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BLOG vom: 14.05.2018

Bundesinstitut warnt vor Solanin in Kartoffeln

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 

Eine Kartoffelmahlzeit war die Ursache einer Massenvergiftung an einer englischen Schule im Jahre 1978. Von 300 Schülern zwischen 11 und 15 Jahren erkranken 78 mit typischen Vergiftungserscheinungen.  Die Leidtragenden waren die jüngeren Schüler und Lehrer blieben verschont. Eine Untersuchung ergab, dass die Kartoffeln eine gehörige Portion des Enzymhemmers Solanin enthielten. Dieser Stoff kommt in Gemüsesorten, Sprossen und Blättern von Nachtschattengewächsen (Bittersüsser und Schwarzer Nachtschatten, unreife Tomaten, Kartoffeln, Auberginen, Zucchini) vor.

Am solaninreichsten sind die unreifen oder grün gewordenen, keimenden Kartoffeln.  Bei diesen Kartoffeln kann der Solaningehalt auf 35mg je 100g ansteigen (das meiste Solanin liegt in der Schale und den Keimen vor). Die meisten Sorten (reife Knollen) enthalten zwischen 3 und 7mg Solanin je 100g.

Die Solaninvergiftung äussert sich in einem galligen, kratzenden Geschmack und Brennen im Hals, Magenbeschwerden, Darmentzündung, Gliederschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Nierenreizung, Durchfall und Leibschmerzen.
Durch Kochen geht Solanin teilweise in das Kochwasser über, ohne dass es zerstört wird. Da Solanin hitzebeständig und fettunlöslich ist, wird es beim Frittieren und Braten nicht zerstört.

 



Keimende Kartoffeln
 

Bundesinstitut warnte
Ende April 2018 warnte das Bundesinstitut für Risikobewertng (BfR) vor dem Verzehr on rohen, unperfekten Kartoffeln und Kartoffelschalen. Das Institut verweist auf die bitter schmeckenden Glykoalkaloide (dazu gehört Solanin), die sich besonders in grünen, keimenden und beschädigten Kartoffeln sowie in den Schalen anreichern.

„Aus den letzten 100 Jahren sind nur wenige Vergiftungsfälle durch Kartoffelgerichte bekannt und dokumentier“, so BfR-Präsident Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel. „Um gesundheitliche Risiken zu vermeiden, sollten dennoch grüne und stark keimende Kartoffelknollen nicht verzehrt werden.“ Das Bundesinstitut empfiehlt die folgenden Punkte, um die Glykoalkaloide gering zu halten:

  • Kartoffeln kühl, dunkel und trocken lagern (am besten zwischen 5 ° bis 10 °C).
  • Alte, eingelagerte, grüne und stark keimende Kartoffeln aussortieren.
  • Grüne Stellen und „Augen“ in Kartoffeln grosszügig entfernen.
  • Wer die Schale mitessen will, sollte nur unverletzte und frische Kartoffeln verwenden.
  • Kleine Kinder sollten gar keine ungeschälten Kartoffeln essen.
  • Kartoffelgerichte nicht verzehren, wenn sie bitter schmecken.
  • Das Kochwasser nicht wiederverwenden.
  • Das Frittierfett für Kartoffelprodukte regelmässig austauschen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung beruhigt die Kartoffelesser. Sie brauchen nichts zu befürchten, wenn man sich an die Empfehlungen für die Kartoffelzubereitung hält.

Magenelexier Kartoffelsaft
Kartoffelbrei und Kartoffelsuppen waren früher Bestandteil einer Schonkost für Magenkranke und Verstopfte.
Der natürliche Press-Saft aus rohen, frisch gepressten Kartoffeln von Schoenenberger eignet sich bei krankhafter Steigerung der Säurewerte des Magensaftes. Er entwässert auf Grund des beachtlichen Kaliumgehaltes und wird bei Sodbrennen und Magenbeschwerden und auch für die Schoenenberger Schlankheits-Kur empfohlen. Bestandteile dieser Kur ist eine Kombination mit den Heilpflanzensäften Artischocke und Brennnessel und dem Pflanzensaft Kartoffel (s. Blog „Kartoffel beruhigt und hilft beim Abnehmen“).

Manche Anwender fragten sich, ob das im rohen Kartoffelsaft vorhandene Solanin schädlich sei. Hier die Antwort:
Der Kartoffelsaft des Handels enthält durchschnittlich 3 mg/100 ml Presssaft. Die angegebenen Dosen sind für den Menschen unschädlich.

Internet
www.schoenenberger.com
www.msn.com
www.test.de

Literatur
Scholz, Heinz: „Knollen, die den Magen schützen“, „Natürlich“ 02/1991.

Hinweis auf weitere Kartoffel-Blogs
21.05.2016: Kartoffel beruhigt den Magen und hilft beim Abnehmen 
06.05.2016: Kartoffelpest: Hungersnot (Famine), Entvölkerung Irlands
27.05.2016: Wussten Sie das über die Kartoffel? 
29.09.2007: Blickpunkt Erdäpfel: Blauer Schwede und Berber im Kochtopf
12.04.2007: Die Augen bitte nach oben: Zur Technik des Kartoffelsetzens
13.11.2006: Die Topinambur bringt nicht nur Tupinambas zum Tanzen
12.11.2006: Nostalgisches am Weg: Kartoffeldämpfer, Dampflokomotiven
28.11.2005: Kartoffelsorte Linda: Die „Königin“ wird nicht entthront
10.07.2005: Die Spiegeleier im Kartoffelstock und andere Eiereien

 


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