Textatelier
BLOG vom: 28.08.2019

Gedanken zur Lichtverschmutzung

Autor: Karl Heinz Schütt, Berufsschullehrer a. D., Schopfheim


Nicht das Licht wird verschmutzt. Gemeint ist die schädliche Auswirkung des künstlichen Lichts auf das Ökosystem ebenso wie durch Smog, Feinstaub, Umweltgifte usw. Über die Auswirkung auf die Umwelt machen sich leider nur wenige Gedanken. Weil man wegen der vielen Lichtquellen in der Nacht meist nur noch wenige Sterne sehen kann, spricht man auch von Lichtsmog, analog zum Partikelsmog am Tage. Lichtverschmutzung ist aber ein wesentlicher Teil der allgemeinen Umweltverschmutzung, wie im Folgenden beschrieben.

Seit Milliarden Jahren war es auf der Erde am Tag hell und in der Nacht dunkel und alle Lebewesen haben sich darauf eingestellt. Wie der Tag das Licht benötigt, so braucht die Nacht die Dunkelheit! Es gibt daher tag- und nachtaktive Lebewesen (Pflanzen und Tiere). Tagaktive Lebewesen, wie wir, brauchen aber auch die Dunkelheit u.a. zum Schlaf, Entspannen und Regeneration. Nachtaktive Wesen brauchen die Dunkelheit für die Nahrungssuche und Fortpflanzung. Ergebnisse einer Forschergruppe sind alarmierend: Lampen wirken in der Nacht wie Staubsauger auf Insekten wie Fliegen, Spinnen, Mücken, Käfer u.a. und diese sterben dort meist unbemerkt an Erschöpfung. Sie werden dadurch aus dem Ökosystem gezogen und fehlen als Nahrung für andere Lebewesen und bei der notwendigen Bestäubung der Blüten. Auch viele nachtaktive grössere Tiere und Pflanzen, die seit ewig an die Dunkelheit gewöhnt und angewiesen sind, reagieren irritiert auf die künstlichen Lichter. Zum Beispiel werden Zugvögel bei ihrer Flugorientierung irritiert.

Wir Menschen schlafen in der Nacht und bekommen davon i.a. gar nichts mit. Allerdings sind immer mehr auch schon lange durch die Strassenbeleuchtung am notwendigen regenerativen Schlaf gestört und dadurch krank geworden! Durch die Entdeckung des künstlichen Lichts wurde “die Nacht immer mehr zum Tag” gemacht. Was würde aber umgekehrt geschehen – wenn der Tag zur Nacht würde? Stellen wir uns einmal vor, wie wir und alles was auf das Licht angewiesen ist, reagieren würden, wenn es am Tage plötzlich jahrelang lang nicht mehr hell werden würde. Durch Vulkanausbrüche oder Meteoriteneinschläge hat es so etwas schon gegeben. Die Folgen waren verheerend – viele Arten von Fauna und Flora sind dabei ausgestorben. Erst vor 200 Jahren gab es in unserer Gegend eine grosse Hungersnot durch Ernteausfälle, verursacht durch einen zwölftausend Kilometer entfernten Vulkanausbruch. Das war aber „nur ein Jahr“ mit eingeschränktem Licht am Tage!

Das für uns und viele Lebewesen so wichtige Schwarz der Nacht ist heute schon zu einem Luxusgut geworden und wird immer mehr zur Gefahr für die Natur. Müssen wir wirklich alle Strassen, Plätze, Gärten und selbst die kleinsten Wege die ganze Nacht hell beleuchten? Unsere Fahrzeuge haben heute so helle Scheinwerfer wie noch nie, so dass damit jeder Fahrweg vollkommen sicher ausgeleuchtet wird. Sicherheit wird als nötiger Beleuchtungsgrund angeführt. Passiert aber nicht vielleicht auf dunklen Wegen am wenigsten?

Wer also nachts auf unnötige Beleuchtung verzichtet, leistet einen sehr grossen Beitrag zum Umweltschutz. Er rettet viele Lebewesen, lässt uns den wunderbaren natürlichen Sternenhimmel (wer kennt ihn eigentlich noch) wieder sehen und lässt uns wieder natürlich schlafen. Auf die riesigen Energiekosten und die zusätzliche Umweltbelastung durch die nächtliche Beleuchtung soll auch noch hingewiesen werden!

19% des globalen Stromverbrauchs wird für Beleuchtung verwendet. Die Menge an CO2, die dabei entsteht, macht 70% der globalen Emissionen des Autoverkehrs und dreimal soviel wie die gesamte Emission der Luftfahrt aus. Durch die LED-Lampen ist der Stromverbrauch zwar niedriger geworden, die Anzahl der Lampen aber stark gestiegen. Darüber sollte jeder informiert sein und sich darüber bewusst sein. Ebenso wie z.B. jeder zumindest daran denken sollte, dass er beim Autofahren sehr giftige, schädliche und heisse Gase in die eigene Atemluft bläst! Es ist doch unsere gemeinsame Umwelt, die unsere Lebensgrundlage ist. Wir Menschen sind dabei, diese zu gefährden bzw. sogar zu zerstören. Jeder fange bei sich selbst an, das zu verhindern! Wie es kein „bisschen Schwanger“ gibt, so gibt es auch kein „bisschen Zuspät“!

 


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