Südtirol 1: Rasante Jeep-Fahrt zum Monte Piana
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
2012 waren wir schon einmal in Südtirol. Von der Landschaft in den Dolomiten waren wir damals so begeistert, dass Wanderfreunde den Wunsch äusserten, doch wieder einmal in den nördlichen Teil von Südtirol eine Woche zu wandern. Unser Wanderführer Toni von Lörrach arbeitete akribisch Touren aus und suchte für uns im Internet das passende Quartier. Er wählte das Hotel „Sorapiss“ am Misurinasee. Für seine Bemühungen konnten wir uns nicht genügend bedanken.
Am 16.09.2018 war es soweit. Toni fuhr mit seinen Wanderfreunden –Claus von Wehr, Heinz (genannt Kanu-Heinz) von Steinen und meine Wenigkeit – über die Schweiz, Liechtenstein, Österreich (durch den Arlbergtunnel) über den Brenner nach Toblach (hier lebte Gustav Mahler) und nach einem Rundgang in der Altstadt zum Misurinasee.
Schon beim ersten Anblick des Sees und der Umgebung waren wir begeistert. Der See (1756 m ü. M.) ist von einer fantastischen Bergwelt umgeben. Besonders beeindruckend ist der Blick auf die Drei Zinnen. Im Hotel Sorapiss gibt es Zimmer mit dem Drei Zinnen Blick.
Da das Hotel in der Nachsaison keine Halbpension anbot, wählten wir die in der Nähe liegende „Pizzeria Edelweiss“. Hier speisten wir in den nächsten Tagen vorzüglich und wurden von freundlichem Personal bedient.
Anmerkung: Der Misurinasee war 1956 Austragungsort der Eisschnelllaufwettbewerbe der Olympischen Winterspiele.
Mit dem Jeep zum Monte Piana
Am 1. Tag waren wir nicht erpicht, schon eine Gewalttour anzugehen. Wir einigten uns das Weltkriegs-Freilandmuseum auf dem Monte Piana (2324 m ü. M.) zu besichtigen. Es wurde uns geraten, mit dem Jeep bis zur Borsi-Hütte zu fahren (2205 m ü. M.). Dadurch konnten wir einen 500 m-Anstieg bequem überwinden. Der Jeep stand in Misurina (Gemeinde Aronzo di Cadore) in der Nähe eines Campingplatzes (Gebühr für die Hin- und Rückfahrt 13 Euro). Wir stiegen in einen 8-sitzigen Jeep ein. Nun folge eine viertelstündige abenteuerliche Fahrt mit dem Shuttle-Jeep auf der 5 km langen Militärstrasse des Ersten Weltkriegs. Unser Fahrer sauste mit seinem Jeep über die holprige Piste, an Abgründen vorbei, bewältigte enge Kurven. Da keine Leitplanken sichtbar waren, wurde es besonders den Fahrgästen, die rechts sassen und in den Abgrund blickten, ganz mulmig zumute. Ich sass bei der Bergfahret links und schaute ganz ruhig die Felswände an. In der späteren Bergabfahrt hatte ich das mulmige Vergnügen links im Jeep zu sitzen. Ich lenkte mich jedoch mit dem Dreh von Videosequenzen ab.
Danach wanderten wir auf dem hochplateauartigen Gipfelbereich herum. Im Ersten Weltkrieg war der Berg zwischen Österreichern und Italienern heftig umkämpft. Es sind Stellungsanlagen, Schützengräben und Stollen auf beiden Seiten zu sehen. Kaum zu glauben, dass bei den Kämpfen über 14 000 Soldaten ihre Leben lassen mussten. Da kam mir in den Sinn, wie brutal und unsinnig Kriege sind. Die Gefallenen wurden ihres oft jungen Lebens beraubt. Und wer hatte Schuld? Es waren die machtbesessenen Feldherren und Politiker. Das Zitat von Carmen Sylva (Königin Elisabeth von Rumänien) ist hier angebracht. Sie sagte: „Der Krieg zwischen zwei gebildeten Völkern ist ein Hochverrat an der Zivilisation.“ Oder der Ausspruch von Krösus: „Im Frieden werden die Väter von ihren Kindern begraben, im Krieg aber die Kinder von den Vätern.“ Wir betrachteten einige Denkmäler und liefen durch einige Stellungsanlagen und Schützengräben. Die Soldaten mussten damals Schwerarbeit leisten, um diese Gräben zu schaffen.
Wir sind froh und dankbar, dass wir heute in Frieden leben und mit Freunden überall herumwandern können. Das war den Soldaten in beiden Weltkriegen nicht vergönnt.
Der Monte Piana hat aber auch einen erfreulichen Höhepunkt zu bieten, nämlich einen atemberaubenden 360 ° Panoramablick auf Auronzo di Cadore, Cortina d`Ampezzo, die Drei Zinnen und dem Misurinasee.
Das Freilichtmuseum wurde übrigens vom ehrenamtlichen Verein „Dolomitenfreunde“ errichtet.
Internet
www.hotelsorapiss.it
www.monteplana.com
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