Textatelier
BLOG vom: 15.05.2010

Ins tote Auge schneiden, um das Leben kennen zu lernen ...

Autorin: Lislott Pfaff, Schriftstellerin, Liestal BL CH
 
„Ich will das Leben verstehen.“ So lautete der Titel in der „Mittelland-Zeitung“ vom 06.05.2010, der über dem Porträt einer Gymnasiastin aus dem Baselbiet prangte, welche die Schweiz an der internationalen Biologie-Olympiade in Südkorea vertreten wird. Sie hat die Ausscheidung an der nationalen Biologie-Olympiade gewonnen und wird Mitte Juli 2010 am weltweiten Wettbewerb in dieser Disziplin teilnehmen.
 
Der Text des erwähnten Artikels nimmt weniger Raum ein als das grosse Farbfoto der vor einem Seziergerät sitzenden, strahlenden Gewinnerin. Trotzdem sind mir die ersten Sätze des Textes aufgefallen: „Das Auge sieht Cora Olpe direkt an. Liebenswürdig, lebendig. Doch die 18-jährige Jung-Biologin weiss: Sie muss da jetzt hineinschneiden, wenn sie gewinnen will. Denn sie steht im Finale der Schweizer Biologie-Olympiade – und Sezierübungen gehören nun einmal zum Alltag einer Biologin.“ Nach Rücksprache bei der Autorin des Artikels bestätigte mir diese, dass es sich um das „richtige Auge eines verstorbenen Lebewesens“ gehandelt habe, „wie bei Sezierübungen üblich ...“.
 
Die erfolgreiche Gymnasiastin will also „das Leben verstehen“ mit Hilfe eines getöteten Tieres. Die Biologie ist doch die Lehre vom Leben und nicht vom Zerstören von Leben – dachte ich zumindest bis jetzt.
 
Ich konnte nicht anders und habe der Journalistin mitgeteilt, das „Auge eines verstorbenes Lebewesen“ sei eine beschönigende Umschreibung für das anstössige Übungsobjekt, da es sich bestimmt um das Auge eines Tieres (wahrscheinlich das eines Rindes) handelte, dessen Leben auf brutale Weise im Schlachthof geendet hatte. Überdies sei es heute zum Glück nicht mehr üblich, dass Studierende beim Sezieren ganze Tiere oder Teile davon verwenden müssen. In zahlreichen Universitäten wird nämlich für solche Sezierübungen die Computertechnologie eingesetzt, das heisst, das virtuelle Training am Bildschirm. Diese hochmoderne Technologie dient auch angehenden Chirurgen zur Einübung von Eingriffen am menschlichen Körper. Es ist also eine Idiotie, wenn in diesem Fach immer noch solche sinnlose Experimente an „richtigen“ Augen und anderen tierischen Körperteilen verlangt werden.
 
Bleibt zu hoffen, dass die angehende Biologin bald erfahren wird, dass es nicht nötig ist, in Augen hineinzuschneiden, die sie „liebenswürdig, lebendig“ ansehen, sondern dass es andere Möglichkeiten gibt, um das Leben zu verstehen und weitere Erfolge in ihrem Beruf zu erzielen.
 
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