Zum Tode der Autorin Ruth Schweikert (1965 – 2023)
Zum Tode der Autorin Ruth Schweikert (1965 – 2023)
Von Pirmin Meier
Während ein anderer Autor ihres einstigen Verlags, von der „Chemo“ sich erholend, Thomas Hürlimann, hoffentlich für Lesungen bald wieder fit ist, überraschte die fatale Nachricht vom Hinschied einer langjährigen Autorenkollegin – bei Ammann - ,der „Sätze wie Stromschläge“ nachgesagt wurden. Wie kaum eine andere Schweizer Autorin erlangte Ruth Schweikert den Rang einer präzis und unsentimental formulierenden poetischen Repräsentantin ihrer allmählich postfeministisch orientierten Generation. So mit ihren frühen Miniaturen „Erdnüsse – totschlagen“, woraus sie 1992 ihre erste Lesung bestritt, vor 20 Personen, darunter Helen Meier, gest. 2021. „Ohne sie hätte ich es als Autorin schwerer gehabt – sie kam zu mir, ich müsse unbedingt weiterschreiben – schrieb dann gleich den Klappentext zu meinem Buch.“ So wurde Ruth Schweikert neben Meier und Erika Burkart eine der drei bei weitem markantesten Schweizer Autorinnen des Ammann-Verlages, notabene mit Aargauer Bezügen, jedoch aus Lörrach gebürtig. Aus meiner Sicht ihr bedeutendster Roman, wiewohl teilweise „verrissen“, bleibt „Ohio“: eine hochkünstlerische Familien-Aufstellung mit Facetten, die wie wenige Bücher der neueren Schweizer Literatur als historisch zeitkritisch ausholende Chronik von Herkunft und Gegenwart zu deuten sind. Das Zeitgemälde einer Autorin, die selber fünffache Mutter wurde und auf ihre Weise von Vitalität nur so strotzte. Dem Lebensgenuss war sie ebenso zugetan wie einer radikalen Sensibilität, die sich auch politisch artikulierte. Jedoch fern von sektiererischer Gehässigkeit, wenn man etwas nicht gleich sah und empfand wie sie. Ihre herbe Stimme ist nach menschlichem Ermessen zu früh verstummt.
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