Textatelier
BLOG vom: 16.05.2018

Glücklich und zufrieden nach einer Wanderung

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D


Am 14. Mai wurde der „Tag des Wanderns“ ins Leben gerufen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht nur auf gesundheitliche Effekte des Wanderns hinweisen, sondern auch eine Auswahl an Zahlen, die der Deutsche Wanderverband (DWV) publiziert hat, bringen. Die Zahlen beeindrucken. Beweisen sie doch die Beliebtheit des Wanderns.
In Deutschland gibt es 200 000 Kilometer ausgeschilderte Wanderwege. Es sind 20 000 ehrenamtliche Wegezeichner 350 000 Stunden im Einsatz. 68 % der deutschen Bevölkerung sind aktive Wanderer.
82,7 % aller Wanderer fühlen sich nach einer Tour glücklicher und zufriedener. Forscher konnten dies entschlüsseln: Wandern kurbelt die körpereigenen Hormone und Botenstoffe (Endorphine, Serotonin, Dopamin) an.

Die Wirtschaft profitiert von den Wanderfreaks. Zum einen geben sie 7,8 Milliarden Euro jährlich in den Regionen aus, die sie besuchen. Wer wandert möchte auch eine passende Ausrüstung haben. Diese schlagen mit 3,7 Milliarden Euro zu Buche.

Ute Dicks, Geschäftsführerin des Deutschen Wanderverbandes, äusserte in einem Interview der „Badischen Zeitung“, dass Wandern ein sehr starkes europäisches Hobby ist. Da sich Deutschland sehr gut fürs Wandern eignet, kommen hier vor allem Niederländer, Schweizer und Osteuropäer zum Wandern. Auch in anderen europäischen Ländern (Frankreich, Spanien, Tschechien, Rumänien) ist das Wandern sehr beliebt.
Ute Dicks: „In Kanada und den Vereinigten Staaten steigt das Bewusstsein für das Zu-Fuss-Gehen sehr.“
Gründe für das Wandern sind das Erleben in der Natur, die Bewegung und der Gesundheitsaspekt. Ute Dicks betont, dass der entschleunigende und stressabbauende Aspekt immer wichtiger wird. „Das hat mit dem Wandel der Gesellschaft zu tun und dem Tempo, das wir im Arbeitsalltag inzwischen haben.“

 



Wandern in der Nähe des Schluchsees
 

Wandern ist gesund
Das Wandern stärkt die Kondition, bietet Abwechslungen und grandiose Naturerlebnisse. „Gehen ist die beste Medizin“, sagte schon Hippokrates. Und der Sportmediziner Rainer Brämer vom Institut für Erziehungswissenschaften der Uni Marburg erkannte: „Wandern gilt heute als optimaler Gesundheitssport. Nahezu nebenwirkungsfrei werden Herz, Kreislauf, Stoffwechsel, Atmung und Stützgerüst gestärkt, während das Risiko von Infarkt, Krebs und Diabetes um mehr als 50 % abnimmt.“

Wandern ist für Körper, Geist und Seele eine Wohltat. Alfred Vogel (19o2−1996), ehemaliger Verfechter der Natur- und Pflanzenheilkunde in der Schweiz, brachte dies treffend auf den Punkt. In seinem Werk „Die Natur als biologischer Wegweiser“ äusserte er: „Vor allem verspüren unsere Nerven eine besondere Wohltat in der ungestörten Einsamkeit. Wenn sie reden könnten, würden sie jubeln, denn die Ruhe, wie auch der Friede, denen wir in den Bergen noch begegnen können, gehören zu den besten Heilmitteln für unser geplagtes Nervensystem.“ Dann schrieb er noch, dass Wandern ein billiges Heilmittel ist. Er weist darauf hin, dass nicht nur die Bewegung, Atmung und Sauerstoffaufnahme Vorteile bringen, sondern auch eine Förderung eines gesunden Appetits.
 
In seinem Werk „Der kleine Doktor“ empfiehlt er auch das Wandern bei Frühjahrskuren: „Auf alle Fälle sollten wir mit vermehrter Bewegung und Ausatmungstechnik der Frühjahrsmüdigkeit dagegen einwirken. Durch tüchtiges Wandern können wir vieles von den angesammelten Schlacken ausatmen.“

Balsam für die Seele
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch meine eigenen Erfahrungen mitteilen.
Während meines 40-jährigen Wanderlebens (mit Wanderführer Toni von Lörrach und später mit unserer Männer-Wandergruppe) und langjähriges Mitglied des „Schwarzwaldvereins“ kann ich die geschilderten gesundheitlichen Effekte vollauf bestätigen. 
Wer der leistungsorientierten Arbeitswelt entfliehen möchte, dem sei Wandern ans Herz gelegt. Man kommt mit Freunden oder Vereinsmitgliedern ins Gespräch, die Gedanken werden in eine andere Richtung gelenkt. Der Aufenthalt in der wunderschönen Natur, die herrliche Luft und das Vesperbrot in geselliger Runde sind Balsam für die Seele.
Während unserer Wanderungen wird ab und zu politisiert und diskutiert, aber auch so manche Witze erzählt. Auch davon profitieren wir, denn das Lachen ist gesund.
Altersgerechtes Wandern ist empfehlenswert. Heute lassen wir es ruhiger angehen. Wir stürmen nicht mehr mit Gewaltmärschen die Berge oder wollen beweisen, dass wir den Westweg, den Eigertrail, das Faulhorn und das Stockhorn erklimmen oder den Aletschgletscher umrunden oder diesen überqueren können.

 

Internet
https://www.avogel.ch/de/ausflugstipps/wandern-appenzell-wandertipps.php
www.schwarzwald-wandern.net
www.avogel.ch
www.badische-zeitung.de

 


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