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BLOG vom: 10.06.2020

Die 12 beliebtesten Heilpflanzen

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim


Heilpflanzen erfreuen sich wachsender Beliebtheit und sind aus der Heilkunde nicht mehr wegzudenken. Lassen sich doch leichte Erkrankungen und Beschwerden erfolgreich mit diesen Naturarzneien behandeln. Die Heilkräuter haben kaum Nebenwirkungen und eignen sich hervorragend auch zur Selbstmedikation. Aus der Fülle pflanzlicher einheimischer Heilpflanzen sollen hier in alphabetischer Reihenfolge die 12 beliebtesten und auch häufig angewandten präsentiert werden.

Artischocke für die Fettverdauung
Die Artischocke regt die Fettverdauung an. Wer schon einmal ein deftiges Essen konsumiert hat, der wird mit einem Völlegefühl, Magendrücken und mit Blähungen zu tun haben. Viele konsumieren dann die Artischocke in Form eines naturreinen Heilpflanzensaftes oder Kräuterbitters als natürliche Verdauungshilfe. Der Heilpflanzensaft ist auch Bestandteil der Schoenenberger Schlankheits-Kur (zusammen mit Heilpflanzensaft Brennnessel und Pflanzensaft Kartoffel).

 


Baldrian
 

Baldrian beruhigt
Baldrian ist ein gutes Beruhigungsmittel. Entsprechende Präparate kommen bei Nervosität, krampfartigen Menstruationsbeschwerden, Angst- und Erregungszuständen, Einschlafstörungen und nervös bedingten krampfartigen Schmerzen im Magen-Darm-Bereich zum Einsatz.

Zur Beachtung: Der Baldrian muss richtig dosiert werden. Bei zu geringer Aufnahme zeigt er kaum Wirkung, bei zu hohen Mengen den gegenteiligen Effekt. Man kann sich an Baldrian auch gewöhnen, deshalb sollte eine Kur höchstens drei Wochen dauern.

Brennnessel zur Entschlackung
Früher als Unkraut gescholten, ist sie heute eine wichtige einheimische Heilpflanze. Nahezu alle Teile der Pflanze liefern Hausmittel und Medikamente.

Äußerliche Anwendung: Der Tee aus den Blättern und der Wurzel hilft bei Kopfschuppen und fettes Haar. Kühle Umschläge und Waschungen eigenen sich bei Juckreiz und warme Auflagen bei Gelenkbeschwerden.

Innerliche Anwendung: Der Press-Saft aus frischem Brennnesselkraut dient zur Anregung der Nierentätigkeit und Förderung der Harnausscheidung. Es ist ein unterstützendes Mittel bei rheumatischen Beschwerden. Es fördert die Ausscheidung bei Schlankheitskuren nach Ernährungsfehlern. Der Brennnesselwurzel-Extrakt ist hilfreich bei Prostataerkrankungen.

Johanniskraut stärkt Nerven
Das Johanniskraut ist eine der häufigsten und schönsten Heilpflanzen unserer heimischen Flora.
Äußerliche Anwendung: Das Johanniskrautöl wird verwendet bei Wunden, Quetschungen, Geschwüre, rheumatische Beschwerden und Neuralgien.

Innerliche Anwendung: Press-Saft, Tee, Tropfen: Natürliches Nervenaufbaumittel bei nervösen Erschöpfungszuständen, bei Nervosität und nicht organisch bedingten Nervenschmerzen. Auch bei depressiven Störungen kommt Johanniskraut zur Anwendung. Es wird jedoch eine höhere Dosierung empfohlen. Fertigarzneimittel eignen sich auch für die Umstellung von synthetischen Antidepressiva auf Johanniskrautpräparate.

Vorteil: Johanniskrautauszüge machen nicht abhängig und nicht süchtig.

Kamille gut für den Magen
Die Kamille ist eine der beliebtesten und meist gebrauchten Heilpflanzen.

Äußerliche Anwendung: Dampfinhalation: Schnupfen, Bronchitis, Entzündungen der Nasennebenhöhlen, Rachen- und Kehlkopfkatarrh. Gurgel- und Mundspülung: Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Geschwüre der Mundschleimhaut, Zahnfleischentzündungen, Mandelentzündungen.
Salben, Cremes: schlecht heilende Wunden, „aufgesprungene Hände“, Furunkeln, Rhagaden, Frostbeulen, Verbrennungen, Druckgeschwüre, Ekzeme, Analfissuren und bei Wundsein des Säuglings.

Innerliche Anwendung: Tinktur oder Tee bei Magenkrämpfen, Magenschleimhautentzündung, Darmentzündungen, Blähungen, Völlegefühl, zur Unterstützung bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren (hier auch als Rollkur!).

Lindenblüten bei Husten
Innerliche Anwendung (Tee): Husten, auch bei trockenen Reizhusten, Katarrhe der Atemwege, fieberhafte Erkältungskrankheiten, bei denen Schwitzen angebracht ist. Hilfreich auch bei Krampfzuständen des Magens und Darms, Nervosität und Schlafstörungen bei Kindern.

Erkältungstees: Kombination z.B. aus Holunderblüten, Lindenblüten und Thymian.

Lindenholzkohle: Blähungen, Darmkatarrhe infolge Vergiftung oder Infektionen.

 


Löwenzahn
 

Löwenzahn stärkt die Leberfunktion
Der Löwenzahn wird heute vielfach verwendet. Er ist ein guter Förderer der Harnausscheidung. Aus diesem Grund wird er vielerorts als „Bettseicher“ bezeichnet.

Innerliche Anwendung: Tee, Tinktur, Heilpflanzensaft: Appetitmangel, Störungen im Bereich des Galleabflusses, Völlegefühl, Blähungen, zur Anregung der Harnausscheidung. Der Löwenzahn ist Bestandteil von „Frühjahrskuren“ und „Blutreinigungskuren“. Die 4 – 6 Wochen dauernden Kuren sind besonders geeignet bei Hautleiden und rheumatischen Erkrankungen.

Melisse bei Blähungen
Das ätherische Öl der Zitronenmelisse wirkt krampflösend, beruhigend, die Gerbstoffe (z.B. Rosmarinsäure) wirken antimikrobiell und antiviral, die Flavonoide beeinflussen den Serotoninspiegel günstig. Das Terpen Ursolsäure hat einen antientzündlichen, antioxidativen und krebshemmenden Effekt.

Äußerliche Anwendung: Vollbad: Nervosität, Unruhe. Melissengeist: Nervenschmerzen, Muskelkater, Hexenschuss. Melissenöl: Verletzungen, Insektenstiche, Rheuma.

Innerliche Anwendung: Tee, Heilpflanzensaft, Tropfen: nervös bedingte Einschlafstörungen, nervöse Magen-Darm-Beschwerden, nervöse Herzbeschwerden, Lampenfieber, Migräne.
Hausmittel bei Blähungen: Tee aus Melisse, Fenchel, Kümmel.

Pfefferminze bei Kopfschmerzen
Die Pfefferminze ist eine sehr alte Heilpflanze, sie wurde schon im Altertum kultiviert.

Äußerliche Anwendung: Pfefferminzöl oder ein Destillat aus reinen ätherischen Ölen (Olbas): Gelenkschmerzen, Neuralgie, Verstauchungen, Wadenkrampf, rheumatische Schmerzen (dreimal täglich 5 −15 Tropfen einreiben). Bei Umschlägen einige Tropfen dem Umschlagswasser zusetzen.
Kopfschmerzen: Mehrmals täglich 1 − 2 Tropfen auf Schläfen oder Nacken auftragen und leicht einmassieren.

Innerliche Anwendung: Erkältung, Husten, Heiserkeit, Schnupfen, Katarrh, Magenschmerzen nervöser Art, Darmkatarrh. Dosierung von Pfefferminzöl bzw. Olbas: 3mal täglich 3 – 4 Tropfen auf Zucker oder in lauwarmes Wasser einnehmen. Bei Inhalationen 2 – 4 Tropfen dem heißen Wasser zufügen.
Beliebt ist auch der Tee. Er wird wegen seines erfrischenden Geschmacks geschätzt.

 


Ringelblume
 

Ringelblume heilt Wunden
Mit ihren leuchtend gelben bis gelborangen Blütenköpfchen ist sie die Zierde fast jeden Hausgartens. Die Inhaltsstoffe der Ringelblume wirken wundheilungsfördernd, entzündungshemmend und bakterizid.

Äußerliche Anwendung:  Aufgüsse, Tinkturen und Salben sind universelle Mittel bei allen offenen, auch schlecht heilenden Wunden, bei Entzündungen des Nagels, der Haut und der Schleimhaut (Mund- und Rachenbereich), bei Muskelverletzungen, Furunkeln, Blutergüssen, Krampfadern, Insektenstiche, Akne und Fußpflege.

Innerliche Anwendung: Anwendungen (Tee, Tinktur) lindern Entzündungen der Magenschleimhaut, der Gallenblase und des Gallengangsystems, Verkrampfungen des Verdauungstraktes.

Spitzwegerich bei Entzündungen
Die Inhaltsstoffe wirken entzündungshemmend, reizlindernd und bakterienabtötend.

Äußerliche Anwendung: Wer bei Exkursionen in freier Natur von einer Biene oder Wespe gestochen wird, greift zu einem vorzüglichen Mittel aus der Natur, dem Spitzwegerich. Die zerriebenen frischen Blätter werden auf die Einstichstelle aufgelegt. Der Juckreiz und die Schmerzen lassen nach. Man kann aber auch Blätter der Wilden Malve, der Ringelblume, Lavendelblüten oder Lavendelblätter oder Zitronenmelisse verwenden.
Tee, Tinktur, Heilpflanzensaft sind auch als Gurgel- und Spülmittel bei Entzündungen des Mund- und Rachenraums angebracht.

Innerliche Anwendung: Tee, Tinktur, Heilpflanzensaft: Husten, Heiserkeit, Keuchhusten, Verschleimung, Asthma.
Spitzwegerichsirup: Besserung der Beschwerden bei Erkältungskrankheiten der Atemwege.

Weissdorn gut fürs Herz
Der Weissdorn wurde vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde in Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres 2019 gekürt. Der Weissdorn hat diese Auszeichnung verdient, zumal er seit langer Zeit bei Herz- und Kreislaufschwäche eingesetzt wird. Zahlreiche Studien bestätigen die gute Wirkung auf das Herz.

Innerliche Anwendung: Tee, Tinktur, Sirup und Heilpflanzensaft: beginnende Herzschwäche, Altersherz, Druck- und Beklemmungsgefühl in der Herzgegend, leichte Herzrhythmusstörungen, Kreislaufstörungen, Schwindel. Der Heilpflanzensaft wird auch empfohlen bei Hitze und Erschöpfung. Eine ideale Kombination bei leicht erhöhtem aber nicht krankhaftem Blutdruck sind die naturreinen Heilpflanzensäfte Mistel und Weissdorn.

Hinweis: In einem weiteren Blog werden demnächst die 12 gesündesten Lebensmittel vorgestellt.

Internet
www.schoenenberger.com
www.gu-balance.de
www.kneippverlag.de

Literatur
Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“ (80 bewährte Heilpflanzen, Hausmittel, Wohlfühlbäder und Rezepte), Ipa-Verlag, Mühlacker/Mühlhausen, 2. Auflage 2013.
Scholz, Heinz: „Top Ten der Heilpflanzen“, „Reform Rundschau“, 10/2012.
Scholz, Heinz: „Weissdorn ist ein Herzfreund“, „Kneipp-Journal 04/2019.

 


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