Kann man sich vor dem Coronavirus schützen?
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim
80 % der COVID-19-Erkankungen mit dem SARS-CoV-2-Virus, treten bei älteren Menschen (70 Jahre) mit Grunderkrankungen auf, wie Krebs, Diabetes mellitus, Demenz und Herzerkrankungen.(*) Wie Dr. med. Hans-Peter Friedrichsen und Uwe Gröber in „om“- Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin (Heft 4, Dezember 2020) berichten, gibt es Hinweise darüber, wie Mikronährstoffe das Immunsystem gegen virale Atemwegserkrankungen unterstützen und auch die Begleitkomplikationen reduzieren können.
Die Autoren beklagen, dass von seitens des Gesundheitsministeriums, der Medien und Laienpresse kaum etwas über Mikronährstoffe bei Corona-Erkrankungen berichtet wird. Man hört dagegen viel über Hygiene, Tests, Impfung und Medikamente. Eine Stärkung des Immunsystems scheint auch bei den Virologen nicht präsent zu sein.
Wichtig: Die Tipps und natürliche Heilmittel ersetzen nicht eine ärztliche Behandlung. Die Vorschläge können Sie mit ihrem Hausarzt absprechen.
Dr. Petra Sommer, Autorin des Buches „Immunfit forever“, schrieb mir ihre Ansicht zu diesem Thema:
„Es ist absolut richtig, dass diese Stoffe unser Immunsystem stärken und verbessern. Und ein gutes Immunsystem ist essentiell wichtig. Allerdings haben wir bei dem Coronavirus eine ganz besondere Situation, denn das beste Immunsystem nutzt nichts, wenn unser Immunsystem den Feind nicht kennt. So sehe ich leider auch Menschen mit sehr gutem Immunsystem schwer an Corona erkrankt.“
Was bedeutet die AHA-Regel?
Wichtig ist natürlich die Einhaltung der „AHA-Regel“, um das Risiko einer Ansteckung zu mindern. A wie Abstand halten, H wie Hygiene (Hände desinfizieren und waschen), A wie Alltagsmasken Mund-Nase tragen. Die Regel wird noch durch L ergänzt (Lüften).
Mild und mittelschwerer Verlauf
In 80 % der Infektionen mit dem SARS-CoV-2-Virus verläuft der Krankheitsverlauf mild bis mittelschwer. Warum das so ist, wird derzeit erforscht. Nach meiner Meinung spielt hier das Immunsystem eine wichtige Rolle. Dieses kann entweder gestärkt oder geschwächt werden.
In dem Bericht „Das Immunsystem im Kampf gegen Corona“ („Wissen & Umwelt“, DW/05.04.2020) geben einige Fachleute eine Erklärung ab, warum Menschen unterschiedlich stark auf das Virus reagieren.
Stefan Meuer sieht in der unterschiedlichen Ausstattung und Aktivität unseres Immunsystems ein grundliegendes Überlebensprinzip der Natur. Achim Hörauf vermutet immunologische Varianten, die genetisch festgelegt sein können. Da man beim Coronavirus eine Lungenentzündung beobachtet, könnte eine Überreaktion des Immunsystems im Vordergrund festgelegt sein. „Auch könnte jeder Betroffene mit einer unterschiedlichen Dosis Virus beladen worden sein, was wiederum unterschiedliche Verläufe zu Folge hat. Und schließlich mache es einen Unterschied, wie robust Körper und Lunge sind. Leistungssportler haben schlicht mehr Lungenvolumen als langjährige Raucher.“
Die neuesten Erkenntnisse sind in der eingangs erwähnten Zeitschrift aufgeführt. Von großer Bedeutung sind die Vitamine D, A und C und die Mikronährstoffe (Spurenelemente) Selen und Zink.
Vitamin D
Ein Mangel an Vitamin D wird besonders bei Älteren beobachtet. So sind beispielsweise in geriatrischen Kliniken Ältere bis zu 80 % unterversorgt. Auch die Betagten ausserhalb der Kliniken sind oft mit Makronährstoffen (Fett, Proteine, Kohlenhydrate) und Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente) unterversorgt.
Gerade im Winter sollen sich die Menschen besonders oft im Freien aufhalten. Unter Sonnenlicht oder UV-Bestrahlung bildet sich das Vitamin D2 aus einer Vorstufe, die sich in der Haut befindet. Im Alter ist jedoch die Produktion von Vitamin D2 in der Haut vermindert. Im Herbst und im Winter erhöht sich die Anfälligkeit für virale Atemwegserkrankungen
Vitamin D in seiner hormonwirksamen Form 1,25(OH)2 D wirkt immunstärkend, antioxidativ und entzündungshemmend. Damit sich die wirksame Form in der wünschenswerten Menge bildet sind täglich 30-60 ng/ml Vitamin D notwendig (entspricht 50 i.E. Vitamin D pro kg Körpergewicht. Ein 70 kg schwerer Mensch müsste täglich 3500 i.E. aufnehmen).
Vitamin D bei COVID-19: Personen mit einem Vitamin-D-Mangel haben eine um 54 % höhere Infektionsrate als optimal versorgte. In einer indonesischen Studie (780 ältere Personen) wurde die Todesrate auf 0 % gesenkt. In einer weiteren Studie aus dem Iran wurde dies ebenfalls ermittelt. Auch wurde der Verlauf und die Schwere einer COVID-19-Infektion abgemildert. Derzeit laufen über 40 Studien bei COVID-19-Patienten unter Gabe von Vitamin D. In Corona-Zeiten sollte man den 1,25(OH)2 D-Spiegel vom Arzt kontrollieren lassen. Vorbeugend sollte man unbedingt ein Vitamin-D-Präparat aufnehmen.
Uwe Gröber (Apotheker und Leiter der Akademie für Mikronährstoffe in Essen) erklärt dies so: „Die Ergebnisse zahlreicher Studien bekräftigen seit Jahren die Notwendigkeit dringend das Thema Vitamin D in der Schulmedizin zum Wohle der Volksgesundheit und v. a. der häufig von COVID-19 betroffenen älteren Menschen ernst zu nehmen. Der kopflose Aktionismus, der derzeit unser Land reagiert, ignoriert seit Jahren erfolgreich die gesamte internationale Vitamin-D-Forschung.“
Persönlich nehmen wir 1-2 Tabletten mit 1000 I.E. Vitamin D täglich ein. Gefahrlos können Erwachsene 2000 bis 4000 I.E. täglich zugeführt werden.
Hinweise: Vitamin D2 = Ergocalciferol (kommt in Pflanzen und Pilzen vor).
Vitamin D3 = Cholecalciferol (Vorkommen in Fisch, Eigelb).
Im Handel sind Arzneien mit Vitamin D3 üblich (D3 wir besser in die aktive Form umgewandelt, es ist auch stabiler als D2).
Infos über das Vitamin D gibt auch vom Robert-Koch-Institut in Berlin:
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/Vitamin_D_FAQ-Liste.html
Vitamin A (Retinol)
Das Vitamin A hält Haut und Schleimhäute funktionstüchtig. Ist dies nicht der Fall, können Viren und Bakterien die Schleimhautbarriere überwinden und in den Körper eindringen. Unter einem Mangel an Vitamin A kommt es eindeutig zu einer Schwächung der Infektabwehr. Untersuchungen in Indonesien ergaben, dass Kinder mit leichtem Vitamin-A-Mangel ein bis dreifach erhöhtes Risiko für Infekte der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes hatten. Ärzte der Kinderklinik Cape Town in Südafrika beobachteten eine Abmilderung des Krankheitsverlaufs nach einer Maserinfektion durch Gabe von Vitamin A.
50 bis 75 % der Europäer erreichen die tägliche Empfehlung von 1 mg Retinol (bzw. 36 mg Beta-Karotin) nicht. Risikogruppen sind Senioren, Kleinkinder, Schwangere und Stillende.
Anti-SARS-CoV-2 Eigenschaften: Verbesserung und Regulierung des Immunsystems, Erhöhung der Lymphozytenzahl, Erhöhung der antioxidativen Abwehr, entzündungshemmende Wirkung
Vitamin C
Das Vitamin C ist eines der wichtigsten antioxidativen Schutzvitamine. Es ist bedeutungsvoll für die angeborene und erworbene Immunität. Das Vitamin C unterstützt die Antikörper- und Interferonproduktion. Bei einem Mangel erhöht sich das Risiko und die Schwere von viralen Atemwegsinfektionen. Bei COVID-19-Patienten wurde nach einer Gabe von Vitamin-C-Infusionen die Beatmungsdauer verkürzt und die Begleiterkrankungen reduziert.
Empfehlung: 3 x täglich mindestens 250 mg. Im Erkrankungsfall kann die Dosis bedenkenlos erhöht werden.
Selen
Dr. Margret Rayman vom Zentrum für Ernährung und Lebensmittelsicherheit der Universität Surrey, England, weist in der renommierten Fachzeitschrift „Lancet“ auf Studien hin, die die Wirkung von Selen bei verschiedenen Krankheiten belegen. Selen schützt vor freie Radikale, entgiftet krebsauslösende Stoffe wie Schwermetalle, aktiviert das Schilddrüsenhormon, erhöht die Spermienbeweglichkeit und stimuliert das Immunsystem.
Selenmangel schwächt das Immunsystem und fördert die Mutation des Virus. Aber nicht nur das. Das Virus kann sich bei einem Mangel im Körper schneller vermehren und ausbreiten.
Empfohlene tägliche Zufuhr: 100 bis 200 Mikrogramm Selen als Natriumselenit pro Tag.
Zink
Zink aktiviert viele für den Menschen wichtige Enzyme, erhöht die Insulinwirkung, beeinflusst Sexualhormone, spielt beim Dämmerungssehen und bei der Wundheilung eine Rolle. Zink unterstützt das Immunsystem.
Anti-SARS-CoV-Eigenschaften: Verbesserung der angeborenen und erworbenen Immunität, besitzt eine entzündungshemmende Wirkung. Zink erhöht die Lymphozytenzahl, erhöht die antioxidative Abwehr, reduziert die Beatmungsdauer und die Aufenthaltszeit in der Klinik.
Vorbeugung einer Virusinfektion der Atemwege (Jugendliche, Erwachsene): 15 bis 20 mg pro Tag.
Beifuss gegen SARS-CoV-2
Virologen und Virologinnen der Freien Universität Berlin konnten in Laborstudien zeigen, dass Extrakte von speziell gezüchteten Beifusspflanzen ( Artemisia annua) gegen das Coronavirus wirksam sind. An der University of Kentucky, USA, begannen inzwischen klinische Studien am Menschen.
Anhang 1: Was stärkt und schwächt das Immunsystem?
Schwächung des Immunsystems
- Schwangerschaft
- Sehr starke körperliche Belastung
- Mangelnde Hygiene
- Dauerstress (Disstress), Burnout (ausgebrannt, völlig überfordert, Durchblick verloren)
- Mobbing
- Negative Einstellung (Angst, Verzweiflung, Mutlosigkeit)
- Bestimmte Nahrungsmittelzusätze
- Schimmelpilzgifte
- Schwermetalle, Chemikalien
- Mangel an Vitamine D, A, C, Zink, Selen.
- Erhöhter Alkoholgenuss
- Rauchen
- Bestimmte Medikamente (Zytostatika, Cortison, Antibiotika)
- Schwerelosigkeit (bei Astronauten gerät das IS ausser Kontrolle)
- Chronische Infekte im Zahnbereich belasten das IS
Stärkung des Immunsystems
- Gesunde Ernährung
- Moderate sportliche Betätigung
- Abhärtung (Kneippsche Anwendungen)
- Saunieren
- Entgiftung über die Leber und Niere
- Seelische Stabilität anstreben
- Immunsystem durch positive Gedanken stärken
- Fröhliches Gemüt, Optimismus und Selbstvertrauen
- Dauerstress vermeiden
- Gesunder Schlaf
- Chemikalien meiden oder minimieren
- Darmfunktion optimieren
- Immunstärkende Heilpflanzen (Echinacea, Rosenwurz, Kapuzinerkresse, Zistrose, Ingwer, Kurkuma)
Anhang 2: Nährstoffe in Nahrungsmitteln
Vitamin D: Lebertran, Fische.
Vitamin A: Lebertran, Leber, Eigelb, Fische, Käse. Beta Karotin: Petersilie, Karotten, Grünkohl, Spinat, Aprikosen, Feldsalat, Kresse, Brokkoli.
Vitamin C: Acerola, Hagebutte, Sanddornbeeren, schwarze Johannisbeeren, Kiwi, Zitrusfrüchte, Petersilie, Paprika, Brokkoli, Grünkohl, Rot- und Weisskohl.
Selen: Sonnenblumenkerne, Sojabohnen, Hülsenfrüchte, Nüsse (Paranüsse, Erdnüsse), Leinsamen, Linsen, selenreiches Brot, Fische, Leber.
Zink: Hefe, Getreide, Haferflocken, Nüsse, Hülsenfrüchte, Sojabohnen, Austern, Innereien, Fleisch, Käse.
Literatur
Gilmore, K; Osterrieder, K.; Seeberger. PH: „Artemisia annua, Plant Extracts are Active Against SARS-CoV-2 in Vitro“, in: submitted for publication. Infoblatt der Freien Universität Berlin, Presse und Kommunikation: „Extrakte des Beifuss sind gegen SARS-CoV-2 aktiv“ (2020).
Gröber, Uwe: „COVID-19-Update für Senioren: Die Anti-SARS-CoV-2-Eigenschaften ausgewählter Mikronährstoffe“, om- Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin, Nr. 4/Dezember 2020, Thieme-Verlag.
Hanke, Gunther u.a.: „22 Überlebenstipp in Corona-Zeiten“, Verlag Leben, Heilen, Vorbeugen, Zislow 2020.
Scholz, Heinz: „Fitnessprogramm für ein starkes Immunsystem“, „Podologie Schweiz“, 1/2010.
Scholz, Heinz: „Immunsystem – ein Team für Spezialisten“, „Podologie Schweiz 10/2009.
Sommer, Petra; Uhlenbruck, Gerhard: „Immunfit forever“ (Gesund und fit bis 100), Raabdruck Lindemann, Bad Kreuznach 2003. ISBN: 3-00-012795-X.
*) Frau Dr. Petra Sommer, die auch Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes ist, teilte mir am 07.01.2021 dies mit:
„Den Einleitungssatz finde ich missverständlich, denn er könnte suggerieren, dass 80 % der am Coronavirus erkrankten über 70 wären oder schwere Vorerkrankungen hätten. Das stimmt so absolut nicht!!. Da ich als Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes tagtäglich mit den Coronainfizierten Kontakt habe, kann ich Ihnen nur mitteilen, dass Menschen aller Altersgruppen an dem Coronavirus erkranken. Lediglich der Schweregrad ist unterschiedlich. Und da ist Ihre Aussage richtig, Bezüglich des Coronavirus kann und darf uns nichts in falscher Sicherheit wiegen.
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