ARD-HARIBO-Check: Fruchtgummis sind süsse Verführer
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Die ARD/ Das Erste.de zeigte am 16. Oktober die Recherchen des WDR über die "süssen" Verführer. Die Dokumentation kam zur Supersendezeit nach der Tagesschau um 20:15 Uhr! Das gibt Hoffnung, dass viele zugesehen haben!
"Der HARIBO-Check" ist unter folgendem Link zu sehen:
Kurze Firmengeschichte: Bis ins 19. Jahrhundert waren auf Jahrmärkten dressierte Braunbären zu sehen. Hans Riegel wurde durch diese „Tanzbären“ inspiriert. Er gründete 1922 „Tanzbären“ aus Fruchtgummi. Diese waren Vorläufer der heutigen Fruchtgummis von HARIBO. Täglich werden heute rund 100 Millionen Fruchtgummis produziert. Eine schier unglaubliche Menge.
Gudrun Kaufmann, ärztlich geprüfte Gesundheitsberaterin GGB von der Odenwälder Interessengemeinschaft für gesundes Leben, OIGL, (www.oigl.de) wies mich auf die obige Sendung hin. Frau Kaufmann zeigt immer wieder Missstände im Gesundheits-, Lebensmittelbereich, Fakten zum Total-Herbizid Glyphosat, aber auch auf die negativen Folgen von Handystrahlungen auf und präsentiert ihre Erfahrungen ihrem Leserkreis u. a. per E-Mails. Sie übermittelt auch Links zu Studien und publiziert Fakten von Wissenschaftlern, Ärzten, Technikern und Juristen, die nicht von den großen Konzernen bezahlt werden, sondern unabhängig arbeiten.
Die obige Sendung konnte ich in Ruhe im Internet verfolgen. Es ist erstaunlich, wie gut Süssigkeiten bei dem Verbraucher ankommen. Die HARIBO-Fruchtgummis und auch solche von Lidl sind besonders bei Kindern beliebt. Kaum jemand kennt die Zusammensetzung der Fruchtgummis. Es wird gekauft und lustig drauf los gefuttert, ohne nachzudenken, was man verzehrt.
Frau Kaufmann hat hier ihre Eindrücke zur Sendung in einer E-Mail bekanntgegeben (im Text kursiv und in Anführungsstrichen gesetzt).
Die enthüllende Sendung
„Nicht nur, dass die Fruchtgummis - von wem auch immer, in der Doku als Beispiel HARIBO - zu 46 % Zucker enthalten, sondern der Geschmack, z. B. nach echten Himbeeren, nur durch < 1 % echtes Himbeeraroma bestimmt wird, lässt aufhorchen. Bei Biogummibärchen sind es gerade einmal müde 2 %. > 99 % stammen von zugesetztem, künstlichem Aroma aus dem Labor.
Auch die Gummibärchen von Lidl zeigen fast dieselben Ergebnisse.
Die Gelatine, so die Recherchen, stamme von Schweinen, die in Mastställen dahinvegetieren. Ihre schrecklichen Lebensbedingungen sollten - laut einem ehemaligen Amtstierarzt - zur Anzeige gebracht werden. Es handele sich hier um einen Straftatbestand.“
Vegetarische oder vegane Bio-Fruchtgummis enthalten keine Gelatine, sondern Pektin. Warum die Hersteller von Massenprodukten nur Gelatine verwenden ist einleuchtend. Diese ist wesentlich billiger als Alternativen.
„Carnaubawachs (E903) dient als Überzug der Fruchtgummis. Die Herstellung erfolgt in Brasilien durch Sklavenarbeit. Die Arbeitsbedingungen sind katastrophal, und Kinderarbeit ist auch dabei.
Sergio Carvalho, ein Vertreter des brasilianischen Arbeitsministeriums, erhebt schwere Vorwürfe gegen HARIBO“:
‚Ein Produkt aus unmenschlichen Arbeitsbedingungen! Und jetzt in diesem Moment essen das die Kinder in der 1. Welt. Das ist verrückt!
Ich frage mich, was die Eltern dieser Kinder wohl denken, wenn sie wüssten, dass die Süßigkeiten ihrer Kinder Spuren von Sklavenarbeit enthalten.
Und was sie über die Firma denken, von der sie dieses Produkt kaufen.’
Carnaubawachs wird aus der bis 5 mm dicken, pulverförmigen Wachsschicht auf den Blättern der Carnaubapalme (Copernicia prunifera) nach dem Trocknen ausgeklopft. Im ARD-Film sah man Arbeiter und auch Kinder, die ohne Mundschutz das Wachs herausklopften. Es staubte gewaltig. Ich bin überzeugt, dass viele krank werden.
Das Wachs wird nicht nur in der Lebensmittelindustrie, sondern auch in der Kosmetikindustrie und in Medikamenten verwendet. Es ist auch Bestandteil von Autowachsen und Polituren.
Fazit der Sendung HARIBO-Check: Versuchung: enorm; Ökofaktor: bedenklich, Fairness: unzureichend.
Wer auf die obigen Produkte nicht verzichten möchte, sollte sich für die Verbesserung der Tierhaltung und Arbeitsbedingungen der Menschen stark machen. Oft hört man von den Firmen: „Wir haben alles getan“ oder „Das haben wir nicht gewusst“. Aus diesem Grunde sind solche aufdeckenden Sendungen notwendig.
Abschliessend bemerkte Gudrun Kaufmann in Bezug auf die Sendung, die von der ARD/Das Erste gezeigt wurde: „Wir GesundheitsberaterInnen der ‚Gesellschaft für Gesundheitsberatung, GGB’ geben das Wissen weiter. Eine Zusammenarbeit ist angesagt! Nun liegt es an den Verbrauchern, zu reagieren!“
Frau Kaufmann war auch sehr erfreut als sie erfuhr, dass ich im Textatelier das Thema aufgreife.
Viel Zucker in Bio-Fruchtgummis
Nun wollte ich einmal wissen, welche Produkte im Reformhaus und in einem Bioladen in Schopfheim angeboten werden. Ich entdeckte Bio-Gummibärchen mit „Schweinegelatine“ (so deklariert“), aber auch solche ohne Gelatine, jedoch mit Pektin. Die meisten enthielten natürliche Fruchtauszüge. Aber jetzt kommt der Hammer: Sämtliche enthielten erhebliche Mengen von Zucker (um 50 %).
Die Bio-Gummibärchen sind nicht einmal 100 % biologisch. Oft stammen die Bestandteile nur zu 95,5 % aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft. Die Fruchtsaftkonzentrate sind nicht so gesund, wie man meint. Sie enthalten Kohlenhydrate (auch Zucker), Zitronensäure, die aus dem Labor stammt und auch Natriumcitrat, das durch Neutralisation von Natronlauge mit Zitronensäure gewonnen wird.
In einer E-Mail vom 23.10.2017 betonte die Gesundheitsberaterin, dass der hohe Fabrikzuckergehalt in den Fruchtgummis nicht nur die Zähne der Kinder schädigt, sondern sich auch ungünstig auf den Darm auswirkt. Wer Zucker in Kombination mit Frischkost oder vollwertige Getreideprodukte verzehrt, kann Blähungen bekommen. Das kann ich bestätigen, wenn ich zuckerhaltiges Müesli zum Frühstück esse. Nach einigen Stunden oder am frühen Morgen rumst es gewaltig im Darm. Deshalb achte ich jetzt darauf, Müesli mit wenig Zucker bzw. Rosinen und Waldfrüchten oder Nüsse zu essen.
Die in Bioläden und Reformhäusern erhältlichen Ökovital-Gummi-Bärchen ohne Gelatine haben neben dem hohen Zuckergehalt auch noch das oben genannte Carnaubawachs. „Öko“ bedeutet für viele etwas Gutes, Gesundes und „vital“ etwas Lebendiges. Hier wird Gesundheit suggeriert, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist!
Gudrun Kaufmann: „Als Gesundheitsberaterin kann ich alle derartigen künstlich erzeugten Produkte aus oben genannten Gründen nicht empfehlen. Tun Sie sich, den Kindern und Jugendlichen etwas Gutes! Eine Ernährung, die noch lebendig - möglichst frisch, direkt vom Feld, regional und saisonal geerntet - und damit reich an natürlichen, vollwertigen Vitalstoffen ist, erhält uns gesund und aktiv bis ins hohe Alter. Dabei muss man nicht unbedingt auf Süsses verzichten. Hier zwei Buchtipps für die, die es ausprobieren möchten:
„Fruchtig und delikat – Vollkornkuchen - Vitalstoffreiche Vollwertkost“ und
„Die Naturküche“ von Helma Danner.
Mein Rat an alle: Essen und trinken Sie nichts, wofür Werbung gemacht wird.“
Anmerkung: Ein herzliches Dankeschön geht an Frau Kaufmann für die wertvollen Informationen.
Anhang: Auszug aus „Schadstoff Zucker“, Gesundheitsberater Juni 2005
Insidern ist es bekannt, der breiten Bevölkerung jedoch nicht: Das Hanseatische Oberlandesgericht entschied bereits 1986, dass Fabrikzucker als Schadstoff bezeichnet werden darf, da »in Zucker ein nicht zu vernachlässigendes Gefährdungspotenzial steckt«. (Aktenzeichen 3 U 11/87 74 O 235/ 86). Diese Nachricht müsste unentwegt in Presse, Funk und Fernsehen wiederholt werden. Die Folgen wären jedoch abzusehen: Zucker- und Süßwarenindustrie drohten sofort mit Anzeigenstopp, wenn derartige Negativmeldungen nicht unterblieben. Über längere Zeit durchgeführt bedeutete dies den Ruin diverser Zeitschriften und Sendeanstalten, denn Anzeigenaufträge sichern deren Existenzgrundlage.
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