Textatelier
BLOG vom: 27.11.2017

Wie gefährlich ist Aluminium?

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 

In letzter Zeit wurde viel über die Gefährlichkeit von Aluminium (Al) berichtet. So auch am 18.11.2017 in der WDR-Sendung „Quarks“ unter dem Titel „Gesundheitsrisiko Aluminium? Was das Metall im Körper auslösen kann.“
Schon 1996 publizierte ich bereits einige Fakten zu möglichen Schädigungen des Leichtmetalls in meinem Buch „Mineralstoffe + Spurenelemente.“

Wo ist Aluminium drin?
Das dritthäufigste Element der Erdkruste wird beim Flugzeugbau, bei der Herstellung von Autos, Schiffen, für Fenster und Türrahmen verwendet. Es ist aber auch in Lebensmitteln und Kosmetika (Cremes, Antitranspirants, Zahnpasta, Farbpigmente im Lippenstift) anzutreffen. Sogar in unserem Trinkwasser kann von Natur aus Aluminium vorhanden sein. Im Feinstaub der Luft wurde es auch nachgewiesen.

In etlichen Speisen kommt Aluminium natürlich vor, so z.B. in Schwarzem Tee (ca. 385 mg/100 kg), Schokolade und Kakao (ca. 100 mg/kg), Pilze, Tomatenmark, Tomatensaft, Wurzelgemüse,
Auch in unseren Küchen finden wir Aluminium, entweder als Folie oder in Kaffeekapseln, Joghurtdeckeln und sogar in Getränkeverschlüssen. So entdeckte ich in der Verschlusskappe eines Orangensaftes im Tetrapack Aluminium. Es gibt jedoch jetzt auch Alu-Verschlüsse, die mit einer Kunststoffschicht überdeckt sind, so dass der saure Saft nicht mehr direkt mit der Aluschicht in Berührung kommt.

„Oh wie schön ist die Dekoration“, höre ich immer wieder bei der Verwendung von silbrigen oder farbigen Dekorationsperlen für Kuchen. Als schön werden auch farbige Wurstpellen oder Käserinden vom Verbraucher geschätzt. Viele wissen nicht, dass bestimmte Farbstoffe oder die silbrigen Perlen Aluminium enthalten.

Saure Produkte lösen Al heraus
Die Hersteller von Alu-Folien für den Haushalt sind fein draus. Sie geben Hinweise zur Verwendung, die wohl kaum gelesen werden.
Meine Folie hat diesen Hinweis in roter Schrift:
„Aluminiumfolien nicht zum Abdecken von feuchten, säure- und salzhaltigen Lebensmitteln auf Servierplatten oder Schalen aus Metall verwenden. Folien können sich infolge einer Lokalelementbildung auflösen. Alu-Folien nicht in Verbindung mit in Salzwasser gekochten, stark säure- oder salzhaltigen Lebensmittel benutzen.“

In der oben erwähnten Sendung wurden bestimmte Getränke und Lebensmittel näher untersucht. Es wurde der pH-Wert und die Aufnahme aus Aluminiumschalen bzw. Alu-Folien bestimmt. Hier einige Werte:

pH-Wert-Bestimmungen:
Cola in einer Al-haltigen Dose: pH 2,7,
Espresso, zubereitet in einer Al-Kanne:  pH 5,2,
Apfelsaft, pH 3,6,
Früchteteemischung, pH 3,6,

Herausgelöstes Aluminium:
Trinkflasche, innen beschichtet, gefüllt mit Apfelschorle und heissem Früchtetee): keine oder nur geringe Al-Aufnahme in das Getränk),

Trinkflasche, unbeschichtet, gefüllt mit Apfelsaft und Früchtetee, 24 Stunden in der Flasche belassen; Aluminiumaufnahme: 15 mg/Liter!

Beim Garen von 1 kg Lachs in einer Alu-Folie gehen bis zu 7,2 mg Al auf den Fisch über.

Fischburger in einer Al-Pfanne mit einer Öl-Zitronenmarinade im Ofen 2 Stunden zubereitet: Al-Abgabe in die Speise: 75 mg Al pro kg.

Säurehaltige Speisen in Aluschalen:
Sauerkraut:  30 mg Al/kg,
Apfelmus:     21 mg Al/kg,
Tomaten:      24 mg Al/kg

Je saurer eine Speise ist, umso mehr Aluminium wird herausgelöst.

Wieviel Al wird resorbiert?
Aluminiumverbindungen sind schwer resorbierbar. Mit dem Stuhl werden 99 % des Aluminiums und fast 1 % mit dem Urin ausgeschieden.
Die Aufnahme über die Haut ist inzwischen gelungen. Die Aufnahme beträgt 0,014 %.
Aluminium ist allgegenwärtig. Man entdeckte das Leichtmetall in Haaren, Knochen, Muskeln, in der Leber und im Gehirn.

Ab und zu kommt die Frage auf, wieviel Aluminium aus Heilerde herausgelöst wird. Die Heilerde enthält neben anderen Mineralstoffen auch grössere Mengen Aluminiumverbindungen. Um das herauszufinden, wurden 100 g Heilerde mit künstlichem Magensaft 12 Stunden geschüttelt, anschliessend filtriert und das gelöste Al bestimmt. In 100 g Heilerde lösten sich nur 8 mg Al heraus. Bei einer Tagesdosis von 10 g wären dies 0,8 mg, also bedeutend weniger als mit der üblichen Nahrung zugeführt wird.

Wie gefährlich ist das Aluminium?
Hat Al einen Einfluss auf die Entstehung der Alzheimer-Krankheit? Dies ist noch nicht eindeutig geklärt. Man vermutet es, weil bestimmte Alzheimer-Patienten vermehr Aluminium in Gehirnzellen aufweisen. So beobachtete man in der westlichen Pazifikregion ein verstärktes Auftreten von Parkinson-Syndrom und Demenz. Die Böden und das Trinkwasser sind in dieser Weltgegend reich an Aluminium und Eisen und arm an Kalzium und Magnesium. Zahlreiche andere Untersuchungen lassen einen Zusammenhang zwischen hohen Al-Werten im Trinkwasser und Alzheimer-Krankheit erkennen. Neben Umwelteinflüssen spielen jedoch vor allem genetische Faktoren bei der Entstehung dieser Krankheit eine Rolle.
Dies berichtete ich schon 1996 in meinem Buch über Mineralstoffe und Spurenelemente.
In der Sendung „Quarks“ wurde geäussert, dass Aluminium zwar in Gehirnen von Alzheimer-Patienten nachgewiesen wurde, aber dies wäre kein Beweis.
Es wird auch vermutet, dass Aluminium an der Entstehung eines Brustkrebses verantwortlich ist. Al ist nämlich befähigt sich an Rezeptoren des weiblichen Geschlechtshormons als Metall-Östrogen anzudocken. Aber ein Beweis ist dies noch nicht.

Mediziner brachten heraus, dass Al in höheren Dosen neurotoxisch wirkt.

Tolerierbare Dosis
Die tolerierbare wöchentliche Dosis beträgt 1mg Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einem 70 kg schweren Mann wären dies 70 mg. Wie Rechnungen ergaben, wird der Wert besonders von Kindern überschritten.
Es sind weitere Studien nötig, um eindeutigere Ergebnisse zu erzielen.  Die EU-Kommission hat die Kosmetikindustrie beauftragt, Studien mit ihren Al-haltigen Kosmetika durchzuführen. Die Ergebnisse wurden bis heute zurückgehalten. Dies bemängelte auch Ranga Yogeshwar in der Sendung „Quarks“. Ich frage mich, warum die Ergebnisse zurückgehalten werden. Man könnte vermuten, dass die Ergebnisse nicht im Sinne der Industrie sind.

So reduzieren Sie Aluminium

  • Bringen Sie saure Lebensmittel nicht in Kontakt mit Al-Schalen oder Al-Folien.
  • Benutzen Sie Trinkflaschen oder Tetrapack ohne Aluminiumbeschichtung.
  • Benutzen Sie keine Al-Pfannen bei der Zubereitung von sauren Speisen.
  • Benutzen Sie Antitranspirants ohne Aluminium. Es gibt jetzt alternative Kosmetika und Hygieneartikel ohne Aluminium (Hinweise auf der Verpackung beachten). In einem Antitranspirant können bis zu 5 % Al enthalten sein.
  • Informieren Sie sich, ob bestimmte Medikamente Aluminium enthalten. So weisen zum Beispiel magensäureabpuffernde Medikamente (Antazida) Aluminium auf. Auch hier gibt es eine Alternative, nämlich gluten- und laktosefreie Magentabletten mit Magnesiumstearat. Diese lindern Sodbrennen, wirken bei Magendruck und gegen Völlegefühl. Dies kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

 

Internet
https://www1.wdr.de/mediathek/video/suche/index.html

Literatur
Scholz, Heinz: „Mineralstoffe + Spurenelemente“, Trias Verlag, 1996.
Weis, Alexander: „So gefährlich ist Aluminium“, Bild und Funk“, Nr.46, 2017.
 

 


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