Laune der Natur: Schwarz-weiss gefleckte Amseln
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
In meinem Blog vom 13.02.2017 „Sind Katzen und Elstern am Vogelschwund schuld?“ brachte ich ein Bild von einer Amsel mit Weisskrägelchen und einen kurzen Bericht über diese hübsche Laune der Natur. In der Zwischenzeit erkundigte ich mich bei Vogelfreunden und Experten über die schwarz-weiss gefleckten Amseln. Vorneweg ist zusagen, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gibt.
Die Amsel war früher ein Waldvogel. Heute ist sie laut www.spektrum.de verstädtert (hemerophil). Bei Stadt-Amseln wird ein Albino oder Teilalbino häufiger beobachtet.
Selbst habe ich noch nie schwarz-weiss gefleckte Vögel gesehen.
Es war Christian Wirth aus Schopfheim-Fahrnau, dem eine Aufnahme des seltenen Vogels gelang. Wie mir seine Frau erzählte, sah sie vor 3 Jahren schon einmal eine ähnlich gefleckte Amsel. „Vielleicht war es der Vater“, meinte sie. Leider wurde der Vogel dann von einer Katze ins Jenseits befördert.
Waltraud Wirth erzählte eine lustige Geschichte: Eine Freundin sagt immer, wenn sie in ihrem Garten eine Amsel mit weissen Stellen am Hals sieht: „Unsere Nonne ist wieder da.“
Dr. Ruth Noack, Mitglied vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), wohnhaft in Lehnacker (Gemeinde Steinen), sah eine Amsel mit weissen Flecken auf den Flügeln.
Klaus Hiller, Mitglied des Schwarzwaldvereins Schopfheim, sah auch Amseln mit weissen Flecken am Hals und an den Schwanzfedern in Ettenheim und Schopfheim.
Lars Lachmann, NABU-Referent für Ornithologie und Vogelschutz (Bird Conservation Officer), Berlin, bemerkte das Folgende zu dieser Laune der Natur:
„Ja, bei dieser Amsel handelt es sich in der Tat um einen Teilalbino, bzw. genauer gesagt um eine teilleuzistische Amsel. Dabei fehlen dieser Amsel Teile der Farbpigmente. Das kann vorübergehend sein und mit der nächsten Mauser verschwinden, es kann aber auch festgelegt sein und sich bei jedem Federwechsel wieder neu zeigen.
Gerade bei Amseln wird Leuzismus, insbesondere Teilleuzismus vergleichsweise häufig beobachtet, anscheinend auch besonders häufig in Städten. ‚Häufig’ ist dabei aber relativ zu verstehen. Es wird eben gelegentlich so ein Vogel gesehen.“
Man bezeichnet die weissliche Färbung als Leuzismus. Diese kommt bei verschiedenen Vogelarten vor. Die Verfärbung sieht man besonders deutlich bei Vögeln mit dunklem Federkleid wie Amseln, Stare oder Krähen. Es ist eine harmlose Defekt-Mutation.
Wenn bei leuzistischen Vögeln Federpigmente fehlen, bleibt der Schnabel gelb oder orange und die Augen bleiben dunkel. Laut Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. (www.lbv.de) bleiben bei der Albino-Amsel beides rot oder rosa. „Manchmal gibt es auch weissgefleckte oder gar komplett weiss gefärbte Amseln. In der freien Natur würden sie schnell von Beutegreifern erspäht werden, deswegen findet man sie fast nur in Städten“, wie der LBV in seinen Publikationen erwähnt.
Recht herzlichen Dank für das schöne Foto einer schwarz-weiss gefleckten Amsel (Foto: LBV/Astrid Schirner). Das Foto sandte mir Markus Erlwein, Pressesprecher und Leiter Kommunikation vom Landesverband für Vogelschutz in Bayern e.V.(LBV) zu. Von Lars Lachmann erhielt ich ganz aktuell das Foto von einer Amsel mit weissem Kopf (Foto: NABU/Antje Weiss). Dafür meinen herzlichen Dank.
Internet
www.lbv.de
www.NABU.de
www.NABU.de/gartenvielfalt
http://www.lbv.de/ratgeber/vogellexikon/leuzismus.html
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