Textatelier
BLOG vom: 14.05.2020

Orchideen: Wilde Schönheiten sind bedroht

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

 


Brandknabenkraut
 

„Keine anderen Blüten des grossen Weltgartens wirken durch ihre Eigenart und Schönheit so faszinierend wie die Orchideen“, schrieb Bruno Vonarburg in einer Publikation in der „Chrüteregge“.

Aber diese Schönheiten sind bedroht. Dort wo der Mensch eingreift, werden wildwachsende Orchideen zur Rarität. Botaniker Heiner Keller, ehemals Geschäftsführer und Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Brugg und des Aargauischen Bundes für Naturschutz sagte anlässlich einer Exkursion im Fricktal über das Vorkommen der Orchideen dies: „Orchideen finden wir vor allem dort, wo der Mensch nicht mit Dünger und schweren Maschinen in die Natur eingreift.“

Der Botaniker weist darauf hin, dass Orchideen oft jahrzehntelang am gleichen Standort gedeihen. Auch blühen sie nicht jedes Jahr. Laut Heiner Keller gibt es grosse Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen (in Europa, in Deutschland und der Schweiz). „Orchideen sind – wie andere Lebewesen, z.B. Insekten – in Gebieten mit intensiver Land- und forstwirtschaftlicher Nutzung durch Düngereintrag (auch über die Luft), flächendeckende Bewirtschaftung, selten geworden. Aus Ballungsräumen verschwinden sie durch verdichtetes Bauen und sterile Grünflächen“, so Heiner Keller in einer E-Mail vom 09.05.2020.

Kursteilnehmer stellen ab und zu die Frage, warum die Orchideen nur an bestimmten Standorten wachsen. Die Experten weisen dann darauf hin, dass die Orchideen für ihr Gedeihen bestimmte Bodenpilze benötigen.

 


Riemenzunge
 

Eine roch nach Ziegenbock
Am 20.05.2017 nahm ich an einer Orchideen-Exkursion in die Rheinauen teil. Die Veranstaltung wurde von der Frosch-Apotheke in Lörrach organisiert. Die Führung übernahm Gudrun Schulze. Über diese Veranstaltung schrieb ich den Blog am 26.05.2017 „Flora der Rheinauen: Orchideen, Diptam, Witwenblume“. Höhepunkt der Exkursion war das Aufstöbern diverser Orchideen.
Wir entdeckten die Brand-Orchis (Brand-Knabenkraut, Angebranntes Knabenkraut), das Helmknabenkraut, die Hummel-Ragwurz, die Pyramiden-Orchis und die Bocks-Riemenzunge.

 


Helmknabenkraut
 

Auch die Hobbyfotografin Elisabeth Faber, die zusammen mit ihrem Mann das Buch „Orchideen in der Umgebung von Freiburg“ verfasst hat, entdeckte kürzlich einige Orchideen. Es waren das Helmknabenkraut, die Riemenzunge (Bockorchis) und das Brand-Knabenkraut. Diese beschreibe ich hier näher.

Sie riecht nach Ziegenbock
Diese Bocks-Riemenzunge ist reichblütig. Die grossen Exemplare können bis über 100 Blüten haben. Die Blüten riechen stark nach Ziegenbock. Für Menschen ist der Geruch unangenehm. Die Bestäuber, es sind überwiegend Wildbienen, finden den Geruch unwiderstehlich.
Der Geruchssinn der Bienen ist besonders ausgeprägt. Die riehcen mit den Fühlern, die aus tausend einzelnen Sinneszellen bestehen. Die Bienen können durch die Beweglichkeit der Fühler räumlich riechen. Sie erkennen sogar die Richtung, woher der Duft kommt.

Sieht verbrannt aus
Das Brand-Knabenkraut hat winzige rosa Blüten. Die Perigonblätter an der Spitze bilden einen kleinen kugeligen Helm, der aussen dunkelpurpur ist. Der Helm sieht wie verbrannt aus.

Augenweide mit Käfer
Das Helmknabenkraut ist eine Augenweide. Die Blüten sind purpurn bis rosarot und fein rot punktiert. Durch das Zusammenneigen der 3 oberen Blütenblätter entsteht eine Helmform. Elisabeth Faber gelang wieder eine schöne Aufnahme mit einer Besonderheit. Auf dem Helmknabenkraut krabbelte ein Soldatenkäfer. Es ist ein Weichkäfer, der sich von Pollen und von anderen Insekten ernährt.

Sie stehen unter Naturschutz
Sämtliche Orchideen stehen unter Naturschutz. Sie dürfen nicht ausgegraben werden. Das Verlassen von Wegen in den Naturschutzgebieten ist nicht erlaubt. Auch Naturfotografen sollten sehr sorgfältig mit der Natur umgehen.

Sämtliche Fotos: Elisabeth Faber, Freiburg.

Hinweis: Ein 2. Teil über die weltweite Rettung von Orchideen folgt.

 

Internet
www.aargauerzeitung.ch
www.ageo.ch

Literatur
Baumann, Helmut; Künkele, Siegfried: „Die Orchideen Europas“, Franckh-Kosmos Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1988.

Faber, Elisabeth und Martin: „Orchideen in der Umgebung von Freiburg“, Freiburg, 2. Auflage 2008.

Fry, Carolyn: „Die Fremde Welt der Pflanzen“, Frölich & Kaufmann Verlag, Berlin 2017.

Müller, Fabrice: „Wilden Schönheiten auf der Spur – mit Botaniker Heiner Keller unterwegs zu Orchideen im Fricktal“, Aargauer Zeitung, 20.04.2016.

 


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