Arzneipflanze des Jahres 2019: „Herzfreund“ Weissdorn
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Der Weissdorn wurde vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde in Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres 2019 gekürt. Der Weissdorn hat diese Auszeichnung verdient, zumal er seit vielen Jahrhunderten bei Herz- und Kreislaufschwäche eingesetzt wird. Zahlreiche Studien bestätigten die gute Wirkung auf das Herz. Nebenwirkungen sind fast nicht vorhanden und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt.
Weissdorn schützt das Herz
Für Ursel Bühring, Heilpraktikerin, Dozentin und Gründerin der ersten Heilpflanzenschule Deutschlands ist der Weissdorn die Nummer 1 der Herzmuskelunterstützung. Besonders sympathisch ist, dass der Weissdorn keine Nebenwirkungen hat und sich zur Langzeiteinnahme eignet.
Das Rosengewächs stärkt den Herzmuskel, macht das Herz belastbarer, stabilisiert den Herzrhythmus, reguliert den Blutdruck, unterstützt die Herzfunktion bei Nervosität, Angst, Depressionen und bei Schlafstörungen. Der Weissdorn reguliert das für Stress zuständige vegetative Nervensystem und senkt die Ausschüttung von Stresshormonen. „Weissdorn ist auch eine wichtige Pflanze für Hochleistungssportler, Bergsteiger und Leute, die in grossen Höhen unterwegs sind“, so Ursel Bühring in ihrem Buch „Kuren für Körper und Seele“ (Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2012).
Der Weissdorn hat sich besonders in der Behandlung von Altersherz bzw. von einer Herzinsuffizienz und leichten Herz-Kreislaufbeschwerden bewährt. Er kann aber auch als Zusatztherapie mit den etablierten Herzmedikamenten verordnet werden.
Verantwortlich für das breit gefächerte Wirkungsspektrum sind die in Blättern, Blüten und Früchten enthaltene Wirkstoffe. Es sind Folgende: oligomere Procyanidine, verschiedene Flavonoide, Triterpensäuren wie Ursolsäure, Oleanolsäure, die Weissdorn-spezifische Crataegolsäure, weitere Pflanzensäuren (Chlorogensäure, Kaffeesäure), Cholin, Acetylcholin und Ethylamin, Adenosin, Adenin, Guanin.
Die deutsche Bezeichnung Weissdorn wurde geboren, weil er im Spätfrühling einen weissen Blütenmantel trägt und mit Dornen eingehüllt ist.
Erste Erfolge bei Angina pectoris
Der Weissdorn wurde erst so richtig populär, als 1870 der irische Arzt Thomas Green die Pflanze in seinen homöopathischen Heilschatz aufnahm. Er verordnete die Urtinktur aus den reifen Früchten bei Senilität und Altersbeschwerden. Die US-Amerikaner Jennings und Clement berichteten im „New York Medical Journal“ 1889 erstmals von den Erfolgen mit Weissdorn bei Angina pectoris. Seit dieser Zeit gilt die Heilpflanze als wirksames Herztherapeutikum.
In Studien wurden u. a. folgende Wirkungen des Weissdorns festgestellt: Gefässerweiterung, Steigerung der Kontraktionskraft, Verbesserung der Durchblutung in den Herzkranzgefässen und Kapillaren des Herzmuskels, Blutdrucksenkung, Kräftigung des Herzmuskels, Beschleunigung bei Leitungsverzögerungen im Herzmuskel. Da der periphere Gefässwiderstand gesenkt wird, erholt sich der Herzmuskel besser.
Die Wirkstoffe des Weissdorns schützen auch das Herzgewebe bei Sauerstoffmangel, wie dies bei Angina pectoris der Fall ist und wirken stabilisierend auf den Herzrhythmus.
Der Weissdorn wird auch verordnet bei leichten Formen von Rhythmusstörungen, zur Nachbehandlung des Herzinfarktes, bei nervösem oder reizbarem Herz, Herzbeklemmung, Herzangst, Druckgefühl auf dem Herzen. Die Heilpflanze reguliert einen zu hohen und zu niedrigen Blutdruck und stimuliert den Kreislauf. In meinem Familien- und Bekanntenkreis kommen Weissdornzubereitungen besonders bei niedrigem Blutdruck zur Anwendung. Schon nach kurzer Zeit sind die unliebsamen Wirkungen eines zu niedrigen Blutdrucks wie Schwindelgefühl, Übelkeit, „Ameisenlaufen“ in Händen und Füssen nach etwa 30 Minuten nach Einnahme abgemildert oder verschwunden.
Studie mit Weissdorn und Mistel
Dr. med. K. Rüdiger Wiebelitz von der Klinik Blankenstein in Hattingen führte eine Studie mit Weissdorn- und Mistelsaft (Presssäfte von Schoenenberger) bei 53 Patienten durch. Der Press-Saft aus frischem Mistelkraut wird ja traditionell zur Unterstützung der Kreislauf-Funktion und zur Blutdrucksenkung verordnet. Die Studie ergab, dass sich die beiden Zubereitungen, wenn sie gleichzeitig gegeben werden, nicht gegenseitig negativ beeinflussen. In beiden Gruppen (Weissdorn bzw. Weissdorn + Mistel) verbesserten sich die körperliche Leistungsfähigkeit und die Herz-Kreislauf-Symptome nahmen tendenziell ab. „Hinsichtlich des Mistelsafts zeigen die Ergebnisse tendenziell, dass dieser im Sinne eines Zusatznutzens in derselben Richtung wie konventionelle blutdrucksenkende Medikamente wirkt“, wie der Studienleiter in der Zeitschrift „Komplement. integr. Med.“ (01/2007) berichtete.
Wirkstoffring der frischen Pflanze
In Apotheken und Reformhäusern sind einige Weissdornpräparate zu bekommen. Nennen möchte ich Tonika, Kapseln, Tropfen, Kräutertees, Kräutertabletten und Weissdorn-Press-Saft aus frischen Weissdornblättern mit Blüten und Weissdornfruchtmark (Press-Saft von Schoenenberger). Entscheidend beim Press-Saft ist, dass der Gesamtkomplex von Wirk- und Inhaltsstoffen, also alle bioaktiven Stoffe in ihrer natürlichen Harmonie (man spricht vom gesamten Wirkstoffring der frischen Pflanze), im jeweiligen Saft unverdünnt und in konzentrierter Form und seiner natürlichen Zusammensetzung enthalten ist. Die Presssäfte zeichnen sich durch eine ganzheitliche Qualität, synergistische Wirkungsweise, besonders gute Aufnahmefähigkeit und gute Verträglichkeit und Sicherheit aus.
Der Weissdorn für den Press-Saft stammt übrigens aus Wildsammlung und Bioanbau. In der Nähe von Trochtelfingen baut die Firma Schoenenberger (www.schoenenberger.com) auf 7 Hektar Weissdorn im Rahmen eines Forschungsprojektes an, um den steigenden Bedarf in Zukunft zu sichern.
Ein kleines Fazit
Der Weissdorn ist also ein „Herzensfreund“. Er ist der absolute Star unter den Heilpflanzen. Auf Grund der Zunahme von Herz-Kreislauf-Problemen in den letzten Jahren hat er ungemein an Popularität gewonnen. Der Weissdorn verbessert eindeutig die Lebensqualität der Patienten. Wie Alfred Sigrist, Heilpflanzenexperte aus Teufen (Schweiz) berichtete, fühlt sich der Patient nach einer Weissdorn-Kur frisch- und leistungsfähig. Wichtig ist allerdings auch, dass man sich ärztlich untersuchen lässt, sich herzgesund ernährt, den psychischen Stress ausschaltet, den Bluthochdruck behandelt, das Übergewicht abbaut, sich dem Alter entsprechend bewegt, Kneipp-Anwendungen durchführt und mit den Genussgiften vorsichtig umgeht.
Zum Schluss eine Episode mit Weissdornsaft:
Ruhige Frau, verträglicher Chef – dank Weissdorn |
Hinweis: Eine ausführliche Abhandlung über Weissdorn wurde im April-Heft des „Kneipp-Journals“ publiziert.
Internet
www.schoenenberger.de
www.kneippverlag.de
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