Textatelier
BLOG vom: 14.08.2017

Eine Hochzeitsfeier in England

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Am vergangenen Freitag fuhren Lily und ich auf Landstrassen Richtung East Sussex zum Buxted Park Hotel. Diese Fahrt führte uns durch dichte Wälder. Die Äste überspannten die enge Strasse und Sonnenlicht funkelte durchs Laub. Nach dreistündiger Fahrt erreichten wir unser Ziel. Viele Hochzeitsgäste hatten sich bereits eingefunden.

Am Samstagmorgen war der Himmel blau. Das Personal reihte die Stühle im Garten aneinander. Kapriziös wie das Wetter in England ist, sammelten und verdichteten sich die Wolken, und es begann zu regnen. Hastig wurden die Stühle in der “Orangerie” aufgestellt. Flugs schien die Sonne wieder … 105 Hochzeitsgäste hatten sich eingefunden und suchten, und bezogen, ihre mit Namen versehenen Kärtchen, dank der Nachhilfe der Platzanweiser.

Den engen Familien-Angehörigen war die vorderste Sitzreihe vorbehalten. Ihnen gegenüber sass verärgert der Registrar (Standesbeamte), sichtlich von einer Wespe hartnäckig belästigt. Sie wollte nicht weichen, wohl von seinem Parfüm verlockt. Diese Wespe verkürzte meine Wartezeit.

Mit weisser Schleppe erschien die Braut Jo Sage zusammen mit dem Bräutigam Mark Baschnonga, und sie setzten sich vor den Registrar. Als sie sich vor dem Registrar erhoben, las die Assistentin des Registrars humorvoll die Ehebedingungen und wandte sich zuletzt an die Braut und an den Bräutigam. Sie mussten gewisse Stellen wörtlich wiederhohlen. Die Braut verhaspelte sich einige Male, was Heiterkeit auslöste. Die Eheringe wurden ausgetauscht. Zwei Trauzeugen mussten das Ehedokument vor dem Registrar schriftlich beglaubigen. Die Fotografin knipste viele Aufnahmen während der Zeremonie mit dem prächtigen Wandspiegel im Hintergrund. Spiegel lügen nicht, wird gesagt. Die Mütter und Väter des frisch geborenen Ehepaars waren sichtlich gerührt. Auch Lily und ich mussten einige Tränen aus den Augen wischen.

Die Trauung hatte nicht länger als eine halbe Stunde gedauert. In der ”Coat of Arms Lounge” wurden Getränke serviert. Anschliessend um drei Uhr begann das “Wedding Breakfast” im “Ballroom”, gefolgt von Ansprachen.

Das Buxted Park Hotel führt eine ausgezeichnete Küche. Sei hier im Vorfeld das Festmenü gewürdigt:

  • Smoked salmon with cream cheese roulade, pickled vegetables, sweet mustard dill dressing
  • Roast saddle of lamb, dauphinoise potato, provencale vegetables, buttered spinach, coriander and tomato jus
  • Vanilla panna cotta, mixed berry compote served with lemon hinted shortbread
  • Tea and coffee with petits fours

Zwischen drei und sieben Uhr folgten die Ansprachen von Mark, Jo und ihrer Mutter, Adrian, gefolgt von Schulfreunden. Unsere Sprösslinge priesen ihre Eltern, was Beifall auslöste. Viele Anekdoten wurden aufgefrischt, vom Kindergarten aufwärts via Kings College in Wimbledon und Uni. “Tempo Tandrum” wurden von Adrian und Matt als Disco gegründet und besteht weiterhin.

Der Tagesausklang war die “Eve Reception” in der “Orangerie" im Nebengebäude des Hotels, gefolgt von Disco-Einlagen des “Tempo Tandrum”, von Adrian und seinem Freund Matt, das die Gäste bis Mitternacht unterhielt und zum Tanz verlockte. Lily und ich entkamen knapp vor Mitternacht ins Bett.

Als Frühaufsteher fand ich einen stillen Winkel und genoss die mich umgebende Landschaft, durchstreifte den weiten “Italienischen Garten” mit seinen antiken Statuen.

Das Glockengeläut der nahen Kirche bewog mich, die Kirche zu besuchen. Die Gläubigen sangen. Der Sigrist wollte mir ein Gesangsbuch geben. “Ich kenne die Lieder” sagte ich und stimmte in den Gesang stellenweise ein. Aber nach zehn Minuten hatte ich genug und verliess die Kirche. Meine Bewunderung ist der Architektur, den Kathedralen, vorbehalten.

Um die Mittagszeit leerte sich allmählich der Parkplatz. Mit Gepäck und vielen frohen Erinnerungen beladen fuhren wir los. “Weisst du noch, wie gerne wir in deinem Garten gespielt haben”, wurde ich immer wieder gefragt. “Ja natürlich” antwortete ich, wie wir kräftig die Hände schüttelten. Jemand richtete sich an Jo und fragte sie, wie sie als Dr. Baschnonga mit ihrem neuen Namen zurechtkomme. Das sei einfach, schlug ich vor, entweder Sage-Baschi oder Baschi-Sage . Mit “Baschi” wurde ich einst in der Schule angesprochen.

Mark und Jo hatten mehrmals vorbereitend das Hotel besucht. So hatte alles wunderbar am Hochzeitstag geklappt. Rings um Buxted hat sich ein heiles Stück England in der Küstennähe bewahrt.

 


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