Corona-Krise: Keine Langeweile, kein „Lagerkoller“
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim
Nach den Ausgehbeschränkungen in Zeiten der Corona-Krise geben jetzt Psychologen Tipps gegen den „Lagerkoller“ und gegen die Langweile. Gefragt sind Tipps besonders für Familien. So gab es zum Beispiel von der Psychologischen Beratungsstelle Lörrach folgende Ratschläge: Man soll kleine Pflichten und Aktivitäten gegen Langweile festlegen, auch für Schulkinder. Dabei solle man Arbeits- und Erholungszeiten nicht vergessen.
Auch im Internet gibt es Ratschläge, wie man zu Hause eine aufkommende Langeweile überwindet. Wer selbst nachdenkt, kommt selber drauf. Wer einen Garten hat, der pflegt ihn und pflanzt Salate oder andere Dinge an. Zu Hause dürften nicht nur Leseratten und Spielfreudige auf ihre Kosten kommen. Wer Lust zum Kochen oder Backen hat, wird neue Rezepte ausprobieren. Die Zeit kann man nutzen, um von den Fast-Food-Gerichten etwas Abstand zu gewahren. Man kann aber auch relaxen oder „entschleunigen“, wie mir kürzlich ein Autor mitteilte. Auch kleine Reparaturarbeiten in der Wohnung und Aufräumarbeiten sind zu empfehlen. Persönlich werde ich Bücher aussuchen, manche entsorgen oder Schränke mit Kleinkram und alte Dias ordnen. Auch der Keller wartet auf meine Ordnungswut. In Zeiten vor Corona habe ich diese Tätigkeiten immer verschoben.
Totale Quarantäne auf Cebu
Vor einigen Tagen sandte mir Rolf Hess, der auf Cebu (Philippinen) lebt, einige Fotos, die er von seinem Balkon mit Meerblick aufgenommen hat. Wie er mir mitteilte, sind alle Senioren über 65 Jahren unter totaler Quarantäne. Auch werden keine Besucher mehr ins Land gelassen. Das lokale Gesundheitssystem wäre sehr schnell überlastet. Nun tröstet er sich mit einem herrlichen Blick auf das Meer. Man könnte meinen, er wäre in der Karibik. Wir hoffen, dass bei uns keine totale Quarantäne für Ältere kommt.
Auf zur Bewegung im Freien
Therapeuten haben uns eingetrichtert, man solle sich öfters im Freien an der frischen Luft bewegen. Die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen. Bewegung stärkt die Lunge, senkt das Risiko einer Lungenentzündung, aktiviert das Immunsystem und stärkt die Seele. Da uns jetzt mehr Zeit zur Verfügung steht, sollten wir die Tier- und Pflanzenwelt und die herrliche Landschaft intensiver betrachten und sich erfreuen.
Unsere Hobbyfotografin Elisabeth Faber unternimmt mit ihrem Mann Mann Radtouren in der Umgebung von Freiburg. Sie fotografiert mit Leidenschaft Tiere, Pflanzen und Landschaften. Als sie mir ein Foto von einem Eichhörnchen sandte, schrieb ich in einem Tweet auf Twitter: „Ein Eichhörnchen geht alleine auf Wanderschaft. Das sollten sich Zweibeiner in der Corona-Krise zu Herzen nehmen.“ Das schöne Foto finden Sie in diesem Blog. – Der Blick in die Natur lohnt sich, wie aus den folgenden Beispielen ersichtlich ist.
Sie leben in Dauerehe
Vom Balkon unserer Eigentumswohnung in Schopfheim blicke ich auf Baumnester, die sich in den Wipfeln zweier Bäume befinden. Ein Nest ist noch nicht fertig. Auf dem einen Nest bastelt ein Elsterpärchen ein rundes, grosses überdachtes Nest mit seitlichem Eingang. Dabei werden dünne Zweige vom selben Baum abgeknipst und zum Nest gebracht. Eine Elster beobachtete ich, wie sie aus dem anderen, verlassenen Nest, Zweige stibitzte. Auch wurde eine Fichte angeflogen, um feine Zweige und Nadeln für die Auspolsterung des Nestes zu holen. Welch eine Zuneigung: Die Elstern bauen zusammen ein Nest und leben in Dauerehe.
Auf einem anderen Baum sass eine Amsel. Die Amsel machte sich mit laut flötenden und orgelnden Lautfolgen bemerkbar. Dieser Gesang beeindruckte und lockte ein Amselweibchen an. Wir erfreuen uns an dem Gesang, der schon am frühen Morgen und danach fast den ganzen Tag zu hören ist.
Enten auf dem Golfplatz
Da Wanderungen in unserer privaten Gruppe entfallen, mache ich jetzt solche alleine oder zu zweit.
Als ich kürzlich den Fluss Wiese entlang zum Golfplatz wanderte, gab es viel zu entdecken. Im grossen Garten von Franz Müller vor dem Schlösschen Ehner-Fahrnau bei Schopfheim erfreute ich mich an einen blühenden Magnolienbaum und an mehreren Japanischen Kirschbäumen. Der Garten ist auch ein Eldorado für viele Vögel. Die Singvögel jubilieren um die Wette.
An einem Zaun am Rande des Golfplatzes entdeckte ich ein Schild mit diesem Text: „Wegen dem Corona-Virus ist durch behördliche Anordnung die gesamte Golfanlage geschlossen!“
Aus diesem Grund sah ich auf dem Golfplatz keinen einzigen Golfer, dafür war in den Teichen einiges los. So schwammen Teichhühner, Blesshühner, Stockenten herum oder verliessen das Gewässer und watschelten über die grüne Wiese. Am Rand eines anderen Teiches machte sich ein Rostganspärchen gemütlich. Sie genossen die Sonnenstrahlen und putzen sich. Plötzlich flog ein Graureiher aus einer Senke hinter dem Teich auf und suchte das Weite. Später sah ich weiter weg vom Golfplatz noch einen Graureiher. Er schritt auf einer Wiese bei der Nahrungssuche bedächtig herum, dann stand er bewegungslos da und wartete geduldig auf Mäuse oder Frösche. Als er ein Beutetier erspähte, stiess er mit seinem dolchähnlichen Schnabel blitzschnell zu.
Männchen auf dem Rücken: In einem Teich beobachtete ich das Verhalten von Fröschen. Die größeren Weibchen schwammen nicht allein herum, sondern trugen die kleineren Männchen auf ihren Rücken. Laut Klaus Böttcher, Vorsitzender der BUND-Ortsgruppe Schopfheim, handelte es sich hier um Erdkröten. Die Erdkröten verlassen Anfang März ihr Winterversteck und gehen zur Fortpflanzung ins Wasser. An anderen Stellen waren zwei dicke Knäuel zu sehen. Auf einem Weibchen tummelten sich 5 Männchen. Das kommt vor, wie Friedrich Adolph von der Ornithologischen Gemeinschaft Schopfheim, betonte. Die Aufdringlichkeit der Männchen tut dem Weibchen nicht immer gut, besonders dann, wenn sie zu lange unter Wasser gedrückt wird.
Kleines Fazit
Es ist immer ein Erlebnis, wenn man ein Fable für die Schönheiten der Tier- und Pflanzenwelt und für Landschaften hat. Wer meint, das wäre langweilig, wird bald eines Besseren belehrt. Bei meinen Wanderungen sehe ich auf denselben Wegen, die wir beschreiten, immer etwas Neues. Wanderfreunde staunen immer wieder, wenn der „Hoffotograf“ (so werde ich bezeichnet!) mit seinen Fotos immer neue Einblicke gewährt.
Wer sich zu beschäftigen weiss, der wird kaum mit „Lagerkoller“ oder Langeweile konfrontiert. Halten wir es mit Johann Wolfgang von Goethe, der über die Langeweile das Folgende zum Besten gab:
„Langeweile ist ein böses Kraut, aber auch Würze, die viel verdaut.“
Fotos: Elisabeth Faber, Freiburg und Heinz Scholz
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