Gänseblümchen: Tausendschön und Margrittli
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim
„Was Sie wollen einen Blog über eine Allerweltsblume schreiben? Da gibt es bestimmt nicht viel zu berichten“, sagte kürzlich ein Bekannter zu mir. Er hat sich gewaltig getäuscht. Das schöne Blümchen (Bellis perennis) ist sogar eine alte Heilpflanze und wird heute besonders gerne in der Küche verwendet.
Die Blüte des Gänseblümchens sieht aus wie eine einzige Blüte. Das sieht der Laie so. Es handelt sich jedoch um eine Scheinblüte. Das Blütenkörbchen richtet sich immer nach der Sonne. Am Abend oder wenn schlechtes Wetter kommt, dann schliesst es sich. Die Blütenkörbchen werden von Bienen, Hummeln Schwebfliegen und Fliegen besucht.
Tausendschön und andere Namen
Wer kennt noch andere Namen des Gänseblümchens? Keiner konnte die Antwort bei einer Kräuterführung in Schopfheim-Gersbach geben. Frank Hiepe, der die Führung am 03.08.2011 durchführte, gab einige der unzähligen Namen bekannt. Die im Volk geborenen Namen hatten immer einen Bezug zum Aussehen, zur Heilkraft oder zu besonderen Eigenschaften. So nannte man beispielsweise das Gänseblümchen Tausendschön, Augenblümchen, Himmelsblume, Maiblume, Monatsröserl, Massliebchen, Mondscheinblume, Regenblume. In der Schweiz wird das Gänseblümchen auch Margrittli (kleine Margerite) genannt.
Anwendung in der Heilkunde
Die Röhrenblüten enthalten das Saponin Bayogenin, ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe und Schleim. Auch wurde das Apigenin-7-Glucosid Caosmosiin nachgewiesen. Die Stoffe im Gänseblümchen entfalten nach neueren Studien antimikrobielle und antihyperlipidämische Wirkungen.
Frank Hiepe brachte anlässlich der erwähnten Kräuterführung auch Infos zur Heilwirkung. Die Schulmedizin verwendet das Gänseblümchen nicht. In der Volksmedizin wird die Pflanze zur Appetitsteigerung, als Magen-, Galle- und Lebermittel und als Blutreinigungsmittel verwendet. Auch bei Husten und Hautleiden kommen Zubereitungen der Blüten und Blätter zur Anwendung.
Cocktail gegen die Frühjahrsmüdigkeit
Frank Hiepe gab auch einen Cocktail gegen Frühjahrsmüdigkeit bekannt. Es werden dazu klein gehackte, frische Brennnesselblätter, Gänseblümchen, Girsch und Spitzwegerich in einem Mixer mit Milch, Orangensaft und einer Banane zu einem wohlschmeckenden Cocktail verarbeitet.
Gänseblümchensuppe
Es gibt eine noch ganz andere Verwendung: So manches besondere Süppchen lässt sich aus dieser Pflanze zaubern. In unserem Heilpflanzenbuch „Arnika und Frauenwohl“ ist das Rezept der „Bürchauer Gänseblümchensuppe“ aufgeführt. Hier das Rezept von Bernd Roser, der leider zu früh verstorbene Wirt der „Sonnhalde“ in Bürchau:
Zutaten für 4 Personen: 1 Schalotte, 60 g Butter, 1 Esslöffel Mehl, 0,3 l Gemüsebrühe (am besten vom Spargel), ¼ Liter Sahne (Rahm), 10 Esslöffel Gänseblümchen, 1 Esslöffel Creme fraiche.
Zubereitung: 20 Gramm Butter erhitzen, das Mehl darin anschwitzen und mit der gewürzten Brühe angiessen. Das Ganze 10 Minuten durchkochen und Sahne dazugeben.
Die frisch gepflückten Gänseblümchen (ohne Stiele) mit der fein gewürfelten Schalotte in Butter anschwenken und im Mixer pürieren. Das ausgekochte Süppchen dazugeben und alles zusammen mit Creme fraiche und 40 Gramm kalten Butterwürfeln sämig aufmixen. Das Ganze in einen Topf mit etwas geschlagener Sahne kurz aufwallen lassen und in Teller anrichten.
Mit Gänseblümchen sowie frischen Kräutern garnieren und sofort servieren. Als Einlage passt frischer Spargel oder angebratene Champignons.
Da kann man nur guten Appetit wünschen!
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