Deutsche Wildtier Stiftung. Herzlichen Dank.

Internet
www.nabu.de
www.bing.com
www.DeutscheWildtierStiftung.de
www.Presse.DeutscheWildtierStiftung.de (kostenloses Bildmaterial)
www.idw-online.de

Literatur
Naturschutzbund Deutschland e.V.: „Die Haselmaus“ (www.nabu.de)
Deutsche Wildtier Stiftung: „Tier des Jahres 2017: die Haselmaus“ (Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung).
Füssler, Claudia:  „Kleiner Kletterkünstler“, „Badische Zeitung“ vom 18.03.2017.

 


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